Dienstag, 7. Februar 2017

MBB: Kann der Aktienkurs nach diesen Geschäftszahlen noch weiter steigen?

Der deutsche Beteiligungskonzern MBB SE konnte in den letzten Monaten seinen Aktienkurs mehr als verdoppeln. Dies ist vor allem der neu geschaffenen Tochter Aumann AG zu verdanken, die aus dem Zusammenschluss der MBB Fertigungstechnik mit der Aumann Gruppe entstand und die vom Boom im Bereich der Elektromobilität profitiert. Anleger warteten daher gespannt auf die Zahlen für das Geschäftsjahr 2016 um zu sehen, ob der Kurs bereits zu viele Vorschusslorbeeren enthält oder von einer entsprechend starken Geschäftsentwicklung untermauert ist. Und MBB liefert. Man übertrifft die eigene Umsatz- und Ergebnisprognose 2016 deutlich und legt mit €332 Mio. einen neuen Rekordumsatz hin. Das Ergebnis je Aktie liegt mit €2,16 ebenfalls oberhalb der Prognose (Vorjahr: €1,79) und die Konzernliquidität steigt auf €78 Mio., während die Nettoliquidität auf €23 Mio. anschwillt. Das Wachstum wurde insbesondere von der Aumann Gruppe getragen, die 2016 €156 Mio. Umsatz erzielte bei einer EBIT-Marge von 12,4% und einem Auftragseingang von €190 Mio.

Damit hat MBB alle Prognosen pulverisiert, doch es gibt auch einen Wermutstropfen. MBB hat in den Jahren 2013, 2014 und 2015 ein langfristiges Bonusprogramm für Management und Mitarbeiter eingeführt, das sich an der Aktienkursentwicklung orientiert und in den Jahren 2018 bis 2020 zu Zahlungen führen kann. Wegen des starken Kursanstiegs der MBB-Aktie wurden im vierten Quartal 2016 hierfür Rückstellungen gebildet, die einen Nettoeffekt in Höhe von €3,1 Mio. auf das Ergebnis haben. Ohne diesen Sondereffekt hätte das EBITDA €34,6 Mio. (EBITDA-Marge von 10,4%), das Konzernergebnis €17,3 Mio. und das Ergebnis je Aktie €2,63 betragen.

Meine Einschätzung
MBB hat alle Erwartungen übertroffen. Das bezieht sich auch auf die Rückstellungen für das Aktienoptionsprogramm, das so sicher niemand auf dem Schirm hatte. Die Auswirkungen des starken Kursanstiegs sind enorm, allerdings ist die Bildung der Rückstellung für ggf. nötige Zahlungen in den nächsten Jahren nur konsequent. Und einmalig. Sofern der Aktienkurs nicht weiter stark ansteigt, dann müssten in den Folgejahren weitere Rückstellungen gebildet werden. Allerdings fallen diese natürlich nur an, wenn die Aktien sich weiter so prächtig entwickeln, daher sollte man nicht gerade hierauf sein Hauptaugenmerk richten. Für die Zukunft dürfte es kein weiteres solches Aktienoptionsprogramm mehr geben, jedenfalls nicht mit vergleichbaren Konditionen.

 MBB SE (Quelle: finanzen.net
Wir schauen mal auf die nackten Zahlen: ohne die Auswirkung der Rückstellungen hätte MBB in 2016 das Ergebnis je Aktie von €1,79 auf €2,63 erhöht und damit um 47%. Für ein bodenständiges Mittelstandsunternehmen mit Schwerpunkt Automobilzulierferung und Maschinenbau eine geradezu atemberaubende Geschäftsentwicklung. Diese ist natürlich insbesondere der Aumann AG geschuldet, die als Produzent von Hochleistungsspulen in einem Schlüsselbereich für Elektromotoren agiert. Und daher auf absehbare Zeit mit Aufträgen überschüttet werden wird. Um dem Ansturm Rechnung tragen zu können, investiert MBB bzw. die Tochter Aumann AG in weitere Fertigungskapazitäten und MBB plant, die Tochter als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu bringen. Dem Vernehmen nach schon in absehbarer Zeit. Dabei will MBB auf jeden Fall Mehrheitseigentümer bleiben und so werden auch künftig die Aumann-Zahlen im MBB Konzernabschluss konsolidiert werden - natürlich unter Abzug der Anteile Dritter. Die Analysten von Hauck & Aufhäuser, die neben der Citibank und Berenberg den Börsengang vorbereiten sollen, taxierten den fairen Wert von Aumann zuletzt auf €462 Mio., was je je MBB-Aktie €70 entspräche. Also der gesamten aktuellen Börsenkapitalisierung der MBB!

Dabei hat MBB ja nicht nur die Aumann AG in seinem Beteiligungsportfolio, sondern auch die börsennotierte Delignit, die auf das Cloud-Computing spezialisierte DTS Systeme GmbH, die CT Formpolster GmbH sowie Hanke Tissue, einen führenden Hersteller bedruckter Servietten. Hanke Tissue gehört bereits seit 2006 zu MBB und ist im Portfolio eine der profitabelsten Unternehmen. Kein Wunder, dass MBB in die Verdopplung der Produktionskapazitäten bei dem Hersteller von Toilettenpapier, Servietten, Taschentüchern und Küchenrollen investiert hat. Aber auch bei den anderen Töchtern erfolgen Investitionen in den Ausbau des Geschäfts und ab und an kleinere Zukäufe und bei allen laufen die Geschäfte hervorragend. Diese bekäme man also aktuell ohne Aufpreis für geschenkt, sofern die H&A-Einschätzung zum Wert von Aumann stimmig ist. Folgerichtig hatte H&A sein Kursziel für die MBB-Aktie jüngst auf €84 erhöht - von zuvor €49!

Gut möglich, dass der Aumann-Börsengang MBB gute €200 Mio. in die Kasse spült. Wie weit der Aktienkurs sich noch entwickeln kann, hängt nicht nur davon ab, welchen Preis MBB beim Aumann-IPO erzielen kann, sondern ob es MBB im Anschluss es gelingt, neue interessante Beteiligungen für das viele Geld zu finden. Eine Ausschüttung an die Aktionäre scheint kaum vorstellbar, dafür würde man sich nicht von Aumann-Anteilen trennen, sondern die 90%-Tochter lieber weiter mit diesem Anteil im Konzern behalten. Gelingt MBB-CEO Nesemann ein weiterer Coup wie bei der Übernahme der Claas Fertigungstechnik oder der Aumann GmbH, könnten sogar schon 2017 dreistellige Kurse winken. Ansonsten dürfte es dank des starken Wachstums bei Aumann und der soliden Entwicklung bei allen übrigen Konzerngesellschaften wohl spätestens 2018 soweit sein.

MBB befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und als eine der größten Positionen in meinem Depot. Und nach wie vor eine der aussichtsreichsten für mittel- und langfristig ausgerichtete Anleger.

4 Kommentare:

  1. Sehr geehrter Herr Kissig,

    ich bin seit Jahren MBB-Aktionär und verfolge die Entwicklung dieser Unternehmensgruppe mit großem Interesse. Die gestern veröffentlichen Zahlen habe ich positiv überrascht zur Kenntnis genommen.

    Auch lese ich hin und wieder Ihre Einschätzungen zu den an der Börse gelisteten Beteiligungsgesellschaften. Dickes Lob an dieser Stelle! Sie beschreiben die Situation und Erfolgsaussichten sehr treffend. Meiner Meinung nach handelt es sich bei der MBB - so wie sie heute aufgestellt ist - um eine echten Rohdiamenten unter einem kompetenten und sehr umsichtig agierenden Management unter Führung von Herrn Dr. Nesemeier. Ich teile Ihre Auffassung, daß wir hier in absehbarer Zeit (mit Sicherheit noch in diesem Jahrzehnt)dreistellige Kurse sehen werden. Dies dürfte auch ohne IPO von Aumann und weiterer neuer Zukäufe zu erreichen sein.

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    1. Aumann kann auch ohne IPO wachsen und gedeihen und auch für MBB wäre es kein Beinbruch, bliebe Aumann eine 93,5-Prozent-Tochter. Der Börsengang bietet allerdings die Chance, den Wert von Aumann zu heben, weil das Unternehmen dann eigenständig an der Börse gelistet würde. So wird man hier die Geschäftsentwicklung losgelöst von MBB betrachten können, es wird leichter fallen, Peergroup-Vergleiche anzustellen, neue Investoren könnten gewonnen werden, die nicht in die ganze MBB einsteigen müssten, sondern sich gezielt in der Aumann AG engagieren können. Darüber hinaus wird die Aumann AG eine ganz andere öffentliche Wahrnehmung erfahren, was unter Marketinggesichtspunkten und auch aus Markenaspekten heraus ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist.

      Für MBB wiederum bietet der Börsengang die Möglichkeit, an viel Geld zu kommen. Geld, dass man ja ganz hervorragend und mit unternehmerischem Weitblick investiert, wie die Erfolge der Vergangenheit zeigen. Die Mittel aus dem Aumann-IPO werden allerdings deutlich größere Dimensionen bei künftigen Käufen ermöglichen, was das Wachstum der MBB zusätzlich verstärken könnte.

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  2. Sehr geehrter Herr Kissig,

    möglicherweise ließe sich durch einen späteren (in 2 - 4 Jahren) IPO von Aumann, wenn die Wachstumsstory (das Thema E-Mobility hat immer noch nicht richtig Fahrt aufgenommen) deutlich vorangeschritten ist, einen deutlich höheren Liquiditätszufluß generieren.

    Liquidität innerhalb der MBB-Gruppe ist im Moment mehr als ausreichend (brutto: 78 Mio. €, netto: 23 Mio. €) vorhanden. In den kommenden Jahren sind nach heutiger Free Cash Flow-Analyse von SMC-Research weitere deutlich zunehmende Liquiditätszuflüsse von jeweils im zweistelligen Mio.-Bereich zu erwarten. Wo soll denn die ganze Liquidität hin? Herr Dr. Nesemeier ist bekannt für sehr umsichtigen Umgang mit liquiden Mitteln.
    Das ist auch gut so!

    Aber Herr Dr. Nesemeier ist auch gut für Überraschungen.

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    1. Nun, wenn Aumann weiter so stark wächst, haben die ja einen erhöhten Investitionsbedarf. Möglich, dass MBB sich hier Willens oder in der Lage sieht diesen vollständig abzudecken - eben weil man auch für andere Investments noch Geld benötigt und man die Fremdkapitalquote nicht unnötig in die Höhe treiben will.

      Bisher ist allerdings noch gar nicht klar, wie viele Aktien MBB überhaupt abgeben wird. Bisher gibt es nur die Aussage, man wolle die Mehrheit an der Aumann AG behalten - aktuell hält man 93,5%. Das könnte bedeuten, dass man bis zu 43,4% beim IPO abgibt. Oder weniger. Im Rahmen eines IPO können ja auch neue Aktien der Aumann AG (mit) angeboten werden. Wird das Grundkapital der Aumann AG deutlich aufgestockt durch Ausgabe junger Aktien, würde sich der MBB-Anteil ja entsprechend verwässern, wenn MBB selbst keine jungen Aktien zeichnet (was ja keinen Sinn macht, wenn man sich von Anteilen trennen will). Behielte man beim IPO z.B. 75% könnte MBB ja auch in der Folgezeit immer mal wieder ein paar Aktien abgeben und so einerseits von steigenden Aktienkursen der Aumann AG profitieren und andererseits dennoch Mehrheitsaktionär bleiben.

      Wir müssen also mal abwarten, bis die konkreten Pläne vorliegen. Ich bin mir sicher, dass nesemeier hier einen guten, den besten Weg einschlagen wird. Für Aumann und für MBB. Und somit für die Aktionäre (er ist mit AR-Chef Freimuth über ihre gemeinsame Holding ja Mehrheitsaktionär der MBB und somit alleine schon aus Eigennutz sehr an einem Wertzuwachs der MBB interessiert).

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