Freitag, 11. Mai 2018

Ringmetall fliegt (nicht mehr lange) unter dem Börsenradar

Die Industrieholding Ringmetall (WKN: 690100) habe ich schon einige Jahre auf meiner Empfehlungsliste; damals firmierte sie noch unter H.P.I. Holding. Und seit ich sie als "schön langweiliges Beteiligungsdornröschen" Anfang 2012 erstmals vorgestellt habe, hat sich das Unternehmen prächtig entwickelt; inkl. der Dividenden erzielte die Aktie knapp 300% Rendite. Seit einigen Monaten konsolidiert der Aktienkurs um die Marke von 4 Euro, während andere Nebenwerte weiter gestiegen sind. Doch nun mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich der Knoten bald lösen dürfte.

Ringmetall ist ein Verpackungsspezialist und weltweit führender Hersteller von Fassverschlusssystemen, wie Spannringe, Dichtungen und Deckel. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren in weitere Branchen diversifiziert und bedient heute die chemische, Lebensmittel verarbeitende und pharmazeutische Industrie. Dabei hat man den Marktanteil immer weiter ausgebaut und kommt in Europa inzwischen auf rund 80% - und man produziert momentan an der Kapazitätsgrenze. Den vielen Sonderschichten schlagen positiv auf das Ergebnis durch, ihnen stehen allerdings gestiegene Stahlpreise und negative Währungsentwicklungen (Türkei, Großbritannien, USA) gegenüber. Die soeben vorgelegten Jahresergebnisse für 2017 können sich dennoch sehen lassen und dürften die Basis für einen neuen Schub sein...

Erstmals hat Ringmetall einen Konzernabschluss nach IFRS vorgelegt. Der Konzernumsatz erhöhte sich um 8,5% auf 102,4 Mio. Euro (2016: 94,3 Mio. Euro), während das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) mit 12,0 Mio. Euro um 7,1% über dem Vorjahreswert lag (2016: 11,2 Mio. Euro). Hierin enthalten sind einmalige Kosten, die im vierten Quartal insbesondere in Zusammenhang mit der erstmaligen Aufstellung des Konzernabschlusses nach IFRS entstanden sind. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg um 7,5% auf 10,0 Mio. Euro (2016: 9,3 Mio. Euro).

Der Wechsel auf IFRS hat handfeste Gründe. Zum einen möchte Ringmetall die Kapitalmarktkommunikation professionalisieren, zum anderen strebt das Unternehmen den Wechsel in den General Standard an. Und das ist keine Kleinigkeit, denn damit würde die Aktie auch für internationale Investoren attraktiv. Zumal man beim Börsenwert die magische Schwelle von 100 Mio. Euro hinter sich gelassen hat und auch unter diesem Aspekt in den Fokus institutioneller Investoren rücken kann. Mit dem Wechsel des Börsensegments gehen auch erhöhte Publizitätspflichten einher, so dass Anleger künftig öfter von Ringmetall auf dem Laufenden gehalten werden. Und auch das Analysten-Coverage dürfte tendenziell zunehmen, was die Visibilität des Unternehmens und seines Geschäftsverlaufs zusätzlich erhöhen wird. Auch für Nebenwertespezialisten durchaus positive Aussichten.

Kapitalerhöhung(en)...
Mitte November hatte Ringmetall sich für 3,80 Euro frisches Geld besorgt und gut 9,5 Mio. Euro eingenommen. Und im Zuge des Wechsels des Börsensegments wurde nun die Möglichkeit einer weiteren kleinen Kapitalerhöhung von 5% angekündigt - dieses Mal mit Bezugsrecht für die Altaktionäre.

...für Akquisitionen
Nun sind Kapitalerhöhungen für Aktionäre in der Regel zunächst mal kein freudiges Ereignis, da ihre Anteil am Unternehmen verwässert wird - ihnen gehört dann etwas weniger. Und das frische Geld bringt ja erst einmal keine Erträge, daher wirkt sich die Kapitalerhöhung zuerst negativ beim EPS (Gewinn je Aktie aus). Allerdings wächst Ringmetall seit jeher auch über Übernahmen und hat solche auch für 2018 angekündigt.

"Akquisitionsseitig geht der Vorstand für das laufende Geschäftsjahr von mindestens einem Unternehmenszukauf aus. Grundsätzlich sieht sich das Unternehmen auch für größere Akquisitionen sowohl in finanzieller Hinsicht als auch unter Managementkapazitätsgesichtspunkten gut aufgestellt. Der mögliche anorganische Umsatzzuwachs aus den Akquisitionsaktivitäten wird daher im Bereich zwischen 5,0 und 40,0 Millionen Euro prognostiziert. Vor dem Hintergrund einer konservativen Umsatz- und Ergebnisplanung sind diesbezügliche Effekte aus Unternehmenszukäufen nicht in der Prognose zur Geschäftsentwicklung im Jahr 2018 enthalten."

Ein Umsatzzuwachs zwischen 5 Mio. und 40 Mio. Euro ist natürlich eine enorme Spanne - legt man das obere Ende zugrunde, würde es sich um einen Effekt von 40% auf den heutigen Konzernumsatz handeln. Was man von den Auswirkungen in etwa mit dem Zukauf der US-Tochter Self Industries vergleichen könnte. Die steuert mehr als ein Drittel zu den Umsätzen und einen noch höheren Anteil zu den Konzerngewinnen zu und profitiert zusätzlich von den neuen Steuererleichterungen in den USA. Wer auf den Chart der letzten Jahre blickt, kann deutlich ablesen, wie sich die Ende 2015 erfolgte Übernahme mit einigen Monaten Verspätung in der Bilanz bemerkbar gemacht hat. Und wie der Kurs in der Folge geradezu in die Höhe katapultiert wurde.

 Ringmetall (Quelle: wallstreet-online.de
Regional dürfte Ringmetall sich inzwischen eher nicht mehr in Europa umsehen, sondern eher in den USA und auch in Südamerika und Südostasien. Hier hat man noch einen vergleichsweise geringen Marktanteil und daher größere Wachstumschancen.

Ziele für 2018
Für das Geschäftsjahr 2018 geht der Vorstand der Ringmetall AG von einer Fortsetzung des Wachstumstrends aus. Auf rein organischer Basis wird ein Wachstum im Konzernumsatz auf 107,0 bis 112,0 Mio. Euro erwartet bei einem ggü. dem Vorjahr leicht steigenden EBITDA. Das klingt jetzt nicht besonders elektrisierend, jedoch sind in der Prognose bereits Sonderaufwände enthalten, die in Zusammenhang mit dem angestrebten Börsensegmentwechsel und der damit verbundenen Erstellung des Wertpapierprospekts erwartet werden.

Meine Einschätzung
Kapitalerhöhungen verwässert zunächst den Gewinnanteil der Altgesellschafter, aber sobald die anvisierten Zukäufe getätigt wurden erzielt das neue Geld auch Gewinnbeiträge. Die zu erwartenden positiven Auswirkungen der US-Steuerreform gibt es on Top und mit einer Marktkapitalisierung von inzwischen 110 Mio. Euro rückt Ringmetall so langsam auch in den Fokus institutioneller Investoren. Insbesondere durch das Börsenupgrade aus dem Qualitätssegment Scale der Frankfurter Börse in den General Standard.

Der Kurs hat die letzten Monate konsolidiert und sieht nicht nach einem unmittelbaren Ausbruch aus. Das hat er in der Vergangenheit nie getan und gerade bei Nebenwerten kann man den Einstiegszeitpunkt nicht wirklich gut timen. Denn die Kurse reagieren nicht immer nachvollziehbar. Vor allem bei Ereignissen mit erheblichen Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung stehen schnell starke Kurssprünge an und das in kurzer Zeit. Wer hier nicht investiert ist, verpasst den größten Teil der positiven Performance. Auch bei Ringmetall war es so, wie der Blick auf den Kursverlauf der letzten fünf Jahre zeigt. Lange Phasen des Vorsichhinschnarchens werden gefolgt von kurzen Phasen der rasanten Kursanstiege.

»Der größte Teil der Investmenterträge fällt in kurzen Zeiträumen an und es ist so gut wie unmöglich, diese vorherzusagen und Aktienkäufe danach auszurichten.«
(Christopher H. Browne)

Daher sollte man sich lieber rechtzeitig positionieren und die nötige Geduld mit sich bringen. Und damit meine ich nicht nur den oder die nächsten Zukäufe und die ggf. starken positiven Auswirkungen auf den Aktienkurs. Sondern die langfristige Unternehmensentwicklung, die sich von Jahr zu Jahr verbessert und stetig aufwärts zeigt. Das Unternehmen wächst und reift: aus dem kleinen Nischenwert wurde ein global Player, ein echter Hidden Champion. Und ich bin davon überzeugt, dass Ringmetall in den nächsten Jahren den Schritt hinaus ins Rampenlicht machen wird; einhergehend mit deutlichen Umsatzschüben und entsprechend höheren Gewinnen und darauf basierenden Kurssteigerungen.

Noch ist es aber nicht so weit und Ringmetall ist ein relativ marktenger Smallcap mit begrenzten Börsenumsatz. Es ist daher ratsam, auch beim Kauf nicht jedem Kurs hinterher zu laufen und seine Kauforders zu limitieren. Das betrifft übrigens auch den Wiederausstieg! Auch wer die Aktien verkaufen möchte, benötigt Zeit und Geduld, will er den Kurs nicht unnötig in den Keller treiben. Aber wie lehrte uns schon Börsenaltmeister Benjamin Graham? "Geduld ist die oberste Tugend des Investors".

Ringmetall eignet sich nicht besonders für kurzfristige Spekulationen, sondern vor allem für langfristig orientierte Anleger, die die besonderen Chancen im Nebenwertebereich zu schätzen wissen. Wie ich.

Disclaimer
Ringmetall befindet sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

8 Kommentare:

  1. watchingtheflood11.05.18, 13:12

    Was mich erstaunt, ist, dass Du quasi vier lange Jahre lang einem fast unveränderten Kurs bei 1,50 zugeschaut hast - eine positive Entwicklung war ja nicht so klar vorgezeichnet - der jetzige Kurs ist auch einem unverhältnismäßig hohem KGV geschuldet. Da wäre ich längst ausgestiegen, alleine schon aus Angst, woanders was zu verpassen.
    Was hat Dich bewogen, gerade bei dem Wert zu bleiben? Es gibt ja viele Werte, bei denen sich dauerhaft nichts tut - und vermutlich auch nichts tun wird.
    Gleiches hatte ich bei MBB ebenfalls gedacht, als ich bei 26,- (Nach Einstieg bei 6,-) ausgestiegen war, war von Aumann (und dem daraus resultierenden Hype) natürlich noch nichts zu ahnen.

    Viele Grüße
    Christian

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    1. Bei MBB war der Claas-Zukauf ein (erster) Game-Changer, die erheblichen Sprünge bei Umsatz und Gewinn in den darauffolgenden 4 Quartalen waren absehbar. Und mein Investmentcase. Die jeweiligen Sprünge (2012/13) kann man heute im Chart kaum noch wiederfinden, aber bei Kursen mal soeben über 10 Euro waren das prozentual eben auch satte Steigerungen.

      Bei der H.P.I. Holding bzw. später Ringmetall gab es auch früher schon eine zweite Beteiligung. Und die hat lange Schmerzen bereitet und immer wieder die eigentlich sehr gute Entwicklung bei Berger (den Spannringen) konterkariert. Die Beteiligung hat man dann veräußert, was nachträglich noch einmal den Gewinn drückte. Und als zweites neues Standbein die HMS gekauft - die fast ab Beginn einen neuen Produktzyklus startete mit entsprechend hohen Vorinvestitionen und ebenso geringen Überschüssen.

      Ich hatte mich hier im Blog zu beiden Werten zwischenzeitlich auch kritisch(er) geäußert, weil ich mit der Entwicklung nicht zufrieden war. Ich habe die Aktien aber nicht verkauft, sondern dem Management weiterhin vertraut. Und natürlich auch woanders investiert. Die Aktien entwickeln sich eben nicht immer so wie man denkt. Mr. Market hat seine eigenen Vorstellungen und manchmal braucht man eben einen langen Atem. Wenn das Management aber eigene Fehler klar beschreibt und auch, was es künftig anders/besser machen will, ist das immer ein gutes Zeichen - sofern diese Vorgaben dann auch umgesetzt werden. Oder wie Buffett sagt: "Good business, good management, good price". Und manchmal erscheint der Preis nicht (mehr) so attraktiv, weil Entwicklungen mehr als ein Jahr in Anspruch nehmen. Man sollte also nicht immer nur von Quartal zu Quartal schauen, auch nicht immer nur von Jahr zu Jahr, sondern durchaus längere Zeiträume betrachten als Basis für seine Investmententscheidungen.

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  2. watchingtheflood11.05.18, 13:38

    Ergänzung dazu: Du hast in Deinem ersten Artikel ja beschrieben, dass es eine seltene Kombination aus hoher Dividendenrendite und niedrigem KGV gab und die Div-Rend. für entsprechendes Wachstum eingetauscht werden könnte - was ja dann auch so erfolgte.

    Das klappt halt nur bei wenigen Unternehmen, die Div-Rend. ist bei Ringmetall heute allerdings uninteressant niedrig und das aktuelle KGV ist hoch. Zur Zeit muss man noch mehr in das Unternehmen vertrauen als in 2012.

    Für mich ist eine hohe Div- Rendite nicht so wichtig, aber das ist ggf. ja dem Umstand geschuldet, dass ich einen regulären Job habe und Du ggf. von Dividenden leben möchtest.

    Klar ist aber auch, dass ich für einen erhofften Kursanstieg von 300% deutlich höhere Risiken eingehen muss, als es RM je erforderte - andererseits war diese Entwicklung, zumindest für mich, nicht im entferntesten zu erwarten gewesen. Ich habe es damals als zu langweilig eingestuft, weil das Produkt zunächst nicht gerade nach Hightech aussieht. Aber offenbar ist man damit so gut, dass man eine solch hohe Marktdurchdringung erzielen konnte.

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    1. Wenn ich mich recht erinnere, kam das Unternehmen damals gebeutelt aus der Wirtschaftskrise und hatte die Dividende ein, zwei Jahre aussetzen müssen. Klare Aussage damals war, man wolle (wieder) ein verlässlicher Dividendenzahler werden - und hat in einem Jahr dann ordentlich was nachgeholt. Das ergaben die operativen Ergebnisse der Folgejahre dann aber nicht mehr - ich hatte es im letzten Kommentar ja beschrieben.

      Für Ringmetall hat sich seitdem aber viel verändert. man war damals "nur" ein Spannringproduzent, was ich vor allem mit Wein- und Whiskyfässern verbunden habe. Durch diverse Zukäufe hat man sich aber weiterentwickelt und stellt nun auch selbst die Deckel her. Und man übernimmt (zB in den USA) die komplette "Verpackung" für Unternehmen und wird damit zum partiellen Logistikdienstleister. Damit erhöht wich die Wertschöpfungskette enorm und das Risiko sinkt aufgrund der breiteren Aufstellung. Hinzu kommt die größere Branchenadressierung, zB in der Spezialchemie und/oder Gefahrguttransporten. Die Unternehmen kaufen seltener Deckel und Spannringe und dann auch noch Fässer, um das dann in Eigenregie zusammenzufügen. Sie sourcen diesen ganzen Part immer öfter aus und dann natürlich an Anbieter, die dies aus einer Hand leisten können. Gerade durch Self Industries ist Ringmetall hier sehr gut rein gewachsen und positioniert. Dazu kommt die Marktkapitalisierung jenseits der 100 Mio. Euro und schon rechtfertigt dies auch höhere Bewertungsmultiplen...

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    2. Hallo Michael
      Wirst du neue junge Ringmetall-Anteile kaufen? Eigentlich sind 4,10 halbwegs günstig oder?

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    3. Ich halte Ringmetall bei €4,10 für attraktiv, auch wenn dem Unternehmen zuletzt etwas Gegenwind ins Gesicht bläst (US-Strafzölle auf Stahl, Absturz der türk. Lira). Meine Position ist mir allerdings eigentlich groß genug, daher bin ich noch unentschlossen.

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  3. Hallo Herr Kissig,
    wie ist Ihre aktuelle Einschätzung zu Ringmetall?

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    1. Wenn Ringmetall seine Zahlen präsentiert, könnte es eine negative Reaktion geben; ich denke, die wenigsten haben auf dem Schirm, dass Ringmetall deutlich zu leiden hat(te) unter den hohen Stahlpreisen, den Strafzöllen und dem Einbruch der türkischen Lira. Man konnte das noch ganz gut kompensieren, aber ich erwarte hier ein Ergebnis am bzw. sogar unter dem unteren Rand der Prognosen. Dazu kommt, dass man einen Zukauf getätigt hat Ende 2018, der einiges an Geld kostet (Durchführungskosten) und das wird kostenmäßig voll im vierten Quartal 2018 verarbeitet. Mit entsprechend negativen Folgen für den 2018er Jahresabschluss.

      Diese Faktoren sind bekannt, aber vermutlich wird das nichts nützen, wenn die Zahlen herausgegeben werden. Daher warte ich ab. Denn der Zukauf ist sehr sinnvoll und erst der Auftakt zu weiteren Übernahmen in diesem Bereich. Strategisch ist das schlau und auf mittlere und lange Sicht aussichtsreich. Nur eben kurzfristige könnten die 2018er Zahlen für eine (kurze?) Kursdelle sorgen...

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