Geld stinkt nicht
Es gibt das geflügelte Wort „Pecunia non olet“, das auf Kaiser Vespasian zurückgeht. Im alten Rom wurden Unmengen an Urin für die Ledergerberei benötigt und so stellte man an belebten Straßen amphorenartige Latrinen zum Urinsammeln auf. Vespasian, nicht der erste Staatenlenker der sich mit leeren Kassen konfrontiert sah, führte auf diese Latrinen eine Steuer ein und von seinem pikierten Sohn darauf angesprochen, hielt er ihm ein Geldstück unter die Nase und fragte, ob es stinke. Was dieser verneinte – und ein schöner Sinnspruch erblickte das Licht der Welt.
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf richten wir unseren Blick auf die Müllberge und das darin verborgene Geld. Denn die Abfallentsorger, wie sie früher hießen, verdienten schon immer prächtig. Jahrzehntelang betrieben sie Sammelhalden und Verbrennungsanlagen, um den Müll endgültig loszuwerden, doch irgendwann setzte ein Umdenken ein. Es ist nicht gerade umweltschonend, wenn man Löcher in den Boden gräbt und jede Art von Müll einfach hineinkippt und dann Erde drüber schaufelt. Die Stoffe gären, es entstehen giftige chemische Verbindungen, die keiner auf der Rechnung hatte, Regenwasser wird hiermit kontaminiert und diese giftige Brühe sickert dann ins Grundwasser. Und auch die Emissionen der Müllverbrennungsanlagen wurden kritischer hinterfragt und die zulässigen Grenzwerte immer weiter verschärft.
An diesem Punkt setzten dann zwei gegensteuernde Faktoren an. Zum einen setzt man inzwischen stärker auf Müllvermeidung als auf Müllentsorgung und daneben begann sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass Müll nicht nur Abfall darstellt, sondern auch Wertstoffe enthält. Man begann, die hochwertigen Stoffe auszusortieren, um sie wiederzuverwerten. Und mit einer immer schneller voranschreitenden Technisierung, vor allem im Bereich der Optoelektronik, werden immer ausgefeiltere Sortiermaschinen möglich. Gerade in einem rohstoffarmen Land wie Deutschland ist die Mehrfachverwendung der Wertstoffe eine ausgezeichnete Idee.
Und man geht sogar noch weiter und beprobt Altdeponien und forscht dort nach Giftstoffen. Nicht nur mit dem Hintergedanken, etwas Gutes für die Umwelt zu tun, sondern auch mit der Aussicht, Edelmetalle und wichtige Rohstoffe aus den Abfällen der Nachkriegszeit zu holen, die völlig unbearbeitet einfach weggeschmissen wurden. Dem Recycling von Altmüllbeständen könnte eine große Zukunft bevorstehen.
Doch auch wenn unsere Recyclingrate inzwischen bei vorbildlichen 70 Prozent liegt, produzierte jeder Deutsche im Jahr 2014 immerhin 220 Kilogramm an gewerblichem und privatem Müll. Und damit sind wir leider Europameister. 1995 waren es noch 170 Kilogramm. Insbesondere das Onlineshopping und der Trend hin zu mehr Single-Haushalten lassen den Müllberg stetig anwachsen.
Der Blick über den Teich nach Texas
Während hierzulande die Müllentsorgung zumeist von den Kommunen organisiert wird, ist das Thema in den USA eines der Privatwirtschaft. Und einer der ganz Großen der Branche ist das Unternehmen Waste Management. Die Texaner betreiben 293 aktive Mülldeponien und damit mehr als jeder andere Wettbewerber, womit sie 22 Millionen Kunden bedienen. Diese Größe ist beeindruckend und sie ist nicht nur Zukäufen geschuldet, denn abgesehen von kleineren Übernahmen hat sich hier bei Waste Management in den letzten Jahren nicht viel getan. Ebenso wenig beim Umsatz, der seit Jahren eher konstant zwischen 13 und 14 Milliarden Dollar liegt. Wir können also festhalten, dass es sich bei Waste Management um ein ziemlich langweiliges Unternehmen handelt und keinesfalls um ein angesagtes Wachstumsunternehmen. Dennoch sprechen einige Gründe dafür, dass Waste Management durchaus ein interessantes Investment sein könnte.
Die Müllberge nehmen zu, auch wegen des stark wachsenden Onlinehandels, die Rohstoffpreise liegen zur Zeit noch danieder, aber sollte die globale Konjunktur wieder anziehen, werden sie in die Höhe schießen. Dann wird der Ruf nach Recyling, nach Wiederverwertung immer lauter. Und auch der Drang von immer mehr Menschen, in die Städte zu ziehen, bringt wachsende Müllmengen mit sich. Doch schon Mark Twain merkte süffisant an, Prognosen seien immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, und so werfen wir lieber mal einen Blick auf die Geschäftszahlen des dritten Quartals. Und die bieten eine Kombination aus Preiserhöhungen, Volumenwachstum und Kosteneinsparungen, was alles zusammen in höheren Gewinnen mündete. Die Umsatzerlöse stiegen um 5,6% auf 3,55 Mrd. Dollar und Waste Management profitierte auch von höheren Rohstoffpreisen, wodurch die durchschnittlichen Recyclingpreise gegenüber dem dritten Quartal 2015 um 13,6% angestiegen sind. Zudem zeigte sich im dritten Quartal erneut die Preissetzungsmacht von Waste Management, denn die Preise im Kernsegment verbesserten sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,7%. Dazu gesellen sich Kostensenkungsinitiativen des Abfallmanagements, wodurch die Vertriebs-, Verwaltungs- und Gemeinkosten auf 9,3% des Gesamtumsatzes reduziert werden konnten, nachdem sie im Vorjahreszeitraum noch bei 9,8% lagen. Insgesamt erhöhte sich der Reingewinn um 11,6% auf 374 Mio. Dollar und das Ergebnis je Aktie sprang um 13,5% auf 0,84 Dollar.
Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen
Diese Zahlen klingen alles andere als langweilig und zeigen, dass sich das Unternehmen auf einem gesunden Pfad befindet. Den hieraus resultierenden hohen freien Cashflow von knapp unter 3 Dollar je Aktie verwendet das Management, um die Aktionäre glücklich zu machen. So werden quartalsweise attraktive Dividenden ausgeschüttet und diese stiegen von 0,365 Dollar im Jahr 2013 auf aktuell 0,41 Dollar an. Und wir können davon ausgehen, dass demnächst eine weitere Dividendenerhöhung vorgeschlagen wird und sich somit die aktuelle Dividendenrendite von 2,3 Prozent erhöhen dürfte. Darüber hinaus hat das Unternehmen in diesem Jahr bereits 600 Millionen Dollar in Aktienrückkäufe gesteckt und die hierdurch verminderte Anzahl an Aktien wirkt sich natürlich auch positiv auf den Gewinn je Aktie aus.
Nun hat sich der Aktienkurs dieses langweiligen Unternehmens seit 2013 glatt verdoppelt und Anleger stellen sich die Frage, wie es künftig weitergehen wird, denn günstig bewertet ist Waste Management mit einem erwarteten 2017er KGV von 22 nicht gerade. Andererseits ist man in einem Markt unterwegs, der kaum von Wettbewerbern bedroht wird. Denn strenge Regulierungsvorschriften verursachen hohe Kosten und Mülldeponien oder Müllverbrennungsanlagen bzw. -verwertungsanlagen zu bauen, ist sehr kapitalintensiv. Des Weiteren handelt es sich um ein wenig Konjunktur sensibles Geschäft, denn auch in Konjunkturabschwüngen sinken die Müllmengen nicht rapide ab. Aufgrund des mangelnden Wettbewerbs ergibt sich eine hohe Preissetzungsmacht und in Summe stellen diese Faktoren einen starken ökonomischen Burggraben für Waste Management dar.
Vermutlich sind es diese Gründe, weshalb Microsoft-Gründer Bill Gates sich so stark bei Waste Management eingekauft hat. Über seine Beteiligungsgesellschaft Cascade Investment und die Bill und Melinda Gates Stiftung kontrolliert er zusammen mehr als 7% der Aktien des Unternehmens und ist damit der größte Aktionär - noch vor der Vanguard Group und Blackrock. Und auch wenn der reichste Mensch der Welt sich immer stärker im Bereich des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit engagiert, treiben ihn bei seinen Aktieninvestments eher kaufmännische Impulse an: die Aussicht auf gute Gewinne.
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