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Mittwoch, 15. März 2017

Danaher, Fortive, Markel: Goldgräberstimmung beim US-Mittelstand?

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die Meinungen wandeln. War Trump vor der US-Präsidentenwahl noch Garant für einen Börsencrash, wird nun mit seinem Wahlsieg fast jede denkbare Aufschwungmöglichkeit verbunden. So hatte die führende US-Investmentbank Goldman Sachs Trumps Wahlsieg vor zwei Wochen noch als „Klatsche für die Weltwirtschaft“ bezeichnet, doch inzwischen vertritt man die genau gegensätzliche Meinung. Und zwar weil unter Trump staatlich getriebene Konjunkturprogramme zu erwarten sind und damit wohl steigende Zinssätze. Fast alle Sektoren dürften profitieren, so die Goldmänner, abgesehen von den Branchen Autobranche, Luftfahrt, erneuerbare Energien und Agrarindustrie. Die würden unter der zu erwartenden restriktiveren Handelspolitik und einem erhöhtem Inflationsdruck leiden.

Schon Mark Twain bemerkte spitzfindig, Prognosen seien immer schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft beträfen. Und das trifft natürlich auch auf die Politik von Donald Trump zu und die mit ihr einhergehenden Auswirkungen. Zumal er noch nicht einmal im Amt ist, sein Kabinett noch nicht steht und auch gar nicht wirklich klar ist, was er denn von seinen markigen Wahlversprechungen einzulösen gedenkt. Und überhaupt einlösen kann. Denn in den meisten Fällen muss der Kongress zustimmen und auch wenn dieser von den Republikanern dominiert wird, fühlen sich viele der dortigen Mitglieder der beiden Kammern Senat und Repräsentantenhaus eher ihren Heimat-Bundesstaaten verbunden als der Parteiführung oder dem Präsidenten.

Obwohl also wenig Konkretes feststeht, kann man dennoch einige Schlüsse ziehen. Denn Trump will ja vor allem Arbeitsplätze in den USA schaffen, das war eines seiner zentralen Wahlkampfthemen. Das wird er nicht alleine über Steuersenkungen für Unternehmen und Handelsschranken erzielen, aber wie auch immer er es ausgestalten wird, die Folge wird sein, dass US-Unternehmen Vorteile haben werden, die überwiegend in den USA tätig sind. Also nicht-exportlastige Mittelstandsunternehmen.

Ein erstes Indiz für diese Wahrnehmung könnte der Anstieg der US-Börsen sein. Der Dow Jones als Repräsentant der 30 größten Schwergewichte legte zwar auf ein neues Allzeithoch über 19.000 Punkten zu und auch der S&P 500 Index kletterte, aber zweistellig zulegen konnte vor allem der Russel 2000 Index, in dem die kleinen und mittleren Unternehmen zusammengefasst sind.

Nun ist es für Anleger aus Deutschland gar nicht so leicht, an interessante und informative Meldungen zu amerikanischen Nebenwerten abseits des S&P 500 zu gelangen. Man kann es sich jedoch auch einfacher machen und sich auf die Unternehmen fokussieren, die selbst im amerikanischen Mittelstand einkaufen: US-Beteiligungsgesellschaften.

Berkshire Hathaway: Der Platzhirsch
Die bekannteste - und natürlich kein Nebenwert - ist Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Sie ist bekannt für ihre großen Aktienpakete an Coca Cola, Wells Fargo, IBM, doch in ihrem Bestand hat sie auch eine Vielzahl von kleineren Unternehmen und nicht alle sind an der Börse notiert. Buffett hatte schon früh ein Faible für hoch profitable Unternehmen mit entscheidendem Wettbewerbsvorteil, dem sog. ökonomischen Burggraben (Moat). So wie Nebraska Furniture Mart, den er einst Rose Blumin abkaufte, und der noch immer zweistellige Margen abwirft und stetig wächst und gedeiht.

Allerdings darf man bei Buffetts Imperium nicht verkennen, dass die kleinen interessanten Beteiligungen einen immer geringeren Einfluss auf das Ergebnis des mehr als 100 Milliarden schweren Geschäfts von Berkshire Hathaway haben.

Danaher / Fortive: Mach zwei
Doch es gibt auch andere erfolgreiche Investmentholdings, die ähnliche Erfolge wie Buffett vorzuweisen haben. Eine davon ist Danaher, ein Mischkonzern, der vor allem angeschlagene Unternehmen kauft und wieder auf Vordermann bringt. Über 400 Unternehmen verleibten sich die Amerikaner ein seit der Gründung 1969 durch die Brüder Steven und Mitchell Rales, die heute im Aufsichtsrat sitzen und zusammen über zwölf Prozent der Anteile halten. Und es gelang ihnen, über Jahrzehnte hinweg mehr als 20 Prozent Jahresrendite einzufahren.

Nach der größten Übernahme der Firmengeschichte, des amerikanischen Filterspezialisten Pall für 13,8 Milliarden Dollar, stand auch Danaher am Scheideweg, war zu groß und unübersichtlich geworden. Und so entschied man sich, das Unternehmen in zwei Teile aufzuspalten. Seitdem ist das Unternehmen Danaher Corp. für die Bereiche Forschung und Technologie zuständig und vor allem in der Umwelt- und Messtechnik, der Zahnarztausrüstung und der Diagnostik tätig. Und umfasst auch den Filterspezialisten Pall. Die Fortive Corp. hingegen konzentriert sich auf das klassische Industriegeschäft, also Tankstellenausrüstung, Telematik und Automation. Während Danaher eher den zukunftsweisenden Themen zugewandt ist, könnte Fortive ein großer Profiteur einer anziehenden US-Konjunktur werden.

Die Grundlage beider Ableger bleibt auch in Zukunft das sogenannte Danaher-Business-System, hinter dem sich ein permanentes Effizienzprogramm verbirgt, dem sich alle übernommenen Firmen unterziehen müssen. Dabei werden alle Konzepte, Arbeitsabläufe und Handgriff überprüft und ggf. verbessert. Manager zugekaufter Unternehmen werden auf eine mehrwöchige Rundreise durch die Danaher-Welt geschickt, damit sie die Effizienzdoktrin des Hauses verinnerlichen. So werden Wachstum, Margen und Geldfluss kontinuierlich gesteigert.

Doch Wachstum im operativen Geschäft ist nur ein Teil des Geschäftsmodells, weitere Firmenübernahmen sind das zweite Standbein beider Unternehmen und hieraus speist sich auch die Rechtfertigung für die optisch höhere Börsenbewertung: die Erwartungshaltung, dass beide Unternehmen auch künftig die Erfolgsgeschichte der ursprünglichen Danaher Corp. fortführen und langfristig zweistellige Renditen für ihre Aktionäre einfahren werden.

Markel Corp.: Die Baby-Berkshire
Auch Markel wandert auf Buffetts Spuren, wenn auch anders als Danaher. Denn Markel ist ein 1930 gegründetes Versicherungsunternehmen aus Virginia, das Versicherungen für Privat-, Gewerbe- und Industriekunden offeriert. Dabei bedient Markel eher kleine und mittelständische Unternehmen wie Tanzschulen, Campingplätze, Sportvereine, Weinkellereien oder Kunsthändler. Ein an sich ganz unspektakuläres Geschäft, aber Markel ist weitaus mehr als das.

Wie Buffett auch profitiert Markel vom stetigen Cashflow des Versicherungsgeschäfts: Kunden zahlen Prämien und die Versicherung muss erst zu einem späteren Zeitpunkt die Gegenleistung erbringen. Wenn überhaupt. In der Zwischenzeit fließen dem Unternehmen die Versicherungsbeiträge zu und anstatt diese als Bankguthaben versauern zu lassen, investiert Markel diese Gelder seit Jahrzehnten in Aktien ausgewählter Unternehmen.

So hält Markel Aktienpakete am britischen Spirituosenhersteller Diageo, Traktorhersteller Deere, Pharmariesen Johnson & Johnson, der Ratingagentur Moody's, also große Unternehmen, in die Buffett investiert. Allerdings setzt Markel durchaus auch auf Technologieaktien und deshalb finden sich auch Aktien von Amazon, Oracle, Apple, Microsoft oder Facebook im Depot.

Wenn Sie sich jetzt verwundert die Augen reiben, weshalb gerade Markel mit diesem Aktien-Portfolio vom neuen Schwung bei binnenorientierten kleinen und mittelständischen US-Unternehmen profitieren sollte, haben Sie auf den ersten Blick natürlich Recht. Die großen international tätigen Unternehmen im Depot sind nicht die klassischen Profiteure von Trumps neuer Welt. Aber die Kunden von Markel, die Versicherungsnehmer, die werden profitieren. Und sie werden ihr ausgeweitetes Business versichern müssen und das führt zu Prämiensteigerungen für Markel. Und somit zu steigenden Cashflows und einem weiter anwachsenden Aktienportfolio.

Ein weiterer Vorteil von Markels Investitionsphilosophie ist, dass das Unternehmen nicht so stark unter den niedrigen Zinsen leidet wie viele seiner Wettbewerber aus der Versicherungsbranche. Markel erzielt dank der Aktienpakete und der hieraus fließenden Dividendeneinnahmen vergleichsweise attraktive Renditen. Und über die Jahre betrachtet hat Markel als Unternehmen seinen Wert immerhin um durchschnittlich 19 Prozent pro Jahr steigern können.

Bei Vorlage der letzten Quartalszahlen zeigte sich bereits, dass Markel hier, wie auch andere Versicherungen, mit einer Häufung von Schadenereignissen zu kämpfen hatte, die das Ergebnis erheblich belasteten. Auf der anderen Seite standen weiter angewachsene Erträge aus dem Investmentbereich, so das Markel unterm Strich noch immer gute Gewinne eingefahren hat. Den Kursrücksetzer nach Bekanntgabe der Zahlen hat Markel daher auch schnell wieder aufgeholt, denn Anleger erwarten auch künftig ein erfolgreiches operatives Business mit seinen Höhen und Tiefen gepaart mit einem immer wertvoller werdenden Aktienportfolio. Value-orientierte Langfristanleger haben Markel daher immer auf dem Schirm.

Buffett würde wohl Fortive kaufen
Mit allen drei Unternehmen können Anleger auf ein Erstarken der US-Konjunktur setzen und sich vor möglichen neuen Restriktionen im globalen Welthandel wappnen. Wenn man’s genau nimmt, wäre Fortive wahrscheinlich ein Unternehmen, das sich Buffett am liebsten selbst einverleiben würde. Denn nachdem Buffett jahrzehntelang auf die Finanzbranche gesetzt hatte, auf Banken und Versicherungen, investierte er zuletzt verstärkt in Nahrungsmittel (Kraft Heinz) und Industrie (Precision Castparts). Die Ausrichtung von Fortive wäre demnach genau nach seinem Geschmack. Und auch Anleger dürften sich hier gut aufgehoben fühlen.

Disclaimer
Berkshire Hathaway und Danaher befinden sich auf meiner Beobachtungsliste und in meinem Depot.

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