Donnerstag, 21. September 2017

PayPal: Mit der Mutter aller Fintechs einfach clever(er) bezahlen

Am Anfang steht die Idee. Und hinter der Idee steckt nicht selten ein Genie. Und aus einer genialen Idee eine weltbewegende Erfindung zu machen, braucht es aber auch Durchsetzungsstärke. Nur dann hat die Idee überhaupt eine Chance, die vielen Hürden zu überwinden, die ihr im Weg stehen. Denn jede Neuerung trifft auf das Althergebrachte und eine Vielzahl von Menschen, die vom Bestehenden profitieren. Und daher kein Interesse an der Veränderung des Status Quo haben. Des Weiteren sind neue Ideen ungewohnt und die meisten Menschen blicken oberflächlich darüber hinweg, befassen sich gar nicht mit dem Gedanken, der dahinter steht, sondern lehnen neue Denkansätze pauschal ab. Und mit ihr auch diejenigen, die die Idee haben und sich auf den Kampf gegen Windmühlen einlassen.
»Ein Mann mit einer Idee ist ein Narr. Bis die Idee sich durchgesetzt hat.«
(Mark Twain)
Von den meisten dieser Genies wird die Welt nie gehört haben, viele tolle Ideen dürften einfach irgendwo versickert sein, ohne dass sie die Chance hatten, je erprobt und umgesetzt zu werden. Doch es gibt auch starke Charaktere, die die Welt mit ihren Neuerungen maßgeblich geprägt haben. Wie James Watt, den Erfinder der Dampfmaschine. Oder Thomas Edison, dem wir die Elektrifizierung verdanken. Oder Alexander Graham Bell, ohne den wir kein Telefon hätten. Oder Nikolaus August Otto, dessen Motor die meisten unserer Autos antreibt. Oder Bill Gates. Oder Steve Jobs. Sie alle haben nicht nur bahnbrechende Ideen gehabt, sondern diese auch in die Tat umgesetzt. Und die Welt verändert.
»Der Wert einer Idee liegt in ihrer Umsetzung.«
(Thomas Edison)
Und dann ist da noch Elon Musk. Kaum ein Tag vergeht, ohne dass man über Elon Musk etwas lesen könnte. Zumeist über Tesla, sein revolutionäres Elektroautoimperium. Daneben baut er an seiner Gigafactory, um Elektrobatterien massentauglich zu machen. Und mit Space-X möchte er den Weltraum erobern.


Dabei denken die meisten Menschen, Tesla sei Musks erstes großes Werk. Doch damit liegen sie falsch. Elon Musk startete im Jahr 1995 unmittelbar nach seinem Studium gemeinsam mit seinem Bruder in Palo Alto ihre erste Firma, Zip2. Das war eine Art Gelbe Seiten mit Kartennavigation und nur vier Jahre später verkauften sie es an Compaq für gut 300 Millionen Dollar. Musks Anteil daran waren 22 Millionen und die steckte er beinahe komplett in sein nächstes Projekt, X.com. Dieses ging später im Bezahldienstleister PayPal auf und als Ebay im Jahr 2002 PayPal für 1,5 Milliarden Euro kaufte, war Musk dessen größter Einzelaktionär. Er investierte im Anschluss 100 Millionen Dollar in SpaceX, 70 in Tesla und 30 in SolarCity. Und mit allen drei Unternehmungen verändert er weiterhin die Welt.

Die Welt zahlt PayPal
Doch wir machen einen Schritt zurück und wenden uns PayPal zu, Musks zweiter großer Liebe. Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, dass das Bezahlen im Internet eine der größten Hürden für die Verbreitung des E-Commerce war. Wir suchen uns Dinge aus, bestellen sie und bezahlen. Die Ware wird geliefert, wir schauen sie uns an – und wenn wir sie nicht behalten wollen, geben wir sie zurück. Selbstverständlich wird uns umgehend unser Geld erstattet.

In den Anfängen des Internets gab es diese bequeme Art der Zahlung nicht. Entweder man kaufte auf Rechnung, dann hatte der Händler das Risiko, kein Geld für seine Ware zu bekommen. Oder man zahlte per Überweisung im Voraus, so dass das Risiko beim Käufer lag. Vereinzelt wurde damit begonnen, dass man seine Kreditkartendaten bei den Verkäufern angeben konnte, doch das Risiko eines Missbrauchs war enorm.

 PayPal (Quelle: wallstreet-online.de
Musks Idee war eigentlich nicht revolutionär, sondern nur ein Online-Klon einer Old-School-Idee. Denn im Außenhandel sitzen Verkäufer und Käufer oft auf der anderen Seite der Welt und wenn der deutsche Importeur Waren aus China bezieht, dann wirft das Probleme auf. Er will kaum den ganzen Container per Vorkasse bezahlen und der Verkäufer wird kaum die Waren über den weiten Ozean verschicken, um dann später 25.000 Kilometer entfernt seinem Geld hinterherlaufen zu müssen. Also schalteten beide eine Bank ein und die vergibt einen sog. Aval-Kredit. Das ist letztlich eine Bürgschaft mit Zusatzdienstleistung. Sie bürgt für die Zahlung des Betrags und erhält dafür eine Provision. So weiß der Exporteur, dass die Zahlung sicher ist, wenn er korrekte Waren geliefert hat. Er schickt sie also auf den Weg und die Bank erhält die nötigen Dokumente für die Herausgabe. Wenn die Ware in Deutschland eingetroffen ist, prüft der Käufer im Beisein der Bank die Waren und wenn er sie für in Ordnung erklärt, erhält er die Dokumente und kommt damit die Ware. Die Bank ihrerseits zahlt umgehend das Geld an den chinesischen Exporteur. Und PayPal übernahm im Internet die Rolle der Bank.

Denn wenn der Käufer über PayPal bezahlt, erhält der Verkäufer sofort sein Geld von PayPal. Und er verschickt die Ware ohne sich über die Bezahlung Gedanken machen zu müssen. Der Käufer hingegen weiß, dass er abgesichert ist und sein Geld zurück erhält, sollte die Ware nicht geliefert werden, oder kaputt sein, oder schlicht nicht gefallen. Käufer und Verkäufer werden Vertragspartner von PayPal und PayPal erhält dafür eine Gebühr.

Was heute Normalzustand ist in der Onlinewelt, war damals eine Revolution. Und Ebay erkannte das große Potenzial und kaufte PayPal. Beide haben davon stark profitiert. Bis der aktivistische Investor Carl Icahn sich bei Ebay einkaufte und auf die Abspaltung von PayPal drängt. Sein Argument war, dass sich beide getrennt voneinander schneller und besser entwickeln könnten. Insbesondere PayPal. Und er bekam seine Abspaltung und seit einigen Jahren agiert PayPal wieder frei von Ebay und daher sind auch immer mehr Onlineshops bereit, PayPal als Zahlungsmethode zu akzeptieren, ohne sich mit ihrem Konkurrenten Ebay einlassen zu müssen. PayPal wächst seitdem zweistellig und ist eine wahre Erfolgsgeschichte.

Doch wie heißt es so schön? Die Revolution frisst ihre Kinder. Und heute ist Onlinebezahlen über einen PayPal-Konto selbst Old-School-Payment und FinTechs und Bitcoins und Blockchain sind nur einige Schlagworte, die neben Banken auch PayPals Geschäftsmodell vor neue Herausforderungen stellen.

Und PayPal bleibt nicht untätig. Im Gegenteil. So ging man Kooperationen ein mit Baidu, so dass chinesische Kunden künftig mit der Baidu Wallet und PayPal in Millionen von Geschäften außerhalb Chinas bezahlen können. Mit Samsung gelang eine ähnliche Vereinbarung und auch bei Nintendo kann man nun mittels PayPal bezahlen. Ebenso wird PayPal nun im AppStore, bei Apple Music und bei iTunes als Zahlungsmethode akzeptiert.

Des Weiteren ging PayPal eine Kooperation mit Microsofts Skype ein, wodurch Skype PayPal in seine aktuelle Mobile App integriert und Skype-Nutzer in 22 Ländern künftig Geld an andere Skype-Nutzer versenden können. Gerade bei Jugendlichen sind Direktzahlung (per-to-peer) sehr beliebt und PayPal bietet sie über seine Tochter Venmo schon länger an. Der Skype-Deal ergänzt das eigene Angebot also nur. Dabei ist Venmo keine „kleine Sache“ mehr, immerhin wurden im letzten Jahr Zahlungen im Volumen von 8 Milliarden Dollar über Venmo abgewickelt und damit mehr als doppelt so viel Volumen wie im Jahr zuvor.

Darüber hinaus dringt PayPal auch in den stationären Handel vor. Denn der Kreditkartengigant Visa und PayPal haben eine Ausweitung ihrer strategischen Partnerschaft auf Europa angekündigt. Beide Unternehmen arbeiten bereits in den USA und im Asien-Pazifik-Raum zusammen und wollen ein nahtloses Erlebnis für alle Kunden schaffen, die mit ihrer Visa Karte an Orten bezahlen, die PayPal akzeptieren. Durch die Zusammenarbeit mit Visa Partnerbanken können Verbraucher nämlich ihre Visa Karten einfach der PayPal-Wallet hinzuzufügen, zum Beispiel über ihre Banking Apps. PayPal kommt damit in die Lage, auf Augenhöhe mit kontaktlosen Bezahlsystem wie Apple Pay oder Samsung Pay zu treten. Darüber hinaus wird PayPal dank seiner Banklizenz in Europa Mitglied des Visa Netzwerks von Finanzinstituten in Europa und kann damit selbst als Visa-Karten-Emittent fungieren, so dass Verbraucher und Unternehmen PayPal weltweit überall nutzen können, wo Visa akzeptiert wird.

Doch PayPal ist auch hinter den Kulissen tätig und bietet seit 2013 über die eigene Tochtergesellschaft PayPal Working Capital für kleine Online-Händler Kredite mit kurzen Laufzeiten an. Jüngst hat PayPal die US-amerikanische Online Lending Company Swift Financial Corporation übernommen und kann nun auch größeren Unternehmen Kreditangebote von bis zu 500.000 US-Dollar über seine eigene Online-Plattform unterbreiten. PayPals enormer Vorteil gegenüber Banken ist, dass PayPal seine Kunden sehr gut kennt und genau weiß, wie viel Umsatz sie machen, welche Stornoquoten sie haben und wann sie mit wie hohen Zahlungseingängen rechnen können. Das Risiko ist also sehr überschaubar und gleichzeitig bindet PayPal die Kunden noch fester an sich. Was auch an der relativ kurzen Zeitspanne liegt, innerhalb derer PayPal Kreditzusagen geben kann.

Top Zahlen, top Aussichten
All diese Kooperationen und das Vordringen in immer neue Geschäftsfelder machen PayPal immer mehr zu einem Komplettanbieter im Zahlungswesen. Und das sieht man auch an den Geschäftszahlen. Für das zweite Quartal meldete PayPal einen Umsatzanstieg von 18 Prozent auf 3,14 Milliarden Dollar und auf währungsbereinigter Basis waren es sogar 20 Prozent. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich auf 0,34 Dollar bzw. 27 Prozent. Dabei konnte das Unternehmen 6,5 Millionen neue Kundenkonten generieren und damit 80 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Und auch die Zahl der Transaktionen stieg auf 1,8 Milliarden Dollar und das gesamte Zahlungsvolumen 106 Milliarden Dollar, was beides Zuwachsraten 23 Prozent entspricht. Diese Zahlen zeigen, wie erfolgreich PayPal agiert. Und sie führten dazu, dass das Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von zwei Quartalen seine Jahresprognosen nach oben angepasst hat.

PayPal versteht es, innovativ zu bleiben und an der Spitze der technologischen Entwicklung. Gleichzeitig verbreitert es seine Kundenbasis durch den Ausbau von Kooperationen und stärkt damit sein klassisches Kerngeschäft. Beides zusammen macht PayPal zu einem zukunftsorientierten Wachstumsunternehmen, das zudem hoch profitabel ist. Im Grunde könnte man PayPal als die Mutter aller FinTechs bezeichnen und sollte auch als Aktionär noch lange Freude an diesem innovativen Unternehmen haben. Und vielleicht über PayPal seinen nächsten Tesla oder sein erstes Space-X-Ticket bezahlen?

PayPal befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.

3 Kommentare:

  1. An Paypal führt in der Welt der Klein-Transaktionen wirklich kein Weg vorbei. Es ist super einfach Geld zu senden und zu empfangen wobei ich mich doch öfter über die Kosten im Vergleich zu anderen Systemen ärgere. 0,5 EUR + 3,4% sichern natürlich Paypal´s Kosten und darüber hinaus den Gewinn, sind aber auch nur mangels marktdurchdringender Konkurrenz möglich.

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    1. Ja, PayPal hat einen sehr breiten Burggraben. Und sie verdienen ausgesprochen gut. Sollte also irgendwann einmal ein Konkurrent auch nur ansatzweise aufschließen, könnte PayPal einfach die gebühren senken und damit dem Gegner den Wind aus den Segeln nehmen. Es dürfte sehr schwer werden, PayPal aus dieser Position der Stärke zu verdrängen.

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  2. Der Paypal Finanzvorstand hat sich positiv über die Aussichten von Bitcoin als zukünftiges Zahlungsmittel geäußert. Ein Zeichen, dass Paypal im Blockchain-Umfeld tätig werden möchte? Ein Support von Bitcoin würde Paypal sehr viele neue und vor junge Kunden (Krypto-Jünger) anlocken.

    Hier der Artikel: https://cointelegraph.com/news/paypal-exec-says-very-high-likelihood-bitcoin-will-become-popular-payment-method

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