Grottenschlechter Jahresauftakt...
So einen schlechten Start in ein Börsenjahr habe ich meiner Erinnerung nach noch nicht erlebt, der DAX hat in den ersten beiden Handelswochen rund 11 Prozent abgegeben und damit die gesamten Gewinne des Vorjahres vaporisiert. Mein Depot hat es fast in ähnlicher Größenordnung getroffen und das stimmt mich nicht froh. Ich hatte in den Wochen zum Jahresende hin mein Liquiditätspolster ja etwas reduziert, um nach dem Oktobereinbruch eine vermutete Jahresendrallye mitzunehmen - was unter dem Strich aufgrund des Einbruchs in den ersten beiden Dezemberwochen nicht wirklich gut funktioniert hat. Dafür wurde ich dann vom Jahresanfangsabsturz voll erwischt. Im Nachhinein muss ich mir auf die Finger klopfen, weil ich zu sehr auf den Markt und weniger auf die Einzeltitel und ihre Bewertung geschaut habe. Naja, das Börsengeschehen ist ein ewiges Lernen...
Quelle: CNN Money - Fear and Greed-Index |
An dieser Stelle sollte man dann fast sicher sein, dass der Tiefpunkt erreicht ist. Ich habe jedenfalls den Absturz genutzt und ausgesuchte Werte zugekauft. Allesamt aus der Finanzbranche, weil diese aufgrund der Sorgen über den Ölpreis zweistellig in den Keller gegangen sind, obwohl sie nur bedingt wirklich betroffen sind.
"Es ist unmöglich, überdurchschnittliche Renditen zu erreichen, wenn man nicht anders handelt als die Mehrheit."
Top-Unternehmen wie Microsoft oder Cisco haben ebenfalls Kurseinbrüche zu verzeichnen und bieten auf dem aktuellen Niveau hervorragende Investmentchancen. Ich habe mich jedoch für andere Werte entschieden, weil diese stärker abgestürzt sind und zwar im Hinblick auf ihren Unternehmenswert und noch größere Erholungschancen bieten. Allerdings ist meine Engagement im Finanzsektor nun in einem Bereich, wo ich ihn nicht mehr weiter ausbauen werde, um das Depot unter Risikoaspekten nicht zu einseitig auszurichten. Allenfalls werde ich hier noch Umschichtungen innerhalb des Sektors im Depot vornehmen.
+ Blackstone Group L.P.
Der Finanzinvestor ist ja ein alter Bekannter auf meiner Empfehlungsliste und eine bereits große Position in meinem Depot - eines meiner Ankerinvestments. Der Aktienkurs ist massiv zurückgekommen und liegt in etwa wieder auf dem Niveau, zu dem ich vor anderthalb Jahren erstmals eingestiegen bin, jedenfalls wenn ich die bisher erhaltenen Dividendenausschüttung mit einrechne. Es gibt am Markt Befürchtungen, dass Blackstone seine Dividende kürzen werden müsse. Allerdings unterliegen diese ohnehin großen Schwankungen von Quartal zu Quartal, weil sie sich daran orientieren, was in diesen drei Monaten an ausschüttungsfähigen Gewinnen erzielt wurde. Die Börsenturbulenzen sind hier nicht hilfreich, ebenso stehen alle Finanzinvestoren unter Druck, weil Anleger hier Abwertungsrisiken vermuten beiden Öl-Beteiligungen. Tja, Blackstone hat zwar vor mehr als einem Jahr viele Milliarden für entsprechende Investments bei Anlegern eingesammelt, aber bisher noch gar nicht zugeschlagen. Mögliche Abwertungen und Kreditausfälle in diesem Sektor tangieren Blackstone also nicht - im Gegenteil, Blackstone dürfte einer der größten Profiteure dieser Entwicklung sein, weil man nun zu Tiefpreisen antizyklisch einsteigen kann. Ich habe daher weitere Aktien von Blackstone zugekauft unterhalb von 22 EUR. Auf lange Sicht wird sich dies enorm rentieren, da bin ich mir sicher.
"Die meisten Anleger glauben, Qualität und nicht etwa der Preis sei der Maßstab dafür, ob eine Geldanlage
riskant ist. Doch qualitativ hochwertige Aktiva können riskant und Vermögenswerte niedriger Qualität
können sicher sein. Es ist alleine eine Frage des Preises, den man für sie bezahlt hat."
+ Gladstone Capital Corp.
Gladstone ist eine weitere Business Development Company (BDC) und tritt überwiegend als Kreditgeber für Unternehmen mit zweitrangiger Bonität auf. Dafür erzielt man zweistellige Renditen und kehrt monatliche Dividenden an seine Aktionäre aus, die sich auf das Jahr gesehen im zweistelligen Prozentbereich bewegen.
Gladstone wird von seinen Investments in amerikanischen Öl- und Gasförderer in die Tiefe gerissen. Der Kurs lag Ende November bei gut 8,75 USD, sackte zum Jahresende auf 7,75 USD ab und stürzte in den letzten Tagen auf 4,87 USD ab. Der Frankfurter Schlusskurs liegt bei 4,44 EUR. Innerhalb von 6 Wochen hat sich der Kurs also fast halbiert. Der Kurs ist zurecht unter Druck, denn Gladstone hat 14 Prozent bzw. 51 Mio. USD seiner Kredite an Firmen aus der US-Öl-und Gasindustrie vergeben. Hier hat sich aufgrund des Ölpreisverfalls auf 30 USD die Lage verschärft und Gladstone dürfte gezwungen sein, seine Assets entsprechend abzuwerten. Aber selbst bei einem Totalausfall aller drei Kredite würde dies eine Abwertung von 14 Prozent bedeuten. Der Aktienkurs ist aber um fast 50 Prozent abgestürzt. Der Aktienkurs notiert inzwischen 46 Prozent unterhalb des NAV und selbst wenn man einen Totalausfall der drei Kredite einpreisen würde, betrüge der Abstand noch 29 Prozent.
Ein Totalausfall ist aber ziemlich unwahrscheinlich, denn die drei betroffenen Firmen sind nicht in der Förderung aktiv, sondern als Zulieferer und Dienstleister für diese Unternehmen. Sie werden also nicht ungeschoren davonkommen, aber kaum total ausfallen. Und so wird man schlimmstenfalls auf eine Neustrukturierung der Finanzierung zusteuern und entsprechend Teilbeträge abschreiben und ggf. die Zinslast senken müssen. Wenn überhaupt... Losgelöst von den drei Engagements hat Gladstone ein breit diversifiziertes Kreditportfolio von mehr als 40 Unternehmen querbeet durch die amerikanische Wirtschaft und ihre Branchen.
Ich bin überzeugt, dass die durchaus vorhandenen Risiken von dem panikartigen Sell-off mehr als übertrieben eingepreist wurden und dass Gladstone auf diesem ausgebombten Niveau eine aussichtsreiche Spekulation für mutige und geduldige Anleger darstellt. Und schauen wir auf die Dividenden, so schüttet GLAD seit April 2009 konstant 7 Cents je Monat je Aktie aus, was bei einem Aktienkurs von 4,44 EUR zu einer annualisierten Dividendenrendite von 17,3% führt. Ich habe daher beherzt zugegriffen - und damit weit weniger für meine Aktien bezahlt, als die Anleger, die noch Ende Oktober für 8,55 USD neue Aktien gezeichnet hatten.
+ Main Street Capital Corp.
Der Kurs von Main Street Capital ist in der letzten Woche nach meinem Einstieg um 8,5 Prozent eingebrochen und ich habe meine Position unterhalb von 25 EUR ausgebaut. Die erste Monatsdividende wird mir Anfang der Woche gutgeschrieben und auf dem aktuellen Niveau beträgt die annualisierte Dividendenrendite mehr als 8 Prozent.
.: Cashquote
Meine Cashquote liegt nun nur noch bei knapp 10 Prozent. Das ist angesichts der Marktturbulenzen nicht gerade hoch, doch die Zukäufe erzeugen allesamt hohe Dividendeneinnahmen, GLAD und MAIN sogar monatlich, so dass mein Cashkonto sich stetig wieder füllen wird.
Hallo Herr Kissig,
AntwortenLöschenich erwarte fest das ich bei meiner nächsten Heizöllieferung zumindest einen netten Geschenkkorb zu erhalten.
Denn immerhin verhindere ich ja durch meine Bestellung bei 0 Euro, das Öl kostenintensiv entsorgt,gelagert oder nicht gefördert werden muß;)
Aber mal ehrlich.Welchem Anleger blutet nicht bei diesem Jahresauftakt das Herz? Und genau so wie Sie schreiben: hätte,wäre wenn.
In 6, 12 oder 24 Monaten sagen wir vielleicht: was waren wir im Januar 2016 blöd nicht zu handeln und desshalb finde ich es sehr wichtig das Sie kurz- und langfristige Auswirkungen beim Anlegen differenzieren.
Norbert
Wer in die Kursstürze hinein ausgesuchte attraktiv bewertete Aktien kauft, geht natürlich das Risiko ein, dass die Kurse noch weiter fallen. Es gelingt ja so gut wie nie, den Tiefstkurs zu erwischen. Und das sollte auch nicht das Ziel sein, denn dann sind wir wieder beim Zocken mit Aktien, nicht beim Investieren in Unternehmen. Daher lieber nicht die Aktien kaufen, die vielleicht am schnellsten wieder hochschießen, sondern die, an denen man sich langfristig beteiligen möchte. Die kauft man nun billiger als noch vor zwei Wochen. Wenn das mal kein Glücksfall ist...
LöschenGuten Abend Herr Kissig,
AntwortenLöschenich bin an der Blackstone Group L.P. interessiert. Ich habe allerdings gelesen, dass es einige Probleme mit der Besteuerung und der Rechtsform der "L.P." geben kann.
Wie hoch ist der Steuersatz einer "limited partnership"? - Genauso hoch wie der normale US-Steuersatz für Amerika?
Bin ich gezwungen eine Steuererklärung innerhalb der USA abzugeben?
Vielen Dank im Voraus
Kai
Die Frage kann ich leider nicht abschließend beantworten, ich habe damit keine praktischen Erfahrungen. Denn ich halte die Aktien nicht als Privatanleger, sondern in meiner Investmentfirma, einer GmbH.
LöschenNach meinen Informationen unterliegt eine L.P. in Deutschland nicht dem Pauschalabzug von 25% (plus Soli, plus Kirchensteuer), sondern muss im Rahmen der deutschen Einkommensteuererklärung deklariert werden, also die Dividenden und ggf. die Kursgewinne. Ich werde bei meinem nächsten Gespräch mit meinem Steuerberater aber mal schauen, ob ich hier zielführende Infos bekomme.
Hallo Herr Kissig,
AntwortenLöschenworan könnte es denn liegen das alle BDC Aktien sehr hart abgestraft werden?
Bei vielen sind die Kurse so tief das man glauben kann, dass die Investoren den Worst-Cast sehen (Die US Unternehmen können ihre Kredite nicht mehr zurück zahlen).
Vorallem bei Gladstone!!
Ein wenig übertrieben?!?
Besten Dank!
Es sind drei Faktoren, denke ich. Einerseits die Zinswende und die Befürchtung, einige Unternehmen könnten keine höheren Zinssätze mehr schultern. Dann eine mögliche Konjunktureintrübung in den USA, was ebenfalls zu Kreditausfällen führen könnte. Und drittens die allgemein Panik vor allem, was irgendwie mit Öl zu tun hat. Und fast jede BDC hat auch Kredite an Firmen aus dieser Branche vergeben, mal mehr, mal weniger. Diese Gemengelage führt zu einer Unsicherheit im Finanzsektor und zu starken Abverkäufen. Diese sind meiner Ansicht nach in den meisten Fällen übertrieben, daher habe ich ja weitere Aktien zugekauft von Blackstone Group, Glastone Capital und Main Street Capital.
LöschenHallo Herr Kissig,
AntwortenLöschendie Dividende von Main Street Capital erscheint bei meinem Broker als Kapitalmaßnahme (Dividende wahlweise - Gebühr 10€). Habe ich da etwas verpasst?
Das klingt merkwürdig, MAIN zahlt eine "normale" Dividende aus. Meine Dividendenabrechnung (der Commerzbank) vom 15. Januar heißt "Dividendengutschrift", es wird eine "Dividende pro Stück" ausgewiesen und die US-Quellensteuer abgezogen. Eine gesonderte Gebühr wurde mir weder avisiert noch in Rechnung gestellt. Und ich musste auch nichts aktiv tun (außer die Aktien zu kaufen), mich also nicht zwischen verschiedenen Optionen entscheiden.
LöschenUm das zu klären, müssten Sie sich wohl an Ihren Broker wenden, ich kann Ihnen da leider nicht weiterhelfen. Ich würde mich aber freuen, wenn Sie das Ergebnis hier mitteilen könnten. Vielleicht stoßen andere Anleger ja auch auf ähnliche Hindernisse?
Hallo Herr Kissig,
AntwortenLöschenhatten sie vielleicht schon die Möglichkeit ihren Steurberater nach der Besteuerung zu fragen? Die Blackstone Ausschüttung für das 1.Q 2016 wurde per heute gutgeschrieben. Soweit sehr schön.
In Summe wurden 6 Positionen ausgewiesen. 5 Pos. als Dividengutschrift, wovon 2 mit einer Quellensteuer on Höhe 39,6% abgrechnet wurden. Eine Position läuft als als Zinsgutschrift. Eigentlich bin ich von 30% QS ausgegangen. Muss ich nun die gesamten Erträge noch einmal auf meiner KAP Anlage (Privatperson) angeben. Macht es Sinn sich einen Teilbetrag der QS rückerstatten zu lassen, wenn möglich.
Ziemlich verwirrend, zumal auch nach etwas Recherche nicht viel darüber zu finden ist. Herzlichen Dank.
Ich bin am Freitagnachmittag dort und habe ihm das Thema mit auf den Weg gegeben. Ich habe allerdings gehört, dass das Thema US-Limited Partnership (L.P.) in Deutschland von Bundesland zu Bundesland anders von den Steuerbehörden gehandhabt wird - was ja ein Unding wäre. Mal sehen, was ich in Erfahrung bringe...
LöschenHaben Sie da etwas Neues für uns? Das Thema würde mich auch interessieren. :-)
LöschenLeider noch nicht, das Thema ist komplizierter als gedacht, mein Steuerberater muss sich da noch weiter einfuchsen. Zwar muss man als deutscher Anleger grundsätzlich die Gewinne und Dividenden aus diesen US-Limited Partnerships in Deutschland versteuern, allerdings muss man die (zu viel gezahlte) US-Quellensteuer ggf. dort zurückholen. So habe ich die Aussage bisher verstanden. Ich hoffe, er wird demnächst etwas konkreter...
LöschenHallo Herr Kissig,
AntwortenLöschenich teile auch Ihre Meinung, dass ein großer Crash eher nicht kommt, man kann ihn aber auch nicht ganz ausschließen. Vielleicht sollte man deshalb das Thema Depotabsicherung einmal diskutieren. Dies wäre m.E. mit einem put auf den Dax oder den S&P500 gut und preiswert machbar. Beispielsweise kostete Freitag ein daxput mit der Basis 9400 und der Laufzeit 16.,9.2016 ca. 736€. Bei einem Crash wäre das dann ein gutes Investment. Es gibt sicher user, die eine entsprechende Erfahrung mit diesem Instrument haben.
Gruß Gergeo
Moin Gergeo,
Löschenich habe zu diesem Thema kürzlich in einem Interview mit Aktienkaufen24 Stellung bezogen und übernehme die entsprechende Passage mal einfach...
Welche Art von Riskmanagement wenden Sie an?
Ich denke nach, bevor ich handele. Ich kaufe nichts, was ich nicht verstehe. Ich halte stets ein gutes Maß an Liquidität, um in Kursrücksetzer hinein kaufen zu können – sofern ich weiterhin von dem Unternehmen überzeugt bin. Nur dann lohnt sich ja ein Nachkaufen. Ansonsten halte ich nichts von Stopp-Losses oder Absicherungsinstrumenten. Damit erzielt man langfristig keinen Mehrwert, sondern erkauft sich nur eine Sicherheitsillusion.
Wenn der Kurs einbricht, dann ändert das ja nichts am Wert des Unternehmens und seiner Aktien. Es ist nur der Kurs, der sich geändert hat. Durch einen Stopp-Loss vernichte ich also Werte, weil ich unter Wert automatisch verkaufe. Und wenn das Unternehmen sich in Schwierigkeiten befindet und deshalb der Kurs einbricht, rettet mich ein Stopp-Loss auch nicht.
Puts sind Zocker-Papiere, die auf kurzfristige Marktschwankungen zielen. Sichere ich damit meinen Depotbestand ab und die Kurse fallen, steigt der Wert des Puts. Um hier einen Nutzen draus ziehen zu können, muss ich aber ja genau zum richtigen Zeitpunkt die Puts verkaufen und in meine Aktien investieren und dann den nächsten Kursaufschwung mitzunehmen. Mache ich dies nicht und sitze den Kurseinbruch samt nachfolgender Erholung einfach aus, dann stehen die Kurse wieder dort, wo sie vor dem Einbruch waren und der Put hat seine Kursgewinne ebenfalls wieder hergegeben. Er hat nur aufgrund seiner kurzen Laufzeit an Wert verloren. Unter dem Strich habe ich keinen Vorteil daraus gezogen. Es läuft also darauf hinaus, dass man versucht, den Markt zu timen, zum Höchstpunkt der Börse den Put zu kaufen und zum Tiefstpunkt zu verkaufen. Klappt aus meiner Erfahrung nicht. Daher lasse ich das und setze auf Cash als Versicherung gegen fallende Kurse, um dann tief nachkaufen zu können. Das bringt langfristig die Rendite!