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Freitag, 24. März 2017

In Hamburg sagt man Tschüss - Softing weiß nicht (mehr) zu überzeugen

Beim Anbieter von Messtechnikgeräten Softing haben Anleger in letzter Zeit viel Geduld aufbringen müssen und die hat sich - wieder einmal - nicht ausgezahlt.

Ich habe Softing vor knapp anderthalb Jahren auf meine Empfehlungsliste gesetzt, weil ich der Meinung war, CEO Trier würde mit der großen Übernahme von OLDI in den USA der große Wurf gelingen und Softing nach einer überschaubaren Übergangszeit noch besser in die Spur zurückbringen. Mehrmals konnte er seine vollmundigen Versprechen nicht einhalten und hat erneut enttäuscht. Dazu nimmt er nicht konkret Stellung, vielmehr variiert er in seinen Geschäftsberichten die Formulierungen, um gerade nicht zu lügen und dennoch sein Versagen nicht offen zugeben zu müssen. Anfangs versprach er für 2016 eine "deutlichen" Steigerungen bei Umsatz und EBIT, diese wurden im Jahresverlauf dann zu "moderaten Zuwächsen", nachdem erst die angekündigten weiteren Übernahmen verschoben werden mussten und CEO Trier uns Anleger auf das zweite Halbjahr vertröstete, wo die Geschäfte bei OLDI saisonal angeblich viel besser laufen würden.

Und nun hat Trier die 2016er Zahlen vorgelegt und seine eigenen, gestutzten Prognosen erreicht. Am untersten Rand, gerade mal eben so. Und das auch nur, weil ein Sondereffekt das Ergebnis rettete, ansonsten läge das EBIT nur bei 6,17 Mio.€, also meilenweit entfernt von den zuletzt versprochenen 7 bis 8 Mio.€. Das bereinigte operative EBIT liegt also nur noch bei 2,6 Mio.€ (Vorjahr 7,1 Mio.€). Der Sonderertrag resultiert aus einer Verminderung des Kaufpreises für OLDI, weil die viel schlechter abschnitten, als erwartet. Clever verhandelt oder eher wieder mal den Mund zu voll genommen? Inzwischen tendiere ich zu Letzterem.


Zu den nicht überzeugenden Zahlen für 2016 gab Trier noch einen sehr verhaltenen Ausblick auf 2017, auch weil sich schon vor langer Zeit die Übernahmen weiter verzögern werden. Das US-Geschäft erweist sich als nachhaltiger Bremsklotz, auch wenn Trier nicht müde wird, von der rosigen Zukunft zu sprechen.

 Softing (Quelle: finanzen.net
Meine Einschätzung
Der Softing-CEO schlägt gerne verbal um sich, die Geschäftsberichte von Softing sind gespickt mit politischen Attacken gegen alles und jeden. Das kann man bis zu einem gewissen Grad billigend in Kauf nehmen. Wenn aber der wortgewaltige Verkünder seine eigene Verfehlungen dahinter zu verstecken sucht, dann ist das nicht seriös.

Ich erwarte vom Management, dass es zuverlässige Prognosen abgibt, lieber etwas zu konservativ, um dann ggf. positiv zu überraschen. Und vor allem fordere ich, dass Fehler offen kommuniziert werden, dass das Management sie erklärt und aufzeigt, wie damit umgegangen wird. All diese grundlegenden Charaktereigenschaften lässt Trier vermissen und zwar mit zunehmender Tendenz. Ich erwarte einen CEO, der sein Handwerk versteht und die Geschäfte gut führt. Nicht einen, der sie mir (nur) schönredet.

Ich bin daher enttäuscht von Trier und möchte ihm mein Geld nicht mehr anvertrauen. Ich habe meine Aktien von Softing mit einem niedrigen prozentual zweistelligen Gewinn (inkl. Dividendenzahlungen) verkauft und werde den Wert auch von meiner Empfehlungsliste streichen. Es gibt aus meiner Sicht deutlich aussichtsreichere Unternehmen mit seriöser agierendem Führungspersonal.

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