Die Neunmonatszahlen hatten keine Jubelstürme ausgelöst, denn per 30. September hatten die Erlöse und Ergebnisse unter denen des Vorjahres gelegen. Dennoch hielt der Vorstand an seiner Jahresprognose fest, die ein Konzernumsatzwachstum von mindestens 10% sowie einem überproportionalen Anstieg des EBT vorsehen. Dem Aktienkurs ist die gebremste Euphorie anzusehen, denn er scheint an der 6-Euro-Marke regelrecht festgetackert zu sein. Doch das könnte sich nun ändern...
Das MPC-Management hatte erklärt, die Zahlen lägen im Rahmen der eigenen Erwartungen und man halte an seiner Jahresprognose fest. Das ist insofern zu erklären, als dass auch in den Vorjahren regelmäßig im zweiten Halbjahr die Transaktionen spürbar zugelegt haben und MPC auf eine gut gefüllte Deal-Pipeline blickte und mit einer deutlichen Belebung des hoch profitablen Transaktionsgeschäfts rechnete. Nun, Träume sind ganz nett, aber sie sollten auch der Realität standhalten, sonst droht Ungemach. Jedenfalls an der Börse.
Das Potenzial war und vorhanden: sowohl auf der Ankaufs- als auch auf der Verkaufsseite standen eine Reihe von Projekten in allen drei Asset-Bereichen vor dem Abschluss und die Erwartung war, dass bereits kontrahierte und angebahnte Transaktionen in der zweiten Jahreshälfte 2017 zu einer deutlichen Steigerung der Umsätze und Ergebnisse gegenüber dem ersten Halbjahr führen sollten.
Immobilien
Und insbesondere im Immobilienbereich konnte MPC Capital zuletzt mehrfach große Deals vermelden. Cairn Real Estate, eine niederländische 100-Prozent-Tochtergesellschaft der MPC Capital, hat in enger Zusammenarbeit mit dem Wohnungsbauunternehmen AM die Ausschreibung für die Entwicklung eines ehemaligen Gefängnisareals in Amsterdam gewonnen. Das "Bajes Kwartier" ist eines der letzten innerstädtischen Entwicklungsgebiete mit einer Grundstücksfläche von knapp 73.000 m². Das Areal wird zu einem neuen, verkehrsarmen Stadtteil mit rund 1.350 Häusern, Büroflächen, Einzelhandel, Gesundheitswesen, einer Schule und einem Museum ausgebaut. Der Kaufpreis für die Immobilie lag bei 84 Mio. Euro und das Gesamtinvestitionsvolumen soll sich auf 300 Mio. Euro belaufen.
MPC Capital (Quelle: wallstreet-online.de) |
Des Weiteren konnte MPC Capital rechtzeitig zum Start des Wintersemesters 2017/2018 in Leipzig ihr drittes Staytoo-Mikroapartmenthaus eröffnen. Das Staytoo Leipzig liegt in unmittelbarer Nähe zur Hochschule für Technik Wirtschaft und Kultur (HTWK) und der Hochschule für Telekommunikation (HfTL). Der fünfstöckige Bau bietet auf einer Wohnfläche von 2.390 m² insgesamt 111 Apartments und verschiedene Gemeinschaftsflächen. Staytoo-Apartments gibt es neben Leipzig bereits in Nürnberg und Bonn und weitere Standorte in Kaiserslautern und Berlin folgen. MPC Capital baut seine Aktivitäten kontinuierlich aus und hat bisher rund 150 Mio. Euro in Micro-Living-Projekte investiert, um dem Mangel an Wohnraum für Studenten, Young Professionals und Pendler entgegenzutreten.
Insgesamt hat MPC angekündigt, im Immobiliensektor Vorverträge unterzeichnet zu haben, die noch im vierten Quartal 2017 Erträge im achtstelligen Bereich erwarten lassen. Hierbei handelt es sich um den Verkauf von Immobilien, die auch nach dem Exit überwiegend im Management der MPC Capital bleiben sollen.
Erneuerbare Energien/Infrastruktur
Die Tochtergesellschaft MPC Renewable Energies GmbH hat mit dem Projektentwickler Ferrostaal, dem dänischen Klimaschutzfonds (DCIF) und weiteren Partnern Vereinbarungen zur Finanzierung eines 55 MW Onshore-Windparks in der Mongolei für rund 120 Mio. Dollar geschlossen. Die Europäische Investitionsbank (EIB) und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) haben für das Projekt langfristige Kredite in Höhe von 78,5 Mio. Dollar zur Verfügung gestellt. Zuvor hatte MPC bereits ein Windparkprojekt in Portugal mit 25 MW strukturiert.
Die MPC Renewable Energies GmbH bildet gemeinsam mit der MPC Industrial Projects GmbH den Bereich "Infrastructure" der MPC Capital-Gruppe. Der Bereich entwickelt Investment-Projekte im Infrastruktursegment, einschließlich erneuerbarer Energien sowie konventioneller Strom-, Petrochemie- und sonstiger Industrieanlagen. Zu den jüngsten Projekten gehören das 172 MW Windpark-Projekt "Âncora" in Portugal und die 50 MWp PV-Anlage "Paradise Park" in Jamaika.
Im Zusammenhang mit dem Aufbau einer Plattform für erneuerbare Energien in der Karibik-Region wird aktuell über den Ankauf weiterer Projekte mit einer Gesamtleistung von 200 MW verhandelt. Weitere Infrastrukturprojekte, die überwiegend Industrieanlagen in Schwellenländern betreffen, befinden sich in der Analyse.
Schifffahrt
Peter Ganz, für den Bereich Shipping verantwortlicher Vorstand der MPC Capital AG, verlässt die Gesellschaft mit Auslaufen seines Vertrages zum Ende des Jahres. Das Ressort wird im Vorstand künftig von Constantin Baack verantwortet. Unter Ganz hat sich das Schifffahrtssegment von MPC Capital sehr dynamisch entwickelt. So konnte beispielsweise die von MPC Capital im Frühjahr initiierte MPC Container Ships AS innerhalb weniger Monate rund 450 Mio. Dollar am Kapitalmarkt einsammeln und eine Flotte von über 30 Containerschiffen im Feeder-Segment aufbauen. Ein Großteil der Schiffe wird von MPC Capital gemanagt. Wie dynamisch MPC in diesem Segment unterwegs ist, zeigt sich im Vergleich zu den per 30. September genannten Zahlen. Damals waren bezüglich der MPC Container Ships AS noch ein Investitionsvolumen von 275 Mio. Dollar und eine Flottenstärke von 26 Containerschiffen im Feeder-Segment genannt worden. Und das ist umso erfreulicher, als sich die Schifffahrtsbranche allgemein aus ihrer jahrelangen Krise befreien kann und zuletzt mit steigenden Frachtraten belohnt wird. Hierin dürfte für MPC Capital ein gewaltiger Hebel liegen: mehr Schiffe bei besserer Auslastung und höherer Vergütung.
Meine Einschätzung
MPC Capital hat eine stürmische Zeit hinter sich, den Turnaround aber inzwischen vollendet. Aus dem Anbieter geschlossener Fonds für Privatanleger hat sich ein Asset Manager mit Schwerpunkt Immobilien, Infrastruktur und Schifffahrt entwickelt, der inzwischen rund 5 Mrd. Euro Assets under Management betreut. Aus der Verwaltung dieser Assets fließen stetige Provisionserlöse, während beim An- und Verkauf von Assets für die Kundenportfolios Transaktionsprovisionen generiert werden. Diese fließen allerdings nicht stetig, sondern sorgen für stärkere Ausschläge, je nachdem, wann die Verträge vollzogen werden. Sie sind daher wenig(er) genau kalkulierbar, sowohl was die Höhe als auch den Zeitpunkt angeht.
Darüber hinaus ist MPC Capital oft auch als Co-Investor selbst direkt bei den Projekten an Bord, was beim Verkauf einen zusätzlichen und bisweilen hohen Gewinnanteil in die GuV einspielt. Wie beim letzten Verkauf bei Cairn, wo MPC gleich dreifach profitiert: über die Verkaufsprovision, den eigenen Verkaufsgewinn als Co-Investor und als auch künftiger Verwalter der Liegenschaften.
MPC Capital profitiert von der anhaltend guten Lage am Markt, von den niedrigen Zinsen und der hohen Liquidität, die man nur als Anlagenotstand bezeichnen kann. Das mittelfristige Ziel, die AuM auf über 10 Mrd. Euro zu steigern, also glatt zu verdoppeln, scheint erreichbar, zumal MPC Capital aktuell Projekte von rund 1,6 Mrd. in der Endprüfung hat. Die Deal-Pipeline ist also prall gefüllt und es dürften in absehbarer Zeit weitere interessante Abschlüsse vermeldet werden. Solange sich die Rahmenbedingungen nicht dramatisch ändern, sind in den nächsten Jahren zweistellige Zuwächse bei den Erlösen zu erwarten, wobei der Gewinn überproportional zulegen dürfte. Eventuell kann MPC Capital auch schon für das Geschäftsjahr 2017 erstmals seit vielen Jahren wieder eine Dividende ausschütten. Das wäre dann vermutlich der letzte Beleg dafür, dass der Turnaround erfolgreich abgeschlossen ist und der Blick sich (nur noch) nach vorn richtet: auf Wachstum. Profitables Wachstum.
MPC Capital befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot. Auf Sicht von zwei Jahren winkt der Sprung in den zweistelligen Kursbereich, weshalb MPC Capital - wie auch der direkte Mitbewerber Ernst Russ - im Nebenwertebereich eine Favoritenrolle für 2018 einnehmen dürfte.
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