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Mittwoch, 2. August 2017

Lanxess ist Bayers erfolgreich(st)er Spin-off

Der Chemie- und Agrarkonzern Bayer ist nicht nur einer der bekanntesten deutschen Konzerne, sondern auch einer der erfolgreichsten. Und diese Erfolge basieren auf eigener Expertise, wie dem Schmerzmittel Aspirin, und auf geschickten Firmenübernahmen. Dabei wandelt sich insbesondere durch die Zukäufe auch immer wieder das Gesicht von Bayer und die Ausrichtung wird mal ein wenig, mal stärker neu justiert. So wie es auch gerade mit der aktuellen Übernahme von Monsanto geschieht, durch die Bayer seinen Schwerpunkt erheblich in Richtung Agrarchemie und Saatgut verlagern wird. Dabei werden im Rahmen der Übernahme wohl einige Auflagen auf Bayer zukommen und der Konzern vermutlich einige Geschäftsbereiche abgeben müssen, da weltweit die Kartellbehörden monopolartige Konzentrationen verhindern möchten.

Doch nicht nur im Rahmen von Übernahmen hat Bayer sich und sein Geschäft verändert, auch aus eigenem Antrieb heraus erfolgten Verkäufe oder Abspaltungen von Geschäftsfeldern. Eine enorme Veränderung gab es im Jahr 2004, als das damalige Sortiment des Vorgängerunternehmens Bayer Polymers AG neu sortiert wurde. Ein Teil wanderte inklusive der Produktionsstätten in die neue Gesellschaft Lanxess, der andere Teil verblieb im Bayer-Konzern und wanderte in die Bayer MaterialScience AG, die man heute als Covestro kennt und die seit Herbst 2015 ebenfalls an der Börse notiert.

Bayer ist mit 100 Milliarden Euro ein DAX-Schwergewicht, während Covestro mit 13 Milliarden und Lanxess mit 6 Milliarden Euro im MDAX gelistet sind. Doch während Covestro bereits einige Monate nach dem Börsenstart in den MDAX aufstieg, hatte Lanxess einen viel längeren Weg bis dorthin vor sich. Denn Bayer trennte sich bereits 2005 von Lanxess und ließ die Aktien dieses Spin-offs einfach den Bayer-Aktionären zusätzlich ins Depot buchen. Man könnte fast sagen, Bayer entledigte sich einfach der ungeliebt gewordenen Sparte, während man von Covestro nur einen Teil an die Börse brachte und seitdem den Bestand immer mal wieder reduziert. Zuletzt unterschritt man die Schwelle von 50 Prozent.


Bei Spin-offs gerne zweimal hinsehen
Nun könnte man meinen, dass so eine Abspaltung eines großen Konzerns keine wirklich gute Zukunft haben dürfte, da der Konzern ansonsten diese Sparte ja selbst behalten hätte. Doch die Gründe für die Abspaltung können vielfältig sein und daher sollte man sich von diesem Vorurteil lösen und sich lieber das neue Unternehmen separat anschauen. Denn Untersuchungen zeigen, dass sich Spin-offs überwiegend besser entwickeln als die Aktien ihrer ehemaligen Mütter. Und das nicht nur bei Bayer, sondern zum Beispiel auch beim Finanzinvestor Blackstone, der vor zwei Jahren sein Übernahme- und Fusions-Beratungsgeschäft abspaltete und als Spin-off PJT Partners an die Börse brachte. Der Kurs von PJT hat sich seitdem annähernd verdoppelt, während Blackstones Kurs selbst kaum von der Stelle kam, jedenfalls sofern man die Dividendenzahlungen außen vor lässt.

Lanxess lohnt einen zweiten Blick
Also schauen wir auf Lanxess und wir sehen ein kleines Unternehmen, das schwer zu kämpfen hatte. Nach der Ausgliederung spaltete Lanxess einige Sparten ab und verkaufte sie, um operativ auf solide Bahnen zu kommen. Im Anschluss ging Lanxess dann selbst in die Offensive und baute sein verbliebenes Geschäft aus. Man übernahm von Dow Chemical das Chromchemikaliengeschäft und übernahm einen brasilianischen Kautschukproduzenten. Auch von Wacker Chemie, Clariant und Syngenta übernahm man Sparten und formte so einen breit aufgestellten Chemie- und Polymeranbietern. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt Kunststoffe, Kautschuke und Spezialchemikalien und konzentriert sich bei seinen Produkten besonders auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. So entwickelt man zum Beispiel Hightech-Kunststoffe, die im Leichtbau von Fahrzeugen zum Einsatz kommen und durch ihr vermindertes Gewicht weniger Emissionen erzeugen und den Kraftstoffverbrauch senken. Des Weiteren kommen Hochleistungs-Kautschuke bei der Herstellung von Reifen zum Einsatz. Diese zeichnen sich durch einen geringeren Rollwiderstand, ausgezeichnetes Bremsverhalten, eine längere Laufleistung und verminderte Geräuschentwicklung aus.

Externes Wachstum bleibt wichtiger Faktor
Mit dieser Aufstellung ist Lanxess ein sehr zyklisches Unternehmen und nicht nur von der allgemeinen Konjunkturlage abhängig, sondern auch speziell von der des Automobilsektors. Und um diese Abhängigkeit zu verringern, kauft Lanxess weitere Geschäftsfelder zu. So soll Mitte 2017 der größte Zukauf der Firmengeschichte, die 2,4 Milliarden Euro teure Übernahme des US-Konzerns Chemtura, abgeschlossen sein. Mit Chemtura will man das Geschäft mit Zusätzen für Schmierstoffe und Flammschutzmittel deutlich ausgebauen und gleichzeitig die Abhängigkeit des Konzerns vom kriselnden Kautschuk-Geschäft verringern, das man bereits in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem größten Öl- und Energiekonzern der Welt, der saudischen Saudi Aramco, eingebracht hatte. 

Doch Übernahmen müssen auch verdaut werden und so wird Lanxess die nächste Zeit mit dem Integrationsprozess und der weiteren strategischen Neuaufstellung beschäftigt sein, bevor an weitere Übernahmen gedacht wird.

 Lanxess (Quelle: wallstreet-online.de
Die Anleger können sich ohnehin entspannt zurücklehnen, denn seit dem Spin-off hat sich ihre Aktie hervorragend entwickelt und allen Widrigkeiten getrotzt. Folgerichtig hat die Aktie es über den SDAX auch in den MDAX geschafft und war ab September 2012 sogar schon drei Jahre lang DAX-Mitglied. Diesen Status konnte man nicht halten, doch wir sollten nicht verwundert sein, wenn Lanxess diesbezügliche Ambitionen nicht aufgegeben hat. Immerhin scheint der Aktienkurs seine dreijährige Konsolidierungsphase hinter sich lassen zu wollen und wieder zu neuen Gipfelstürmen anzusetzen.

Während Konzernchef Matthias Zachert letztes Jahr dreimal seine Prognose nach oben anpassen musste, schlägt er für 2017 bisher verhaltenere Töne an. Nach einer zwanzigprozentigen Ergebnissteigerung im ersten Quartal stellt er für das Gesamtjahr ein Ergebnis „leicht über Vorjahr“ in Aussicht. Das ist natürlich einerseits den Integrationsbemühungen um Chemtura geschuldet und auf der anderen Seite neigt Zachert eher dazu, tief zu stapeln und hoch zu liefern. Hier dürfte also noch Luft nach oben sein, auch angesichts einer sich verbessernden weltweiten Konjunkturlage. In die Suppe spucken könnte allerdings ein Abschwächen des Automobilsektors, denn die doch recht starke Abhängigkeit von diesem Sektor besteht weiter fort.

Angesichts eines kürzlich erreichten neuen Allzeithochs, das den Höchststand aus dem Jahr 2013 knapp übertraf, mag mancher Anleger vor einem Investment zurückschrecken. Dabei gelten neue Höchststände als eines der besten Einstiegsszenarien, denn ihnen folgen zumeist weitere deutliche Kurssteigerungen. Doch man sollte ja ohnehin nicht zu sehr auf den Kurs starren, sondern sich lieber am Wert eines Unternehmens und seinen weiteren Aussichten orientieren. So lehrt es uns Value Investor Warren Buffett und genau dieser Börsenaltmeister hat sich gerade bei Lanxess eingekauft. Genauer gesagt hat eine Tochterfirma seiner Beteiligungsholding Berkshire Hathaway, der Rückversicherungskonzern General Re, Ende Mai eine Stimmrechtsmitteilung herausgegeben, nachdem sie die Marke von 3 Prozent der Stimmrechte bei Lanxess überschritten hat. Gut möglich, dass bereits weiter zugekauft wurde, denn die nächste meldepflichtige Schwelle würde Buffett erst bei 5 Prozent erreichen.

Mit seinem Kauf tritt Buffett einer illustren Runde bei, denn auch der norwegische Staatsfonds ist mit fünf Prozent beteiligt und Allianz, Fidelity, BlackRock sowie der Fonds Dimensional Holdings sind weitere Großaktionäre. Daneben kaufen auch Unternehmensinsider Aktien von Lanxess.


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Nun sollte man nicht nur deshalb Aktien kaufen, weil es andere tun. Aber diese Käufe sind zumindest ein positives Signal, sich mal genauer mit Lanxess zu beschäftigen. So hat Lanxess im letzten Jahr mit seinen weltweit 17.000 Mitarbeitern in 55 Werken 7,7 Milliarden Euro umgesetzt und damit ein Nettoergebnis von 508 Millionen Euro erzielt. Dass momentan die Umsätze sinken, liegt zu einem erheblichen Teil an den ebenfalls wieder fallenden Ölpreisen, denn rund drei Viertel der Kosten für Kunststoffe und Kautschuk basieren auf Rohmaterialien und den Öl- und Gaspreisen. Der Preisrückgang steigert also die Margen bei Lanxess, während CEO Zachert die Kosten weiter eindampft. Daneben richtet er Lanxess stärker auf China und die USA aus und möchte zu einem noch gewichtigeren Spieler in der Branche werden und Lanxess hier zum wettbewerbsfähigsten Unternehmen ausbauen. Während kleinere Wettbewerber wirtschaftlich in Schwierigkeiten kommen könnten, will Zachert auch bei der Konsolidierung der Branche kräftig mitmischen. Für Anleger sind das alles in allem günstige Aussichten und gute Gründe, sich für eine Depotbeimischung von Lanxess-Aktien zu entscheiden.

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