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Dienstag, 23. Januar 2018

Cisco Systems erfindet sich immer wieder neu und das sehr erfolgreich

Es gibt sie wirklich, die Dinosaurier des Internetzeitalters. Cisco Systems ist einer von ihnen, kurzfristig während der Dot-Com-Blase war es sogar mal mit 555 Milliarden Dollar das nach Börsenkapitalisierung wertvollste Unternehmen der Welt. Und wie alle Dinosaurier wurde Cisco schon mehrfach totgesagt, denn seine Produkte sind antiquiert. Zumindest im Maßstab der schnelllebigen Zeit des digitalen Wandels.

Cisco Systems ist der weltweit führende Entwickler und Hersteller von High-Performance-Multimedia- und Multiprotokoll-Internetworking-Produkten für Computernetzwerke. Die Produkte, insbesondere Router und Switches, decken eine große Bandbreite an End-to-End Netzwerk-Hardware, -Software und -Services ab und die Hauptkunden sind Telefongesellschaften, Internet-Service-Anbieter, Energieversorger, der Staat und kleine bis mittelständische Unternehmen. Der normale Anwender bekommt die Geräte und Dienste von Cisco eigentlich gar nicht direkt zu sehen, er nutzt sie allerdings ständig, wenn er sich ins Internet einloggt oder über sein Smartphone surft.

Das Kerngeschäft von Cisco ist noch immer Hardware, die Router und Switches stellen das Rückgrat der Netzwerkinfrastruktur dar. Doch der Trend geht schon seit einigen Jahren weg von dieser Hardware, die Cisco seine Dominanz einbrachte, hin zu Softwarelösungen. Und wie alle Dominatoren hat auch Cisco diesen Trend anfangs belächelt, dann bekämpft und erst (zu) spät versucht, auf den Trend aufzuspringen. Und hat seitdem Mühe, auch hier an die Spitze zu gelangen. Ein Milliardenkonzern und Dow Jones Schwergewicht ist eben kein Schnellboot, sondern ein Ozeandampfer: weder leicht zu steuern, noch schnell zu wenden. Und doch gehören schnelle und konsequente Entscheidungen und Richtungsänderungen seit jeher zu Ciscos Geschäftsmodell und zu seinem Erfolgsgeheimnis.

Gestern, heute, morgen
Dabei sind Ciscos Zeiten stürmischen Wachstums vorbei. Man ist etabliertes Mitglied des Dow Jones Index und zahlt seit 2011 eine Dividende. Diese wurde zuletzt im Februar um 11,5 Prozent auf die aktuellen 0,29 Dollar je Quartal angehoben und damit bringt es Cisco auf eine solide Dividendenrendite von über 3 Prozent.

 Cisco Systems (Quelle: wallstreet-online.de
Als ich mir das Unternehmen vor gut fünf Jahren erstmals unter Value Investing-Gesichtspunkten vornahm, schien das ein noch unerhörter Gedanke zu sein. Technik und Value Investing passte einfach nicht zusammen. Damals notierte Cisco bei 12,50 Euro und wies ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von acht auf. Der Markt ging also quasi davon aus, dass das Unternehmen dem Siechtum erliegen würde. Doch Cisco schaffte die Trendwende und wurde wieder zu einem erfolgreichen Unternehmen. In den letzten fünf Jahren hat Cisco inklusive der Dividendenausschüttungen eine Rendite von 160 Prozent vorzuweisen, was einer durchschnittlichen Jahresrendite von knapp über 20 Prozent entspricht. Mehr als vorzeigbar für einen solchen Koloss.

Doch die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden, Ciscos Kerngeschäft mit Routern und Switches, das noch immer fast die Hälfte des Geschäftsvolumens ausmacht, schrumpft weiter. Doch anders als IBM gestaltet Cisco den Wandel erfolgreich und kompensiert die schrumpfenden Umsätze mit dem Einstieg in neue Geschäftsfelder. Dabei setzt man nicht nur auf Softwarelösungen zum Ersatz der schwindenden Hardwareumsätze, sondern ist längst auch wieder aktiver Motor der Entwicklung in ganz neuen Bereichen. So spielt Cisco ganz vorne mit, wenn es um Cybersecurity geht, aber auch beim Thema Blockchain. Zentraler Verknüpfungspunkt ist das Internet der Dinge (IoT), die möglichst mobile Vernetzung aller Geräte untereinander. Das klingt inzwischen alt und längst bekannt, schließlich hat selbst Bundekanzlerin Merkel schon vor mehreren Jahren eine Rede zum Thema Industrie 4.0 gehalten. Doch von der Vision zur Wirklichkeit vergeht einige Zeit und auch die Vision entwickelt sich weiter.

Internet of Things war gestern, oder?
Doch gehen wir zuerst einen Schritt zurück. Gemeinsamer Nenner all dieser neuen Entwicklungen rund um das Internet und die zunehmende Verknüpfung der Geräte, aber auch der Menschen über Social Media-Angebote wie Twitter, Facebook usw., ist ein explosionsartiges Wachstum des Datenvolumens. Und dieses rasant steigende Volumen ist heute nicht mehr nur von firmeninternen Netzwerken zu stemmen, sondern von den weltweiten Datennetzen, da die Daten rund um den Globus verschickt werden. Und sollte sich die Blockchain durchsetzen, wonach es heute aussieht, wird diese Technologie das Datenvolumen noch einmal massiv erhöhen.

Aber auch das (noch) Modethema autonomes Fahren kann nur zur Realität werden, wenn überall und ständig Daten ausgetauscht werden. Jedes Fahrzeug für sich genommen, autonom gesteuert, wäre nur eine schnellere Variante eines heutigen Automobils. Erst durch die Kommunikation mit anderen Fahrzeugen und einer Leitzentrale wird aus den vielen einzelnen Wagen ein Ensemble, das sich optimal steuern lässt.

Diese Zukunftsvision wirft aber nicht nur Fragen nach dem Datenvolumen und der Netzgeschwindigkeit auf, sondern vor allem auch nach der Sicherheit der Daten. Man stelle sich vor, man wird mit 200 Sachen von seinem Auto gefahren, ohne eingreifen zu können, und der Bordcomputer wird in diesem Moment Opfer eines Hackerangriffs. Jemand Wildfremdes übernimmt die Kontrolle über das Fahrzeug, in dem man ihm nun hilflos mit seiner Familie ausgeliefert ist. Für Erpresser eine schöne Idee, für Otto Normalbürger ein Horrorszenario. Terroristen müssten sich nicht mehr auf dem Times Square in die Luft sprengen, um Angst und Schrecken zu verbreiten, sondern sie sitzen irgendwo auf der Welt und drücken nur ein paar Tasten.

Verständlich also, dass das Thema Cybersecurity ein ganz zentraler Baustein in der neuen digitalen Welt ist, ohne den die Entwicklung nicht vorangehen kann. Und Cisco Systems hat dies erkannt und ist inzwischen wieder führend in der Entwicklung. Und zwar nach bekanntem und bewährtem Muster: man kauft ein, allerdings nicht online über Amazon, sondern ganz klassisch…

Und Cisco shoppt, und shoppt und shoppt…
Akquisitionen sind seit jeher Kernbestandteil von Ciscos Innovationsstrategie und haben dem Unternehmen in letzten zwei Jahre geholfen, den Markteintritt in Bereiche wie das Internet der Dinge, Künstliche Intelligenz und Cybersecurity zu forcieren. Gerade hat Cisco Systems seine zweihundertste Firmenübernahme perfekt gemacht, indem man Broadsoft für 1,9 Milliarden Dollar kaufte, und damit die hausinterne Kommunikations- und Kollaborationssparte stärkte.

Des Weiteren schmiedete Cisco eine Allianz mit Bosch, Auftragsfertiger Foxconn, dem Chipkarten-Spezialist Gemalto sowie dem Finanzinstitut Bank of New York Mellon, mittels derer man die vor allem aus der Digitalwährung Bitcoin bekannte Blockchain-Technologie zum Schutz vernetzter Geräten einsetzen will. Blockchain ist im Prinzip eine verschlüsselte Datenbank, in der alle Transaktionen gespeichert werden. Dabei werden neue Informationen als weitere Blöcke in chronologischer Reihenfolge an die Kette vorheriger Daten angehängt. Die Blockchain wird auf jeden Computer geladen, der dem System beitritt, damit er neue Blöcke generieren und sie erweitern kann. Informationen werden dadurch dezentral in vielfacher Ausführung abgeglichen. Somit ist ausgeschlossen, sie an einer Stelle manipulieren zu können.

Ziel dieser Allianz ist, auf Basis der Blockchain –Technologie einen Standard zu etablieren. Und man hat auch gleich konkret losgelegt; zu den ersten Projekten gehören ein vernetzter Tacho, der Betrug verhindern soll, die fälschungssichere Kennzeichnung von Luxusartikeln sowie die Verifikation der Echtheit von Router-Betriebssoftware.

Und Cisco scheut sich nicht, mit anderen Großen zu kooperieren. So hat man gerade mit Alphabet (Google) eine Hybrid-Cloud-Allianz geschmiedet, um Geschäftskunden einen schnelleren und sichereren Service bieten zu können. Cisco war früher nur der Architekt des Internets der Dinge, heute wird man ergänzend auch noch zum Dienstleister rund um das ganze Gebäude, zum Sicherheitsexperten und zum Hausmeisterservice. Cisco schafft sich seine eigene Wertschöpfungskette.

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Ist Cisco auch ein Investment wert?
Perspektiven und Visionen sind das eine, für Investoren zählt aber letztlich, ob man damit auch Geld verdienen kann. Cisco profitiert vom Kerngeschäft, das nach wie vor solide Umsätze und Gewinne abwirft. Die Umsätze und Gewinne dieser Sparte werden jedoch weiterhin sinken. Im Gegenzug setze Cisco auf neue, alternative und ergänzende Angebote und Dienstleistungen, die ein hohes Wachstum und höhere Margen versprechen. Cisco setzt also seinen hohen Cashflow aus dem schrumpfenden Kerngeschäft dafür ein, sich in zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern Kompetenz und Marktanteile hinzuzukaufen. Und damit ist man seit jeher erfolgreich. Zusätzlich reicht der Cashflow auch noch aus, um attraktive Dividenden ausschütten und in erheblichem Umfang eigene Aktien zurückkaufen zu können.

Unterm Strich wird Cisco also in absehbarer Zeit kein großes Umsatzwachstum generieren, aber die Ertrags- und Innovationskraft sollte weiter zulegen. Mit einem KGV von 14 und einer Dividendenrendite von über 3 Prozent dürfte Cisco Systems seinen Aktionären auch in den nächsten Jahren Freude bereiten. Und sollten Donalds Trump Steuerpläne mit einer Teilamnestie auf außerhalb der USA schlummernden Gewinnen doch noch Wirklichkeit werden, wird auch Cisco einen ordentlichen Milliardenbetrag an Steuerzahlungen einsparen und das Geld in die USA holen können. Von den positiven Auswirkungen einer Senkung der Körperschaftssteuer gar nicht zu reden…

Cisco Systems befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.

8 Kommentare:

  1. Sehr gut geschrieben und ich bin mal auf
    die nächste Erhöhung gespannt. Vermute wieder
    zweistellig.

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  2. Seit der Artikel geschrieben wurde, ist Cisco ja ziemlich angestiegen. Die Dividende ist jetzt unter 3%, das Kgv dürfte auch höher sein. Ich würde das jetzt gerade nicht einsteigen wollen und habe mich daher Anfang Januar für IBM entschieden, von denen ich glaube, dass ihnen wieder nach einem langen Turnaround (wenn der Term hier angebracht ist, am Pleite gehen war IBM ja nicht) bessere Zeiten bevorstehen. Zur Zeit würde ich IBM für das bessere Investment halten - auch besser nach unten abgesichert.

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    1. Lukas, Du argumentierst jetzt mit dem Aktienkurs, nicht mit der Unternehmensentwicklung. Ja, der Aktienkurs von Cisco ist gestiegen seit meinem Artikel. Aber auch schon seit meiner Erstempfehlung hier im Blog, also seit 2012. Es geht stetig bergauf mit dem Kurs, weil Cisco trotz aller Schwierigkeiten im Bereich Router/Switches eben doch den Wandel hinbekommt. IBM muss das erst noch beweisen. Die haben es die letzten 5 Jahre eben nicht geschafft, sich neu aufzustellen und gleichzeitig Geld für die Aktionäre zu verdienen. Ob das sich nun ändert? Möglich. Bei Cisco funktioniert es aber schon seit 5 Jahren. Weshalb sollte man also die Pferde wechseln?

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    2. Michael,
      Deine Argumente sind durchaus stichhaltig. Allerdings dachte ich nicht nur an den Aktienkurs, sondern auch an die Unternehmensaufstellung und die Bereiche, in die IBM zur Zeit investiert. Es laeuft wohl daraus hinaus, dass ich mir gut vorsellen kann, auch bei Cisco zu investieren, allerdings dann lieber auf einen Ruecksetzer warte.

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  3. Ich bin Fan von Cisco, habe ebenfals selbst 100 stk im Depot und damals noch bei unter 28$ gekauft :-) Hatte damals zum Kaufzeitpunkt auch viel mit dem Unternehmen/Produkten zu tun beruflich bedingt.

    Grüsse
    Thomas

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  4. Da schau her: Dividendenerhöhung um 14%, Kurssteigerung über 44$, alles richtig gemacht Michael! Jetzt short gehen?

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    1. Michael hat als Value-Investor ein Paar absolute Taboos, keine Short-Positionen, keine Absicherungen mit Put-Optionen sondern Buy&Hold, kein Gold als Rendite-Killer, keine Kryptowährungen da zu spekulativ. Das sollte man als Blog-Leser mittlerweile wissen.

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    2. Cisco bleibt top! Nach dem starken Kurssprung würde ich auf diesem Niveau jetzt nicht (nach-)kaufen, sonder erst einmal eine Beruhigung abwarten. Aber Cisco scheint die Trendwende geschafft zu haben und endlich auch wieder beim Umsatz zulegen zu können. Die Kernsparte schwächelt weiter, aber Software legt stark zu. Hier spiegelt sich auch der Umstieg von Einmalverkäufen hin zu wiederkehrenden Erlösen wider, den auch Adobe und Microsoft erfolgreich vorgemacht haben. Die Durststrecke dürfte also überwunden sein.

      Hinzu kommt die große Einmalbelastung aus der US-Steuerreform für die im Ausland schlummernden Gelder, die man nun zurückholt. Bisher waren die von Seiten der USA unversteuert, hätten beim Transfer in die USA aber regulär mit 35% Körperschaftssteuer versteuert werden müssen. Das sind nun nur noch 21%, wodurch man also de facto 14% Steuern spart ggü. der vorherigen Regelung. Die spannende frage ist nun, was Cisco mit dem vielen frisch zur Verfügung stehenden Geld anfängt. Neben weiteren Zukäufen stehen höhere Dividenden und ausgeweitete Aktienrückkäufe auf der Agenda. Alles spricht daher für tendenziell weiter steigende Aktienkurse.

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