Freitag, 18. Dezember 2015

Investor-Update: DBAG, Dow Chemical, Paul Hartmann

Im Investor-Update notiere ich in unregelmäßigen Abständen aktuelle Einschätzungen zu Unternehmen meiner Empfehlungsliste und wie sich diese ggf. auf mein Investment-Portfolio ausgewirkt haben. Darüber hinaus auch zu Unternehmen, die ich noch nicht hier im Blog vorgestellt habe, die sich jedoch in meinem Depot befinden.

Zinswende, na und?
Der lang erwartete Zinsentscheid der US-Notenbank ist endlich da. Und nachdem die meisten Marktteilnehmer von einem Börsenabsturz ausgingen - und sich daher schon mit ausreichend Cash aufmunitioniert bzw. Aktien verkauft hatten - gingen die Börsen mächtig ab, getreu dem Motto "Buy the rumors, sell the facts". Der Euro hat auch nicht wirklich mehr nachgegeben gegenüber dem Dollar, auch hier war schon viel eingepreist. Allerdings denke ich, dass der Dollar mittelfristig tendenziell weiter zur Stärke neigen dürfte, was einerseits den US-Unternehmen operativ Sorgen bereiten, andererseits aber für die Dividendenausschüttungen und Aktienkurse auf Euro-Basis nette Zugewinne bieten könnte. Da ich für Europa und besonders Deutschland momentan positiv(er) gestimmt bin als für die USA, sehe ich eher hier weitere Kaufgelegenheiten und werde selektiv zuschlagen.

+ Deutsche Beteiligungs AG
Eine der ältesten deutschen Beteiligungsgesellschaften, bei der mit knapp 20 Prozent die Drogerie-Familie Rossmann an Bord ist. Das SDAX-Mitglied ist etwas anders aufgestellt als Aurelius und weniger auf Sanierung und Exit aus, sondern mehr auf Bestandsaufbau wie auch meine beiden Investments M.A.X. Automation  und MBB. Daneben hat man vor einigen Jahren, klassisch wie Finanzinvestoren KKR oder Blackstone, Beteiligungsfonds aufgelegt, in die Investoren Geld einbringen können, ohne sich an der DBAG AG beteiligen zu müssen. Die DBAG übernimmt an diesen Fonds auch selbst Anteile bzw. tritt bei Investment des Fonds als Co-Investor mit auf. Zusätzlich erhält sie von den Fonds noch Management Fees. 2014 war ein Ausnahmejahr durch den Verkauf der mit Abstand größten Beteiligung Homag AG und des daraus resultierenden Rekordgewinns (sowie entsprechender Rekorddividende). Das ist so nicht wieder zu erwarten, aber das viele Geld wird sukzessive in neuen Unternehmen investiert, daher dürften Umsatz und Gewinne kräftig ansteigen. Die jüngste Dividendenankündigung von 50 Cents Basisdividende und 50 Cents Jubiläumsaufschlag sorgte für leichte Enttäuschung bei einigen Anlegern, die aufgrund der hohen Ausschüttung für 2014 von einer höheren Gesamtdividende ausgingen. Ich hingegen halte es für sinnvoller, die Liquidität in weitere interessante und renditeabwerfende Übernahmen zu investieren und finde eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent durchaus attraktiv (genug). Eine weitere Mittelstandsperle, die ich mir Montagmorgen für 27 EUR in mein Depot gelegt habe.

- Dow Chemical
Die Chemiebranche sieht sich weltweit mit der schwächelnden Konjunktur konfrontiert, doch die Fusionsankündigung von Dow Chemical mit DuPont hat den Aktienkurs gegen den Trend mächtig beflügelt. Auf die Fusion soll dann die Aufspaltung in drei separate Sparten-Unternehmen erfolgen und zwar im Wege eines Spin-offs. Das ist für deutsche Anleger insofern ein Problem, als dass leider immer noch nicht abschließend gesetzlich geregelt ist, wie diese Spin-offs ausländischer Unternehmen steuerrechtlich zu bewerten sind. Daher werden sie vom deutschen Fiskus teilweise als Ausschüttung an die Aktionäre betrachtet und wie Dividenden versteuert - ein echt unschöner Nebeneffekt. Das werde ich mir ersparen und habe die hohen Kurszuwächse genutzt und meinen Bestand an Dow Chemical zu knapp 52 EUR veräußert. Nach vier Monaten verbleibt inkl. vereinnahmter Bruttodividenden ein Gewinn von knapp 52 Prozent.

+ Paul Hartmann
Wie der Zufall so spielt durfte ich kürzlich einen spontanen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt über mich ergehen lassen und dabei sind mir diverse Hartmann-Gerätschaften ins Auge gefallen. Ich erinnerte mich dunkel daran, mir diese Firma vor zwei, drei Jahren schon mal angesehen zu haben, da stand der Kurs über 100 EUR niedriger, aber ich habe nicht investiert. Nicht weil das Unternehmen nicht interessant wäre, ganz im Gegenteil. Aber es wies einen erheblichen Makel auf: 80 Prozent der Anteile waren in einer Hand gebündelt, nämlich einem Pool von Aktionären, die so eine (feindliche) Übernahme verhindern wollten. Verkäufe der Pool-Mitglieder waren ausschließlich außerbörslich und untereinander möglich. Der Freefloat war dem entsprechend gering und das Handelsvolumen von wenigen hundert Stücken war für mich ein K.O.-Kriterium. Denn wenn bei dem Unternehmen etwas schief läuft und alle gleichzeitig verkaufen wollen, fällt der Kurs ins Bodenlose. Auch bei einem Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von über 1,4 Milliarden Euro. Doch nun ist alles anders... Naja, einiges. Denn der Pool-Vertrag wurde aufgelöst und alle Aktien können theoretisch wieder über die Börse verkauft werden.

Doch was ist nun der Charme dieses Unternehmens für mich als Investor? Paul Hartmann stellt eine breite Palette an medizinischen Produkten her, von Verbandsmaterialien über Pflege- und Desinfektionsmittel hin zur Inkontinenzversorgung. Alles Themen, mit denen man absolut nichts zu tun haben will, aber wenn man dann doch betroffen ist, führt kaum ein Weg vorbei an den Produkten von Paul Hartmann. Und die meisten bekommt man davon "voll automatisch" verabreicht, weil sie die Pfleger und Ärzte in den Praxen und Krankenhäusern verwenden.

Unsere Bevölkerung wird immer älter und das Thema Infektionen spielt eine immer stärkere Rolle - so erklärt sich der Wachstumsmarkt für Paul Hartmann. Und der ist langweilig, aber krisensicher. Und durchaus lukrativ. In den ersten 9 Monaten konnte das Unternehmen seinen Umsatz um 4,5 Prozent auf 1,4 Mrd EUR steigern und das EBIT sogar um 9,5 Prozent auf knapp 100 Mio. EUR. Der gleiche Betrag blieb auch als Freier Cashflow übrig, eine Steigerung im Jahresvergleich um 130 Prozent. Die Eigenkapitalquote liegt bei soliden 55 Prozent und eine Nettoverschuldung sucht man vergebens. Für Langfristanleger also ein solider Wert mit stetigen, moderaten Zuwachsraten und begrenztem Risiko. Dafür bietet Paul Hartmann eine Dividendenrendite von 2 Prozent und ein 2016er KGV von etwa 12. Und natürlich wieder aufkeimende Übernahmephantasie, denn der Pool-Vertrag der Schutzgemeinschaft war Ergebnis eines (gescheiterten) Übernahmeversuchs des Finanzinvestors Apax im Jahr 2008. Gut möglich, dass die solide Bilanz und das krisenfeste Geschäftsfeld nach dem Ende der Schutzgemeinschaft wieder Finanzinvestoren oder interessierte Konkurrenten auf den Plan ruft. Zumal der Großaktionär alleine über gut 50 Prozent der Anteile verfügt und hier schnell Nägel mit Köpfen gemacht werden könnten, wenn man sich mit diesem einig wird. Ich bin seit Mittwoch zu 380 EUR an Bord und werde so meinen nächsten Krankenhausaufenthalt viel mehr genießen können, weil er mir dann etwas Geld in die eigenen Taschen spült. Wenn er sich denn schon nicht vermeiden lässt.


.: Cashquote
Meine Cashquote liegt weiterhin bei knapp 10 Prozent, dank des Dow Chemical-Teilverkaufs sowie diverser Dividendeneinnahmen, die ich in meine beiden Neuerwerbungen investiert habe.

4 Kommentare:

  1. Guten Morgen,

    seid längerem schaue ich mir schon das Unternehmen von Under Armour an und bin daran sehr interessiert.
    Zum einen weil ich schon vor mehr als 5 Jahren Sportbekleidung besitze und diesen eine sehr hohe Wertigkeit nachsagen kann, zum Anderen weil ich denke das diese Unternehmung ein sehr großes Potenzial aufweißt wo ich denke, dass Sie es bis zur dritten oder vierten großen Sportartikel Marke schaffen kann hinter Adidas, Nike, Puma.
    Desweiteren drängen Sie ganz stark in den nächsten Jahren in den europäischen Makrt und werden voraussichtlich schon 2016 Ausstatter von den Königsblauen (Schalke 04) werden.

    Wie ist deine Einschätzung dazu, ich denke es ist ein sehr interessantes Investment langfristig.

    Euch allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest.

    Grüße aus der Eifel

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    1. Um Modehersteller mache ich eher eine Bogen und Sportartikel sind ja im weiteren Sinne auch Modeartikel. Die Launen und Trends wechseln in diesem Bereich zu schnell, die heute angesagten Unternehmen können schon morgen völlig out sein. Das Geschäft ist nur schwer einzuschätzen und daher für mich keine bevorzugte Branche.

      Interessant finde ich hier allerdings grundsätzlich die Luxushersteller, wie LVMH, Burberry, Tiffany (keine Mode, sondern Schmuck) und mit Abstrichen auch Hugo Boss. Diese Unternehmen verfügen mit ihren Marken über enorme Werte und können sich daher Margen leisten, an die andere Hersteller nicht herankommen. Die müssen auf die Masse setzen und da geht es eben oft auch über den Preis. Eine Louis Vuitton-Handtasche ist und bleibt Luxus, die bekommt man nicht bei Kaufhof im Schlussverkauf, ebenso wenig Tiffany-Armbänder. Diese Unternehmen haben durch ihre Markenstärke einen ökonomischen Burggraben und daher sind sie bei Kursschwäche kaufenswert. Und Hugo Boss... Boss ist einerseits schon zu viel Massenhersteller, andererseits ist das Unternehmen gerade dabei, seine Produkte höherpreisig zu platzieren und exklusiver zu machen. Wenn dies gelingt, birgt Boss wieder einiges an Potenzial - ist momentan aber nicht absehbar, zuletzt waren die Zahlen grausam wie bei vielen Modelabels.

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  2. Klar unterliegt Mode bestimmten Trends, aber ich bin z.B. in H+M und V.F.Corp. investiert. Beide Aktien verfügen über eine gute Divid.-Historie und haben im Jahr 2015 geschwächelt.Deshalb der Einstieg. Beide Marken sind nicht die typischen Mode-Aktien sondern bedienen einen speziellen Markt (Kleidung für junge Leute mit wenig Geld bzw. Outdoor,ältere Personen mit Geld (North Face)und der Dauerbrenner Jeans.
    Wie siehst du Swatch und Richemont?Und überhaupt die Schweiz?

    Deine Investment sind sehr Deutschland- und US-lastig. Hast du keine anderen Länder auf der Watchlist?

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    1. Ich halte Deutschland und die USA für interessant und finde dort viele geeignete Unternehmen. Andere Länder schließe ich nicht per se aus, doch muss man sich als Anleger ja auch immer zusätzlich mit der Steuerproblematik herumschlagen. Da muss es schon handfeste Gründe geben, weshalb ich Unternehmen aus anderen Ländern hinzunehme. Zumal die meisten großen Konzerne ja eh europa- oder weltweit agieren und so schon eine Diversifikation in sich selbst bieten (wie Blackstone, Deutsche Telekom, Dow Chemical, Johnson & Johnson, KKR, Microsoft, Starbucks oder Villeroy & Boch). Zufälligerweise habe ich aber gerade diese Woche zwei Werte aus anderen Ländern gekauft, Burberry aus England und Suncor Energy aus Kanada. ;-)

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