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Dienstag, 29. November 2016

PNE bei YieldCo-Riesendeal auf der Zielgeraden mit Allianz Global Investors

PNE Wind nähert sich beim YieldCo-Verkauf der Zielgeraden und hat bekanntgegeben, dass man nun Exklusivität mit einer Tochtergesellschaft des Energie- und Infrastrukturfonds Allianz Renewable Energy Fund II, der von Allianz Global Investors GmbH verwaltet wird, vereinbart habe. Konkret hat man für den 80-prozentigen Mehrheitsverkauf des Windparkportfolios Cuxhaven (YieldCo) heute beim Bundeskartellamt den im Rahmen der Fusionskontrolle erforderlichen Antrag auf Zustimmung der Transaktion gestellt.

In der PNE Wind YieldCo Deutschland GmbH hat die PNE Wind AG bislang Windparkprojekte mit insgesamt 142,5 MW gebündelt, es besteht eine Option auf den Erwerb weiterer 9,9 MW von der PNE Wind Gruppe.

Die verbindliche Unterzeichnung des Vertrags über die angestrebte Veräußerung soll in den nächsten zwei bis drei Wochen stattfinden und das Zustandekommen des Verkaufs wird einen wesentlichen Beitrag zum Erreichen der diesjährigen Ergebnisziele der PNE Wind AG - immerhin ein EBIT von €100 Mio. Zum Vergleich: die Börsenkapitalisierung beträgt aktuell knapp €165 Mio.

Montag, 28. November 2016

Deutsche Forfait, SBF, UET United Electronic Technology: Turnarounds seldom turn. But...

Turnaround-Spekulationen sind bei Anlegern beliebt aber selten erfolgreich. Der Reiz liegt einfach darin, Aktien eines Unternehmens zu ausgebombten Kursen zu kaufen, die früher in ganz anderen Spähren zuhause waren. Was so stark abgestürzt ist, muss ja eine Riesenchance darstellen, der Kurs muss sich ja wieder erholen, so lauten die gängigsten Ansichten. Nun, er muss nicht. Es gibt zumeist sehr gute Gründe, weshalb Aktienkurse abstürzen und nicht selten folgt auf den Kursabsturz die Pleite und damit der Totalverlust des investierten Geldes. Anleger tun also gut daran, sich an Turnaround-Versuche nur unter größter Vorsicht und Sorgfalt heranzuwagen.

Ich habe mich in zwei ausführlichen Artikel bereits diesem Thema gewidmet. Anfang 2013 unter "Turnaround: Profitieren, wenn gefallene Engel wiederauferstehen" und Anfang 2016 unter "Turnaround-Spekulation: Wenn Totgesagte länger leben" und die hierin vorgestellten Werte haben die Hoffnungen nicht alle erfüllt, zumindest ist kein Totalausfall darunter. Darüber hinaus habe ich kürzlich mit der Frage "Turnaround-Spekulation als Value Investment?" beschäftigt. Neben diesen drei Artikeln habe ich ab und zu auch Einzelwerte in Turnaround-Situationen hier im Blog besprochen und bisweilen auf meine Empfehlungsliste gesetzt. Und darum geht es auch heute, um drei Unternehmen, deren Business total abgestürzt ist und ihr Aktienkurs ebenso. Bei denen aber die Hoffnung besteht, dass sie die Kurve kriegen und den latenten Krisenmodus wieder verlassen können und wieder zu stinknormalen Unternehmen mit funktionierendem Geschäftsmodell werden.

Also werfen wir einen Blick auf die drei Turnaround-Kandidaten...

Börsenweisheit der Woche 48/2016

"Das große Geld kann man an der Börse nur auf lange Sicht und mit antizyklischem Verhalten machen. Dazu braucht es Disziplin, Mut und Erfahrung."
(André Kostolany)

Freitag, 25. November 2016

Umfrage: Wie kommt ihr an Unternehmensnews?

Angeregt durch eine Leserfrage möchte ich von euch wissen, wie ihr an aktuelle News herankommt. Über News-Sammler wie finanznachrichten.de, News-Services wie DGAP, Google Alerts, spezielle US-Websites wie Seeking Alpha oder The Motley Fool oder aber schlicht und einfach durch eigene Recherche auf Unternehmenswebsites oder ggf. deren Emailverteiler?

Ich habe daher eine entsprechende Umfrage gestartet, die ihr in der rechten Menüleiste findet und die bis Ende November aktiv ist. Und ich würde mich freuen, wenn ihr über die Teilnahme daran hinaus auch noch zahlreich hier eure Meinungen/Eindrücke und vor allem Anregungen als Kommentare abgeben würdet, weil Informationsbeschaffung zu Einzelwerten gerade auch für Börsenanfänger eine echte Hürde darstellt.

Mittwoch, 23. November 2016

Geldregen: Bavaria Industries verkauft Automotive-Tochter Tristone für 170 Mio. Euro

Bavaria Industries ist eine börsennotierte Industrieholding, die mittelständischen Unternehmen übernimmt, wenn man bei diesen erhebliches Optimierungspotenzial ausgemacht hat. Oftmals handelt es sich hierbei um Restrukturierungsfälle, auch im europäischen Ausland. Und eine dieser Gelegenheiten war die Tristone Flowtech Group, die Bavaria im Jahr 2010 übernahm.

Seitdem wurde das Geschäft erfolgreich restrukturiert und wieder zu Erfolgen geführt, denn bei der Übernahme setzte Tristone knapp €130 Mio. um und das bei einer mageren EBITDA-Marge von nur 2%. Heute liegt der Umsatz annähernd doppelt so hoch und wird 2016 rund €250 erreichen, während die EBITDA-Marge auf 11% gesteigert werden konnte. Von der Umsatzverdopplung bleibt also auch noch das Fünffache hängen.

Käufer von Tristone, die 2.800 Mitarbeiter beschäftigt an zehn Standorten in Europa, NAFTA, China und Indien ist die chinesische Zhongding Gruppe und die legt für die Übernahme satte €170 Mio. auf den Tisch sobald alle kartellrechtlichen Genehmigungen vorliegen.

In der Bavaria-Bilanz wird der Verkauf tiefe Spuren hinterlassen, denn Tristone war die mit Abstand größte Beteiligung der Münchner. Bavaria bilanziert sehr konservativ und weist nur die Beteiligungen auf, die auch operativ zum Konzern beitragen. Was noch nicht mindestens ein Jahr im Konzern ist oder was Verluste schreibt, taucht nicht auf, so dass im Fall einer Veräußerung einer Beteiligung ein sehr großer Einmalertrag auf die Aktionäre wartet. Und genau das wird mit dem Tristone-Deal erreicht und es lohnt ein Blick auf die Zahlen.

Einzug der Aktien aus dem Aktienrückkaufprogramm erhöht Gewinn je Aktie
Erst vor wenigen Tagen hatte Bavaria Industries erklärt, die im Rahmen des Aktienrückkaufprogramms seit 2014 erworbenen eigenen Aktien eingezogen zu haben - immerhin 4,6% des Grundkapitals. Das Grundkapital der Bavaria Industries Group AG ist nun noch eingeteilt in 5.351.294 auf den Inhaber lautende Stückaktien und damit war Bavaria vor Bekanntgabe des Deals bei €53,50 mit insgesamt €286 Mio. an der Börse kapitalisiert. Allein hieran zeigt sich schon die Bedeutung des 170-Millionen-Euro-Deals.

 Bavaria Industries (Quelle: finanzen.net) 
Ein Bewertungsversuch
Doch wichtig(er) ist natürlich, was unterm Strich als Ergebnis herauskommt. Da Bavaria in seinen Geschäftsberichten keine Angaben zum NAV einzelner Gesellschaften macht, sondern nur zum Buchwert in Gänze, stochert man diesbezüglich etwas im Nebel. Aus dem Segment Automotive, dem Tristone zuzurechnen ist, wurden in 2015 zwei Beteiligungen veräußert, so dass hier nur noch Tristone und die wesentlich kleineren Beteiligungen Carbody und Vosla aufgeführt sind. Zum Gesamtumsatz der Sparte von €177 Mio. im ersten Halbjahr 2016 trugen dabei Tristone €126 Mio., Carbody €28 Mio. und Vosla €23 Mio bei.

Aufgrund des anhaltenden Wachstums bei Tristone können wir von etwa €255 Mio. Umsatz für 2016 ausgehen und wenn wir die EBITDA-Marge von 11% berücksichtigen, führt uns das zu einem EBIDTA von rund €28 Mio. Nehmen wir weiter an, dass Bavaria seine Beteiligung mit dem Fünffachen des EBITDA in den Büchern bewertet hat(te), käme der bilanzielle Wertansatz von Tristone auf rund €140 Mio. Folglich würde Tristone bei einem Preis von €170 Mio. mit einem Aufschlag von 21% bzw. €30 Mio. über dem bisherigen Wertansatz verkauft. Bezogen auf die Anzahl der ausstehenden rund 5,35 Mio. Aktien bedeutet dies, dass alleine dieser Verkauf etwa €5,6 je Aktie zusätzlich in die Bavaria-Kassen spült.

Noch immer ein kräftiger Abschlag auf den NAV
Allerdings notierte die Bavaria-Aktie zuletzt schon mehr als 20% unterhalb ihres bisher anzusetzen NAV, worin Tristone noch mit den etwa €140 Mio. berücksichtigt war. In Konsequenz führt uns das dazu, dass wir - trotz des starken Kurssprungs heute - Bavaria-Aktien auch bei Kursen von €60 gut 25% unterhalb des fairen Werts kaufen können, den man nun auf mindestens €80 beziffern kann. Und darin sind die noch nicht die Töchter eingerechnet, die noch keine Profite erwirtschaftenden; diese finden erst Eingang in die Betrachtung, wenn sie operativ auf Kurs sind und Gewinne schreiben.

Meine Einschätzung
Bavaria dürfte eine der günstigsten Beteiligungsgesellschaften auf dem deutschen Kurszettel sein, denn ihre Bilanz enthält eine Menge an stillen Reserven, die erst bei erfolgreichen Exits zu richtig zur Geltung kommen. Die nach dem Tristone-Verkauf verbleibenden Beteiligungen machen noch immer etwa €500 Mio. Jahresumsatz und liquide Mittel inkl. der Aktienanlagen werden von Bavaria mit rund €200 Mio. angegeben. Rechnen wir nun einfach mal diese liquiden Mittel und den Verkaufserlös für Tristone zusammen, kommen wir auf €370 Mio. Bezogen auf die Anzahl der 5,35 Mio. Bavaria-Aktien ergibt sich dann ein Betrag von gut €69 je Aktie. Kauft man also heute die Aktien, bezahlt man 15% weniger als an Cash vorhanden ist. Gratis on Top erhält man das operative Geschäft mit €500 Mio. Umsatz.

Abzüge in der B-Note gibt es für die äußerst sparsame Unternehmenskommunikation, hier ist kein Vergleich zu Aurelius oder der Deutschen Beteiligungs AG, und dann für den geringen Streubesitz. Nur eine geringe Menge an Aktien sind noch auf dem freien Markt und es besteht immer wieder mal die Befürchtung, der Gründer und Chef von Bavaria könnte irgendwann einmal ein Delisting anstreben. Ernsthafte Absichten in dieser Richtung gibt es bisher allerdings nicht.

Und dann wäre da noch die Frage, was Bavaria nun mit dem vielen Geld anstellen will. Zuletzt tat man sich schwer, noch geeignete Targets für Unternehmenszukäufe zu finden und hat damit begonnen, das Cash in große, börsennotierte Aktienbeteiligungen zu stecken, allen voran Warren Buffetts Berkshire Hathaway. Das ist natürlich nicht Sinn und Zweck einer Unternehmung wie Bavaria mit Fokus auf Sanierungssituationen, aber es ist besser, als das Geld auf dem Konto liegen zu lassen, wo es kaum Erträge abwirft. Vielleicht sehen wir auch bei Bavaria bald eine Kapitalherabsetzung, um so Gelder aktionärsfreundlich (und steuerunschädlich) an die Aktionäre auszuschütten. Oder ganz klassisch könnte es auch zur Aufnahme von Dividendenzahlungen kommen. Wir werden es abwarten müssen, auf jeden Fall bleibt es spannend.

Bavaria Industries befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und auch in meinem Depot. Wer geduldig ist, ohne stetige Neuigkeiten aus dem Unternehmen klarkommt und sich auch von der Marktenge sowie immer mal wieder aufkommenden Delisting-Spekulationen nicht abschrecken lässt, für den dürfte Bavaria eine interessante Depotbeimischung sein mit der Aussicht darauf, die in der Bilanz versteckten Werte sukzessive zu heben. Der rund 25-prozentige Abschlag auf den NAV sollte dabei als Sicherheitsmarge und Kursabsicherung nach unten wirken, so dass sich ein ausgezeichnetes Chance-Risiko-Verhältnis darbietet. Ein wahres Benjamin-Graham-Schnäppchen eben.

Im Interview... mit Investorenausbildung.de

Das Interview mit mir führte Florian Günther von Investorenausbildung.de, wo der Artikel am 21. November 2016 zuerst erschien.


FG: Ich hatte die Möglichkeit Michael Kissig von intelligent-investieren.net zu interviewen. Er ist ein Blogger „der frühen Stunde“ und einer der erfolgreichsten im deutschsprachigen Raum. Herr Kissig, bitte stellen Sie sich kurz vor.

MK: Ich bin ein gemütlicher Mittvierziger, der das Leben im schönen Norden Deutschlands genießt; die Elbe und die Hamburger Stadtgrenze erreiche ich zu Fuß in 10 Minuten. Gerade diese Mischung aus städtischem Leben und ländlicher Ruhe gefällt mir außerordentlich gut und ich nutze dies gerne zum Ausgleich, indem ich im Wald oder am Deich Rad fahre oder Nordic walke.

Seit 30 Jahren interessiere ich mich für Finanzen, und wirtschaftliche Zusammenhänge, vor allem für die Börse. Das hat mich als Hobby immer neben meiner Ausbildung und meinen beruflichen Tätigkeiten begleitet und inzwischen ist es mehr als ein Hobby, worüber ich sehr glücklich bin.


FG: Auf Ihrer Homepage intelligent-investieren.net betreiben Sie einen Blog. Nun ist es so, dass es viele andere Finanzblogs schon gibt. Was macht Sie unter diesen vielen besonders?

Dienstag, 22. November 2016

Zukauf: Die Deutsche Rohstoff AG kommt in den USA jetzt ganz groß raus

Die Deutsche Rohstoff AG hat einen Lauf und das nicht nur beim Aktienkurs. Der hatte die letzten Tage davon profitiert, dass der Ölpreis wieder merklich anzog, da sich die Zeichen auf eine Förderbegrenzung beim nächsten OPEC-Treffen verdichteten. Und das Öl- und Gasgeschäft in den USA ist das Kerngeschäft der DRAG, das nun gerade erst richtig an Fahrt aufnimmt.

Die jüngst vorgelegten Halbjahreszahlen waren noch verhalten aufgenommen worden, da die DRAG einen Verlust berichten musste. Allerdings war das auch zu erwarten, denn sich hatte im laufenden Jahr ihr Bohrprogramm in den USA kräftig ausgeweitet und die dafür anfallenden Kosten haben das Ergebnis bisher belastet, während die Einnahmen erst im ab dem vierten Quartal zu sprudeln anfangen, da die Quellen nun an die Produktion gehen. Für das Gesamtjahr 2016 erwartet das Unternehmen einen Nettogewinn im Konzern von €8-10 Mio. Das Ergebnis wird wesentlich von den Öl- und Gasverkäufen der US-Töchter Elster Oil & Gas und Cub Creek Energy im 4. Quartal sowie von Steuererstattungen in den USA bestimmt sein. Diese erhält die DRAG, weil sie beim Verkauf ihrer damaligen Tochter Tekton Energy für mehr als $200 Mio. knapp $38 Mio. an Steuern bezahlen musste und diese Steuern werden anteilig zurückerstattet, wenn die DRAG wieder in den USA in die Exploration neuer Lagerstätten investiert. Ein ziemlicher Wettbewerbsvorteil also...

Bisher fuhr die DRAG ihr Bohrprogramm sukzessive hoch und immer mehr dieser Quellen gingen ans Netz. Doch jetzt macht sie einen Riesenschritt, denn ihre US-Tochterfirma Salt Creek Energy hat soeben eine Akquisition von Flächen in North Dakota für einen Kaufpreis von $38,1 Mio. unterzeichnet. Es handelt sich um insgesamt 1,795 Netto-Acres (726 Hektar) mit 60 bereits produzierenden und rund 90 geplanten Bohrungen. Die Bohrungen produzieren aus den Formationen "Bakken" und "Three Forks" im Williston Basin und der durchschnittliche Anteil von Salt Creek an den Bohrungen wird etwa 8% betragen.

Die auf Salt Creek entfallende Produktion beläuft sich derzeit auf ca. 550 BOEPD (Barrel Ölequivalent pro Tag), so dass unter der Annahme eines durchschnittlichen Ölpreises (WTI)von $50 je Barrel mit einem Umsatz für Salt Creek von $6,5 Mio. und einem EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) von $4,8 Mio. für 2017 zu rechnen ist. In den Folgejahren werden Umsatz und EBITDA nach der Planung dann stark steigen. Alle neuen Flächen sind "non-operated", Salt Creek ist also nicht Betriebsführer. Die Bohrungen werden vielmehr von einigen der bekanntesten und größten US Öl & Gas Unternehmen wie Hess Corporation, EOG Resources,Statoil, Whiting Petroleum und XTO Enery durchgeführt.

 Deutsche Rohstoff AG (Quelle: finanzen.net) 
Der Stichtag der Transaktion ist der 1. September 2016, so dass Salt Creek Umsätze und Kosten ab diesem Zeitpunkt zugerechnet werden. Salt Creek erwartet, dass die Akquisition bis Ende Dezember 2016 abgeschlossen sein wird. Die Finanzierung erfolgt durch eine Kombination von Eigenkapital- und Fremdkapital. Unter anderem wird Salt Creek ein auf die erworbenen Reserven abgestelltes Darlehen einer US-Bank in Anspruch nehmen (Reserved Based Lending Facility). Nach Abschluss der Transaktion wird die Deutsche Rohstoff einen Anteil von 90% an Salt Creek halten.

Die verbleibenden, noch nicht abgeteuften 90 Bohrungen, die einen signifikanten Anteil des Wertes der Flächen ausmachen, werden von den Betriebsführern voraussichtlich in den nächsten 3 bis maximal 5 Jahren gebohrt. Die dafür notwendigen Investitionen wird Salt Creek weitgehend aus dem Cashflow der bereits produzierenden Bohrungen finanzieren können. Der Gesamtumsatz aller Bohrungen des Projekts über einen Zeitraum von 20 Jahren wird über $200 Mio. und das EBITDA über $140 Mio. betragen unter der Annahme, dass alle ausstehenden Bohrungen tatsächlich abgeteuft und die erwartete Produktion erbringen werden.

Meine Einschätzung
Mit diesem Deal gelingt der DRAG ein großer Wurf. Sie kann den Eigenanteil des Kaufpreises aus ihren hohen Cash-Reserven bezahlen und es fließen unmittelbar Erlöse in die Kasse, da bereits 60 Bohrungen in der Produktion sind. Und das bereits rückwirkend ab September. Die DRAG ist nicht Betriebsführer, sondern hängt sich hier an einige der größten US-Förderer ran, so dass dieser Kauf eher eine Art Finanzbeteiligung darstellt. Die DRAG weitet ihr US-Geschäft signifikant aus auf einige der hochwertigsten Flächen für Öl- und Gas- Entwicklung in den USA und auch aus regionaler Sicht erfolgt hierbei eine Diversifikation. Und wie Tim Sulser, CEO von Salt Creek Oil & Gas, kommentierte, stellt diese Transaktion nicht nur einen wichtigen Meilenstein für Salt Creek und die DRAG dar, sondern diese Flächen sollen vielmehr als Ausgangspunkt für den Aufbau einer signifikanten Position im Williston Basin genutzt werden.

Die DRAG kann sich durch den Zukauf eine langfristige und wirtschaftlich robuste Produktion sichern und ihr Geschäft in den USA auf eine breitere Basis stellen. Der Kaufpreis wird aus Eigen- und Fremdmitteln bestritten und die in den nächsten Jahren anfallenden Kosten für die 90 weiteren Bohrungen sollen weitgehend aus dem erzielten Cashflow der bisher schon produzierenden 60 Quellen finanziert werden. Es wird also nicht zu umfangreichen weiteren Mittelabflüssen aus der DRAG kommen, während der neue Strom an Öl und Gas neben Cash auch Gewinne in die Bilanz der DRAG treiben wird. Das EBITDA aus diesem Deal wird auf Sicht der nächsten 20 Jahre bei $140 Mio. gesehen, während der heutige Kaufpreis $38 Mio. beträgt. Als Ölpreisannahme für die EBITDA-Schätzung wurde die WTI-Terminkurve vom 15. November 2016 zugrunde gelegt, so dass über den anvisierten Zeitraum ein Durchschnittspreis im Bereich von rund $55 je Barrel zugrunde gelegt wird. Eine mögliche Steigerung des Ölpreises ist also nur bedingt eingepreist und es würde sich direkt auf die Höhe der erzielten Gewinne auswirken, sollte der Ölpreis in den nächsten Jahren die Marke von $60 je Barrel durchbrechen und höher notieren. Jeder Dollar Preisanstieg beim Öl findet sich fast eins zu eins in der Kasse der DRAG wieder.

Die DRAG befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und als eine der größten Positionen in meinem Depot. Obwohl das Explorationsgeschäft größeren Risiken unterliegt, weist die DRAG aufgrund des hohen Cash-Bestands und der vergleichsweise niedrigen Förderkosten von knapp $30 je Barrel ein überdurchschnittliches Chance-Risiko-Verhältnis auf und der neue Deal belegt eindrucksvoll, dass die DRAG hier auf einem sehr erfolgreichen Weg ist. Die nächsten Zahlenwerke werden hier ganz neue Eindrücke vermitteln, nachdem die Produktion nun so massiv angelaufen ist und auch die Gewinne sprudeln.

Helma Eigenheimbau: Bauen Anleger hier auf Sand oder Beton?

Die Helma Eigenheimbau AG war ein Börsenhighflyer, denn seit Ende 2012 hast sich der Aktienkurs bis zum Sommer von €10 auf €60 glatt versechsfacht. Seitdem geht alles schief und der Kurs sackte um gut 25% ab, heute alleine noch einmal 7%. Und es scheint wirklich alles gegen Helma zu laufen.

Problem 1: heißgelaufener Immobilienmarkt
Der Immobilienmarkt in Deutschland boomt seit 2010 und die Preissteigerungen kennen kaum ein Halten. Die Nachfrage nach schicken Einfamilienhäusern ist stark angezogen, auch gerade im hochpreisigen Segment, das Helme Eigenheimbau bedient. Energiesparhäuser sind der Klientel sehr lieb und teuer. Doch immer mehr Stimmen werden laut, das das Wachstum, die Preissteigerungen nicht endlos so weitergehen können, dass der Markt in eine Übertreibung hineinläuft.

Problem 2: steigende Zinsen
Spätestens nach dem überraschenden Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen und seinem angekündigten öffentlichen Investitionsprogramm steigen die Zinsen an den Märkten an; sie nehmen die immer wahrscheinlicher werdenden Leitzinserhöhungen der US-Notenbank FED vorweg. Und steigende Zinsen bremsen die Nachfrage nach Immobilien, denn je höher der Zinssatz umso teurer die monatliche Rate für den Immobilienkredit. Das wirkt insofern preisdämpfend, als dass  sich dann immer weniger Menschen noch den Kauf leisten können und somit die nachlassende Nachfrage zu Preisrückgängen führt.

Problem 3: zurückgehender Auftragseingang
Helma hat neulich Zahlen für die ersten 9 Monate des Jahres präsentiert und dabei musste man einen erheblichen Rückgang beim Auftragseingang ggü. dem Vorjahreswert einräumen. In den ersten 9 Monaten lag der Nettoauftragseingang bei €190,5 Mio., während er im Vorjahreszeitraum noch bei €205 Mio. gelegen hatte. Und ein sinkender Auftragseingang bedeutet sinkende Umsätze und gewinne in der absehbaren Zukunft.

Es spricht also alles gegen Helma Eigenheimbau und der Kursrückgang sollte somit gerechtfertigt sein. Allerdings... kann man die Dinge auch anders sehen.

 Helma Eigenheimbau AG (Quelle: finanzen.net) 
Bisher ist nämlich nicht absehbar, dass sich der Immobilienboom seinem Ende nähert. Im Gegenteil, in den Metropolen steigt die Nachfrage weiter stark an und an den Stadträndern schießen Neubaugebiete für Einfamilien- und Reihenhäuser aus dem Boden, während in den Stadtkernen der Metropolen eher auf Geschosswohnungsbau gesetzt wird. Die dortige Verdichtung drängt immer mehr junge Familien an die Stadtgrenzen.

Steigende Zinsen in den USA müssen nicht sofort zu steigenden Zinsen in der Eurozone führen, denn die Konjunktur und Wirtschaftswachstum hinken in Euroland der US-Wirtschaft noch deutlich hinterher und solange die Inflation in der Eurozone nicht deutlich anzieht, wird die EZB nicht viel Spielraum für Zinserhöhungen haben. Auch dürften Zinssteigerungen nur langsam erfolgen und somit nicht allzu starke Auswirkungen auf die Immobiliennachfrage haben - im Gegensatz, es könnte zunächst eine verstärkte Nachfrage aufgrund von Vorzieheffekten geben.

Und dann war da noch der Auftragseingang. Das Helma-Management hatte bereits vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass 2016 der Auftragseingang über das Jahr gesehen gleichmäßiger eintrudeln würde als 2015. Dort hatte gerade das dritte Quartal für einen einsamen Rekord gesorgt, als sich der Wert auf €94,9 Mio. mehr als verdoppelt hatte. Und das lag vor allem daran, dass der Verkauf eines Wohnimmobilienprojektes mit einem Volumen von €25,5 Mio. gelang, welches ursprünglich für den Einzelvertrieb vorgesehen war und im August 2015 vollständig an einen institutionellen Investor verkauft werden konnte. Wäre der Verkauf wie normal üblich über Einzelveräußerungen erfolgt, hätten diese sich etwa hälftig auf 2015 und 2016 verteilt. Bereinigt man also den Auftragseingang um diesen Großauftrag liegt er in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 sogar um €11,0 Mio. über dem Vorjahreswert!

Nun, wenn also die kritischen Aspekte gar nicht so kritisch sind, dann kann man auch mal den Blick nach vorne richten. Helma erwartet ein starkes viertes Quartal und hält an seinen Jahresprognosen fest. Und greift man auf die Prognosen von GBC Research zurück, sollte der Umsatz in diesem Jahr bei rund €266,4 Mio. landen und im nächsten Jahr bereits €341 Mio. betragen und bis 2018 auf € 421 Mio. steigen. Der Jahresüberschuss soll unter Margen-Ausweitung sogar noch etwas stärker zulegen und zwar von erwarteten €13,04 Mio. für 2016 über €18,63 Mio. in 2017 bis auf €25,14 Mio. in 2018. Auf die einzelne Aktie bezogen ergeben sich Ergebnisse je Aktie von €3,26 für 2016, €4,66 für 2017 und €6,29 für 2018.

Derart rasante Gewinnsteigerungen lassen auch ein entsprechend hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis zu. Doch basierend auf den genannten Zahlen läge beim aktuellen Börsenkurs von €46 das 2017er KGV bei knapp 10 und für 2018 sogar bei nur 7,3. Das würde man unter normalen Umständen einem gesättigten Unternehmen zubilligen, das keinerlei Umsatz- und Ergebniswachstum mehr aufzuweisen hat.

Meine Einschätzung
"Der dümmste Grund eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt und der dümmste Grund eine Aktie zu verkaufen ist, weil sie fällt", lehrt uns Warren Buffett. Andererseits mahnt Peter Lynch: "Nur weil eine Aktie fällt, heißt das nicht, dass sie nicht noch weiter fallen kann". Und damit läuft alles wieder auf Immanuel Kants Rat hinaus, man solle sich doch bitte seines eigenen Verstands bedienen. Und das habe ich getan. Dabei komme ich zu der Überzeugung, dass der Kurssturz bei Helma Eigenheimbau um knapp 25% übertrieben ist, dass die allgemeine schlechte Stimmung für alle Bau- und Immobilienwerte auf eine missverstandene Erfolgsmeldung stieß, und diese Gemengelage hat in der Folge dann Kursverluste ausgelöst, die ihrerseits wiederum weitere Verkäufe von Anlegern nach sich zogen, die auf hohen Kursgewinnen saßen.

Für mich als Nicht-Aktionär bei Helma Eigenheimbau stellte sich also die Frage, ob sich hier eine große Chance bietet, zu vergleichsweise günstigem Preis in ein herausragendes Unternehmen zu investieren. Und meiner Meinung nach bietet Helme Eigenheimbau auf dem aktuellen Kursniveau ein überdurchschnittliches Chance-Risiko-Verhältnis. Der vermeintliche Rückgang beim Auftragseingang ist ein bereits seit Längerem kommunizierter Einmaleffekt, der keinerlei negative Auswirkungen auf das Unternehmen hatte. Ganz im Gegenteil. Und im aktuellen Quartal laufen die Geschäfte wie geplant und daher muss auch an der Jahresprognose nichts verändert werden; der Vorstand geht sogar davon aus, dass das vierte das stärkste Quartal des Geschäftsjahres werden dürfte.

Der hohe neue Auftragseingang sichert die Auslastung für die kommenden Quartale und auch wenn die Stimmung nicht mehr uneingeschränkt rosig ausfällt, so ist sie doch weit davon entfernt, sich deutlich einzutrüben. Daher denke ich, Helma Eigenheimbau ist auf diesem Niveau eine Investition wert und spätestens die Vorlage der Zahlen für das vierte Quartal werden "Zittrigen", die jetzt ihre Aktien in Panik auf den Markt geschmissen haben, die Augen öffnen. Die "Hartgesottenen", wie André Kostolany sie nannte, dürften zugreifen und ihre zweite Chance suchen, um bei dieser erfolgreichen Wachstumsstory mittel- und langfristig dabei zu sein.

Ich nehme Helma Eigenheimbau mit meinem Einstiegskurs von €45,66 auf meine Empfehlungsliste.



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ERGÄNZUNG vom 23.02.2017, 16:30

Helma Eigenheimbau streicht langfristige Prognosen drastisch zusammen

Das Unternehmen vermeldete Rekordzahlen für 2016, musste aber seine langfristigen Prognosen drastisch reduzieren. So kalkuliert Helma Eigenheimbau für 2017 nur noch mit Umsätzen von 290 bis 300 Mio. € statt bisher mit 340 Mio. €. Für 2018 wurde die Messlatte von 420 Mio. € auf 325 bis 340 Mio. € tiefer gehängt und 2019 sollen dann 370 bis 400 Mio. € erlöst werden. Zwar sollen die Umsätze/Aufträge "nur" in Folgejahre verschoben werden, aber die Begründung ist doch einigermaßen verstimmend: Bauanträge würden zu langsam bearbeitet in den Bauverwaltungen und "Marktteilnehmer wären überlastet". Das klingt nach dauerhaften Problemen und so wird Helma wohl die nächsten mit weniger Wachstum klarkommen müssen. Das reduziert natürlich die Erwartungen und damit den Wert des Unternehmens. Dass eine solche gewaltige Prognosesenkung stattfinden muss, wirft Fragen auf, ob der Vorstand nicht viel zu optimistisch geplant hat und ob er nicht früher hätte gegensteuern und ggf. warnen müssen. Die letzten Insiderverkäufe im Dezember haben jedenfalls in diesem Zusammenhang ein echtes Geschmäckle und meine Einstellung zum Unternehmen hat sich erheblich verschlechtert. Eine Kaufchance sehe ich hier auch nach dem mehr als 15-prozentigen Kurseinbruch nicht, dazu ist das Vertrauensverhältnis zu stark gestört.

Im Gegenteil: Ich streiche Helma Eigenheimbau nach nur drei Monaten bei €45,46 von meiner Empfehlungsliste!

Montag, 21. November 2016

Unter Strom: Bringt MBB seine E-Mobility-Tochter Aumann jetzt an die Börse?

Beim Beteiligungsunternehmen MBB SE spielt das Thema Elektromobilität eine immer größere Rolle und dem trägt das Unternehmen nun mit einer Umstrukturierung Rechnung. So negativ dieser Begriff besetzt ist, beflügelt er doch in diesem Fall die Phantasie, denn es geht um neu zu schaffende Strukturen, um aus einer Position der Stärke heraus weiteren Wert für das Unternehmen zu schaffen.

Vor einigen Jahren übernahm MBB von der Claas-Gruppe den Automobilzulieferer Claas Fertigungstechnik und die neue MBB Fertigungstechnik katapultierte die Beteiligungsholding in neue Dimensionen beim Umsatz und Gewinn. Letztes Jahr erfolgte dann der richtungsweisende Zukauf der Aumann-Gruppe, einem auf Anlagen zur Spulenwicklung für Elektromotoren spezialisierten Unternehmen. Eigentlich war der Plan, freie Kapazitäten der MBB Fertigungstechnik mit Aumann-Aufträgen zu füllen, aber da die MBB FT selbst wieder voll ausgelastet war, muss Aumann aus eigener Kraft das enorme Wachstum abfedern. Dabei führt die Nachfrage nach E-Mobilitätslösungen, insbesondere der Motorwickelmaschinen und voll automatisierten Fertigungslinien, führt zu außerordentlichen Auftragseingängen bei Aumann. Diese Entwicklung hat sich im Geschäftsjahr 2016 deutlich beschleunigt, weil die Automobilindustrie verstärkt in diesen Bereich investiert.

Die Aumann-Gruppe wächst außerordentlich
Während im Geschäftsjahr 2015 unter Berücksichtigung der unterjährigen Erstkonsolidierung €94 Mio. Umsatz erzielt wurden, plant die Aumann-Gruppe (zur der neben Aumann selbst auch die MBB FT gehört) im Geschäftsjahr 2016 einen Umsatz von über €150 Mio. Der Auftragseingang des laufenden Geschäftsjahres liegt aktuell bei €180 Mio., wobei für das Segment Elektromobilität im Geschäftsjahr 2016 bereits ein Umsatzanteil von rund 25% erwartet wird. Die Aumann-Gruppe beschäftigt derzeit 569 Mitarbeiter, 94 Mitarbeiter mehr als noch zum 31. Dezember 2015. Zudem wurde im Geschäftsjahr 2016 entschieden, mehr als 7.000 qm neue Betriebsgebäude zu errichten, wovon rund 2.000 qm bereits genutzt werden. Die Aumann-Gruppe ist per Saldo unverschuldet und verfügt zum Ende des dritten Quartals 2016 über ein Eigenkapital von rund €40 Mio., was einer Eigenkapitalquote von etwa 32% entspricht.

Und jetzt werden jetzt die Voraussetzungen dafür geschaffen, dieses sehr starke Wachstum der MBB-Maschinenbauunternehmen in Umsatz und Gewinne ummünzen zu können. Daher bündelt MBB seine Maschinenbaukapazitäten künftig in neuen Strukturen:

  • Die MBB Technologies GmbH wird zur Aumann AG umgewandelt und unter ihrem Dach werden die vollkonsolidierten Gesellschaften Aumann GmbH, Aumann Berlin GmbH, Aumann Immobilien GmbH, Aumann North America Inc., MBB Fertigungstechnik GmbH und MBB Technologies (China) Ltd. zusammengefasst.
  • Ingo Wojtynia, der als geschäftsführender Gesellschafter bisher Minderheitsanteile an den 2015 mehrheitlich von MBB erworbenen Aumann Gesellschaften hält, bringt diese Anteile in die Aumann AG ein. MBB SE wird somit 93,5% der Aktien der Aumann AG halten und Ingo Wojtynia 6,5%.
  • Zu Vorständen der Aumann AG wurden Ludger Martinschledde und Rolf Beckhoff bestellt. Aufsichtsratsvorsitzender der Aumann AG ist Gert-Maria Freimuth, der Mitgründer und Verwaltungsratsvorsitzender der MBB SE ist.

MBB prüft Börsengang der Aumann AG
Die neue Struktur ist aber kein Selbstzweck und soll nicht nur die sehr erfolgreiche Führung der Tochterunternehmen an das Unternehmen binden und mehr Kompetenzen einräumen. Sie ist vielmehr Voraussetzung für einen weitergehenden Plan der MBB. Denn um der Aumann-Gruppe im sehr stark wachsenden Zukunftsmarkt der Elektromobilität größtmögliche Entwicklungsspielräume zu eröffnen, wird derzeit ein Börsengang in Erwägung gezogen.

 MBB SE (Quelle: finanzen.net) 
Auf diese Weise würde der wachsenden Bedeutung der E-Mobilität im MBB-Konzern deutlicher Rechnung getragen und MBB bzw. die Aumann AG würden bei einem Börsengang frische Mittel für die weitere Expansion und den Ausbau des Geschäfts generieren. MBB wird in jedem Fall mehrheitlicher Aktionär der Aumann AG bleiben und so die Zügel in der Hand behalten. Wie es auch bei einer anderen Tochter der Fall ist, der Delignit AG, die ebenfalls von MBB an die Börse geführt wurde und wo man etwas mehr als 75% der Anteile hält.

Meine Einschätzung
MBB hat im richtigen Moment den richtigen Zukauf getätigt, da kann man nur den Hut ziehen. Die Aumann-Gruppe und auch die MBB Fertigungstechnik wachsen stark und sind die beiden Haupt-Umsatz- und Gewinnbringer im MBB-Konzern. Diesem Umstand wird nun Rechnung getragen und ein Börsengang würde der Aumann AG eine viel höhere Aufmerksamkeit und ein größeres Spektrum an Entfaltungsmöglichkeiten bieten. So wäre auch denkbar, künftig Übernahmen mit Aumann-Aktien zu begleichen und in der aufstrebenden Branche zu einem bestimmenden Faktor bei anstehenden Konsolidierungen zu werden.

MBB wird in jedem Fall profitieren, denn durch die neue Gewichtung der Aumann-Gruppe im Konzern wird auch der Blick häufiger auf MBB selbst gerichtet werden und auf die Perlen, die in ihrem Beteiligungsportfolio schlummern. Da "versteckt" sich nicht nur die Delignit, auch Hanke Tissue oder CT Formpolster, OBO Werke oder DTS IT, ein Cloud- und Security-Spezialist.

MBB wird mit ruhiger Hand geführt von den Gründern Freimuth und Nesemeier und reift sukzessive zu einem immer wertvolleren Unternehmen heran. Anleger dürften auch künftig gut damit fahren, die beiden einfach machen zu lassen, sich zurückzulehnen und dem Wert- und Kurszuwachs ihrer Aktien zuzusehen. Geduld wird bei MBB belohnt und auch bei über €44 dürfte die Luft noch nicht dünn werden angesichts der Wachstumsperspektiven für Umsatz und Gewinn. Gespannt dürften auch die Zahlen zum dritten Quartal erwartet werden, die MBB am 30. November vorlegen will.

MBB und Delignit befinden sich auf meiner Empfehlungsliste.


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ERGÄNZUNG
Sehr informativ ist die aktuelle Unternehmenspräsentation, die zum dieser Tage stattfindenden Eigenkapitalforum in Frankfurt veröffentlicht wurde, auf dem sich u.a. auch MBB Investoren präsentiert.

Jubiläum: Seit fünf Jahren wird hier intelligent investiert

Heute vor fünf Jahren hatte ich die Idee, ein Blog zu starten und über das zu schreiben, was mich schon seit vielen Jahren, eher Jahrzehnten, fesselt: die Börse. Und zwar über die Art und Weise, wie man es richtig macht, wie man erfolgreich sein Vermögen an der Börse anlegt oder aber erst einmal eines aufbaut. Knapp 25 Jahre Erfahrung und eine Menge an Fehlgriffen waren eine gute Basis, um mich mit anderen über das Thema auszutauschen und meine gewonnenen Erkenntnisse mit ihnen zu teilen. Im Grunde wusste ich nicht genau, was mich erwarten würde, denn wie schon Oscar Wilde anmerkte, es ist leichter über Geld zu schreiben, als welches zu machen.

Ich stürzte mich in das neue Projekt und gab ihm den Namen eines Buches, das mich sehr beeindruckt hatte: "intelligent investieren". Benjamin Graham ist der Autor und es handelt vom Value Investing, dem Investieren in unterbewertete Assets, überwiegend Aktien.

Da ich eine Vorliebe für Zitate habe, startete ich am 21.11.2011 mit diesem Beitrag, einer Weisheit Benjamin Grahams, die auch ein Leitmotiv für dieses Blog sein sollte. Und bis heute ist.
»Man hat weder Recht noch Unrecht, weil andere derselben Meinung sind. Man hat Recht, weil die Fakten stimmen und die Überlegungen folgerichtig sind.«
(Benjamin Graham)
In diesem Blog geht es um Fakten, aber ihre Auslegung ist mindestens genauso wichtig, denn sie macht den Unterschied zwischen einem Gewinn und einem Verlust an der Börse. Der Theorie der effizienten Märkte, auch wenn sie mit einem Wirtschaftsnobelpreis geadelt wurde, konnte ich nie etwas abgewinnen. Sie klingt wie das allmächtige Schicksal, der Gedanke, dass alles bereits vorherbestimmt ist und man daher eigentlich keine Entscheidungen mehr selbständig zu treffen braucht. Willkommen in der Matrix - aber nicht mit mir. Ich folge hier Kant und benutze meinen eigenen Verstand. Und gerade die Ineffizienzen des Marktes sind es, die Value Investing überhaupt erst möglich machen...

Börsenweisheit der Woche 47/2016

"Bärenmärkte machen die Leute reich. Nur erkennen sie es in dem Moment nicht."
(Shelby Davis)

Donnerstag, 17. November 2016

Schlag auf Schlag: Publity punktet ab jetzt mit gewinntreibenden Exits

Die Publity AG, ein Investor in und Asset-Manager von deutschen Büroimmobilien mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Immobilienfinanzierung in Sondersituationen, wartet die letzten Wochen mit immer besseren Neuigkeiten auf. Nachdem mehrere NPL-Deals im Volumen von €2,4 Mrd. an Land gezogen wurden und die Einnahmen aus Gebühren und Erfolgsprovisionen in den kommenden Jahren nach oben treiben werden, konnte Publity heute nun den avisierten Verkaufsmarathon starten.

So verkauft das Unternehmen nach etwas über zweijähriger Haltedauer das prominente Büro- und Businesscenter "Wappenhalle" an den französischen Asset Manager Ardian France. Das bekannte Objekt in bester Lage gegenüber der Münchner Messe weist eine Gesamtmietfläche von rund 33.700 qm Bürofläche sowie 544 PKW-Stellplätze auf. Nachdem Publity einige Neuvermietungen vornehmen konnte, ist das Objekt in der Messestadt Riem inzwischen auf dem Weg zur Vollvermietung. Hauptmieter sind das Wappenhalle Businesscenter, die auf Datensicherung spezialisierte Secunet AG sowie die im Bereich Virenschutzsoftware tätige Symantec (Deutschland) GmbH. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, Publity erhält als Asset Manager allerdings einen signifikanten Anteil an der Wertsteigerung, die nun durch die Veräußerung realisiert werden konnte.

 Publity (Quelle: finanzen.net) 
Meine Einschätzung
Die großvolumige Transaktion bildet den Auftakt zu einer Reihe von Objektveräußerungen, die im Rahmen der Unternehmensstrategie als Asset-Manager in den kommenden Wochen umgesetzt werden sollen. Diese werden dazu beitragen, dass Publity seine angekündigten Jahresziele, immerhin eine Verdoppelung des Jahresüberschusses auf €25 Mio., eine Steigerung des EBIT von €20,3 Mio. auf €37,5 Mio. sowie des Umsatzes von €23,0 Mio. auf €44 Mio., erreichen wird. Mindestens.

Weil sich der Verkaufsprozess etwas länger hingezogen hatte als erhofft, waren Anleger zuletzt etwas nervös geworden. Das hat auch den Publity-Aktienkurs gedeckelt und trotz der großen operativen Fortschritt bei Kunden-Neuakquisitionen und Vermietungen Zweifel am Erreichen der Prognosen genährt. Diese dürften mit dem Auftakt-Verkauf nun endgültig ausgeräumt sein und den Weg frei machen zu einer angemessenen Kursbewertung. Denn wenn wir in den nächsten Tagen und Wochen noch einige solcher Erfolgsmeldungen bekommen, wird das den Kurs jedes Mal aufs neue Zunder geben und die Anleger daran erinnern, dass die Wachstumsstory bei Publity voll in Takt ist.

Ich habe meinen Aktienbestand jedenfalls etwas ausgebaut, weil der Druck auf den Kurs mit jeder weiteren Verkaufsmeldung immer weiter zunimmt. Von unten, wohl gemerkt, wie bei einem Vulkan. Da weiß man auch nur, dass er ausbricht, wenn's brodelt, aber nicht genau, wann. Schlau ist, wer sich rechtzeitig drauf einstellt und nicht erst, wenn's knallt und alle loslaufen...

Der Jahreshöchstkurs lag schon bei knapp €44 und perspektivisch sollte der Weg in diese Richtung frei sein, wenn wir uns im Frühjahr der Hauptversammlung und der Dividendenausschüttung nähern. Denn die angekündigte Dividende von €2,80 je Aktie für das laufende Geschäftsjahr ist ebenfalls ein zündendes Argument für ein Engagement in Publity-Aktien. Setzt Publity seine Erfolgsserie Anfang nächsten Jahres fort, könnten auch neue Allzeithochs winken. Aber das bleibt abzuwarten.

Publity befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und als eines meiner größeren Investments in meinem Depot.

Dienstag, 15. November 2016

Zahlen & Mehr: Lloyd Fonds, PNE Wind, Publity, Surteco

▸ Lloyd Fonds
Der Asset-Manager macht ernst mit seinem neuen Geschäftsfeld und hat die "Lloyd WohnWert GmbH & Co. KGaA" gegründet. Damit wird deutschlandweit die erste kapitalmarktorientierte Investmentgesellschaft etabliert, über die vorwiegend institutionelle Anleger in den wachsenden Markt des staatlich geförderten Wohnungsbaus investieren können. Die Aktien werden zunächst vorbörslich an langfristig orientierte institutionelle Investoren platziert und der anschließende Börsengang soll im zweiten Halbjahr 2017 erfolgen. Die Lloyd WohnWert strebt eine Ausschüttungsrendite von 3% pro Jahr an.

Ziel der Gesellschaft ist es, in den kommenden Jahren über Kapitalerhöhungen ein attraktives Portfolio aus Immobilienobjekten im Segment des geförderten Wohnungsbaus mit einer langfristigen Haltestrategie aufzubauen. Dabei werden die Investments maßgeblich in Metropolregionen stattfinden, in denen der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum angesichts wachsender Bevölkerungszahlen und steigender Wohnungs- und Mietpreise besonders groß ist. Ein erstes Objekt in Hamburg wurde auch bereits erworben.

Meine Einschätzung
Die Lloyd Fonds AG stößt mit ihrem neuen Produkt in eine attraktive Nische vor, den Sozialen Wohnungsbau. Während dieses Segment bis vor wenigen Jahren noch ein stiefmütterliches Dasein fristete, hat sich in diesem Bereich einiges gewandelt. Insbesondere sind die Kriterien, nach denen Menschen berechtigt sind, in Sozialwohnungen einzuziehen, ausgeweitet worden. In Schleswig-Holstein gelten inzwischen für Single-Haushalte Einkommensgrenzen von 19.400 Euro pro Jahr. Das ist meilenweit weg vom "Einkommen" auf Hartz IV-Niveau. Die Ausweitung ist Folge der rasant ansteigenden Urbanisierung und des großen Mangels an bezahlbarem Wohnraum über die Gruppe der sozial Bedürftigen hinaus. Auch für normale Angestellte, Polizeibeamte oder Rettungsassistenten ist es in den boomenden Großstädten kaum mehr möglich, eine aus ihrem Gehalt bezahlbare Wohnung zu finden.

Einen Ausschüttungsrendite von 3% ist durchaus attraktiv angesichts der vorherrschenden Nullzinsphase. Und wenn die Wohnungen nach Tilgung der Kredite in vielen Jahren aus der Sozialbindung herausfallen, winken hier unter Umständen noch erhebliche stille Reserven, weil dann Mietanpassungen möglich wären. Insofern dürfte es großes Interesse bei institutionellen Investoren für diese Art der Investment geben und für Lloyd Fonds bietet sich hier eine attraktive Chance, in einem neuen Geschäftsfeld stetige Gebühreneinnahmen zu generieren.

Das Nachsteuer-Ergebnis der Lloyd Fonds AG zum Ende des dritten Quartals lag bei €2,2 Mio. Das Unternehmen bestätigte auf dieser Basis noch einmal seine Prognose, für das Gesamtjahr 2016 ein Ergebnis im oberen Bereich der Spanne zwischen €2 und €3 Mio. zu erreichen.

Der Turnaround bei Lloyd Fonds ist in vollem Gange und Anleger können weiter auf eine kräftige Erholung in den nächsten Jahren setzen, sowohl in Bezug auf die Geschäfte als auch auf den Aktienkurs.


▸ PNE Wind
Der Windpark-Projektierer konnte einige Fortschritte vermelden. Auch wenn es sich (noch) nicht um den mit Spannung erwarteten "großen Deal" bzgl. des YieldCo-Portfolios handelt, ist der Frankreich-Deal der Tochtergesellschaft WKN ein gutes Zeichen. Das Windenergieprojekt Saint Martin l’Ars wurde in der vergangenen Woche an die John Laing Group plc verkauft. Es ist kurz nach der Veräußerung des Windparks „Sommette“ (21,6 MW) im September bereits das zweite Projekt aus dem Anfang des Jahres geschlossenen Rahmenvertrag für John Laing. Das Projekt, das sich bereits in der Bauphase befindet, kommt auf eine Gesamtleistung von 10,25 Megawatt. WKN zeichnet für den Bau der Projekte verantwortlich und wird seitens John Laing erneut als Generalunternehmerin beauftragt.

Meine Einschätzung
Der Aktienkurs steht noch unter Druck wegen der Auswirkungen der Trump-Wahl auf die PNE-Pläne, in Nordamerika die Geschäfte auszuweiten. Hier könnte Trumps Ignoranz ggü. dem globalen Klimawandel und der Mitschuld des CO2-Ausstoßes hieran sowie der Erfordernis, auch saubere Energie zu setzen, hemmend wirken. Des Weiteren muss PNE Wind endlich zu neuen finanziellen Mitteln kommen, also das YieldCo-Portfolio endlich verkaufen und somit bis zu €300 Mio. einnehmen. Hierauf wartet die Börse und dies dürfte der Befreiungsschlag sein, auch für den Aktienkurs. Nicht nur die erwarteten hohen Gewinne aus dem Verkauf, sondern vor allem die Aussicht darauf, die vielen Projekte dann mit genügend Cash im Rücken erfolgreicher vorantreiben zu können. Risikobereite Anleger setzen auf dieses Szenario und auf ein Wiedererstarken der PNE Wind, nachdem die internen Querelen im Aktionariat endlich der Vergangenheit angehören und ein neuer Chef frischen Wind in den Laden bringt.


▸ Publity
Publit ist weiter gefragt, jedenfalls bei seinen Kunden, den internationalen Finanzinvestoren. Nachdem man in diesem Jahr bereits mehrere Deals im neuen Standbein "Non-performing-Loans" (NPL) erzielen konnte, wurde Publity nun mit der Betreuung eines weiteren Portfolios im Volumen von €700 Mio. betraut. Das zusätzliche Portfolio umfasst etwa 1.200 Immobilien-Kredite mit einer Forderungshöhe von insgesamt mehr als €700 Mio. und der Servicing-Vertrag läuft über 5 Jahre. Publity ist dabei in Form einer Servicing Fee mit 22% am Verwertungserlös beteiligt, es winken also erkleckliche erfolgsabhängige Provisionen. Nachdem man bereits €1,7 Mrd. von einem anderen Investor anvertraut bekam, erhöht sich durch das neue Portfolio das Volumen der NPL-Portfolios nun auf €2,4 Mrd.

Meine Einschätzung
Publity befindet sich voll auf Kurs. Bis zum Jahresende will man die AuM auf €3 Mrd. steigern und mit dem neuen NPL-Deal liegt man nun bei rund €3,2 Mrd., Ende 2017 sollen die AuM dann bereits €5 Mrd. betragen.

Das NPL-Segment soll als zweite Säule des Geschäftsmodells von Publity zum dynamischen Wachstum der Gesellschaft beitragen und das Co-Investment-Kerngeschäft bei Joint Ventures mit institutionellen Investoren ergänzen. Aus diesem Bereich fließen weniger hohe Einnahmen, dafür jedoch verstetigen sie die Einnahmebasis und balancieren sie ein Stückweit aus.

Für Anleger ist der Deal insoweit interessant, als dass die hieraus zu erwartenden Einnahmen erst ab dem nächsten Jahr ihren Niederschlag in den Geschäftszahlen von Publity finden werden, wenn die NPLs auch verwertet werden. Neben der bereits angekündigten Rekorddividende von €2,80 je Aktie, was eine Dividendenrendite von mehr als 8% bedeutet, sollte die Aussicht auf weiter steigende Einnahmen aus Gebühren und Provisionen das Geschäft und den Aktienkurs von Publity befeuern. Darüber hinaus winkt noch der schon länger erwartete größere Exit bei einigen Portfolio-Immobilien, dessen Abschluss einen weiteren kräftigen Impuls für den Aktienkurs zünden würde.

Das Geschäftsmodell von Publity ist (noch) nicht so stetig wie das anderer Gesellschaften und weist höhere Risiken auf. Auf der anderen Seite liegen hier auch besondere Chancen, so dass sich das Chance-Risiko-Verhältnis weiterhin sehr positiv darstellt.


▸ Surteco
Eher unspektakulär kommen die 9-Monatszahlen von Surteco daher, dem weltweit führenden Hersteller von dekorativen Oberflächenmaterialien. Der Konzernumsatz stieg um €7 Mio. auf €490,9 Mio. und das EBIT um 28% auf €30,6 Mio. Die Jahresprognose sieht das Management voll im Zielfenster. So soll der Konzernumsatz leicht gegenüber dem Vorjahreswert (€638,4 Mio.) steigen, während das EBIT des Konzerns voraussichtlich im mittleren bis unteren Bereich der prognostizierten €38 bis €42 Mio. landen soll. Dies wäre "substanziell über dem Vorjahreswert von €31,1 Mio." wie der Vorstand betont.

Meine Einschätzung
Surteco hatte sich an der Übernahme der Süddekor verhoben und die Integration benötigte viel mehr Zeit und Geld als gedacht. Die erhofften Potenziale lassen sich nicht nachhaltig heben und die neue Schlagkraft des Unternehmens lässt auf sich warten. Anleger brauchen hier Geduld und setzen darauf, dass das Management seine Pläne erfolgreich umsetzen kann, auch wenn es (noch) länger dauert, als geplant.

Lloyd Fonds, PNE Wind, Publity und Surteco befinden sich auf meiner Empfehlungsliste.

Und was tat sich in Warren Buffetts Depot im 3. Quartal 2016?

Value Investor Warren Buffett, das "Orakel von Omaha",musste für seine Investmentholding Berkshire Hathaway wieder das sog. Formular 13F bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) einreichen. In diesem vierteljährlich vorzulegenden Dokument müssen institutionelle Asset-Manager ab einem verwalteten Vermögen von $100 Mio. ihre Investments in US-amerikanischen börsennotierter Unternehmen stichtagsbezogen offenlegen.

Veränderungen im 3. Quartal 2016
Auch im dritten Quartal gab es einige Veränderungen an Buffetts Positionen. Die wichtigste vorweg: Buffett hat keine Aktien von Wells Fargo verkauft!

Käufe
Vor allem bei US-Airlines hat Buffett zugegriffen und frische Positionen eröffnet. So erwarb er 21,8 Mio. Aktien von American Airlines im Gesamtwert von $797 Mio., 6,3 Mio. Aktien von Delta Airlines im Wert von $249,3 Mio. sowie 4,5 Mio Aktien von United Continental im Wert von $237,8 Mio.

Des Weiteren kaufte Buffet 106.000 zusätzliche Aktien an Charter Communications und stockte seine Bestände bei VISAWabco und Bank of New York Mellon auf. Und auch bei Phillips 66 war Buffett weiter auf der Käuferseite und stockte um gute 2,4% auf bzw. 1,9 Mio. Anteilsscheine.

Montag, 14. November 2016

Ist Patrizia nach dem Kursrutsch überbewertet oder spottbillig?

Eine interessante Frage warf J.Drews zu Patrizia Immobilien auf, deren Kurs sich in den vergangenen Wochen stark abwärts entwickelt hatte und die seit einiger Zeit meine Beobachtungsliste ziert.

Leserfage
"Hallo Michael! Da Du Patrizia als chancenreich und derzeit unterbewertet ansiehst, frage ich mich und Dich warum? Die aktuellen Gewinne beinhalten wohl erhebliche Sondereffekte, die "core earnings" lagen also bei 24 Mio in 2015, 43 Mio. in 2016 und sind avisiert mit 55 Mio. für 2017. Das ergäbe nach dem aktuellen Kursrutsch ein KGV 2016 von circa 30 und ein KGV 2017 von 23. Auch wenn die Aussichten konservativ gehalten sind sehe ich immer noch kein Schnäppchen. Was habe ich verpasst?"

Meine Antwort
"Schau nach vorne, nicht zurück, denn gestern war heute noch morgen", sangen die Böhsen Onkelz. Und das tun wir dann mal...

Börsenweisheit der Woche 46/2016

"Der beste Hedge für ein Investment ist Zeit."
(John Bennett)

Samstag, 12. November 2016

Zahlen & Mehr: Aurelius, Ernst Russ, GFT, Steico, Vectron, WCM

▸ Aurelius
Die Neun-Monatszahlen von Aurelius können sich sehen lassen, auch wenn sie insbesondere aufgrund mehrere gewinnträchtiger Verkäufe von Portfoliounternehmen etwas unter den Rekordzahlen des Vorjahres liegen. Der Konzernumsatz stieg um 63% auf €1.926,9 Mio. und das operative EBITDA lag bei €83,8 Mio. (€95,4 Mio.), was die gute operative Entwicklung der meisten Konzernunternehmen widerspiegelt, vor allem der Tochtergesellschaften SECOP, Studienkreis und Getronics.

Insgesamt acht Unternehmenskäufe in den ersten neun Monaten sowie drei erfolgreiche Verkäufe führen zu Mittelzuflüssen von über €90 Mio. Der Net Asset Value legte gegenüber dem Geschäftsjahresende 2015 um 8% auf €1.353,3 Mio. zu (€1.252,7 Mio.). Dabei ist der große Zukauf von Home Office Europe mit €2 Mrd. Umsatz noch nicht berücksichtigt, da der Vollzug aufgrund kartellrechtlicher Prüfungen noch nicht vorliegt.

Meine Einschätzung
Aurelius befindet sich als einer der größten Positionen in meinem Depot und ist eine der ältesten und erfolgreichsten Werte auf meiner Empfehlungsliste. Es ist und bleibt einer der Top-Picks im Beteiligungssektor. Langfristig orientierte Anleger bleiben investiert und nutzen Kursrücksetzer konsequent zum Aufstocken ihrer Position. Das jüngst aufgelegte Aktienrückkaufprogramm von bis zu €52 Mio. dürfte den Kurs zusätzlich stützen, während das erfolgreiche operative Geschäft den Kurs weiter beflügeln sollte.


▸ Ernst Russ
Das Hamburger Schifffahrtsunternehmen hat sich auf dem "HANSA-Forum Shipping | Financing" in Hamburg präsentiert und interessante Ein- und Ausblicke gegeben.

In einem Joint Venture mit dem norwegischen Finanzdienstleister Pareto werden Restrukturierungs-Projekte vorangetrieben. So legt Pareto einen Fonds auf, mit dem Bestandsschiffe aus dem Markt aufgekauft werden sollen; ein auf die Eigenkapitalseite fokussiertes Projekt zunächst nicht für den deutschen Markt, sondern vor allem mit Blick auf institutionelle Investoren aus dem Ausland. Dabei wird auch die Ernst Russ AG ins Risiko gehen über Co-Investments.

Mit einem zweiten Projekt will Ernst Russ einen weiteren großen Schritt machen. Es gäbe eine Zusage eines Private-Equity-Fonds, der $500 Mio. zur Verfügung stellen wird, mit denen Ernst Russ an der Konsolidierung des Marktes aktiv teilnehmen will. Hier sollen vorrangig sollen "non-performing loans" gekauft werden, also notleidende Kredite, die mit Schiffen besichert sind.

Darüber hinaus bestätigte CFO Mahnke, dass sein Unternehmen weitere Übernahmen angehen könnte; man sei bereits in konkreten Gesprächen und zwar mit starken Kapitalpartnern im Rücken.

Meine Einschätzung
Die Ernst Russ AG war entstanden, als das Emissionshaus HCI Capital die Ernst Russ Reederei sowie den Wettbewerber König & Cie übernommen und sich schließlich im Juli umbenannt hatte. Die großen Anteilseignern sind die Döhle Gruppe und die HSH Nordbank, eine strauchelnde Landesbank, die neben der Commerzbank über das größte Portfolio an notleidenden Schiffsfinanzierungen verfügt. Ernst Russ hätte hier also den kürzesten Draht, denn die HSH Nordbank muss als Auflagen seitens der EU-Kommission ihre Bestände in diesem Bereich massiv abbauen.

Die beiden neuen Geschäftsfelder zielen in einen Bereich, der seit Jahren großen Verwerfungen ausgesetzt ist und auch vor großen Pleiten nicht Haltmacht, wie der siebtgrößten Reederei der Welt, der südkoreanischen Hanjin. Ernst Russ könnte hier, mit finanzstarken Partnern im Rücken, zu einem der ganz großen Profiteure der Branchenbereinigung und Wiederauferstehung werden. Aus dem Pleitekandidaten ist ein hoffnungsvoller Turnaroundwert geworden und die Neuausrichtung verspricht viel Potenzial. Risikofreudige Anleger mit langfristigem Anlagehorizont können sich hier einige Aktien des marktengen Wertes ins Depot legen.


▸ GFT Technologies
Nach dem Brexit-Schock konnte die im TecDAX gelistete GFT weiter zulegen und für das letzte Quartal auch dank Zukäufen über um 15% auf €106,3 Mio. Erlöse berichten. Aus eigener Kraft belief sich das Wachstum auf 12% und die fortschreitende Digitalisierung im Finanzsektor und regulatorische Anforderungen blieben die wichtigsten Wachstumstreiber.

Das EBITDA wuchs um 8% auf €12,46 Mio, während der Gewinn um 11% auf €5,88 Mio. zurückging. Dies lag vor allem an deutlich höheren Steuern. Besonders gut liefen die Geschäfte mit Banken in Kontinental-Europa und der Geschäftsbereich Americas & UK, in dem vorwiegend Kunden aus dem Investment Banking vertreten sind, konnte im dritten Quartal ein Umsatzplus von 4% vorweisen.

Die im Sommer wegen der Pfundschwäche in der Folge der Brexit-Entscheidung gesenkte Gewinnprognose für 2016 wurde bestätigt. Der Ausblick für den Umsatz, der im Sommer entgegen der Gewinnprognose erhöht wurde, wurde ebenfalls bestätigt.

Meine Einschätzung
GFT befindet sich in einem Wachstumsmarkt, hat mit der starken UK-Ausrichtung und der Pfundschwäche allerdings eine schwache Archillesferse. Deren negativer Impact sollte durch den deutlichen Kursrückgang der letzten Monate allerdings nunmehr eingepreist sein, so das der Anlegerfokus sich wieder verstärkt auf das operative Geschäft legen dürfte. Und hier ist GFT hervorragend positioniert und dürfte vom Umbruch m Bankensektor weiterhin überproportional profitieren.


▸ Steico
Ein sehr aufschlussreiches Interview gab Steico der "Börse Global". Mit Inbetriebnahme der zweiten Furnierschichtanlage sollte ein weiterer großer Wachstumsschub erfolgen. Besonders ausführlich wird die einzigartige Positionierung von Steico im Bereich der Holzfaserdämmstoffe herausgestellt und die Vorteile ggü. den (noch) gängigen Wärmeverbundsystemen mit ihren immer stärker ins Bewusstsein drängenden Nachteilen (Krebsgefahr, Feuergefahr, mangelhafte Dämmeigenschaften). Darüber hinaus werden die Folgen der Brexit-Abstimmung beleuchtet, denn mit 15% Umsatzanteil ist UK der zweitwichtigste Markt für Steico.

Insbesondere die Wettbewerbssituation wird angesprochen, denn im Stammgeschäft steht Steico seit jeher unter starkem Druck. Den Mittbewerber bei Holzfaserdämmstoffen Homatherm hat es Ende Oktober in die Insolvenz getrieben, was für Steico insofern eine positive Nachricht ist, als dass der Druck auf die Margen etwas nachlassen und die Umsätze hier anziehen könnten. Auf die Konsolidierung der Branche angesprochen äußert sich Steico dahingehend, dass man selbst sich als Nischenmarktführer aktuell nicht als Übernahmeziel sehe, dies aber für die Zukunft nicht ausgeschlossen sei.

Meine Einschätzung
Die geplanten Investitionen von weiteren €45 Mio. sind angesichts der Überkapazitäten und des Preisdrucks in der Branche durchaus mit Risiken verbunden, setzen aber im margenstarken neuen Bereich an, so dass sich das Wagnis auszahlen sollte. Durch die Investitionen werden Kosten gespart und die Margen ausgeweitet und man kann gleichzeitig davon profitieren, dass die herkömmlichen Wärmeverbundsysteme aufgrund ihrer Problembehaftung (Krebsrisiko, Umweltschädlichkeit, Brandgefahr) sukzessive vom Markt gedrängt werden und immer häufiger hochwertige ökologische Dämmmaterialien zum Einsatz kommen. Darüber hinaus verbreitert die eigene Stegträger-Produktion die Angebotspalette und sorgt für eine Verbreiterung und Ausweitung der Margenbasis und die Insolvenz eines direkten Wettbewerbers verbessert die Position von Steico spürbar.

Ich habe Steico schon seit Jahren auf meiner Empfehlungsliste und sehe auch für die Zukunft eine solide Entwicklung für das Unternehmen. Der Kurs dürfte den unternehmerischen Erfolgen entsprechend unaufgeregt weiter gen Norden streben und die Aktie dürfte auch weiterhin eine solide Depotbeimischung sein mit Aussicht auf attraktive Kurszuwächse.


▸ Vectron
Der Hersteller von Kassensystemen hat 75% des Kassensoftwarestartups Posmatic GmbH erworben und stellt zusätzliches Wachstumskapital zur Verfügung, sodass insgesamt ein sechsstelliger Betrag investiert wird. Posmatic ist Hersteller einer Kassensoftware, die auf Hardware von Apple, wie z.B. Ipads, Ipods oder Iphones läuft. Die Endkunden kaufen sich diese Hardware in der Regel selbst und zahlen monatliche Nutzungsgebühren für die Software. Dieses Vertriebsmodell ist besonders bei kleineren Betrieben beliebt, die oftmals klassische Kassensysteme nicht finanzieren können. Um diesen Markt ebenfalls abdecken zu können wird Posmatic nun neben Vectron und Duratec als weitere Kassenmarke des Vectron-Konzerns im Markt platziert und rundet das Angebotsspektrum ab. Mit dem umfangreichen Vertriebsnetz und der vollen Unterstützung Vectrons soll Posmatic als führender Anbieter von Ipad-Kassensystemen in Deutschland etabliert werden. Weiterhin soll auch das Posmatic-Kassensystem mit der Online-Marketingplattform Bonvito verbunden werden und hierfür einen kostengünstigen Einstieg bieten. Nachdem schon die app-basierten mobilen Lösungen der Marken Vectron und Duratec im laufenden Geschäftsjahr erhebliche Zuwächse verzeichnet haben, ist Vectron zuversichtlich, mit Posmatic zusätzlich von diesem Trend profitieren zu können.

Meine Einschätzung
Vectron hat zuletzt erfreuliche 9-Monatszahlen präsentiert und dabei seine Erträge erhöhen können, obwohl gleichzeitig der Personalbestand aufgestockt und weiterhin massiv in neue Produkte investiert wurde. Das zeigt, dass Vectron sich auf dem richtigen Weg befindet, dass die heutigen Erfolge sich auch in Zukunft so fortführen dürften und man sich nicht auf den einmal erreichten Ergebnissen ausruht. Vectron bietet reichlich Potenzial für langfristig orientierte Anleger und zeigt durch den jüngsten Zukauf, dass man sich auf allen Ebenen die Marktführerschaft bei automatischen Kassensystemen nicht nehmen lassen will. Die gesetzlich vorgeschriebene Verpflichtung zur Einführung dieser Systeme wird Vectron einen weiteren enormen Schub verschaffen und das Unternehmen positioniert sich frühzeitig und aussichtsreich. Langfristig orientierte Anleger nutzen jeden Kursrücksetzer für Nachkäufe und lehnen sich dann geduldig zurück.


▸ WCM
Der auf Gewerbeimmobilien spezialisierte Konzern hat wieder zugekauft und ein Einzelhandelsportfolio erworben. Die drei Einzelhandelszentren weisen rund 88.000 Quadratmeter Mietfläche auf und kosten WCM €98,2 Mio. Die annualisierten Mieteinnahmen liegen bei €7,6 Mio. und der annualisierte Funds from Operations (FFO) bei etwa €4,2 Mio. Die Leerstandsquote von 7% bietet Verbesserungspotenzial und ein führender Lebensmitteleinzelhändler ist als Ankermieter an allen Standorten an Bord mit Verträgen, die eine Restlaufzeit von 6,1 Jahren aufweisen. Der Proforma-Marktwert des Gesamtportfolios von WCM steigt durch die Zukäufe auf  rund €766 Mio. Euro, der NAV legt pro forma Akquisition auf mindestens €2,85 zu, während der annualisierter FFO I bei circa €25,5 Mio. liegt.

Meine Einschätzung
WCM hat seit seinem Neustart eine rasante Entwicklung hinter sich, der Kurs ist entsprechend schnell gestiegen. Allerdings stockt das Expansionstempo merklich und der Einstieg von DIC Asset mit rund 25% hat noch immer keine Klärung gebracht über die Strategie dieses neuen Großaktionärs und die künftige Zusammenarbeit beider Unternehmen. Das bleibt ein Unsicherheitsfaktor.

Der NAV von WCM und der Kurs haben sich inzwischen wieder angenähert, der zueltzt vorliegende deutliche Aufschlag ist durch den Kursrückgang abgebaut worden. Das könnte wieder Aufwärtspotenzial bieten. Nun sind allerdings alle Aktien von (gewerblichen) Immobilienwerten deutlich unter Druck gewesen die letzten Wochen, auch DIC Asset, Publity und Patrizia. Relativ betrachtet hat sich WCM also nicht in die Pole-Position gebracht, da auch die Peergroup günstiger bewertet wird.

Schaut man auf die Strategie, setzt WCM zuletzt nicht mehr auf Bürogebäude, sondern viel mehr auf Einzelhandelsimmoblien, also Edeka-Märkte und kleinere Einzelhandelszentren. Die bieten aktuell noch ganz interessante Konditionen, allerdings sehe ich die Expansion in diesen Bereich eher skeptisch. Hier scheinen mir doch erhebliche Risiken zu schlummern. Der Einzelhandel wird in den nächsten Jahren noch stärker unter Druck kommen als bisher, auch dank Amazon. Stichwort Disruption. Da Immobilienanlagen auf lange Sicht erfolgen, muss man natürlich auch die mittel- und langfristige Sicht im Auge behalten. Und hier sehe ich wenig(er) Potenzial und höhere Risiken. WCM ist für mich daher auch auf dem ermäßigten Kursniveau eine solide Halteposition mit einem ausgewogenen Chance-Risiko-Verhältnis.

 Aurelius, Ernst Russ, GFT, Steico, Vectron und WCM befinden sich auf meiner Empfehlungsliste.

Mittwoch, 9. November 2016

Investor-Update: GBK Beteiligungen, Patrizia, PNE Wind, Technotrans

Im Investor-Update notiere ich in unregelmäßigen Abständen aktuelle Einschätzungen zu Unternehmen meiner Empfehlungsliste und wie sich diese ggf. auf mein Investment-Portfolio ausgewirkt haben. Darüber hinaus auch zu Unternehmen, die ich noch nicht hier im Blog vorgestellt habe, die sich jedoch in meinem Depot befinden.

Trump ist Präsident - und die Kurse taumeln!
Es war wie ein Déjà-vu des Brexits: kurz vor der Entscheidung schien das Pendel Richtung "Gut" auszuschlagen und die Börse nahm eine kleine Erholungsrallye vorweg, um dann im Angesicht der doch erfolgten Katastrophe in Panik umzuschlagen. Das Undenkbare ist wahr geworden, Donald Trump wird der nächste Präsident der USA: Und die Börsen stürzten ab, zumindest in Asien und heute morgen auch der DAX, der vorbörslich um mehr als 5 Prozent nachgab.

Doch politische Börsen haben kurze Beine und da ja viele Leute schon länger auf hohen Cash-Beständen sitzen und nur auf Einstiegschancen warten, gab es denn auch große Nachfrage in die abstürzenden Kurse hinein. Diese erholten sich dann zunehmend wieder und jetzt kann man sich fragen ob da wirklich etwas war?

Dienstag, 8. November 2016

Böse Überraschung: MAX Automation muss die Prognosen kappen

Nach dem Einstieg der Günther Gruppe, die auch bei Lotto24 maßgeblicher Aktionär ist, fokussierte sich die MAX Automation AG auf ihr Kerngeschäft, den High-Tech-Maschinenbau. Insbesondere der Verkauf der notorisch defizitären Tochter altmayerBTD trug hierzu maßgeblich bei und nährte die Hoffnung auf künftig steigende Margen und Ergebnisse bei der MAX Holding. Doch daraus wurde erstmal nichts...

Die bisher vorgelegten Zahlen wussten nicht recht zu überzeugen und dem entsprechend kam der Aktienkurs nicht vom Fleck. Und nun, mit Vorlage der 9-Monatszahlen, muss MAX Automation die eigenen Prognosen kräftig zusammenstreichen: so geht der Vorstand nunmehr für das Gesamtjahr 2016 nur noch von einem Konzernumsatz von €340 bis €350 Mio. aus (bislang €370 bis €390 Mio.), verbunden mit einem Konzern-EBIT vor PPA-Abschreibungen von €18 bis €20 Mio. (bislang mindestens €24 Mio.).

Was ist passiert?
Der Kern des Übels liegt in der Umweltsparte, die inzwischen ausschließlich aus der Tochter Vecoplan besteht. Hier gab es eine rückläufige Umsatz- und Ergebnisentwicklung in den ersten neun Monaten, die durch anhaltend niedrige Ölpreis und eine damit verbundene niedrige Nachfrage nach Recycling- und Aufbereitungslösungen, vor allem in den USA, ausgelöst worden sei. Von Unternehmensseite heißt es lapidar: "Der Vorstand hat im Konzernbereich Umwelttechnik Gegenmaßnahmen eingeleitet. Dazu zählt insbesondere eine Kapazitätsanpassung an derzeitige Marktverhältnisse. Damit verbundene Aufwendungen werden im vierten Quartal teilweise zu entsprechenden Rückstellungen führen. Ziel ist es, in diesem Geschäftsbereich ab 2017 auch bei einer niedrigeren Umsatzbasis wieder angemessene Ergebnisse zu erwirtschaften".

 MAX Automation, (Quelle: finanzen.net) 
Sparte Industrieautomation boomt
Denn in den anderen Bereichen läuft alles ganz nach Plan. Der Auftragsbestand im Konzern erreichte per 30. September 2016 ein Zuwachs von 24,6 % ggü. dem Vorjahresvergleichswert das Rekordniveau von €197,3 Mio. Alleine der Konzernbereich Industrieautomation steuerte einen Zuwachs von 51,7% zum neuen Auftragsbestand von €177,6 Mio. bei.

Meine Einschätzung
Kritiker der neuen Konzernstruktur, wie ich selbst auch, dürften sich bestätigt fühlen. Spätestens nach dem Verkauf der altmayerBTD stand die Vecoplan alleine im MAX-Konzern. Auch wenn sie eine wesentliche Beteiligung darstellt, weist sie doch mit den anderen Unternehmensbereichen keinerlei Synergien auf. Daher haben viele Marktteilnehmer die Hoffnung auf einen Verkauf dieser Sparte gesetzt, und zwar zu einem Zeitpunkt, als Vecoplan noch nicht derart in Schieflage geraten war. In der aktuellen Situation dürfte es schwierig werden, die Tochter wieder auf Kurs zu bringen und/oder geeignete neue Eltern für sie zu finden - jedenfalls zu einem halbwegs akzeptablen Preis. Trotzdem halte ich dies weiterhin für den richtigen Schritt für die MAX Automation.

Das durch den Verkauf frei werdende Geld sollte lieber in den Kernbereich Industrieautomation gesteckt werden, in dem MAX Automation mit ihren Töchtern auch heute schon hervorragend aufgestellt ist.

MAX Automation befindet sich auf meiner Empfehlungsliste. Seit einiger Zeit nur noch als Halteposition. Die vermeintlich niedrige Bewertung und hohe Dividendenrendite unterlagen dem Risiko einer Revision, die nunmehr eingetreten ist. Auch ein Kursabsturz dürfte nicht unbedingt eine auf der Hand liegende Chance darstellen, denn solange die Probleme bei der Tochter Vecoplan anhalten, und die sind keine ganz neue Erscheinung, wird dies den Rest des Konzerns immer wieder in Mitleidenschaft ziehen. Erst eine sich anbahnende Lösung, am besten ein Verkauf, dürfte wieder signifikantes Aufwärtspotenzial bei MAX Automation freilegen. Sowohl operativ als auch beim Aktienkurs.

Tesla spült der Deutschen Beteiligungs AG den nächsten Millionengewinn in die Kassen

Börsenliebling Tesla Motors, Inc. und der bodenständige Mittelstandsfinanzierer Deutsche Beteiligungs AG haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam, aber ihre Wege haben sich nun dennoch gekreuzt. Denn die DBAG hat seit 1987 ein Unternehmen im Portfolio, das das Interesse des Elektromobilitätspioniers geweckt hat.

Die Grohmann Engineering GmbH, die Fertigungsanlagen für die Industrieautomatisierung produziert, wird zu 100% von Tesla übernommen. Die Anteile stammen vom Gründer Klaus Grohmann (74,9 Prozent) sowie die Deutsche Beteiligungs AG (25,1 Prozent). Über den Kaufpreis haben die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart, allerdings realisiert die DBAG einen Preis, der den jüngsten Wertansatz der Beteiligung übersteigt. Die Veräußerung wird im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2016/2017 zu einem positiven Wertbeitrag in mittlerer einstelliger Millionenhöhe führen und nachdem die DBAG schon rekordverdächtige Zahlen für das gerade abgelaufene Geschäftsjahr vermelden konnte, bei denen die eigenen Prognosen um mehr als 20% übertroffen worden waren, setzt sich der positive Trend ungebrochen fort. Und dieser Verkauf kommt voll den DBAG-Aktionären zugute, denn die Anteile an Grohmann wurden nicht über DBAG-Fonds gehalten, sondern lagen komplett in der AG selbst.

 DBAG (Quelle: fnanzen.net) 
Meine Einschätzung
Die Deutsche Beteiligungs AG ist weiterhin äußerst erfolgreich am Markt unterwegs. Ihre Ausrichtung als Asset-Manager, der Beteiligungs-Fonds auflegt und sich an diesen über Co-Investments auch selbst beteiligt, funktioniert hervorragend. Dabei ist das Risiko begrenzt, während die breite Diversifikation im DBAG-Portfolio die Aktie zu einem "Best-of-Deutscher-Mittelstand-Investment" macht. Die vorgelegten Ergebnisse zeigen, welches Potenzial im DBAG-Ansatz steckt - und damit in der Aktie.

Ich habe die DBAG auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot und die Aktie dürfte auch in den nächsten Jahren ihren Anlegern noch viel Freude bereiten. Sie nimmt zurecht einen Anlauf auf neue Allzeithochs, die bisher Anfang 2015 bei knapp über €34 erzielt wurden, als die bis dahin größte Beteiligung, die Homag AG, äußerst gewinnbringend veräußert werden konnte. Und über €34 steht der Himmel weit offen...

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ERGÄNZUNG VOM 09.11.2016
Einen interessanten Artikel zu den Plänen von Tesla bzw. Elon Musk mit Grohman Engineering findet sich auf The Motley Fool: "Tesla kauft in Deutschland ein - die Branche sollte zittern".