Finanzinvestor KKR & Co. gehört zu den großen Private Equity-Firmen dieser Welt und der Alternative Asset Manager setzt stärker noch als Wettbewerber Blackstone Group oder auch Carlyle auf (börsennotierte) Unternehmenskäufe. Daher haben Ergebnis und Aktienkurs in diesem Jahr auch besonders unter den Turbulenzen an den Kapitalmärkten gelitten - insbesondere auch aufgrund des nicht unbeträchtlichen Engagements in der US-Öl- und Schiefergas-Industrie mit entsprechenden Problemen aufgrund des starken Preisverfalls dieser Rohstoffe. Zuletzt hatte KKR seine Anleger vergrätzt, weil man künftig nicht mehr den Großteil der erzielten Gewinne als Quartalsdividende auskehren wird, sondern nur noch eine feste Ausschüttung von 0,16 USD je Aktie - das macht bei einem aktuellen Kurs von 15 EUR zwar nicht unansehnliche 3,9% Dividendenrendite auf das Jahr gerechnet, ist aber weniger als die Hälfte dessen, was Aktionäre zuvor gewöhnt waren. Da half auch nicht die Ankündigung, ergänzende 500 Mio. USD in Aktienrückkäufe investieren zu wollen. Der Kurs verharrt in Lethargie.
First Data - wird der Flop noch zum Top?
Die Rede ist von First Data (FDC), einem "Anbieter von E-Commerce Lösungen für den Zahlungsverkehr. Die Produkt- und Dienstleistungslinie von First Data umfasst die Dienstleistung für Geschäftsabwicklung, -bearbeitung; Kreditkarte, Debitkarte, Prepaidkarte, Geschenkkarte, Gehaltsabrechnung und andere vorausbezahlten Darbietungen; Schutz gegen Betrug und Authentifizierungslösungen; Dienstleistungen für elektronische Scheckannahme durch TeleCheck; Internet-Kommerz und bewegliche Zahlungslösungen". So ist es bei Wikipedia nachzulesen. Der Umsatz im letzten Jahr betrug mehr als 11 Mrd. USD und weltweit werden 23.000 Menschen beschäftigt. Vergleichbare Konkurrenten, wie VISA oder MasterCard sind im letzten Jahr um 42% bzw. 30% im Wert gestiegen. Heute ist First Data der größte Zahlungsabwickler der Welt, der 1,7 Billionen USD in 74 Milliarden Transaktionen abwickelt. So der Stand per Ende 2014 und das entspricht mal eben 10% des U.S. BIP.
KKR & Co. L.P. (Quelle: comdirect.de) |
Für KKR ist First Data ist die bis dato größte Private-Equity-Übernahme in der Unternehmensgeschichte und alles andere als ein Erfolg. Denn KKR übernahm First Data im Jahr 2007 zum Höchstpreis unmittelbar vor dem Börsencrash, der durch die Finanzkrise und die Pleite der US-Investmentbank Lehman Bros. ausgelöst wurde. Für diesen mit 24 Mrd. USD überwiegend fremdfinanzierte Deal brachte KKR insgesamt 29,8 Mrd. USD auf und musste unmittelbar danach mit ansehen, wie seine neue Beteiligung dramatisch an Wert verlor, während das Zinsgewicht geradezu erdrückend wurde. Es folgten Umfinanzierungen und eine Abwertung der Beteiligung seitens KKR auf 60 Cents je Dollar.
Börsengang als Chance
Und nun gab es vor wenigen Wochen die Rückkehr an die Börse im größten Börsengang des Jahres. Mitten in die Börsenturbulenzen hinein "stolperte" FDC an den Aktienmarkt und schlug sich recht wacker. Denn obwohl FDC in einer Liga spielt mit VISA und Mastercard, verdient man unter dem Strich kein Geld. Was nicht nur internen Ineffizienzen geschuldet ist, sondern vor allem dem drückenden Fremdkapital. Denn auch nach der Eigenkapitalspritze durch das IPO liegt die Verschuldung First Datas immer noch bei überdurchschnittlichen 18,4 Mrd. USD. Durch die neuen Eigenmittel konnte FDC nun seine Verschuldung senken und so auch seine Zinslast. Anfang 2016 stehen 10 Mrd. USD zur Anschlussfinanzierung an, die aktuell mit 10,2% verzinst sind - eine Last aus den Jahren 2010 und 2011, als die Zinsen sehr viel höher standen als heute.
Und hier kommen wir zum interessanten Teil der Geschichte, der Zukunftsvision. Und vielleicht zu einem Happy End. Wollen doch mal sehen, ob wir die Kuh über den Eimer geschoben bekommen...
FDC (Quelle: comdirect.de)
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KKR gehören nach dem Börsengang noch rund 37% an First Data und Bloomberg beziffert der Anteil, den KKR an Eigenkapital in FDC stecken hat, auf 3,9 Mrd. USD. FDC kam zu 16,39 USD an die Börse und notiert aktuell bei gut 17 USD. Sieht nicht nach viel aus, sind aber immerhin schon einmal 6 Prozent mehr und der KKR-EK-Anteil würde somit bereits mit 4,5 Mrd. USD bewertet. Dabei hat sich die Lage bei First Data bisher nicht signifikant verändert. Doch das könnte sich in einigen Wochen ändern. Denn wenn die 10 Mrd. USD an teuren Altverbindlichkeiten Anfang 2016 abgelöst werden, steht ja eine Refinanzierung an. Und wir sprechen hier von mehr als der Hälfte der Gesamtverbindlichkeiten, de First Data so drangsalieren. Doch die Umfinanzierung muss überhaupt erst zustande kommen, das ist noch nicht ausgemacht. Allerdings haben die Ratingagenturen First Datas Rating unmittelbar nach dem Börsengang bereits höher gestuft - ein Zeichen der sich verbessernden Bilanzrelationen. Und so dürfte die Anschlussfinanzierung der 10 Mrd. USD keine Frage des Ob mehr sein, sondern eher eine Frage des Wie viel, eine Frage des Zinssatzes. Sollte es KKR gelingen, die Zinslast von aktuell 10,2% um 2 oder 3 Prozent zu senken, würde das bei 10 Mrd. USD enorme Effekte haben, nämlich 20 bzw. 30 Mio. USD weniger Zinslast pro Jahr. Bei noch niedrigeren Zinssätzen mit entsprechend größeren Effekten.
Doch dieses wäre nur der erste Schritt. Denn die Zinslast zu senken ist das eine, das andere, ein für Anleger attraktives Unternehmen darzustellen. Und dazu wird KKR Fremd- gegen Eigenkapital tauschen wollen bei FDC. Gut vorstellbar also, dass die sich verbessernden Ergebnisse mit einer weiteren Reduzierung des KKR-Anteil an FDC einhergehen. Denn das Ziel des Finanzinvestors ist ja, am Ende mit dem Deal Geld zu verdienen. Also wird es in Abständen Veräußerungen von Aktien an institutionelle Investoren geben und KKRs Anteil wird sinken - bei vermutlich steigenden Aktienkursen. Und hier liegt dann auch Wert für diejenigen, die heute Aktionäre von KKR sind und das Übernahmedebakel im Jahr 2007 nicht mit erlebt und nicht mit bezahlt haben. Es könnte Zeit sein, die Ernte einzufahren. Nicht auf Schlag, sondern immer mal wieder sukzessive ein Stückchen.
Meine Einschätzung
First Data wird nicht zu einem der besseren Investments von KKR, es ist noch nicht einmal absehbar, ob KKR am Ende unter dem Strich Geld verloren oder doch noch Gewinne erzielt haben wird. Aber immer deutlicher wird, dass es vom heutigen Standpunkt aus noch einige Milliarden an FDC zu verdienen geben wird für KKR. Und seine Aktionäre. Und wie sagte der bekannte Ökonom und Börsenexperte John Maynard Keynes? "Wenn sich die Fakten ändern, ändere ich meine Meinung". Und die Vorzeichen bzgl. des Fist Data-Ausflugs ändern sich zunehmend und daher sollte sich ein Investment in KKR lohnen - jedenfalls für diejenigen Anleger, die mit langfristiger Perspektive zu Werk gehen und die nötige Geduld mitbringen, sich das FDC-Engagement entwickeln zu lassen.
Disclaimer: KKR befindet sich auf meiner Beobachtungsliste.
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