Abgesehen von der allgemeinen miesen Stimmung für Finanzwerte, die auch den Kursen von Banken und Finanzinvestoren schwer zusetzt, bleiben natürlich auch die BDCs von den wachsenden Sorgen um steigende Zinsen und Kreditausfälle, insbesondere bei den Rohstoffwerten, nicht verschont. Der Aktienkurs von Gladstone wurde seit Anfang Dezember geradezu in die Tiefe gerissen, was hauptsächlich an seinem überdurchschnittlichen Engagement in die amerikanischen Öl- und Gasindustrie liegt. Lag der Kurs Ende November noch bei $8,75, sackte er zum Jahresende auf $7,75 ab und stürzte im Januar auf $4,87 ab. Innerhalb von 6 Wochen hatte sich der Kurs also fast halbiert. Bei €4,44 habe ich dann zugegriffen und eine mittelgroße Position aufgebaut.
Sicherheitsnetz 1: Die Margin of Safety
Gladstone hat 14 Prozent bzw. $51 Mio. seiner Kredite an Firmen aus der US-Öl-und Gasindustrie vergeben, in der sich aufgrund des Ölpreisverfalls auf $30 die Lage immer mehr verschärft. Der Markt erwartete eine große Abschreibung Gladstones auf seine dies bezüglichen Kredite, doch der Absturz von 50% erschien mir maßlos übertrieben angesichts eines Totalausfallrisikos von 14%. Denn bei €4,50 notierte der Aktienkurs um 46% unterhalb des NAV (Nettoinventarwert oder Net Asset Value) und selbst wenn man einen Totalausfall der besagten drei Kredite einpreisen würde, hätte der Abstand noch 29% betragen.
Beim genaueren Hinsehen ist ein Totalausfall allerdings ziemlich unwahrscheinlich, denn die drei betroffenen Firmen sind nicht in der Förderung aktiv, sondern als Zulieferer und Dienstleister für die Frackingindustrie. Sie werden zwar nicht ungeschoren durch die Branchenkrise kommen, aber kaum total ausfallen. Und so ging ich davon aus, dass man schlimmstenfalls auf eine Neustrukturierung der Finanzierung zusteuern und entsprechend Teilbeträge abschreiben und ggf. die Zinslast senken müssen würde. Und die jüngst vorgelegten Zahlen zum ersten Geschäftsquartal bestätigen nun meine Einschätzung, denn der NAV fiel zwar deutlich um 7,5% von $9,06 auf $8,38 je Aktie, aber das rechtfertigt keinesfalls einen Kursabsturz um 50%. Zumal man berücksichtigen muss, dass Ende Oktober noch eine Kapitalerhöhung durchgeführt worden war, bei der Investoren junge Aktien zu $8,55 gezeichnet hatten. Dieser Preis lag um einige Prozentpunkte unterhalb des damals ausgewiesen NAV und hat somit alleine schon eine negative Auswirkung von $0,10 je Aktie auf den aktuellen NAV. Die Auswirkungen der Krise auf das Kreditportfolio von Gladstone sind sind also eher überschaubar. Das liegt auch daran, dass Gladstone neben diesen drei Energie-Engagements ein breit diversifiziertes Kreditportfolio von mehr als 40 Unternehmen querbeet durch die amerikanische Wirtschaft und ihre Branchen hat.
Sicherheitsnetz 2: Das Aktienrückkaufprogramm
Auch das Management sieht den starken Kursverfall als unbegründet an und verkündete kurzerhand ein Aktienrückkaufprogramm von bis zu 7% aller ausgegebene Aktien im Gesamtwert von $7 Mio. Der Kurs machte daraufhin einen Freudensprung, verständlicherweise. Denn es bedeutet eine starke Nachfrage nach den Aktien, was sich ziemlich kurstreibend auswirken sollte. Und wie beim gestrigen "Earnings Call" klargestellt wurde, kann das Rückkaufen ab Freitag beginnen. Gladstone kann also bezogen auf den aktuellen Kurs Aktien mit einem Wert von $8,38 zu $5,60 kaufen, also einem Diskont von 33%. Die man selbst vor drei Monaten noch für $8,55 verkauft hatte. Ein hübscher Zusatzgewinn!
Gladstone Capital Corp. (Quelle: comdirect.de) |
Zwei weitere nicht ganz unwesentliche Zahlen möchte ich noch aufgreifen: zum einen die Kapitalerträge, die mit $10,6 Mio. um 15,2% über dem Vorjahreswert lagen. Damit verfehlten sie die Erwartungen um weniger als ein halbes Prozent - man hat schon ungenauere Punktlandungen gesehen. Und zum anderen sollten wir auf das NII schauen, das Net Investment Income, also die Erträge, die zur Ausschüttung an die Anleger zur Verfügung stehen. Und diese lagen im letzten Quartal bei $0,21, womit sie exakt die monatliche Dividendenzahlung von $0,07 verdient haben.
Sicherheitsnetz 3: 15% Dividendenrendite
Und schon sind wir bei der Dividende, denn die ist bei Gladstone schon außergewöhnlich. Einerseits, weil sie monatlich ausgekehrt wird und somit auch für Anleger interessant ist, die sich durch Dividenden ein monatliches Zusatzeinkommen aufbauen möchten. Und andererseits wegen ihrer Höhe. Denn beim gegenwärtigen Aktienkurs ergibt sich eine auf das Jahr hochgerechnete Dividendenrendite von fast 15%. Würde sich der Aktienkurs also nicht wieder erholen, würden alleine die Ausschüttungen ausreichen, um einen doppelt so hohen Ertrag zu generieren, wie man ihn langfristig mit US-Aktien erzielen kann. Und das kann man getrost als weiteres Kaufargument betrachten.
Fazit
Das beginnende Aktienrückkaufprogramm wird den Aktienkurs auf absehbare Zeit nach unten absichern, so dass mit dem Einstieg ein verringertes Risiko verbunden ist als bei vergleichbaren Investments. Der große Abstand zum NAV von 33% stellt eine zusätzliche Sicherheitsmarge dar, die das Investment nach unten absichert, selbst wenn sich Risiken konkretisieren sollten und der NAV nochmals sinken sollte. Darüber hinaus fließt eine Dividende von monatlichen (!) 1,2% an die Aktionäre und diese wird aus dem operativen Geschäft heraus verdient, also nicht aus der Substanz ausgeschüttet. Hierbei ist auch noch zu berücksichtigen, dass Gladstone bisher nicht voll investiert ist, so dass hier zusätzliche Einnahmen generiert werden können und/oder dass das Aktienrückkaufprogramm die Anzahl der Aktien, auf die der Gewinn verteilt werden muss, reduziert. Und somit das Ergebnis je Aktie alleine aus diesem Grund schon steigen wird.
"Die meisten Anleger glauben, Qualität und nicht etwa der Preis sei der Maßstab dafür, ob eine Geldanlage
riskant ist. Doch qualitativ hochwertige Aktiva können riskant und Vermögenswerte niedriger Qualität
können sicher sein. Es ist alleine eine Frage des Preises, den man für sie bezahlt hat."
Für mich stellt sich Gladstone somit als zwar volatiles und nicht unbedingt nervenschonendes Investment dar, aber eben auch als ein gut abgesichertes mit erheblichem Aufwärtspotenzial. Und das nicht nur, wenn sich die allgemeine Bärenstimmung gegenüber der Finanzbranchen und dem Aktenmarkt insgesamt wieder gelegt haben sollte. Ich habe daher meinen Bestand an Gladstone-Aktien bei knapp über €5 wieder etwas ausgebaut und freue mich auf die nächste Dividendenzahlung am 29. Februar (Ex-Dividendentag ist der 16. Februar), nachdem die Januarzahlung vor einer Woche meinem Konto gutgeschrieben wurde.
Unglaublich, was sich der Kursmakler heute in Frankfurt erlaubt: Geldkurs ist €4,247, Briefkurs ist €6,14. Der Spread beträgt atemberaubende 30,83%!!!
AntwortenLöschenIch kann nur dazu raten, bei "schmalen" amerikanischen Werten auf die Eröffnung der US-Börsen um 15:30 zu warten, weil dann erfahrungsgemäß auch in Deutschland die Spreads auf Normalmaß zurückgehen (Geld und Briefkurs sind dann nahe dran am US-Originalkurs, umgerechnet in Euro).
Und aktuell stehen sowohl Geld- als auch Briefkurs bei €5,30 - ein Spread von 0,0%. Dabei sollen die Narren am Aschermittwoch doch wieder weggeschlossen werden...
LöschenHallo Michael,
AntwortenLöschenich habe versucht über die Volksbank ganz normal über das online-banking die Aktie zu kaufen.
Wenn ich dieses versuche zeigt er mir den Text an.
"Bei diesem Wertpapier handelt es sich um einen Alternativen Investmentfonds (AIF), zu dem keine Informationen vorliegen, ob er durch Privatkunden erworben werden darf. Somit ist dieser Fonds über Internet Brokerage nicht handelbar. (D4806). Bitte setzen Sie sich bei Bedarf mit Ihrem Kundenberater in Verbindung.
Bitte beachten Sie, dass die Gültigkeit der Order den Termin der Hauptversammlung bzw. Dividendenzahlung am 16.03.2016 aufgrund der Börsenusancen nicht überschreiten sollte. (D4160). Bitte setzen Sie sich bei Bedarf mit Ihrem Kundenberater in Verbindung."
So jetzt habe ich mich mit meinem Kundenberater in Verbindung gesetzt und er meinte, dass es von der Firma keine "Wesentliche Anlegerinformationen" gibt. Somit kann ich Gladstone nicht kaufen.
Weißt du wie ich diese "Wesentliche Anlegerinformationen" bekommen? Dann könnte ich die Aktie kaufen....
Bisschen komisch...
Wie war´s bei dir?
Moin Rene,
Löschenich habe kein Problem, diese Aktien über die Commerzbank zu ordern. Allerdings haben bzgl. anderer BDCs (TICC, TCAP) andere Anleger schon darüber berichtet (hier), dass z.B. die DKB diese Aktien als "AIF" einstuft und daher nicht zum Handel zulässt. Wie man das "heilen" kann, weiß ich nicht, da kann Dir nur Deine Bank weiterhelfen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit über eine andere Risikoeinstufung bzgl. Deiner Wertpapierfähigkeiten? Da muss man ja Risikoklassen angeben und evtl. lässt eine höhere Risikoklasse derartige Geschäfte bei Deiner Bank zu?
Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Du hier weiterkommen und hier berichten könntest. Das Problem scheint ja häufiger aufzutreten.
Wie ich erfahren habe, ist es bei CortalConsors ebenfalls kein Problem, de Aktien zu ordern.
LöschenHallo, bei comdirect gibt es ebenfalls kein Problem.
AntwortenLöschenDas ist eine interessante Firma. Habe gerade nur mal grob angefangen, sie mir selber anzuschauen. Leider, für den der noch nicht investiert ist, scheint der Abschlag über mögliche Ausfälle hinaus bei einem Kurs von $ 5,99 am Freitag Abend in New York schon wieder weitgehend korrigiert zu sein...
AntwortenLöschenMoin Mario,
Löschenauf Basis von $6,00 (€5,35) läge das Steigerungspotenzial bis zum aktuell ausgewiesenen NAV von $8,38 noch immer bei knapp 40%. Das ist schon eine nicht kleine Sicherheitsmarge, auch wenn der Kurs bereits tiefer stand und damit das Chance-Risiko-Verhältnis noch besser.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenmich würde einfach mal interessieren, was für dich eine "mittelgroße Position" ist. Beziehst du das auf einen direkten Wert oder auf dein Portfolio? Also bspw. bis 2.500€ Kaufwert kleine Position, bis 10.000€ mittlere und bis 25.000€ große Position? Oder eher bezogen auf die Anteile in deinem Portfolio? Ich weiß, die Frage ist an sich ungehörig, aber als ich vor ein paar Jahren begonnen habe waren für mich 1.000€ noch eine große Position (mittlerweile eher bei 5.000€, wobei ich das an meinem Depotwert fest mache und da machen sich 5.000€ mehr oder weniger schon bemerkbar).
Grüße!
Wenn ich von kleinen, mittelgroßen oder großen Positionen spreche, dann bezieht sich dies auf mein Portfolio, also die dortige Gewichtung.
LöschenHallo michael,
AntwortenLöschenhabe mich letztens vermehrt mit bdcs befasst, halte allerdings noch keine position. Main ist interessant aber momentan imho zu teuer. Auf deiner empfehlungsliste findet sich auch glad. Gibt es gründe warum du glad der "schwester" gain vorziehst?
Danke
Es gab einen Grund, Gladstone Capital (GLAD) der Gladstone Investmenr (GAIN) vorzuziehen: den Aktienkurs. Anfang 2016 stürzte der GLAD-Kurs aufgrund übertriebener Sorgen bzgl. der Investments in die US-Ölindustrie massiv ab und daher habe ich die Aktien gekauft.
LöschenAktuell habe ich in meinem BDC-Portfolio fünf Werte: GAIN, GLAD, MAIN (Mainstreet Capital), PFLT (PennentPark Floating Rate Capital) und TSLX (TPG Speicality Lending). TSLX schüttet quartalsweise aus, die anderen vier monatlich.
Die früher mal hier im Blog vorgestellten KCAP, TICC und TCAP sind letztlich mangels Qualität/Erfolg mit der Zeit wieder von der Liste bzw. aus meinem Depot verschwunden. Bei den vorgenannten fünf Werten sehe ich zwar keine Unterbewertung (mehr), aber auch keinen Grund sie zu verkaufen. Steigende Zinsen in den USA werden ihre Einnahmen weiter ansteigen lassen. Auch wenn ich nicht an schnell steigende Zinsen glaube, ist dies doch ein mittel- und langfristig positives Szenario.