Die Deutschen setzten auf Erwerbsarbeit, auf Sparbücher und die gesetzliche Rente. Angesichts von Negativzinsen ist das Sparbuch offensichtlich eine ganz miese Idee und die Rentenansprüche werden immer mickriger, aber es spricht nichts dagegen, für Geld zu arbeiten. Es kommt eben darauf an, was man dann mit diesem Geld anstellt. Und das macht einen großen Unterschied.
Einfach gedacht bekommen Arbeiter und Angestellte für ihre Erwerbstätigkeit einen Lohn/Gehalt, aber das ist weniger, als sie erarbeitet haben. Denn ein Teil des von ihnen erwirtschafteten Ertrags fließt an das Unternehmen, das sie beschäftigt. Für die meisten Deutschen ist hier schon das Ende des Geldes erreicht. Leider. Doch andere sind etwas cleverer...
»Es gibt tausend Möglichkeiten, Geld loszuwerden, aber nur zwei, es zu erwerben: entweder wir arbeiten für Geld oder das Geld arbeitet für uns.«(Bernard Baruch)
Wenn wir verstanden haben, dass nicht alles erarbeitete Geld an uns fließt, sondern ein Teil einbehalten wird, können wir ja auch darüber nachdenken, wie wir an diesen zweiten Teil kommen. Lenins Antwort war Revolution, aber wie grandios das gescheitert ist, kann jeder in den Geschichtsbüchern nachlesen. Lenins Erben heißen nämlich Putin, Lukatschenko, Maduro und sind "gewählte" Diktatoren, die das Volk nach Strich und Faden ausbluten und sich möglichst viel in die eigene Tasche stecken. Aber das ist eine andere Geschichte. Zum Glück gibt es auch einfachere und unblutigere Wege, um an mehr Geld zu kommen...
Reden wir über Aktien. Mitarbeiteraktien!
Ich denke hier an so ein Konstrukt, das nennt sich Mitarbeiteraktie. Dabei geben Aktiengesellschaften ihren Mitarbeitern die Möglichkeit, vergünstigt Aktien des eigenen Unternehmens zu kaufen. Finde ich einen sehr schlaue Idee! Erstmal kann ich etwas für vielleicht nur 70 Cents kaufen, was aktuell an der Börse für 100 Cents verkauft wird. Relativ gesehen also ein Schnäppchen. Und dann beinhaltet eine Aktie ja auch noch einen Anteil am Unternehmensgewinn. Und der speist sich... genau, aus dem Abschöpfen des Mehrertrags seiner Mitarbeiter.
Ist ein Mitarbeiter also zusätzlich noch Aktionär seines Arbeitgebers, fließt ihm auf diese Weise ein zusätzlicher Teil seines erwirtschafteten Geldes zu. Er erhält insgesamt also einen höheren Anteil von seiner erbrachten Arbeitsleistung als ein Arbeitnehmer ohne Mitarbeiteraktien.
»Wenn du keinen Weg findest, Geld zu machen während du schläfst, wirst du bis an dein Lebensende arbeiten müssen.«(Warren Buffett)
Es ist also clever, Aktien an (s)einem Unternehmen zu halten!
Spätestens hier stürmen die Mahner die Bühne und verkünden, Mitarbeiteraktien seien Teufelszeug! Sie würden ein Klumpenrisiko für den Arbeitnehmer darstellen und diesen in eine total einseitige Abhängigkeit führen. Er sei von seinem Arbeitgeber ja bereits stark abhängig, weil er hier sein Arbeitseinkommen bezieht und gefeuert werden kann oder das Unternehmen könnte einfach pleite gehen. Dann stünde er ohne Einkommen da - und wäre er bei der Pleite auch noch durch Aktien an diesem Unternehmen beteiligt, wäre er seine Ersparnisse auch gleich noch los. Autsch, das schmerzt gleich doppelt.
Und angesichts von Corona sind die Vorbehalte natürlich nicht von der Hand zu weisen: wenn das eigene Unternehmen Kurzarbeit anmelden oder Werkschließungen veranlassen musste, wenn es evtl. sogar auf Staatshilfen angewiesen ist und man sich Sorgen um seinen Job machen muss, beträfe einen dies natürlich doppelt, wenn man von "seinem" Unternehmen auch noch Aktien besäße.
Daher ist diese Kritik nicht unberechtigt, allerdings springt sie auch zu kurz. Denn es gibt eine ganz einfache Methode, dieses Risiko zu reduzieren: man setzt nicht nur auf das eigene Unternehmen und die von diesem abgeschöpften Arbeitsentgelte der Kollegen, sondern man streut sein Risiko und kauft auch jeweils ein paar Aktien anderen Unternehmen. Man sollte niemals alle Eier in einen Korb legen und daher nicht ausschließlich auf Mitarbeiteraktien setzen. Sie sollten einen Teil des Investmentsdepots bzw. der Geldanlagen ausmachen.
Und wenn man nun noch bedenkt, dass heutzutage kaum noch jemand sein ganzes leben bei ein und derselben Firma arbeitet, sondern dass der Jobwechsel alle paar Jahre zum "guten Ton" gehört und der Karriere sogar förderlich ist, relativiert sich das Risiko zusätzlich. Denn bei einem Jobwechsel "entzerrt" sich das Risiko, dass man mit seinem Arbeitsentgelt und seinen Mitarbeiteraktien von der selben Quelle abhängig ist. Während man den Job wechselt, behält man seine "alten" Mitarbeiteraktien. Im Idealfall erwirbt man bei seinem neuen Arbeitgeber wieder Mitarbeiteraktien und streut so sein Risiko; also quasi "Aktiendiversifikation durch Jobwechsel". ツ
Lass Aktien für Dich arbeiten!
Die Konsequenz aus diesen Überlegungen ist, dass man gleich auf mehrere unterschiedliche Aktien zurückgreifen könnte und so nicht nur von der eigenen Arbeitskraft den Nutzen zieht, sondern auch ein wenig von der Leistung von anderen. Was uns zu Bernard Baruch führt, der schlau anmerkte, es gäbe nur zwei Methoden Geld zu verdienen: entweder man arbeite für Geld, oder das Geld arbeite für uns. Tja, wer als Angestellter Aktien hält, hat beides.
Anders ausgedrückt: Wer Aktien kauft, ist wirklich clever. Wer nicht, der nicht so.
Mein Lese-Tipp
▶ "Bernard M. Baruch. Der Weg einer Wall Street-Legende" von James Grant
Na, das ist ja mal eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte mit Deinen Mitarbeiteraktien, meinen Glückwunsch, Marcus!
AntwortenLöschenHallo Michael,
AntwortenLöscheninteressanter Beitrag, genau mit diesem Gedanken setze ich mich gerade auseinander - Stichwort Klumpenrisiko. Glücklicherweise war ich 2001, als mein AG erstmals Mitarbeiteraktien angeboten hat, mutig genug, da direkt mit einzusteigen. Anfangs vorsichtig mit überschaubaren Beiträgen, um mich erst einmal an das "Neuland Aktien" heranzutasten - mittlerweile nutze ich den möglichen Höchstbetrag maximal aus und habe seit damals nur selten mal kleine Stückzahlen verkauft.
Da ich erst einige Jahre später angefangen habe, auch in andere Aktien + ETF's zu investieren, machen meine Mitarbeiteraktien mittlerweile gut 50% + meines Gesamtdepots aus.
Zusammen mit meinem Arbeitsverhältnis ist das wohl schon ein größeres Klumpenrisiko, allerdings haben mich bisher das Steuerthema und natürlich die im Verhältnis zu meinem Einstandskurs gewachsene Dividendenrendite von einem größeren Verkauf abgehalten.
Wäre sehr an Deiner - und natürlich der anderer Mitleser - Meinung dazu interessiert.
Übrigens noch ein dickes Lob für diesen tollen Blog. Ich bin seit ca. 1 Jahr stiller Mitleser hier, und finde Deine Arbeit hier ganz toll und sehr informativ.
Vielen Dank dafür !!
Noch einen schönen Sonntag & viele Grüße
Sylvia
Sehr spannend! Mein Arbeitgeber als deutsches Industrieunternehmen bietet ebenfalls ein solches Programm an, wo man nach drei Jahren Haltedauer pro 3 Aktien eine geschenkt bekommt. Durch die angebotenen monatlichen Käufe kann man direkt von seinem Gehalt sparen und bekommt nach 3 Jahren 33% (entspricht genau 10% jährlich ohne kursänderung und Dividende) rendite geschenkt. Allerdings finde ich den Verweis auf Diversifikation vollkommen richtig. Ich muss mich ordentlich bemühen diese Position nicht 10% übersteigen zu lassen. Glücklicherweise ist das Programm dazu auf 5% des Nettogehaltes beschränkt. Ich bin froh hier bereits nach meinem Einstieg teilgenommen zu haben. Kann nur dazu empfehlen, es kommt natürlich immer auf den Arbeitgeber an und ob man den Produkten vertraut. Vielen Dank für den guten Beitrag!
AntwortenLöschenBleibt nur noch zu fragen, wer dieser Arbeitgeber ist...
AntwortenLöschenLieber Herr Kissig,
AntwortenLöschenvielen Dank für diesen Artikel. Ich kann Ihnen nur zu 100% zustimmen! Leute, kauft Aktien! Und wenn es diese noch in Form von Mitarbeiteraktien zu günstigen Konditionen gibt, dann gibt es nur wenig Gründe, diese abzulehnen.
Leider muss ich aber auch konstruktive Kritik am Artikel üben:
1) Der Aspekt der Mitarbeitermotivation durch ebendiese Mitarbeiteraktien ist leider völlig außen vor gelassen. Ich denke dieser Punkt ist nicht zu vernachlässigen. Denn ein Mitarbeiter, der nicht nur des Gehalts wegen gute Arbeit leistet, sondern auch noch den Ansporn der Kurssteigerung hat, ist sicher noch besser.
2) Leider geben viele Aktiengesellschaften gar keine Mitarbeiteraktien aus. Der Apell dieses Artikels sollte sich also nicht nur an die Mitarbeiter, sondern auch an die Unternehmen richten. Auch dieser Punkt wird gar nicht angesprochen.
Beschließen möchte ich meinen Beitrag mit einem allgemeinen Dank für die hervorragende Arbeit, die Sie, Herr Kissig, mit diesem Blog leisten! Hoffentlich lesen viele Menschen mit und ziehen ihre Schlüsse.
Viele Grüße
RR
Eine Anmerkung zur Einleitung: es mag sein, das in Russland oder Venezuela prohibitive Steuern existieren. Aber die wenigsten der Leser hier werden Einnahmen haben, die dort besteuert werden. Die weitaus meisten Leser dieses Blogs werden ihre Einnahmen in Deutschland ver- und be-steuert bekommen. Und daher sollten wir, was die Steuerlast angeht, nicht in der Ferne suchen, sondern vor der eigenen Haustüre kehren. Und da wird man sehr schnell feststellen, dass die wahren Räuber unseres Geldes auf die Namen Merkel, Altmaier, Scholz hören, und natürlich eine Reihe anderer Namen zu nennen sind, wie z.B. Nahles oder Scheurer, die auf der Ausgabenseite grandiose Fehlentscheidungen getroffen haben, die die öffentlichen Kassen belasten.
AntwortenLöschenDie der Polemik weitgehend unverdächtige WELT publizierte vor einiger Zeit diese Statistik:
https://www.welt.de/wirtschaft/article207627587/OECD-Bei-Steuern-und-Abgaben-ist-Deutschland-Spitzenreiter.html
...und das war vor den Äußerungen von Scholz & Co., man müsse die Steuern (noch weiter) erhöhen, weil... Corona.
Ansonsten: Sie haben mit Mitarbeiteraktien völlig recht. Ein wichtiges Mittel zur Vergesellschaftung von Eigentum an Produktionsmitteln, dessen fehlende Beliebtheit nur mit der irrationalen Angst der Deutschen vor Aktien zu erklären ist - und zur Bekämpfung dieser angst leisten Sie mit Ihrem Blog einen wertvollen Beitrag.