Nebenwerte bleiben volatil
Der Wochenverlauf hatte es erneut in sich und einige Nebenwerte waren bis zur Wochenmitte erheblich unter Druck. Dann wendete sich das Blatt, weil viele der "zittrigen Hände" aus dem Markt gespült wurden, teilweise auch durch das Reißen "dummer" Stopp-Loss-Marken, und das Geld auf dem Konto wurde am Donnerstag und Freitag wieder ein bisschen investiert. Ob sich die Aussichten und Werte der einzelnen Unternehmen im Wochenverlauf so stark geändert haben, wage ich mal zu bezweifeln. Für Stock-Picker bieten solche Ausverkäufe natürlich immer gute Gelegenheiten, manchmal auch bei Werten, die schon lange kräftig "aus dem Geld" waren und nun plötzlich wieder im Kaufterrain notieren. Hier muss man auch mal schnell zuschlagen.
Quelle: CNN Money - Fear and Greed Index |
Der Angst-und-Gier-Index von CNN Money hat sich angesichts der Kursrückgänge an den Börsen ebenfalls weiter abgeschwächt. Notierte er letzten Monat noch im Bereich "extremer Gier", hat er nun um knapp 50 Punkte auf 44 Punkte nachgegeben und liegt damit im Angst-Bereich. Aus den Kursen und besonders aus der Stimmung ist somit erheblich Luft abgelassen worden, ohne dass die Börsen eine harsche Korrektur hingelegt hätten. Nur war der jüngste Kursaufschwung vor allem von den starken Zahlen der großen Tech-Werte wie Adobe, Alphabet, Amazon, Apple, Corning oder Microsoft getragen worden und diese mussten den Anstieg erst einmal verdauen. Vermutlich bildet sich auf diesem Kursniveau nun das Fundament für den nächsten Anstieg aus (diese Sätze habe ich letzte Woche schon geschrieben, aber sie sind einfach so gut und weiterhin richtig, dass ihr sie gerne noch einmal lesen könnt!). ;-)
- 7C Solarparken und Capital Stage
Beide Werte sind defensive Beimischungen im Depot (gewesen) und haben ihren Zweck erfüllt. Auch in volatilen Phasen lagen sie vergleichsweise stabil im Depot und das bei der Aussicht auf mögliche Kurssteigerungen. Diese sind nicht in dem Maß eingetreten, wie ich es mir erhofft hatte, wobei meine grundsätzliche Überlegung war, dass der Trend - vor allem in Deutschland - hin zu sauberen Energieträgern bei der Stromversorgung und weg von Öl, Gas und Kohle weiterhin intakt ist. Allerdings ändern sich die Rahmenbedingungen, so dass ich die Branche der regenerativen Energien insgesamt als nicht mehr so aussichtsreiche Sparte für Investments erachte. Zum Einen bringt das neue Auktionsmodell den gewünschten Erfolg, denn die Renditen für neue Anlagen sinken rapide, weil sich die Anbieter in Bezug auf die garantierte Einspeisevergütung gegenseitig unterbieten. Bei Offshore-Windparks sogar gegen Null. Mit entsprechenden Auswirkungen auf Bestandsanlagen, die nämlich die noch hohen und aus der Vergangenheit herrührenden und auf 20 Jahre garantierten Einspeisevergütungen aufweisen und deren Renditen daher im Vergleich zu Neuanlagen deutlich attraktiver sind. Und daher auch ihre Preise, wenn sie denn kaufen und ertüchtigen will. Was ja das Geschäftsmodell von 7C Solarparken ist, jedenfalls bei Solaranlagen.
Und zum Anderen setzen beide Unternehmen auf einen sehr hohen Leverage, also massive Fremdverschuldung, um Zukäufe tätigen zu können. Angesichts steigender Zinsen wird dies negativ auf das Finanzergebnis wirken bzgl. des Bestands und es verteuert neue Engagements zusätzlich. Die Preise steigen also, die Finanzierungskosten auch, während die tendenziell weiter sinkende Einspeisevergütung auf die Einnahmen drückt. Das sieht mir nach einer fortlaufenden und zunehmenden Margenkompression aus und die Gegenmaßnahme besteht in Kostensenkungen und Effizienz. Im Ergebnis gehe ich nicht davon aus, dass hier unmittelbar oder in absehbarer Zukunft Kursverluste drohen. Ich sehe aber ein sich branchenweit zunehmend verschlechterndes Chance-Risiko-Verhältnis. Dem entsprechend begrenzt sich auch das künftige Kurspotenzial weiter und ich streiche die Branchenwerte aus meinem Depot und von meiner Empfehlungsliste.
+ Navigator Equity Solutions SE
Navigator ist ein MicroCap und hat seinen Sitz in den Niederlanden. Es ist - trara! - eine Beteiligungsgesellschaft und ich habe schon länger eine kleine Position im Depot, die sich die letzten Monate auch ganz prächtig entwickelt hat. Zuletzt habe ich meinen Bestand zweimal bei 0,94 Euro aufgestockt und daher erwähne ich das Unternehmen hier mal. Es gehen kaum Stücke um, der Wert ist extrem markteng. Und er notiert meilenweit unter seinem Buchwert, allerdings schon seit Jahren, so dass hier nicht mit einem schnellen Aufholen zu rechnen ist. Aber man scheint nun zumindest bemüht, die Werte zu heben...
Das Beteiligungsportfolio ist durchaus nicht uninteressant. So hält Navigator 49,9% an der nicht börsennotierten ACON Group SE, mit ihren Töchter ACON Actienbank und ACON Research, und man hält mit 75,7% die Mehrheit an der IT Competence Group, einer börsennotierten IT- und Cloudfirma, die gerade ihren Sitz von den Niederlanden nach Deutschland verlegt und sich so auch für Investoren interessanter aufstellt.
Des Weiteren hält man einige Finanzbeteiligungen (weniger als 3%) an der PEH Wertpapier AG, der Peach Property Group und der Solvesta AG. Alle drei sind börsennotiert; der Kurs von PEH hat sich in diesem Jahr bereits von 20 auf 30 Euro um 50% entwickelt und der von Peach Property legte seit dem 1.1. von 15 auf 23,5 Euro zu. Dem steht natürlich der Kursverlust bei der ITC gegenüber, der von 4 auf 3,50 Euro nachgab wie auch den unerfreuliche Verlauf bei Solvesta, die operativ zu kämpfen haben/hatten. Da dieses Engagement neu ist in 2017, dürfte Navigator bei dieser Beteiligungsgesellschaft mit Fokus auf Insolvenzfälle auf den Turnaround setzen. Die PEH Wertpapier habe ich zusätzlich noch direkt als Einzelposition in meinem Depot.
Daneben wurden zwei Aktienmäntel an die Börse gebracht ("Ganaria" und "Victoria Real") und deren Kurse haben sich extrem positiv entwickelt. Während bei Ganaria inzwischen die Shopimore AG eingebracht wurde und der Kurs von 1 Euro bei der Erstnotiz auf aktuell 43 Euro hochgeschossen ist (er lag auch schon kurzfristig über 60 Euro), hat Victoria Real bisher "nur" um 300% auf 4 Euro zugelegt. Auch hier dürfte über kurz oder lang eine Aktivierung durch Einbringung bevorstehen. Navigator verdient also an den Kurssteigerungen bis zum Verkauf des Mantels und ggf. auch darüber hinaus, wenn man denn einige Anteile behielte - so wie bei Shopimore, an der man noch rund 5% hält. Und wie man am Kursverlauf sieht, kann das sehr lukrativ sein.
Und genau das ist der Punkt, die Intransparenz und mangelhafte Informationslage. Sie sind der Grund, weshalb Navigator Equity zurecht mit einem deutlich Abschlag auf den NAV gehandelt wird. Allerdings wären hier 25 oder 30 Prozent angemessen und selbst mit diesem Risikoabschlag dürfte der Aktienkurs eher 2 Euro als 1 Wert sein. Die solide Eigenkapitalquote von 63% ist zudem eine beruhigende Grundlage. Da man sich nun offenkundig zu mehr Transparenz und Kapitalmarktkommunikation entschlossen hat (siehe ITC-Sitzverlegung und Teilnahme an Investorenkonferenzen), steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Aktienkurs tendenziell in Richtung seines NAV entwickelt. Und darauf setze ich. Mit seeeehr langem Investmenthorizont. Als kurzfristige Tradingspekulation ist dieser extrem marktenge Wert nicht geeignet. So habe ich für meine - bescheidenden - Zukäufe mehrere Wochen benötigt, da die Spreads zwischen Geld- und Briefkurs hier schon unverschämt hoch sind. Andererseits liegt der Wert auch an Paniktagen im Nebenwertebereich verhältnismäßig unaufgeregt im Markt.
+ Technotrans
Technotrans habe ich hier die letzten Wochen öfter angesprochen, weil ich die Aktie mehrfach zwischen 46 und 50 Euro gehandelt habe. Über 50 Euro ist der Wert üppig bewertet, bei 46 Euro attraktiv. Nun... am Mittwoch gab der Kurs nochmals auf knapp 46 Euro nach und ich habe meine Position aufgestockt. Diesmal also nicht nur meinen zuvor veräußerten Drittelanteil zurückgekauft, sondern ich bin darüber hinaus gegangen und habe meinen Bestand bewusst hochgefahren, so dass Technotrans jetzt meine drittgrößte Position ist. Einerseits sind die Aussichten im Druckgeschäft weiter stabil und positiv, andererseits wächst das Segment Kühlung vor allem auch dank des Zukunftsbereichs Elektromobilität (Batterien müssen gekühlt werden, sowohl in Fahrzeugen als auch in Speichern) rasant. Und Technotrans hat dank seines starken Cashflows genügend Geld auf der hohen Kante, um sich wieder verstärken zu können. Und wenn man auf die Zukäufe der letzten Jahre schaut, dann trifft es der Begriff "verstärken" exakt auf den Punkt. Der Track-Record des ttr-Managements ist überzeugend und ich bin gespannt, wann es den nächsten "Goldenden Griff" geben wird. Das starke und zunehmende profitable Wachstumstempo rechtfertigt eine im historischen Vergleich höhere Bewertung, so dass ttr bei Kursen unter 50 Euro ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis aufweist.
Cashquote
Die Verkäufe bei 7C Solarparken und Capital Stage haben frisches Geld in die Kasse gespült und meine Aufstockungen deutlich überkompensiert. Unterm Strich ist so die Cash-Quote wieder auf knapp 9% angestiegen, was aber nicht als Misstrauen gegen die Marktverfassung gewertet werden sollte oder dass mir die Investmentideen ausgegangen sind. Mein Cash wartet nur darauf, investiert zu werden...
Meine 7 größten Depotpositionen
MBB, Blue Cap, Technotrans, Corestate Capital, PayPal, Steico, Deutsche Beteiligung.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenDeutsche Beteiligung ist eines deiner Kerninvestments. Welche Erwartungen hast du für die anstehenden Q-Zahlen? Was wären "starke" Zahlen, ab welcher Schwelle wärst du enttäuscht?
Gruß
Du meinst die vorläufigen Zahlen zum Geschäftsjahr 2016/17? Nun, die sollten leicht oberhalb der Zahlen zum letzten Quartal liegen. Einen weiteren gewinntreibenden Exit haben wir nicht gesehen und das Britische Pfund hat sich zwischen Ende Juni und Ende September kaum bewegt. Von daher gibt es hier keine großen Veränderungen. Allerdings haben sich die Aktienmärkte weiter positiv entwickelt, so dass ggf. Zuschreibungen auf die Beteiligungen erfolgen, was das Jahresergebnis noch ein bisschen aufgehübscht haben könnte/sollte. Insofern erwarte ich keine großen Überraschungen. Mein Blick richtet sich eher schon auf das laufende neue Geschäftsjahr und das letzte Jahresviertel ist hier ja traditionell das geschäftsträchtigste. Bin also weiterhin positiv gestimmt für das Unternehmen; Kurse jenseits der 45 Euro dürften aber eher infolge neuer Deals zu erwarten sein...
LöschenEin Blick in den Finanzkalender lohnt allerdings schon:
23.11.2017
.Veröffentlichung der vorl. Zahlen zum Geschäftsjahr 2016/2017
.Analystenkonferenz
27.11.2017
.Deutsches Eigenkapitalforum 2017, FFM
07.12.2017
.Roadshow in London
11.12.2017
.Roadshow in Skandinavien
15.12.2017.
.Veröffentlichung Konzern-/Jahresabschluss 2016/2017
.Veröffentlichung Geschäftsbericht 2016/2017
Hallo Herr Kissig,
Löschender Blog und Ihre Beiträge sind für mich sehr interessant, von daher verfolge ich sie. Ich vermisse eine aktuelle Aussage von Ihnen zu Greiffenberger. Sind Sie da noch investiert?
Danke und Grüße
Werner Müller
Ja, bei Greiffenberger bin ich noch investiert. Mit einer kleinen Position direkt und natürlich über meine recht große Blue Cap-Position. Wie sich das weiter entwickelt, bleibt abzuwarten. Ich habe da allerdings schon großes Vertrauen in Hannspeter Schubert, denn er hat bisher immer ein ziemlich gutes Näschen bewiesen für attraktive Gelegenheiten. Und "einfach nur mal eben so" hat er kaum die 10-prozentige Kapitalerhöhung für die Blue Cap gezeichnet, bei der er ja Großaktionär ist...
LöschenHallo Michael,
AntwortenLöscheneine kurze Frage zu Capital Stage: unten aufgeführt ist deine Einschätzung von Anfang September. Inwiefern hat sich denn in deinen Augen die Rahmenbedingungen geändert, sodass du in rund 2 Monaten von Kaufempfehlung zu Verkaufen switcht.
In meinen Augen gab es hier keine grundlegenden Änderungen - natürlich laufen die nicht so gut wie klassischen Growth Aktien in der jetzigen Phase - aber gut Ding will Weile haben ...
Vielen Dank vorab und VG
Fabian
"Meine Einschätzung
Nach der Prognoseanhebung hatte der Aktienkurs sich erstmals seit rund einem halben Jahr signifikant von der 6-Euro-Marke absetzen können, doch die Ankündigung der Wandelanleihe trieb den Kurs heute in der Spitze wieder zurück bis auf die 6-Euro-Marke. Ich habe hier zugegriffen und meinen Bestand aufgestockt. Gut möglich, dass dies die letzte Gelegenheit war, noch einmal halbwegs günstig an Capital-Stage-Aktien zu gelangen"
Was sich geändert hat, ist meine Einschätzung der weiteren Aussichten und zwar aufgrund der veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen (Ausschreibungsverfahren) und die sich langsam abzeichnende Trendwende bei den Zinsen. Inzwischen bewerte ich dies als zunehmendes Problem für die Branche, was sich mittel- und langfristig deutlich negativ auswirken kann. Und da ich auf der anderen Seite interessante(re) Investmentmöglichkeiten sehe, bei denen ich das Chance-Risiko-Verhältnis nicht in diesem Maße eintrübt, habe ich meine Aktien von Capital Stage und 7C Solarparken verkauft und die Werte von der Empfehlungsliste gestrichen. Womit ich nicht behaupte, dass die morgen sofort abstürzen oder man als Aktionär auf keinen Fall mehr mit ihnen Geld verdienen kann.
LöschenWäre 7 Solarparken jetzt nicht wieder interessant? Die Zahlen sehen doch ordentlich aus.
AntwortenLöschen7C Solarparken hat solide Zahlen präsentiert. Ansonsten hat sich an meiner Einschätzung nichts geändert: man nimmt massiv neue Schulden in Kauf, um zu wachsen. Die Renditen aus den neuen Anlagen übersteigen die Zinslasten für die neuen Kredite und erhöhen so den Wert und die Gesamtrendite. Allerdings sind steigende Zinsen für dieses kapitalintensive Geschäftsmodell natürlich pures Gift...
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