Denn neben dem Prämiendruck macht den Versicherungen auch die eigene Kapitalanlage zu schaffen. Sie müssen die eingenommenen Prämien ja für sich arbeiten lassen, um Renditen zu erwirtschaften und die Börsenturbulenzen ziehen tiefe Furchen in die GuV. So verbuchte die Münchener Rück hohe Wertverluste bei Aktien und Rohstoff- und Inflationspapieren, so dass die Rendite auf die eigenen Kapitalanlagen nun im Gesamtjahr nur bei 3,0 statt der bisher erwarteten 3,3 Prozent liegen wird. So verbleiben im dritten Quartal für Munich Re nur noch 520 Mio. EUR Gewinn und damit 29 Prozent weniger als im letzten Jahr. Analysten hatten deutlich mehr erwartet, nämlich 670 Mio. EUR.
Munich Re (Quelle: comdirect.de) |
Und auch die Schäden werden teurer. So haben die schweren Explosionen in der chinesischen Hafenstadt Tianjin und das Erdbeben in Chile die Münchner Rück 220 Mio. EUR gekostet. Alleine die Tianjin-Katastrophe dürfte branchenweit einen Schaden von bis zu 2,7 Mrd. EUR verursacht haben. Und wir steuern gerade auf ein weiteres El Niño-Phänomen zu, das wohl zu den stärksten seiner Art gehören und zu massiven Schadensereignissen führen dürfte, die dann auch die Rückversicherungsbranche hart treffen werden. Hierdurch wird weiterer erheblicher Druck auf die GuV der Munich Re entstehen, so dass man als Anleger auch aus diesem Grund lieber einen weiten Bogen um diese Branche machen sollte. Denn wenn die Gewinne einbrechen, schnellt das augenscheinlich niedrige KGV in die Höhe und die Dividenden werden dann aus der Substanz auskehrt. Das heißt, dass sie nicht verdient wurden und somit ihre Ausschüttung das Unternehmen schädigt und seinen Wert verzehrt.
All diese Entwicklungen haben bereits vor einiger Zeit begonnen und setzen sich weiter fort. Daher sehe ich die Kursrücksetzer bei den Rückversicherern nicht als Investmentchancen sondern als Value-Traps an. Und fühle mich mit jeder neuen Schreckensmeldung in meiner Ansicht bestätigt. Speziell zur Munich Re scheint es auch Großaktionär Warren Buffett ähnlich zu sehen, denn er hat unlängst seinen Aktienanteil deutlich reduziert von 12 Prozent auf 9,7. Dabei muss man wissen, dass Buffett nur das Unterschreiten der Meldegrenze von 10 Prozent mitteilen musste und man kann davon ausgehen, dass er weitere Aktien der Munich Re in den letzten Wochen abgestoßen hat. Die nächste Meldung werden wir dann bei 5 Prozent erhalten, danach bei 3 Prozent.
Berkshire Hathaway befindet sich als Halteposition auf meiner Empfehlungsliste.
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Die Hannover Rueck SE - HNR1 - gab es vor einem Jahr für deutlich unter 70€, da war der KGV interessant, derzeit ist die Aktie unter Berücksichtigung der erwähnten Risiken sportlich bewertet. Die Umschichtung bei Berkshire Hathaway ist durch ihren Versicherungskauf begründet. Ich sehe die Aussichten der Rueckversicherer als interessant und habe HNR1 daher weiter als Halteposition mit Zeithorizont von 5-10 Jahre.
AntwortenLöschenDe gustibus et coloribus...
Hallo Michael,
AntwortenLöschenHannover Re hat z. B. deutlich bessere Zahlen präsentiert als die Münchner - wenn das ein genereller Trend wäre, sähen die Q3-Zahlen von denen ja letztlich ähnlich mies aus. Ich glaub, die Miesen in Q3 sind bei den Münchnern hausgemacht.
Zum anderen: Die Branche befindet sich derzeit im Umbruch. Versicherer und Rückversicherer sind - auch wegen der oben von Dir beschriebenen Entwicklungen z. B. bei den klassischen Lebensversicherungen oder eben in der klassischen Rückversicherung - gerade dabei, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, Themen wie Cyberkriminalität, autonomes Fahren oder auch Industrie 4.0 stehen da im Raum.
Wer sagt Dir, dass Munich Re und Co da nicht genügend Innovationskraft und Marktmacht besitzen, um da vorne mitzuspielen und die Ausfälle im herkömmlichen Business so kompensieren?
Grüße!
Marc
Moin Marc,
Löschenaufgrund der geringen Verzinsungen weltweit drängen immer mehr branchenfremde ins Versicherungsgeschäft, weil sie sich hier noch halbwegs attraktive Renditen für ihr Kapital versprechen. Unternehmen müssen ja bereits heute Negativzinsen bezahlen, wenn sie Geld bei Banken anlegen möchten. Das trifft die Rückversicherungen in ihrem Kerngeschäft und wenn diese nun in andere Bereiche ausweichen, wo sie sich sichere und auskömmliche Renditen versprechen, dann werden die anderen Branchenfremden ihnen schnell folgen.
Das Versicherungsgeschäft hat keinen Burggraben, das kann jeder ganz schnell kopieren. Dazu benötigt er nur zwei Dinge: (viel) Geld und mathematische Kenntnisse, um das Risiko adäquat berechnen zu können. Geld, in Massen, ist vorhanden, so viel und so unrentabel wie noch nie in der Geschichte. Und "das Bisschen" Mathematik erledigen Softwareprogramme, die man sich einkaufen kann. "Fertig" ist das Geschäftsmodell...
Ich sehe die Problematik schon, die Du da beschreibst und nehme Deine Meinung sehr ernst. Das ist sicher nicht von der Hand zu weisen.
LöschenIch bin allerdings auch der z. T. sicher etwas emotionalen Meinung (nenn es von mir aus auch gerne Bauchgefühl), dass man gerade ein Unternehmen wie die Munich Re, das, wenn ich mich nicht irre, 135 Jahre alt ist, nicht zu schnell abschreiben sollte. Die haben Hyperinflationen überstanden, Währungsreformen, Weltkriege usw. Und sie sind Marktführer - und das sind sie ganz gewiss nicht umsonst geworden.
Ich traue denen zu, auch die Umbrüche und gegenwärtigen Schwierigkeiten mit ihrem gegenwärtigen Geschäftsmodell zu meistern. Ich werde meine Position in Munich Re auf alle Fälle halten - aber sicher auch die von Dir ausgesprochene Warnung im Hinterkopf haben.
Schönen Abend Dir!
Munich Re hat auf eine ähnliche Situation vor etwa 10 Jahren mit neuen Konkurrenten, die einen Preiskampf angezettelt haben im Rückversicherungsmarkt anders reagiert. Damals haben sie um jeden Preis die Risiken in die Bücher genommen, um Marktanteile zu halten und sind sehenden Auges an die Wand gefahren. Denn die eingetretenen Schadenereignisse haben dann zu erheblichen Gewinnrückgängen geführt. Dieses Mal reagiert man daher anders und lässt Geschäft sausen. Was kaufmännisch vernünftig ist, ohne Frage. Allerdings schrumpfen dann Umsatz und Gewinn, weil man ja weniger Geschäft macht. Und mit den eingenommenen Prämien erzielt MRe auch noch signifikant weniger Erträge, so dass die Luft dünner wird. Gleichzeitig heben sie aber ihre Dividende an, um die Aktionäre bei Laune zu halten.
LöschenMan muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass diese Strategie nur im Kollaps enden kann. Daher wird die Munich Re irgendwann eine dramatische Kurskorrektur vornehmen müssen - sofern sich die Niedrigzinsphase in Europa nicht ins Gegenteil verkehrt. Und das sehe ich momentan nicht, nicht für die nächsten Jahre.
Moin Michael, alles richtig. Ich bin allerdings der Ansicht, dass unsere Welt nicht gerade risikoärmer wird. Und wo Risiko ist, da ist auch der Bedarf nach Versicherung respektive Rückversicherung.
AntwortenLöschenUnd zweitens halt ich's da mit Meister Buffett. Ich betrachte den Anlagehorizont bei einem derartigen Unternehmen nicht mittelfristig sondern über zwanzig, dreißig, wenn ich's erlebe, sogar noch mehr Jahre. It's all about value :)
Die Zeit wird zeigen, wer von uns beiden richtig liegt. Wie gesagt: Deine Argumente kann ich absolut nachvollziehen und nehme sie auch sehr ernst.
So viel von meiner Seite zum Thema.
Schönen Gruß! Marc
ich's da mit Meister Buffett
AntwortenLöschenHi der Meister sagt "flieht ihr Narren "
ist aber wie immer 1 Wert 2 Leute 3 Meinungen
Tschü