Was auf den ersten Blick also völlig unspektakulär aussieht, hat durchaus eine bewegte jüngere Vergangenheit hinter sich. Denn die ehemals zur Produktpalette gehörenden Dr. Oetker Backgeräte wurden aussortiert, weil sich das Unternehmen mehr auf seine eigenen beiden Kernmarken fokussieren möchte. Ziel der Strategie ist es, die Marke Leifheit mit ihren Kategorien 'Reinigen', 'Wäschepflege' und 'Küche' stärker herauszustellen sowie die Marke Soehnle als attraktive, moderne Wellnessmarke zu positionieren.
Aktienkurs birgt Überraschungen
Wenn man sich das langweilige Produktportfolio ansieht, möchte man kaum glauben, dass die Leifheit-Aktie in den vergangenen fünf Jahren mehrere hundert Prozent zugelegt hat. Ende 2011 notierte sie bei rund 15 Euro, um Anfang 2015 auf 60 Euro ihren bisherigen Höchstkurs zu finden - eine glatte Vervierfachung, die dann allerdings ein zwischenzeitliches abruptes Ende fand.
Mehrheitsaktionär stieg aus
Denn bis April 2015 war die HOME Beteiligungen GmbH der Gründerfamilie Schuler-Voith mit knapp über 50 Prozent an dem Unternehmen beteiligt und dort hatte man sich nun entschieden, ganz auszusteigen. Das Aktienpaket wurde bei institutionellen Investoren untergebracht, was den Aktienkurs auf Talfahrt bis auf 40 Euro brachte, so dass er unter dem Strich rund ein Drittel einbüßte. Die MKV Verwaltungs GmbH der Familie Knapp-Voith ist der verbliebene Ankeraktionär und hält weiterhin gut 10% der Leifheit-Aktien.
Man hätte nun vermuten können, dass der Kursabsturz mit schlechten Unternehmenszahlen einherging, aber genau das Gegenteil war der Fall. Denn im Lauf des Jahres 2015 hat das Management mehrfach seine eigenen Prognosen angehoben, was auch am starken Dollar lag. Aber nicht nur. Vor allem greift die neue Unternehmensstrategie „Leifheit 2020“, einem Mix aus Preiserhöhungen, Innovationen und einer Sortimentsüberarbeitung zeigt zunehmend Erfolg in Form konzernweit ansteigender Bruttomargen. Hinzu kommen Produktinnovationen und das eine oder andere Facelifting, denn CEO Thomas Radke weiß durchaus, dass einige der Leifheit-Produkte optisch etwas in die Jahre gekommen sind und einer Auffrischung bedürfen.
Leifheit (Quelle: finanzen.net) |
Die eigenen Prognosen zu übertreffen, hat inzwischen fast Tradition in Hause Leifheit. Denn sowohl im Jahr 2014 als auch wiederholt im Lauf des Jahres 2015 berichtete das Unternehmen über seine Geschäftsentwicklung und konnte regelmäßig die eigenen Erwartungen toppen. Die im November 2015 vorgelegten Zahlen sprechen für sich: auch im dritten Quartal konnte der Konzern Umsatz sowie Ergebnis weiter steigern und wies ein Umsatzplus von 7,1 Prozent auf 173,2 Mio. Euro aus. Das operative Ergebnis (EBIT) des Leifheit-Konzerns wuchs um 10,8 Prozent auf 17,9 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge von 10,4 Prozent. Nach Abzug von Steuern blieben davon 11,9 Mio. Euro übrig, was einem Plus von 12,2 Prozent zum Vorjahreswert entspricht.
„Schuld“ an den guten Zahlen sind gleich mehrere Faktoren. Vor allem das starke Wachstum der Marke Leifheit auf dem heimischen deutschen Markt trieb die Umsatzentwicklung und Deutschland bleibt mit 44,5 Prozent Anteil am Umsatz weiterhin der wichtigste Markt für den Konzern. Hinzu kam das überdurchschnittliche Wachstum in einigen Märkten Zentraleuropas und der deutliche Zuwachs im Mittleren und Fernen Osten, Australien und. Zudem trug die Erstausstattung eines neuen französischen Handelspartners im dritten Quartal im Volumengeschäft zum Wachstum bei.
Leifheit wächst auch online
Aber auch im Bereich des E-Commerce verkaufen sich die Produkte immer besser und das Segment verzeichnete in den ersten 9 Monaten des Geschäftsjahres erneut zweistellige Zuwachsraten. Und so verwundert es nicht, dass der Vorstand davon ausgeht, dass die Konzernerlöse rund vier Prozent zulegen sollen und die Ergebnisprognose für das Gesamtjahr 2015 beim EBIT auf gut 20 Mio. Euro angehoben wurde.
Ausblick verheißt weiteres Wachstum
Prognosesicherheit ist in diesen Tagen ein selten gewordenes Gut, denn viele Unternehmen richten sich zu sehr nach der Erwartungshaltung des Marktes und übertreffen sich mit spektakulären Prognosen, die sie dann aber nicht einhalten können. Bei Leifheit geht man anders zu Werke, konservativ könnte man sagen. Die Prognosen der letzten Jahre haben gezeigt, dass man sich eher bedeckt gibt bei den Versprechungen und lieber solide Ergebnisse liefert. Insofern hat es schon einiges Gewicht, wenn der Vorstand im letzten Jahr als Ziel ausgegeben hat, bis zum Jahr 2020 jährlich um etwa 10 Mio. Euro zulegen zu wollen, was einer Steigerung von aktuellen 220 auf dann 280 Mio. Euro gleichkäme.
Attraktive Dividende
Unter dem Strich dürften von diesen Steigerungen jeweils etwa 1,3 Mio. Euro jährlich als zusätzlicher Jahresüberschuss hängen bleiben oder 0,26 Euro für jede der ausgegebenen 5 Millionen Aktien. Bei einer konstanten Ausschüttungsquote von 75 Prozent liefe dies auf einen Zuwachs von knapp 20 Cents pro Jahr hinaus. Nachdem es für das Geschäftsjahr 2015 im letzten Mai noch 2,00 EUR (zzgl. 0,75 EUR Jubiläumsbonus) gegeben hatte, könnten nun also bereits 2,20 Euro zu Buche schlagen, was einer überdurchschnittlich attraktiven Dividendenrendite von 3,9 Prozent entspräche. Die Analystenschätzungen sehen aber durchaus auch Luft bis 2,50 Euro Dividendenausschüttung.
Günstiger Einstiegszeitpunkt?
Allerdings ist die Dividendenrendite natürlich nicht das einzige Kriterium für eine erfolgreiche Aktienanlage, auch wenn Studien belegen, dass Aktien mit Dividendenausschüttungen sich langfristig besser entwickeln als solche, die den Jahresgewinn vollständig einbehalten. Dass bei Dividendentiteln ein regelmäßig wiederkehrendes Muster zu beobachten ist, nach dem die Aktien bis zur Hauptversammlung oft besonders stark zulegen, spricht dafür, sich jetzt einen so starken Dividendentitel wie Leifheit ins Depot zu legen. Und auch unter Bewertungsgesichtspunkten spricht nichts gegen ein Investment, denn Leifheit wird zurzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 für das Jahr 2017 bewertet, was nicht übermäßig teuer, aber auch nicht spottbillig ist. Legt man das angepeilte Wachstum bei Umsatz und Gewinn dagegen, relativiert sich die Bewertung allerdings wieder, denn Unternehmen mit einem stärkeren Wachstum „vertragen“ auch eine etwas höhere Gewinnmultiplen als wachstumsschwächere Gesellschaften.
Weitere Chancen und Risiken
Leifheit ist sehr gut im heimischen deutschen Markt positioniert und kann hier Umsatz und Margen weiter steigern. Die Auslandsmärkte, insbesondere Russland und Südeuropa, sind aktuell eine Herausforderung und auf absehbare Zeit keine positiven Impulsgeber. Auf der anderen Seite könnte gerade Leifheit zu einem Gewinner der Flüchtlingskrise in Deutschland werden, denn die vielen Flüchtlinge haben oft nicht viel mehr als ihre Kleidung am Leib und benötigen daher alle auch Haushaltsausstattungen. Und sollten sie diese durch Spenden deutscher Bürger in Form älterer Gerätschaften erhalten, so haben dann diese selbst Bedarf an neuen Geräten. Denn Bügeln ohne Bügelbrett oder Wäschewaschen ohne Wäschespinne ist zwar möglich, aber eben auch sehr unkomfortabel. Und diese neuen Gerätschaften kommen immer häufiger von Leifheit.
Wir können also davon ausgehen, dass auch die nächsten Zahlen, die Leifheit demnächst vorlegen wird, eher erneut positiv als negativ überraschen – und dem Aktienkurs zusätzliche Energie einhauchen werden. Ob wir die alten Höchststände bei 60 Euro bereits bis zur Hauptversammlung wiedersehen werden, wage ich indes nicht zu prognostizieren. Da sich Leifheit aber als grundsolides Investment für Langfristanleger anbietet, sollte es auf so eine kurzfristige Sicht auch nicht ankommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die 60 Euro mittel- und langfristig für die Leifheit-Aktie nur eine Zwischenstation sein werden, wenn sich das Unternehmen weiterhin so prächtig entwickelt. Und alle Anzeichen deuten in diese Richtung.
Leifheit befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.
Vielen Dank für die Vorstellung dieses interessanten Unternehmens.
AntwortenLöschenFür mich in der Tat ein Kaufkandidat, da ich zur Zeit mein Depot ein wenig defensiver ausrichte.
Eine Frage: Sehen Sie eher eine Sektorzuordnung bei Basis- oder Nichtbasiskonsumgütern? Laut GICS Klassifizierung verorte ich das Unternehmen eher im Bereich Nichtbasiskonsum.