Am Markt bestehen seit einiger Zeit zunehmende Befürchtungen, der schwächelnde Absatz von PCs und Notebooks würde zu sinkenden Absatzzahlen bei Festplatten führen, dem Brot- und Buttergeschäft von Western Digital (WDC). Hier ist man immerhin Weltmarktführer und hat nur einen großen Rivalen, Seagate, mit dem man gemeinsam auf einen Marktanteil von rund 90 Prozent kommt.
Darüber hinaus machen WDC neue Speichermedien das Leben schwer, denn Festplatten sind langsam und stromintensiv. Und bei den neuen Speichermedien, Flash und insbesondere die 3D-NAND-Technologie ist WDC nur einer von vielen Anbietern und noch nicht einmal führend. Noch kommen die WDC-Produkte hervorragend bei den Kunden an, denn sie sind bisher unschlagbar günstig bei den Kosten je GigaByte Speicherkapazität. Und die Zukunftsmärkte "Cloud" und "Big Data" brauchen neben schnellen Leitungen vor allem eines: Speicherplatz.
Frisches chinesisches Kapital im Rücken
Zuletzt hatte sich der chinesische Staatsbetrieb Unisplendour bei WDC mit 15% eingekauft und für die neu ausgegebenen Aktien rund 3,8 Mrd. USD in WDC investiert und seit heute ist auch klar, wofür WDC diese Mittel einzusetzen gedenkt: die Übernahme des Mitweberwerbers SanDisk, eine Übernahme in etwa auf Augenhöhe, was die Börsenkapitalisierung angeht. Jedenfalls notierten beide Unternehmen in der letzten Woche bei rund 15 Mrd. USD (WDC noch ohne die 3,2 Mrd. USD an neuen Aktien, die Unisplendour übernimmt), doch während der Aktienkurs von SanDisk aufgrund aufkommender Übernahmespekulationen zweistellig zulegte, sackten der WDC-Kurs ab und gab die Kursgewinne von 15%, die der Einstieg der Chinesen mit sich brachte, wieder ab.
Western Digital (Quelle: comdirect.de) |
Für SanDisk wird Western Digital 19 Mrd. USD auf den Tisch legen und zwar in Aktien und Barmitteln; der Preis von 86,50 USD je Aktie entspricht einem nochmaligen Aufschlag von 15% auf den SanDisk-Schlusskurs von gestern. Damit verdoppelt sich das Unternehmen auf einen Schlag und der bisherige WDC-CEO Steve Milligan wird auch die neue Firma führen, SanDisk-CEO Sanjay Mehrotra soll ins Board of Directors der neuen Firma wechseln.
Der Kaufpreis soll 85,10 USD je Aktie betragen zuzüglich 0,0176 WDC-Aktien je SanDisk-Anteil - jedenfalls, sofern der 15-Prozent-Einstieg von Unisplendour Corporation Limited bis zu diesem Zeitpunkt bereits vollzogen ist. Ansonsten bezahlt WDC 67,50 USD in Cash und 0,2387 eigenen Anteilen je SanDisk-Aktie.
Finanzielle Auswirkungen: Verschuldung steigt, Aktienerückkaufprogramm wird ausgesetzt
Um den Deal finanzieren zu können, plant WDC die Aufnahme neuer Schulden von 18,4 Mrd. USD und setzt das laufende Aktienrückkaufprogramm aus. Die Dividende soll wie bisher gezahlt werden. Die Kosteneinsparungen des Zusammenschlusses werden mit 500 Mio. USD benannt und sollen innerhalb der nächsten 18 Monate realisiert werden.
Was will WDC mit SanDisk?
SanDisk hat seit einiger Zeit zu kämpfen und böse Zungen meinen, hier würden sich zwei Lahme gegenseitig stützen wollen, um dadurch schneller laufen zu können. Und es sieht ein bisschen danach aus. Doch für WDC bedeutet die SanDisk-Übernahme jedoch, dann man in höhermargige Bereiche vorstößt und hier (endlich) auf signifikante Marktanteile kommt. Damit lässt sich der Wandel von den Festplatten hin zu kleineren, mobilen Flash-Speichern schneller vollziehen und WDC hat endlich eine Antwort darauf gefunden, wie man dem Eindringen der Flashspeicher in den Festplattenmarkt begegnen will. In diesem Zusammenhang nicht unwichtig ist die Aussage, das Joint-Venture zwischen SanDisk und Toshiba über die gemeinsame Entwicklung und Fertigung von NAND-Flash-Speicher werde fortgeführt.
Quartalszahlen bieten gemischtes Bild
Ganz nebenbei haben beide Unternehmen auch noch Quartalszahlen präsentiert. Während WDC die Gewinn-Erwartungen mit 1,56 USD je Aktie knapp erreichte, konnte SanDisk mit 1,09 USD die Erwartungen des Marktes von 0,80 USD klar schlagen. Allerdings hatte man im Vorjahr noch 1,49 USD je Aktie verdient und hier zeigt sich das Dilemma für SanDisk, weshalb man sich letztlich selbst vor einiger Zeit ins Schaufenster gestellt und um eine Übernahme gebettelt hatte.
Einschätzung
Es bleibt abzuwarten, wie WDC sich als neue Unternehmen präsentieren wird. Der Zukauf macht unter strategischen Gesichtspunkten durchaus Sinn und der Kaufpreis ist gerade noch so zu vertreten. Allerdings auch deshalb, weil die SanDisk-Zahlen nicht ganz schlecht ausfielen, wie eigentlich erwartet wurde. WDC hat nun große Anstrengungen zu unternehmen, um SanDisk zu integrieren, und darf dabei das eigentliche Ziel, qualitativ hochwertige Speichermedien zu attraktiven Preisen anzubieten nicht aus den Augen verlieren. Und dabei kommen noch weitere Integrationsanstrengungen auf das Unternehmen zu, denn gestern erst hatte das chinesische Handelsminsterium seinen Widerstand gegen die Integration der Hitachi-Festplattensparte aufgegeben, was WDC auf Sicht Einsparungen von 300 Mio. USD pro Jahr bringen soll.
Ich denke, Western Digital stellt für Langfristinvestoren ein attraktives Investment dar und der zuletzt abgetauchte Aktienkurs eine Chance. Der Wert befindet sich als Kauf auf meiner Empfehlungsliste, auch wenn die bisherigen Prognosen zu Umsatz, Gewinn nun einer Überarbeitung bedürfen.
Über diesen Kauf munkelte man bereits auf seeking alpha, ich dachte beim letzten Update hatten Sie diese Meldung "absichtlich" unterschlagen. Nun wird WDC doch wieder interessant, denn der Festplattenmarkt ist am absteigenden Ast. Man muss wissen hier gab es um 2010 herum ein Hoch in der Produktion und seidher ging es aber nur bergab. Sprich WDC war als Dividendenpapier völlig überwertet.
AntwortenLöschenViel Erfolg und guten Geschmack!
In meinem gestrigen Artikel habe ich ganz am Ende auf die Gerüchte hingewiesen. Zuvor war ja nur bekannt, dass SanDisk einen Käufer sucht und dass mit diversen Unternehmen, u.a. auch Micron, gesprochen wurde. "Unterschlagen" habe ich also nichts, auch nicht unabsichtlich...
LöschenAuch Ihnen guten Geschmack, was immer das heißen mag. ;-)
Was ist ihre aktuelle Meinung zu WD? Der Kurs schaut ja nicht gerade rosig aus ;)
AntwortenLöschenWDCs Business hängt auch von PC- und Notebookverkäufen ab und da gibt es Befürchtungen, der Absatz könnte noch weiter gefallen sein. Eine Studie meinte, bis zu 10 Prozent. Was auch an der neuen Distributiospolitik von Microsoft bzgl. Windows 10 liegen soll, denn das ist ja nun (zunächst) kostenlos und wird dann später Gebühren kosten. Bisher waren ja recht hohe Einmallizenzen fällig und da haben viele gleichen das Komplettpaket aus neuem PC bzw. Notebook und neuer Windowsversion zusammen gekauft. Dieser Anreiz fiel nun weg, daher gehen die Studienersteller erst ab Mitte 2016 von wieder anziehenden Verkäufen aus.
LöschenDes Weiteren liegt über WDC die Unsicherheit, ob es mit dem Einstieg der chinesischen Unisplendour klappt und vor allem natürlich der Zusammenschluss mit SanDisk. Hier kauft man einen Wettbewerber, was positiv ist. Und man kauft sich einen hohen Flashspeichermarktanteil, was ebenfalls positiv ist. Der Preis für SanDisk ist ziemlich gesalzen, was eher negativ ausfüllt und beide haben momentan mit sinkenden Umsätzen und Gewinnen zu kämpfen. Auch dies belastet den Aktienkurs, weil man eben noch keine Fakten zum Zusammenschluss und den wirklichen Auswirkungen hat.
Dann gab es die Nachricht, dass das chinesische Handelsministerium der Komplettübernahme des Hitachi-Business zugestimmt hat. Was zu hohen jährlichen Millioneneinsparungen führen wird.
Ich denke, der Kursrückgang in dieser Massivität ist übertrieben. WDC hatte angekündigt, bis zum Abschluss der Transaktionen erst einmal keine Dividendenerhöhungen mehr vorzunehmen. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Dividende auf dem aktuellen Niveau beibehalten wird. Und so sprechen wir über eine Dividendenrendite von 3,6 Prozent. So hoch war die Rendite bei WDC noch nie.