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Dienstag, 4. April 2017

MBB setzt nach Aumann-Erfolg auf Sonderdividende und weitere Übernahmen

MBB bestätigt die bereits veröffentlichten vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 und konnte einen neuen Umsatzrekord in Höhe von 332,2 Mio. Euro (Vorjahr 252,8 Mio. Euro) erzielen, was Wachstum von 31,4% entspricht. Das EBITDA befindet sich mit 30,4 Mio. Euro (Vorjahr 24,8 Mio. Euro) auf einem neuen Höchststand und die EBITDA-Marge beträgt 9,1%. Das Konzernergebnis beträgt 14,3 Mio. Euro (Vorjahr 11,8 Mio. Euro), so dass ein Ergebnis je Aktie in Höhe von 2,16 Euro (1,79 Euro im Vorjahr) erzielt wurde. Damit übertreffen Umsatz und Ergebnis die Managementprognose von 310 Mio. Euro Umsatz und 2,10 Euro Ergebnis pro Aktie. Die Konzernliquidität ist per Ende 2016 deutlich auf 77,4 Mio. Euro (54,0 Mio. Euro per Ende 2015) gestiegen und die Nettoliquidität hat sich auf 22,2 Mio. Euro (8,1 Mio. Euro per Ende 2015) erhöht. Das Eigenkapital stieg zum Ende des Geschäftsjahres 2016 auf 98,4 Mio. Euro (Vorjahr 87,7 Mio. Euro), was einer Eigenkapitalquote von 36,9% (Vorjahr 39,4%) entspricht.

Am 24. März 2017 hat die MBB-Tochter Aumann einen sehr erfolgreichen Börsengang durchgeführt, in dessen Zuge die MBB SE ihren Anteil durch Kapitalerhöhung und Umplatzierung von 93,5% auf 53,6% reduziert hat. Der für die MBB Aktionäre realisierte Wertzuwachs aus dem Börsengang wird gem. IFRS im ersten Quartal 2017 erfolgsneutral über das Konzerneigenkapital erfasst. Hierdurch erhöht sich das den Aktionären der MBB SE zuzurechnende Eigenkapital nach vorläufigen Zahlen um mehr als 140 Mio. Euro oder mehr als 21,00 Euro pro Aktie. Die Konzernliquidität steigt durch den Börsengang per Ende März 2017 nach vorläufigen Zahlen auf über 260 Mio. Euro, die Nettoliquidität auf über 210 Mio. Euro. Davon entfällt nach vorläufigen Zahlen eine Nettoliquidität von über 170 Mio. Euro auf die Konzernmuttergesellschaft MBB SE.

 MBB SE (Quelle: finanzen.net
2017 rechnet MBB mit einem organischen Umsatzzuwachs von 18% auf 390 Mio. EUR. Trotz des Abgangs eines wesentlichen Teils der Beteiligung an der Aumann AG, plant das Management ein Ergebnis je Aktie auf dem Vorjahresniveau. Diese Entwicklung wird erwartet, da der Auftragseingang und die Kapazitätsauslastung zu Beginn des neuen Geschäftsjahres auf organisches Wachstum bei allen MBB Tochterunternehmen hinweisen.

Das Management der MBB betrachtet die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung als hervorragende Voraussetzung, um einerseits im aktuellen Marktumfeld organisch sowie durch die Zukäufe neuer Tochterunternehmen zu wachsen. Für das Geschäftsjahr 2016 wird der am 28. Juni 2017 stattfindenden Hauptversammlung eine auf 61 Euro-Cent/Aktie oder 4,0 Mio. Euro (im Vorjahr 59 Euro-Cent/Aktie oder 3,9 Mio. Euro) steigende Dividende vorschlagen. Aufgrund des erfolgreichen Börsenganges wird zudem in gleicher Höhe eine Sonderdividende vorgeschlagen, so dass insgesamt 8,0 Mio. Euro an die Aktionäre ausgeschüttet werden sollen.

Meine Einschätzung
MBB kann hervorragende Ergebnis vorweisen und zeigt, dass es bei Übernahmen auf die richtigen Unternehmen setzt. Ruhig und bedächtig geht man vor und daher freut mich die Aussage, man wolle "im aktuellen Marktumfeld organisch sowie durch die Zukäufe neuer Tochterunternehmen" wachsen. Das erklärt auch, dass die Gesamtdividende von 1,22 Euro je Aktie recht mager ausfällt, von der Basisdividende von 0,61 je Aktie ganz zu schweigen. Mir gefällt da sehr, denn der Track-Record von MBB zeigt, dass das Geld im Unternehmen am besten eingesetzt werden kann. Und ich vertraue auf das Erfolgs-Duo Nesemeier/Freimuth und ihr Gespür für außerordentliche Gelegenheiten. Wie bei der Übernahme der Claas Fertigungstechnik und beim Kauf der Aumann-Gruppe, aus denen MBB dann die Aumann AG formte.

MBB wird momentan mit rund 575 Mio. Euro bewertet und zieht man davon die Nettoliquidität von rund 170 Mio. Euro ab, bleiben knapp 405 Mio. Euro. Aumanns Börsenwert liegt bei 720 Mio. Euro (Aktienkurs von 51,50 Euro) und MBB hält jetzt 53,5%, macht 385 Mio. Euro. Die Differenz beträgt mal gerade 20 Mio. Euro und darunter fällt ja auch Delignit, deren Börsenbewertung bei 36,5 Mio. Euro liegt und MBBs Anteil von 76% steht alleine hier schon für 27,5 Mio. Euro. Was nichts anderes heißt, als dass beim aktuellen MBB-Börsenkurs von 86 Euro alle sonstigen MBB-Aktivitäten ohne Aumann und Delignit sogar mit einem Abschlag von 7,5 Mio. Euro bewertet werden. Würde heißen, der Markt geht davon aus, dass die übrigen Töchter Verluste einfahren und/oder Sanierungsfälle sind, die nur Geld verschlingen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall!

Denn nach Aussage des MBB-Vorstands laufen alle Konzerntöchter hervorragend und weisen deutliches organisches Wachstum auf. Sie müssten also mit einem deutlichen eigenen Anteil in die Bewertung einfließen, nicht mit einem Abschlag. Man kann es nun so interpretieren, dass der MBB-Kurs aktuell mit einer Sicherheitsmarge versehen ist, oder dass es noch einige an Kurspotenzial bis zum fairen Wert gibt. Oder beides. Vermutlich wird der Kurs nach der starken Rallye erst einmal eine Zeit lang konsolidieren, aber spätestens wenn die nächste Übernahme eingetütet wird, dürfte er wieder anspringen und Kurs auf die 100-Euro-Marke nehmen. Oder wenn die Töchter, inkl. Aumann, weiter so stark und profitabel wachsen. Und die Aussage des Managements spricht auch dafür, dass die 76,08-Prozent-Tochter Delignit demnächst mit tollen Zahlen und Perspektiven aufwarten wird.

Sowohl MBB als auch Delignit befinden sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot.


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ERGÄNZUNG VOM 15.05.2017, 18:43

▸ Hauck & Aufhäuser hebt Kursziel auf 120 Euro

Die Analysten von Hauck & Aufhäuser bestätigen die Kaufempfehlung für die Aktien von MBB und heben das Kursziel von bisher 86,00 auf 120,00 Euro an. Sie gehen von mindestens einem großen Zukauf in diesem Jahr aus und rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 2,61 Euro, während MBB selbst 2,16 Euro prognostiziere. H&A sieht dies als sehr konservativ an und erwartet eine Prognoseanhebung mit Vorlage der Halbjahreszahlen im August.

10 Kommentare:

  1. Sehr guter Artikel.
    Mir fällt es trotz massiver Buchgewinne sehr schwer mich auch nur von wenigen Shares zu trennen. Einfach weil der Vorstand ein unaufgeregtes, kontinuierliches und nachhaltiges Management betreibt. Ich denke auch, dass MBB mit jetzt vorhandenen Liquidität sicher neue Akquisitionen vorbereitet und das Wachstum der bestehenden Portfoliounternehmen stärken wird. Obwohl es sicher nicht möglich sein wird alle 3 Jahre eine Perle wie Aumann zu identifizieren, zu kaufen und optimal an die Börse zu bringen.
    Die Rechnung und die daraus resultierende "Sicherheitsmarge" hakt mMn ein wenig, denn Aumann ist nach dem gelungen IPO nun wirklich sehr ambitioniert bewertet und muss (wird) erstmal liefern müssen in 2017-2020.
    Wenn man auf der anderen Seite bedenkt, dass die "Sicherheitsmarge" aus DTS IT, OBO, Hanke Tissue und CT Formpolster besteht und diese 4 Beteiligungen bereits 2015 mit 106,88 Mio. zum Umsatz beigetragen haben und laut Vorstand aktuell bestens laufen, mache ich mir wirklich keine Sorgen. Es lebe der Deutsche Mittelstand!

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    1. Aumann ist sicherlich nicht unterbewertet. Aber wenn Du Dir die Wachstumsraten ansiehst und dazu nimmst, dass Aumann im boomenden Bereich Elektro-Mobilität noch überdurchschnittlich wachsen will, dann relativiert sich das hohe KGV auch schon wieder. Stichwort PEG oder Kurs-Gewinn-Wachstumsverhältnis.

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  2. Hallo Michael,
    wie erklärst Du dir den Kursverlust seit Bekanntgabe der Dividende. Mir ist aufgefallen, dass in de letzten 3 Tagen -ähnlich wie heute- jeweils ein sprunghafter Absturz zu beobachten war. Da scheint mir einer eine größere Menge shares auf den Markt zu schmeißen. Bin noch nicht so lange investiert in MBB und seit dem Desaster bei Aurelius reichlich nervös, wenn meine Anteile in drei Tagen mehr als 10% fallen.
    Danke für eine aktuelle Einschätzung.T.R.S.

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    1. Ich denke, einige hatten sich eine deutlich höhere Ausschüttung bei MBB versprochen und sind nun enttäuscht. Dazu kommt, dass der Kurs von Aumann nicht mehr steigt und somit auch keine zusätzlichen Bewertungsaufschläge bei MBBs NAV anfallen.

      Mit Aurelius hat MBB nichts zu tun. MBB ist kein Finanzinvestor, der sanierungsbedürftige Unternehmen aufsammelt und wieder auf Kurs bringt, sondern MBB ist als Mittelstandsholding tätig. Man kauft gut positionierte und erfolgreiche Unternehmen und begleitet diese auf ihrem Weg. Bei MBB erfolgen auch viel seltener Käufe und Verkäufe von Beteiligungen, weil der Zweck eben nicht in der Gewinnmaximierung durch Verkauf von Beteiligungen liegt, sondern in der Wertsteigerung durch den Ausbau der Beteiligungen im Unternehmensverbund.

      MBB ist insofern kaum so angreifbar, wie es Aurelius war/ist. Und wenn man sich die Historie der MBB-Zukäufe ansieht, so sind die wenigen immer echte Knaller gewesen. Obwohl man sich pro Jahr mehr als 100 potenzielle Übernahmekandidaten ansieht, greift man nur bei Top-Chancen zu. Daher braucht man bei MBB schon Geduld und sollte den Machern die nötige Zeit geben, um die besten Gelegenheiten an Land ziehen zu können. Die rasanten Kurssteigerungen des letzten halben Jahres sind nicht die Regel für ein Unternehmen wie MBB. Der Kurs entwickelt sich eher bedächtig, aber eben auch stetig nach oben. Solange die Tochtergesellschaften sich entsprechend positiv entwickeln. Und hier hat der MBB-Vorstand ja gerade erst erklärt, dass alle Töchter hervorragend liefen und auch sehr gut in das neue Jahr gestartet sind. Daher sollten wir uns nicht bange machen lassen von einigen kurzfristig orientierten Tradern, die (nur) auf das Aumann-IPO gesetzt hatten und jetzt ihre Kursgewinne mitnehmen. Es kommt auf den Wert der MBB an, nicht zuerst auf den Kurs.

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    2. Herzlichen Dank für die ausführliche Einschätzung, werde mir die Entwicklung noch weiter verfolgen.

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  3. Hallo Michael, ich habe Deine Seite ja schon länger favorisiert und schaue gerne immer mal wieder hier rein. Hatte auch seinerzeit kutz vor Aumann´s IPO fragen zum möglichen Verlauf der Kurse gestellt. Nun lese ich diese u.g. Auszug bzw. o.g. Artikel und frage mich wie es denn sein kann, dass der Kurs der MBB Aktie in den letzten Tage um fast 20 Euro sinkt, wenn doch die vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 zu einem neuen Umsatzrekord in Höhe von 332,2 Mio. Euro (Vorjahr 252,8 Mio. Euro) geführt haben sollen, was ein Wachstum von 31,4% entspricht. Das EBITDA befindet sich mit 30,4 Mio. Euro (Vorjahr 24,8 Mio.Hierdurch erhöht sich das den Aktionären der MBB SE zuzurechnende Eigenkapital nach vorläufigen Zahlen um mehr als 140 Mio.

    Das sollen ja fakten sein und ist keine von Dir selbst erbrachte Anylyse oder Einschätzung.

    Aber Deine Einschätzung bzw. meine Frage warum der Kurs so eingebrochen ist wäre mir sehr wichtig. Komme mir nach Aurelius gerade ganz komisch vor.....mir schwimmen die Felle sozusagen davon. Nun habe ich mein Ek bei MBB wieder erreicht und habe Angst vor ähnlichen Verlusten wie bei Aurelius. Fakt ist es sind fast 20 Euro vom Hoch im FEBRUAR/MRZ 2017 bei MBB. Sollte ich mich jetzt lieber von den Aktien trennen oder siehst Du wie seinerzeit bei 68,00 Euro eine tolle Gelegenheit zum Nachkauf von MBB Aktien?

    Lieben Dank

    Susanan Paulus

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    1. Fakten sind das Eine, dazu kommt aber immer die eigene Einschätzung bzw. Analyse - denn die machen nachher den Kurs. Der Wert einer Aktie und ihr Kurs sind nicht immer gleich und deshalb kann man durch den Kauf von unterbewerteten Aktien ja überhaupt Geld mit Aktieninvestments verdienen.

      Ich kann keine (!) Aussage dazu machen, was der Aktienkurs in Zukunft tun wird. Keine. Ich weiß es nicht, keiner weiß das. Ich kann mir aber überlegen, was eine Aktie momentan und künftig für eine Wert hat und das mit dem aktuellen Aktienkurs vergleichen. Liegt er darunter, sollte sich ein Kauf lohnen. Aber man weiß eben nicht, ob man richtig liegt. Und vor allem nicht, wann der Kurs sich ggf. entsprechend hin zu seinem fairen Wert entwickelt. Denn das hängt ja alleine von den Käufen und Verkäufen der anderen Börsenteilnehmer ab. Angebot und Nachfrage.

      Bzgl. Aurelius kann ich mich nur wiederholen: die von Gotham angeführten Schwachstellen in der Aurelius-Bilanz und bzgl. der Aktienanteile des Managements liegen so bei MBB nicht vor. MBB ist also nicht in dieser Weise angreifbar.

      Das bedeutet nicht, dass der Kurs der MBB-Aktie nicht weiter fallen kann. Wie gesagt, ich weiß nicht, wie tief er fällt, wo er wieder nach oben dreht und wann. Ich habe ja auch keine Glaskugel. Wie ich in dem Artikel ausgeführt habe, gehe ich davon aus, dass der Kurs von MBB sich erst einmal von dem starken Anstieg der letzten Monate erholen muss, um wieder Kraft für einen weiteren Anstieg zu haben. Positive Nachrichten zu Aumann (weil MBB ja noch 53,5% hält) oder MBB bzw. seinen Töchtern könnten hierzu den Startschuss geben. Oder eine Übernahme oder vielleicht auch ein gewinnbringender weiterer Verkauf einer Tochter. Ich tendiere bei Schwäche weiter zum Nachkauf.

      Unterm Strich kann ich Dich also nur auf einige sinnvolle Börsenratschläge verweisen, die auch in dieser Situation gelten. Du findest sie ganz oben beim Logo auf dieser Seite. Es geht vor allem um Geduld.

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  4. Den Vergleich zu Aurelius und Dein letzten Beitrag habe ich gelesen. Hierzu habe ich keine Frage mehr. Jedoch Deine Einschätzung zum Verkauf oder Nachkauf wäre mir wichtig.
    Dankeschön

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    1. MBB ist meiner Meinung nach deutlich mehr wert als 75 Euro und daher keinesfalls ein Verkauf. Ich setze jetzt nicht auf weitere, schnelle Kursanstiege, sondern wieder auf eine stete Aufwärtsentwicklung anhand der operativen Fortschritte bei den Töchtern. Abrupt aufwärts könnte es mit dem Kurs gehen, wenn weitere Übernahmen vermeldet werden. Aber ob und wann das passiert, weiß ich natürlich auch nicht.

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  5. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser bestätigen die Kaufempfehlung für die Aktien von MBB und heben das Kursziel auf 120,00 Euro (bisher 86,00) an. Sie gehen von mindestens einem großen Zukauf in diesem Jahr aus und rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 2,61 Euro, während MBB selbst 2,16 Euro prognostiziere. H&A sieht dies als sehr konservativ an und erwartet eine Prognoseanhebung seitens des MBB-Managements mit Vorlage der Halbjahreszahlen im August.

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