Denn die Banken stehen vor ernsten Problemen, nicht nur aufgrund neuer Herausforderungen wie Onlinefinancing, FinTechs, Blockchain, sondern auch im ureigenen Brot- und Buttergeschäft; also den Spareinlagen und den Krediten.
Zinsmarge ist um Zwei Drittel geschrumpft
In der Vergangenheit konnte bei einem höheren Zinsniveau die Zinsmarge von den Banken relativ konstant bei 2% gehalten werden. Für die Spar- und Termineinlagen der Kunden erhielten diese also im Schnitt etwa 2% weniger an Zinsen gutgeschrieben, als Kunden für Anschaffungs- und Immobilienkredite zahlen mussten. Ich meine damit die durchschnittliche Zinsmarge über alle Fristen hinweg. Für die Banken war das Zinsniveau relativ belanglos, denn ob die ihre 2% Marge zwischen 6 und 8 Prozent oder zwischen 3 und 5 Prozent verdienten, war ihren eigentlich egal. Das Zinsniveau hatte, ebenso wie die allgemeine Konjunkturlage, eher Auswirkungen auf das Volumen der nachgefragten Kredite, nicht auf die Magen und damit auf den Ertrag der Banken.
Doch diese "einfache Welt" hat sich verändert und zwar dramatisch. Denn die Banken müssen nach der Finanzkrise aufgrund der Bestimmungen von Basel II und Basel III inzwischen viel höhere Eigenkapitalanteile nachweisen, das sog. Kernkapital. Des Weiteren verlangt die EZB bei den Einlagen der Banken, die sie dort unterhalten (und einige sind sogar Pflicht, wie die Mindestreserve) sogar Negativzinsen. Die Banken müssen also für das Geld, das die der EZB zur Verfügung stellen, sogar noch Zinsen oben drauf legen. In der Folge bekommen Sparer bei den Banken kaum noch Zinsen und kürzlich hat auch schon die zweitgrößte Sparkasse Deutschlands Negativzinsen für Privatkunden eingeführt. Auch diese zahlen nun für die "Geldverwahrung" und weitere Institute werden folgen. In Summe ergeben sich für die Banken hieraus erhebliche negative Effekte, denn sie erzielen mit dem Ausleihen von Geld nur noch magere 0,6%, während sie bei Kunden in etwa Null Zinsen zahlen. Die Zinsmarge ist also auf 0,6% zusammengeschrumpft! Die Banken verdienen also immer weniger Geld, während ihre Kosten für Personal und Aufsicht (Controlling) enorm zulegen. Sie greifen also zu Filialschließungen, Personalabbau, Technisierung von Abläufen. Und sie verlangen von Kunden Strafzinsen. Von Firmen und Geschäftskunden mit höheren Anlagebeträgen sogar schon länger.
Das führt uns zurück zu Versicherungen, Bausparkassen, Family Offices, Pensionsfonds und vermögenden Privatanlegern die alle vor dem gleichen Dilemma stehen: ihr Geld bringt keine Rendite mehr, sondern es wird neben der Inflation nun auch noch durch Negativzinsen aufgefressen. Daher übergaben sie es willig an Asset Manager in der Hoffnung, dass diese ihnen nicht nur die Strafzinsen ersparen, sondern auch noch attraktive Renditen erwirtschaften. Natürlich floss auch direkt eine Menge an Geld in Immobilien, die boomenden Preise liegen ja an der gesteigerten Nachfrage.
Zinswende: das Ende der paradiesischen Zeiten für Asset Manager?
Für Asset Manager waren das also paradiesische Zeiten, sie bekamen immer mehr Geld von immer mehr Kunden. Auf der anderen Seite wurde es auch für sie immer schwieriger, rentierliche Anlagemöglichkeiten zu finden, da die Preise in die Höhe schnellten. Für Immobilien, Unternehmen, Aktien.
Wenn nun aber die Zinsniveaus wieder steigen, dann bieten sich Anlegern wieder mehr Möglichkeiten, ihr Geld anzulegen. Auch jenseits von Aktienmarkt, Immobilien und Asset Managern. Anleihen mit attraktiven Zinssätzen könnten wieder zu einer Alternative werden, oder auch einfach verzinste Termineinlagen bei den Banken. Und so schaut die Welt auf die Notenbanken, die letztlich das Zinsniveau in ihren Händen halten. Und die US-Notenbank FED hat ja bereits mit zwei Zinsschritten das Ende der Niedrigzinsphase eingeläutet und nicht müde wird, unter dem designierten neuen Chef Jerome Powell einen weiteren Zinsschritt vorzubereiten.
Robuste US-Konjunkturdaten und eine anspringende Inflation befeuerten diesen neuen Trend, auch wenn zuletzt wieder etwas Ernüchterung einsetzte. Sollte Trump seine Steuerreform wirklich umsetzen, würde dies wohl zu einer verstärkten Binnennachfrage in den USA und damit zu einem Anspringen von Nachfrage, Wirtschaftsleistung und in der Folge auch der Inflation führen.
Anders sieht die Lage in der Eurozone aus, dort darbt die Wirtschaft, die Staaten stöhnen unter der Zinslast und die EZB fährt noch immer ein unterstützendes Ankaufprogramm für Anleihen. Das Zinsniveau zwischen den USA und der Eurozone vergrößert sich, was zwangsläufig zu Währungswanderung führen wird, hinaus aus dem Euro und hinein in den Dollar. Da dies zu volkswirtschaftlichen Verwerfungen führen kann, sind viele der Meinung, dass die EZB ihren Kurs nicht mehr lange wird beibehalten können und auch an der Zinsschraube drehen muss. Insbesondere die steigende Inflationsrate in der Eurozone wird hier als Argument ins Feld geführt. Doch...
Die Daten sprechen eine andere Sprache. Der Ölpreis hat sich im letzten Jahr signifikant von seinem massiven Einbruch erholt und damit die Energiepreise deutlich verteuert. Das spiegelt sich auch in der Inflationsrate wieder. Lässt man die Energiepreissteigerungen außen vor und betrachtet nur die sog. Kerninflationsrate in der Eurozone, liegt diese deutlich niedriger und damit erheblich unter dem von der EZB als wünschenswert ausgegebenen Teuerungsrate von 2%.
Nun macht es natürlich keinen Sinn, sich die Daten so zurechtzubasteln, wie man sie gerne hätte. In diesem Fall sollte man jedoch schon genauer hinsehen. Denn der Ölpreisanstieg ist längst zum Stoppen gekommen, wenn auch auf erhöhtem Niveau verglichen mit den Vorjahrespreisen. Und da die Inflationsrate ja immer im Vergleich zum Wert im Vorjahresmonat berechnet wird, wird die Inflationsrate tendenziell nicht mehr deutlich ansteigen. Weil die Ölpreise sich im letzten Jahr insbesondere in den ersten Jahresmonaten verteuert hatten, um danach viele Monate lang stabil zu bleiben, bevor sie gegen Ende des Jahres noch einmal anzogen. Folglich wird die Inflationsrate in diesem Jahr unter 2% landen und sollte der Ölpreis weiterhin bei einem Niveau von rund 55$ verharren, wird sich hieraus für das nächste Jahr kaum noch eine weitere Teuerung ergeben (dann ggü. 2017). Damit würde die Inflationsrate also insgesamt wieder deutlich unter 2% zurückfallen.
Kaum vorstellbar, dass die EZB also wegen der Inflation kurzfristig an der Zinsschraube dreht. Und solange die Konjunktur nicht anzieht in der Eurozone und die Staaten weiterhin nach billigem Geld schreien, wird Draghi nichts unternehmen. Die Zinsen bleiben wohl noch auf längere Sicht niedrig.
Konsequenzen
Wenn also die Rahmenbedingungen sich nicht wirklich ändern, stehen alle vor den gleichen Problemen wie zuvor. Und diejenigen, die von diesen Widrigkeiten profitieren, werden das auch in Zukunft tun. Also die Asset Manager. Das Paradies hält seine Pforten weiterhin weit geöffnet. Und daher dürften diese Unternehmen auch in den nächsten Monaten und Jahren gute Geschäfte machen und eher noch mehr Geld von Anlegern und Investoren aufgedrängt bekommen, als bisher schon. Und jeder neue Euro an AuM bringt den Asset Managern zusätzliche Provisionen und Gebühreneinnahmen. Mehr AuM, mehr Umsatz, mehr Gewinn. Wobei das Geschäftsmodell bis zu einem gewissen Grad skalierbar ist, die Kosten für Personal also unterdurchschnittlich steigt im Verhältnis zum Umsatz. Was sich zusätzlich positiv auf den Gewinn auswirkt.
Meine Einschätzung
Anleger dürften also weiter profitieren mit Aktienanlagen in Asset Manager. Dabei kann man hier sein Geld streuen und auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle und Investitionsschwerpunkte setzen. Während die Deutsche Beteiligungs AG deutsche Mittelstandsunternehmen kauft, setzt Ernst Russ auf die Bereiche Schifffahrt und Immobilien und sieht einen zusätzlichen Schwerpunkt künftig auch im Sozialen Wohnungsbau. MPC Capital setzt ebenfalls auf Schiffe und Immobilien, dabei ergänzend auch auf Mikroappartments für Studenten. Und Corestate Capital verwaltet inzwischen mehr als 20 Mrd. an AuM, insbesondere im Bereich geschlossener Immobilienfonds. Wie MPC hat man sich allerdings auch im Markt der Microapartments ein starkes Standbein aufgebaut. DIC Asset ist im Club der Asset Manager noch ein Nachzügler, da man noch über einen großen Eigenbestand an Immobilien verfügt, den man aber sukzessive abbaut. Zugunsten von Fondsinvestments wie bei Patrizia Immobilien, nur dass DIC Asset ausschließlich auf Deutschland setzt und rein auf Gewerbeimmobilien. Nachdem man die erworbenen WCM-Anteile in TLG Immobilien getauscht hat, ist man nun dort Großaktionär.
PEH Wertpapier (Quelle: wallstreet-online.de) |
Bei PEH dürfte es in nächster Zeit also auch um die neuen Strukturen gehen, während des originäre Geschäft zunehmend hohe Margen abwirft. Dazu dürfte auch die Übernahme der Verwaltung des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen der Shareholder Value Beteiligungen AG durch die PEH-Beteiligung Axxion beitragen. Der Grundstein für ein interessantes Jahr 2018 ist bei PEH Wertpapier jedenfalls gelegt. Und der Aktienkurs sollte hiervon weiter profitieren können, was auch die Beteiligungsgesellschaft Navigator Equity Solutions freuen dürfte, denn die halten eine Beteiligung an der PEH Wertpapier (unter 3%).
Corestate Capital, die Deutsche Beteiligungs AG, DIC Asset, Ernst Russ, MPC Capital, PEH Wertpapier und die Shareholder Value Beteiligungen AG befinden sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.
Hallo Herr Kissig,
AntwortenLöschendanke für den sehr guten Artikel. Hatte früher mal etwas Kritik geäußert zu Ihren Ausführungen bzgl. des Niedrigzinsniveaus und der Auswirkungen auf Banken. Hinter Ihren obigen Aussagen kann ich mich aber guten Gewissens "versammeln" ;-) Und Ihre Analysen zu den Beteiligungsgesellschaften sind sehr wertvoll, Dank auch dafür!
Schöne Feiertage und ein erfolgreiches Jahr 2018!
Wenn es keine neuerliche Kritik an meinen Ausführungen gibt, dann habe ich wohl etwas dazu gelernt. ;-) Danke dafür und ebenfalls schöne Weihnachtsfeiertage!
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