Dienstag, 5. September 2017

Bei Fuchs Petrolub läuft es wie geschmiert

Es gibt Aktien, deren Chart darf man sich gar nicht so genau ansehen. Jedenfalls, wenn man nicht investiert ist. So geht es mir mit Fuchs Petrolub, einem Unternehmen, das ich schon seit Jahren auf meiner Watchlist habe, bei dem ich aber immer irgendwie nicht zum Zug kam. Da uns entgangene Gewinne ja bekanntlich viel stärker schmerzen als erlittene Verluste, schmerzt mich die Verdopplung, die der Kurs in den letzten 5 Jahren hingelegt hat, also durchaus. Andererseits wird ja an der Börse die Zukunft gehandelt und da bietet sich jeden Tag aufs Neue die Chance, die richtige Aktie zu finden. Auch wenn sie nahe an ihrem Allzeithoch notiert. Denn Börsenlegende Peter Lynch lehrte uns, dass man jederzeit kaufen könne, wenn man denn die richtige Aktie gefunden habe.

»Wenn die richtige Aktie gefunden ist, dann ist es nie zu früh und nie zu spät, sie zu kaufen.«
(Peter Lynch)

Dem Kursverlauf zufolge, war Fuchs Petrolub lange Zeit das genau richtige Investment; alleine in diesem Jahr hat der Kurs bereits knapp 20 Prozent zugelegt. Ob das allerdings so weiter geht, steht auf einem anderen Blatt.


Schauen wir also erst einmal, mit wem wir es zu tun haben: Fuchs Petrolub wurde 1931 als Familienunternehmen in Mannheim gegründet und noch heute hält die Fuchs Protective Association, die die Anteile der Familie Fuchs bündelt, 51,70% der Stammaktien.

Fuchs Petrolub ist der weltweit größte Anbieter von Schmierstoffen und verwandten Spezialitäten. Kaum eine Branche kann auf diese Produkte verzichten und so liefert Fuchs Petrolub Schmierstoffe für Auto- und Motorradfahrer, den Gütertransport, den Personenverkehr, die Stahlindustrie, den Bergbau, den Fahrzeug- und Maschinenbau, die Bauwirtschaft und den Agrarbereich. Nach der Akquisition des Weißöl- und Schmierstoffgeschäfts des Ölkonzerns Chevron ist man nun sogar in der Lebensmittelbranche aktiv und betreut inzwischen weltweit mit über 5.000 Mitarbeitern rund 100.000 Kunden.

Wachstum auch durch Zukäufe So groß war Fuchs Petrolub nicht immer und zur Unternehmensstrategie gehört seit jeher, auch durch Zukäufe zu wachsen. Im letzten Jahr übernahm man u.a. die Deutsche Pentosin, ein Unternehmen aus meiner Heimatstadt Wedel, dessen Unternehmerfamilie ich kenne und deren Büros und Produktionsstätten nur wenige Meter von meinem früheren Büro entfernt liegen. In der Stadt kam damals natürlich Unruhe auf ob der Arbeitsplätze und der Gewerbesteuern, denn für eine Mittelstadt ist ein Unternehmen wie die Deutsche Pentosin natürlich ein enorm wichtiger Faktor. Nun, so wie es aussieht laufen die Geschäfte weiter rund und die Deutsche Pentosin wird ihren Erfolgskurs auch im Konzernverbund von Fuchs Petrolub weiter fortsetzen. Was nicht so überraschend kommt, denn beide Unternehmen haben schon in der Vergangenheit eng miteinander kooperiert.

Starke Zahlen, verhaltener Ausblick
Jüngst hat Fuchs Petrolub Zahlen zum ersten Halbjahr 2017 vorgelegt und die konnten sich durchaus sehen lassen. Insgesamt wuchsen die Erlöse um knapp 10 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro. Die höchsten Zuwächse stammen dabei weiterhin aus der Region Asien-Pazifik und Afrika, wo Fuchs Petrolub fast 22 Prozent mehr umsetzen konnte als im Jahr zuvor. Doch auch in Europa sowie Nord- und Südamerika lief es besser als im Vorjahr und in den USA zogen die Umsätze zusätzlich an dank Zukäufen im Industrie-und Lebensmittelbereich.

 Fuchs Petrolub Vz. (Quelle: wallstreet-online.de
Und Zukäufe waren in den letzten beiden Jahren ein großes Thema, denn man übernahm nicht nur die Deutsche Pentosin, sondern auch die Statoil Fuel & Retail Lubricants AB und in den USA die Firma Ultrachem, einen Spezialisten für Industrieöle, sowie das Weißöl- und Schmierstoffgeschäft für die Nahrungsmittelindustrie vom Ölkonzern Chevron.

Des Weiteren hatte Fuchs im Jahr 2015 ein großes Investitionsprogramm gestartet und möchte zwischen bis Ende 2018 300 Millionen Euro in den Aus- und Neubau von Werken stecken. Diese Wachstumsoffensive gehe mit erheblichen Investitionen einher und trotzdem konnte man die Ziele beim Ergebnis erreichen und beim Umsatz so übererfüllen.

Während man nun angesichts der neuen Rahmenbedingungen für 2017 von einem Umsatzwachstum zwischen 7 und 10 Prozent ausgeht, nachdem man bisher ein Plus zwischen 4 und 6 Prozent angepeilt hatte, nimmt man die Prognosen beim operativen Ergebnis leicht zurück. Das EBIT soll weiterhin zwischen 1 und 5 Prozent zulegen, allerdings lag der Wert mit 190 Millionen Euro im ersten Halbjahr unter den Erwartungen der Markterwartungen. Und auch beim Nettogewinn wurden die Schätzungen mit 134 Millionen Euro leicht verfehlt.

Nun rät uns Warren Buffett, uns nicht zu sehr auf Quartalszahlen zu konzentrieren, sondern lieber in Geschäftsjahren zu denken. Oder besser noch in Mehrjahreszeiträumen. Und das ist ein guter Rat, denn schon kleine Auftragsverschiebungen über den Stichtag hinaus können die Ergebnisse in einem Quartal verfälschen, während sie auf Jahressicht keinen Unterschied machen.


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Herausforderung Elektromobilität
Momentan kann man Fuchs Petrolub zu seiner Position nur beglückwünschen. Das Unternehmen bietet die Schmierstoffe an, ohne die kein Verbrennungsmotor und kein Getriebe lange überlebt. Man fertigt also quasi die Schaufeln für den Goldrausch. Nur dass am Horizont immer dunklere Wolken aufziehen über El Dorado, denn Gold verliert seinen Glanz. Genauer gesagt, Verbrennungsmotoren und Getriebe dürften perspektivisch seltener nachgefragt werden, weil die Welt zunehmend auf Elektromobilität setzt. Elektromotoren benötigen Spulen, um zu funktionieren, und müssen nicht geschmiert werden. Je mehr Elektroautos also auf die Straße kommen, desto geringer ist das Absatzpotenzial für die Produkte von Fuchs Petrolub.

Doch für einen Abgesang ist es noch zu früh! So wird erst in ein paar Jahren mit einer signifikanten Anzahl von Elektroautos auf unseren Straßen gerechnet und bis dahin verkaufen sich die Wagen mit Verbrennungsmotor weiter wie geschnitten Brot. Und da es auch viele Hybridfahrzeuge als Alternative zum reinen Elektroauto gibt und weiter geben wird, werden auch für eine längere Zeit noch Verbrennungsmotoren gefertigt und vertrieben. Und die weiterhin benötigen Schmierstoffe.

Des Weiteren können auch alle bereits im Umlauf befindlichen Wagen nicht einfach auf Öl und Schmierstoffe verzichten, so dass die Produkte von Fuchs Petrolub noch eine lange Zeit ihren Absatz finden werden.

Dennoch blickt man auf einen mittel- und langfristig schrumpfenden Markt. Dieser Tatsache muss sich ein Unternehmen natürlich stellen. Und wenn wir uns an die Akquisition des Weißöl- und Schmierstoffgeschäfts für die Nahrungsmittelindustrie erinnern, das Fuchs Petrolub vom Ölkonzern Chevron übernommen hat, sehen wir, dass genau das geschieht: Diversifikation. Das Unternehmen wird die hohen Cashflows und Gewinne aus dem Stammgeschäft mit der Automobilindustrie nutzen, um in angrenzenden Bereiche zu expandieren, wo auch künftig Motoren zum Einsatz kommen, die Schmier- und Gleitstoffe benötigen.

Das einzig stete ist der Wandel, heißt es. Und insbesondere für Fuchs, aber auch viele Unternehmen aus dem Bereich der Automobilzulieferer trifft diese Weisheit momentan zu. Denn sie alle werden mit dem Problem konfrontiert, dass der Trend zu Elektromobilität ihre angestammten Geschäftsfelder bedroht. Und will man nicht dem Schicksal der Kutscherpeitschenhersteller folgen, muss man sich etwas einfallen lassen. Die fast hundertjährige Geschichte des Unternehmens belegt, dass man bisher immer alle neuen Herausforderungen angegangen ist und bewältigen konnte. Daher besteht große Hoffnung, dass es auch dieses Mal so sein und Fuchs Petrolub noch lange seine Aktionäre erfreuen wird.

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