Donnerstag, 9. März 2017

Technotrans macht Druck und wird immer cooler

Technotrans ist eine der wenigen Aktien, die den Neuen Markt überlebt haben. Und nicht nur das, die Technotrans AG hat sich als wahrer Überlebenskünstler erwiesen, nachdem der Zulieferer für die Druckindustrie in Folge der Finanzkrise und angesichts der zunehmenden Digitalisierung heftig zu leiden hatte. Im Jahr 2000 wurden mal Kurse von über 50 Euro aufgerufen und nachdem es rasant auf 4 Euro abwärts ging, folgte die zwischenzeitliche Erholung auf 23 Euro. Bis die Finanzkrise den Aktienkurs sogar bis 3 Euro runterprügelte. Inzwischen notiert Technotrans bei gut 24 Euro und schickt sich an, die alten Hochs aus dem Jahr 2007 wieder hinter sich zu lassen.

Hinter dem Kursgeschehen steht ein Unternehmen, das sich in einer existenziellen Krise befand. Denn die Druckindustrie stand schwer im Feuer, die Weltmarktführer für Druckmaschinen, die deutschen Unternehmen Heidelberger Druck und König & Bauer, litten und leiden unter dem Trend, immer weniger Zeitungen, Prospekte und Kataloge in Papierform zu drucken und durch digitale Angebote zu ersetzen. Und Technotrans als Zulieferer dieser beiden Unternehmen litt entsprechend mit. Wie sich zeigte gab es keine Diversifikation, man hatte zwar unterschiedliche Kunden, aber alle aus derselben Branche. Und noch Anfang letzten Jahres macht die Druckbranche knapp 66 Prozent des Umsatzes von Technotrans aus.


Damit zeichnen sich schon zwei Entwicklungen ab, die Technotrans das Überleben ermöglicht haben. Zum einen zeigt die Druckindustrie nach ihrer Schrumpfkur deutliche Erholungstendenzen. Neue Druckverfahren und -techniken werden nachgefragt und Technotrans hat sich hier neu aufgestellt und auch sein Angebotsspektrum erweitert. Allerdings ist das Potenzial in der Druckmaschinenindustrie aufgrund des moderaten Branchenwachstums weiterhin überschaubar, doch der Digitaldruck als auch Maschinen zum Bedrucken von Folien sorgen hier für ein gutes Auskommen.

Des Weiteren tritt die Gesellschaft inzwischen als Spezialist für Farbtemperierung, Lackaufbereitung oder Wasseraufbereitung sowie für Filtrationssysteme und zentrale Kühlsysteme für die Kunden der Druckindustrie auf. So werden die Geräte für die Druckindustrie leicht abgewandelt auch im Bereich der Laserindustrie oder dem Werkzeugmaschinenbau eingesetzt. Zudem gehören zum Produktportfolio seit einiger Zeit auch Kühlsysteme für Batterien, mit denen Funktion und Lebensdauer von Hochleistungsakkus und stationären Energiespeichern verbessert werden. Sie kommen in Bussen und Straßenbahnen sowie in großen Scannern in der Medizintechnik und der Sicherheitsindustrie zum Einsatz. Diese neuen Bereiche sind ein Zukunftsmarkt und steuern momentan noch geringe Anteile zum Umsatz von Technotrans bei. Aber ihr künftiger Ausbau wird die Abhängigkeit von der Druckindustrie weiter verringern.

Zukäufe richten‘s
Nun hat Technotrans die neuen Standbeine nicht aus eigener Kraft aus dem Boden gestampft, sondern man hat sich dazu eines bewährten Mittels bedient: Geld. Geld für Übernahmen. Denn Technotrans hat gezielt Technologie und Know-how zugekauft. So etwas ist ja nicht immer von Erfolg gekrönt aber im Fall von Technotrans hat sich die Strategie bewährt, denn man kann den bestehenden Kunden neue Leistungen und Produkte anbieten und hat durch die Zukäufe neue Kunden auch für bisherige Angebote gewonnen.

Begonnen hatte die Transformation im Jahr 2013 mit der mehrheitlichen Übernahme der KLH Kältetechnik und vor einigen Wochen stockte Technotrans für einen niedrigen einstelligen Millionenbereich seine Anteile an den Gesellschaften KLH Kältetechnik GmbH (Bad Doberan), KLH Cooling International Pte. Ltd. (Singapur) sowie Taicang KLH Cooling Systems Co. Ltd. (VR China) jeweils um 35 auf nunmehr 100 Prozent auf. Die KLH-Gesellschaften erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz in Höhe von rund 20 Mio. Euro und beschäftigen derzeit 125 Mitarbeiter. Und bereits im August hatte man eine Mehrheitsbeteiligung von 98 Prozent am Stammkapital der gwk Gesellschaft Wärme Kältetechnik mbH übernommen und weitete so die eigenen Aktivitäten in den Bereich der Kunststofftechnik aus.

Technotrans stärkt so seine Position im Gesamtmarkt für Temperierlösungen und neben nicht unerheblichen Synergiepotentialen innerhalb der Technotrans-Gruppe erschließt man sich weitere attraktive Wachstumsfelder. Die im sauerländischen Meinerzhagen ansässige gwk erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Umsatz in Höhe von rund 45 Millionen Euro und beschäftigt rund 380 Mitarbeiter. Das Unternehmen bietet Produkte und Dienstleistungen für die industrielle Kühlung und Temperierung, insbesondere Temperiergeräte für verschiedene Anwendungsbereiche in der Kunststofftechnik, sowie individuelle Temperier- und Kältemaschinen für Maschinenhersteller und Anwender in vielfältigen Applikationsbereichen, wie schlüsselfertige energiesparende Industriekühlanlagen oder Produkte zur Wasseraufbereitung und Werkzeugreinigung. Zu den Kunden der 1967 gegründeten gwk Gesellschaft Wärme Kältetechnik mbH gehören namhafte Unternehmen der kunststoffverarbeitenden Industrie, Kunststoffmaschinenhersteller, Anlagenbauer sowie Unternehmen der Automobil-, Verpackungs-, Chemie- und Lebensmittelindustrie.

Zukäufe machen sich positiv bemerkbar
Mit den Übernahmen hat Technotrans sein mittelfristiges Ziel, mindestens die Hälfte seiner Umsätze außerhalb der Druckindustrie zu generieren, bereits erreicht. Vor Jahresfrist betrug der Anteil des Printgeschäfts noch annähernd zwei Drittel. Und die Zukäufe machen sich natürlich auch positiv in den Geschäftszahlen bemerkbar. So steigerte Technotrans seinen Umsatz im dritten Quartal 2016 gegenüber dem Vorjahreswert um 27 Prozent auf 39,7 Millionen Euro und auch auf Neun-Monatssicht legte der Konzernumsatz um 12,7 Prozent auf 103,3 Millionen Euro zu. Lässt man die Übernahmen außer Acht, ergab sich immerhin ein organisches Wachstum um 6,1 Prozent.

Negativ wirkten sich die Übernahmen allerdings erst einmal auf die Margen aus; die EBIT-Marge sank von 7,4 auf 6,3 Prozent ab. Verantwortlich hierfür waren die einmaligen Sondereffekte aus den Übernahmen, denn ohne diese Sondereffekte hätte die EBIT-Marge sogar leicht auf 7,5 Prozent zugelegt, da das operative Ergebnis der Technotrans-Gruppe bei 7,3 Millionen Euro lag und damit um 8 Prozent über dem Vorjahreswert. Damit bewegt sich Technotrans im Rahmen der eigenen Prognosen und sollte das Jahr 2016 erfolgreich abgeschlossen haben.

Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs ist Technotrans moderat bewertet und wer sich die Aktien ins Depot legt, kauft keinen reinrassigen Wachstumswert, sondern ein solides Unternehmen, das eine starke Basis im Druckgewerbe aufweist und es versteht, zunehmend in angrenzende Geschäftsfelder zu expandieren, ohne sich dabei an Zukäufen zu verschlucken. Die Erholung der Druckindustrie und die Synergien aus den neuen Geschäftsfeldern dürften sich noch einige Zeit positiv auf das Zahlenwerk von Technotrans auswirken. Ergänzend kommt ein Schuss High-Tech-Phantasie hinzu, denn Großkunde der Technotrans-Tochter KLM ist die Trumpf-Gruppe, einer der ganz großen Spieler in Deutschland im Bereich Maschinenbau und Laser. Und diese hatte angekündigt, sich künftig verstärkt im Bereich des 3D-Drucks engagieren zu wollen. Ein Bereich, für den Technotrans auch Lösungen anzubieten hat und daher möglicherweise an der Seite von Trumpf in ein stark wachsendes neues Zukunftsfeld vorstoßen kann. Technotrans gestaltet den Wandel aktiv mit und dürfte daher einer der Profiteure der Branche sein.

Technotrans befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot. Der Geschäftsbericht 2016 soll am 14. März veröffentlicht werden.

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