Die Kunden von Softship stammen aus stark zyklischen Branchen und die letzten Jahre haben ihnen sehr zugesetzt. Entsprechend zurückhaltend waren viel auch bei Orders für ihre IT-Infrastruktur und das hat auch Softship schmerzlich zu spüren gekriegt. Im letzten Jahr ist nun der Turnaround gelungen und man schreibt wieder schwarze Zahlen: so erhöhte sich der Umsatz um 6,2% und das Vorsteuerergebnis stieg um rund €1 Mio. auf €0,58 Mio. an, während es 2014 noch bei minus €0,41 Mio. gelegen hatte. Softship will daher für das Geschäftsjahr 2015 die Dividendenzahlung wieder aufnehmen und €0,15 je Aktie an die Aktionäre auskehren, sofern die Hauptversammlung am 16. Juni diesem Vorschlag zustimmt. Das ist genau die Hälfte des Ergebnisses je Aktie von €0,30, das bei Softship für 2015 unterm Strich hängen blieb.
Turnaround ist keine Eintagsfliege
Auch wenn Softship sich von nicht-strategischen Beteiligungen trennt, wie dem 25-prozentigen Anteil an der Airpas Aviation AG, liegt die große Hoffnung doch eher in den neuen Produkten. So setzt man auf SAPAS, eine cloudbasierte Software-as-a-Service (SaaS)-Anwendung für Hafenagenten. Diese soll nicht über ein klassisches Lizenzmodell vertrieben werden, sondern aus der Anwendung heraus werden sog. Credits gekauft. Hierdurch verspricht sich Softship eine schnellere Durchdringung des Marktes, eine höhere Einstiegsakzeptanz und stetig steigende und wiederkehrende Erlöse, denn man adressiert hier weltweit mehr als 10.000 Hafenagenten mit Unternehmensgrößen von einigen wenigen bis zu mehreren hundert Mitarbeitern. Da es bisher keine durchgängige Softwarelösung in diesem Bereich, so dass das Potenzial für SAPAS enorm ist.
Softship AG (Quelle: finanzen.net) |
Größter Aktionär von Softship ist der australische Logistiksoftwareanbieter WiseTech Global mit 19,9 Prozent. Bei ihrem Börsengang im April 2016 hatte WTG den Anteil an Softship in ihrem Emissionsprospekt (Seite 187) mit dem Zusatz „Strategisches Investment“ versehen, wie Gereon Kruse auf boersengefluester.de berichtet, und daher kommen verstärkt Übernahmegerüchte auf. Denn bisher war deren offiziell vermeldeter Anteil bei 18,07 Prozent, so dass die Australier wohl klammheimlich aufgestockt haben. Momentan kommt Softship auf eine Marktkapitalisierung von €11,7 Mio., während Wise Tech Global an die €700 Mio. auf die Waagschale bringt. Aufgrund des Mittelzuflusses aus dem Börsengang könnten die Australier die Übernahmeofferte locker aus der Portokasse bezahlen.
Meine Einschätzung
Ob Wise Tech Global in absehbarer Zeit weitere Aktien zukauft oder gar eine Übernahmeofferte abgibt und damit verbunden ein saftiges Aufgeld auf den aktuellen Softship-Aktienkurs zahlen würde, wage ich nicht zu prognostizieren. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings gar nicht mal so gering, denn die Branche kommt langsam aus dem Tal der Tränen und befindet sich im Konsolidierungsmodus. Softship dürfte daher ins Visier geraten und da man bereits aus eigener Kraft den Turnaround geschafft und wieder einen erfolgversprechenden Weg eingeschlagen hat, bietet sich Anlegern hier eine doppelt abgesicherte Konstellation aus Phantasie und solider operativer Entwicklung. Langfristig orientierte Anleger mit dem Bewusstsein der erhöhten Risiken bei marktengen Nebenwerten können hier aussichtsreich zugreifen.
Softship befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und in meinem Depot. Nachdem ich kürzlich bei €5 eine erste Position eingegangen bin, habe ich nun zu knapp unter €6 weiter aufgestockt. Eine Turnaround-Spekulation mit erhöhtem Risiko bei gleichzeitig guten Chancen auf einen Erfolg.
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