Die Katastrophen kommen - jetzt!
Ein Grund, weshalb die zurückliegenden Ergebnisse der Versicherer recht passabel ausfielen, ist eine niedrige Schadensquote. Das bedeutet, dass die Versicherungen (zu) hohe Beiträge einkassiert haben verglichen mit den Schäden, die dann wirklich eingetreten sind. Das kann zu niedrigeren Beiträgen führen, denn die großen Versicherungsnehmer schauen schon sehr kritisch darauf, ob "ihre" Versicherer zu viel an ihnen verdienen. Zumal der Druck durch branchenfremde Investoren, die aufgrund der Niedrigzinsen Risiken absichern, groß ist...
Doch die niedrigen Schadensquoten könnten sich dem Ende zuneigen und ein wahres Schaden-Armageddon vor der Tür stehen. Klingt übertrieben? Ist es aber leider nicht. Denn alle paar Jahre wieder tritt ein Wetterphänomen auf mit dem freundlich klingenden Namen "El Niño". Jörg Rohmann hat das hervorragend in der Telebörse beschrieben:
"El Nino beschreibt eine Klimaanomalie, die das Wetter auf zwei Dritteln der Erde maßgeblich beeinflusst. Sie ist ursächlich eine Abschwächung der Passatwinde, die zu einer deutlichen Erwärmung des tropischen Pazifiks führen. Dies erlaubt, dass das warme Wasser - statt kalt auf die asiatischen Küsten zu treffen - nach Osten strömt und eine höhere Niederschlagswahrscheinlichkeit mit sich trägt. Dies verursacht in einigen Regionen Dürren, während andere von heftigen Regenfällen betroffen sind. Das Phänomen tritt alle zwei bis sieben Jahre auf.
Die jüngsten Messwerte im Pazifik signalisieren für dieses Jahr eine ähnliche Ausprägung wie beim bisher stärksten Ereignis in den Jahren 1997/98, was verheerende Folgen hatte. Damals starben weltweit 24.000 Menschen und ein wirtschaftlicher Schaden von etwa 34 Mrd. US-Dollar entstand. Dem US-Wetterdienst NOAA zufolge werden die stärksten El-Niño-Auswirkungen im Winter erwartet."
"El Niño" findet statt und zwar in diesem Jahr und wird uns über den Jahreswechsel begleiten. Natürlich kann man sich über die Auswirkungen auf verschiedene Agrarpreise Gedanken machen, über potenzielle militärische Konflikte aufgrund von Nahrungsknappheiten usw. Die für die Versicherungen - und deren Aktionäre - entscheidende Zahl ist aber 34 Milliarden Dollar. Nicht nur die Lebensversicherungen wären betroffen, wenn wieder Zehntausende Menschen ihr leben verlieren, vor allem die Sachversicherungen - und damit die Rückversicherungen werden bluten müssen. Und zwar enorm!
Selbstverständlich sind Versicherungen genau zu diesem Zweck da, unbestritten, aber aus Sicht ihrer Anleger stellt sich schon die Frage, ob man auf das richtige Pferd setzt. Und wenn man sich in Erinnerung ruft, dass die Versicherer bereits mit vielen anderen Problemen konfrontiert sind, die sie Rendite kosten, ihre Margen erodieren lassen, das Neugeschäft reduzieren und gleichzeitig die Regulierungsbehörden höhere Rücklagen verlangen (Stichworte: Solvency II und Zinszusatzreserve), dann ist das Letzte, was sie brauchen, ein Rekord-Katastrophenjahr. Doch 2015/2016 könnte genau das eintreten.
Aus Anlegersicht spricht eigentlich nicht mehr viel für die Versicherer, außer dass sie vermeintlich niedrig bewertet sind und vergleichsweise hohe Dividendenrenditen bieten. Doch die Frage ist, wie nachhaltig dies ist. Wenn die Gewinne einbrechen, schießen die KGVs in die Höhe und die Aktienkurse nach unten. Die eigentlich hierdurch ansteigenden Dividendenrenditen dürften dann jedoch realen Dividendenkürzungen gegenüberstehen. Oder aber, wie bereits in der Vergangenheit geschehen, die Dividenden werden aus den Rücklagen ausgeschüttet, wodurch die Substanz verzehrt würde. In einer Phase, wo die Versicherungen von den Aufsichtsbehörden ohnehin schon aufgefordert werden, ihre Kapitalausstattung zu erhöhen. Es mutet wie die Wahl zwischen Pest und Cholera an, wenn sich die Versicherer dann zwischen Dividendenkürzungen und massiven Kapitalerhöhungen entscheiden müssen. Aber um diese Wahl werden sie nicht herum kommen, sollte "El Niño" erst einmal loslegen.
Fazit
Nicht ganz überraschend dürfte sein, dass ich weiterhin von Aktienengagements in Lebens- und Rückversicherungsaktien abrate. Und zwar nicht unter kurzfristigen Aspekten, sondern vor allem Buy & Hold-Anleger sollten eher früher als später die Reißleine ziehen und aussteigen. Mittel- und langfristig wird mit den Aktien kaum Geld zu verdienen sein. Eher im Gegenteil. Das Chance-Risiko-Verhältnis pendelt immer stärker in Richtung Risiko.
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Den Versicherungen wird es genauso gehen wir den Versorgern Eon und RWE. Sind die Zinsen im Keller, verdienen sie kein Geld, steigen die Zinsen, werden viele Kunden ihre Verträge kündigen und das Geld auf die Bank bringen, dann haben die Versicherungen kein Geld zum Anlegen. In beiden Situationen verlieren die Versicherungen - langfristig.
AntwortenLöschenWer dennoch, unbedingt in Versicherungsaktien investieren möchte, kann in KFZ-Versicherungen investieren - besonders in Schwellenländern. Die haben nicht das Problem, da in den Schwellenländern die Zinsen im Vergleich sehr hoch sind - und auf eine KFZ-Versicherung zahlt man keine Zinsen, sondern nur den Schaden - das könnte langfristig profitabel werden bei einer wachsenden Mittelschicht. In Europa würde ich in türkische Versicherungsaktien investieren, ist aber letztendlich nur eine "Empfehlung".
D
Bei Kfz-Versicherungen weiß ich nur aus dem deutschen Markt, dass hier seit Jahren negative Deckungsbeiträge eingefahren werden und niemand wirklich Geld damit verdient. Hinsichtlich der Situation in Schwellenländern habe ich mir hierzu noch gar keine Gedanken gemacht. Aber wieso gerade die Türkei?
LöschenIn Deutschland ist die Situation der Versicherungen, unabhängig von den Zinsen, nicht wirklich zufriedenstellend. Die europäischen, insbesondere die deutschen Versicherungen hängen hinterher.
AntwortenLöschenDie Türkei hat eine wachsende Mittelschicht, und diese Mittelschicht liebt Autos. Dieses Jahr hat sich der Automarkt in der Türkei um 40 % vergrößert, fürs nächste Jahr werden Wachstumsraten von 20 und 30 % erwartet. Außerdem ist seit kurzem ein Gesetzt in Kraft, dass alle Autobesitzer zu einer Versicherung verpflichtet. Dazu hat die Türkei eine junge Generation, die ebenfalls langfristig sich ein Auto können möchte. Die Türkei wird langfristig wachsen, der Wohlstand zunehmen (müssen) und davon werden auch die Auto-Versicherungen profitieren - wäre für GESCO eine wirkliche Chance, in einem Wachstumsmarkt zu wachsen.
Warum ich aber dennoch die Türkei wähle, und nicht Griechenland, Bulgarien, Rumänien oder Spanien? Die wirtschaftliche Entwicklung ist viel positiver als in den anderen europäischen Ländern. Die hohen Zinsen der türkischen Nationalbank ermöglicht hohe Renditen - gezahlt wird der Schaden in Lira. Angelegt wird das Geld in US-Dollar und das rentabler als deutsche Versicherungen, also 30 % in westliche Aktien sind keine Seltenheit. Durch die Kursgewinne des Dollar und gleichzeitig hohen Renditen ist ein hoher Cash Flow sehr wahrscheinlich, und auch momentan der Fall. Dazu kommt die positive Nachricht, dass die türkische Nationalbank die Zinsen anheben möchte.
Die Situation bei den türkischen Lebensversicherern ist nicht so positiv, aber dennoch deutlich positiver als in Europa. Insgesamt ist der türkische Versicherungssektor lobenswert m. E.
D
... gezahlt wird der Schaden in Lira. Angelegt wird das Geld in US-Dollar ... Dazu kommt die positive Nachricht, dass die türkische Nationalbank die Zinsen anheben möchte ...
AntwortenLöschenDas klingt für mich nach Bauchschmerzen
Mich hat das am Anfang auch bisschen "vorsichtig" agieren lassen, aber ich habe mich informiert und kann aber keine Gefahr erkennen. Im Gegenteil - ich bin positiv gestimmt. Alleine das sie das Geld in US-Dollar bringt ihnen 20 % Rendite in türkische Lira - durch die Abwertung bzw. Wertverlust der türkischen Lira. Dazu kommt die Wertsteigerung in US-Dollar. Das ist für mich ein super Geschäft. Viel Cash-Flow durch Beitragseinnahmen, Wechselkursgewinne, starke Margen in US-Dollar (Anlagerendite) und die wahrscheinliche Zunahme der Versicherungsbeiträge in Zukunft lassen mich in diesen Sektor investieren.
AntwortenLöschenD
20% Rendite gibt es nicht ohne Risiko. Punkt.
AntwortenLöschenWenn die Märkte anders laufen, gibt es da Probleme. Deutsche Gemeinden die ihre Schulden in CHF gemacht haben um Zinsen zu sparen können dass bestätigen.
Für mich ist das nicht mit den kaufmännischen Grundregeln vereinbar und daher nicht interessant für mich. Wünsche dir aber viel Erfolg.
Ich habe auch nicht behauptet, dass ohne Risiko ist - allerdings sind die 20 % Rendite in türkische Lira dem Wechselkurs zu verdanken, der durch die US-Notenbank zusätzlich befeuert wird. Die türkische Wirtschaft hat ein Leistungsbilanzdefizit, weshalb die Währung an Wert verliert. Der US-Dollar passt sich dem an. Was ist im Übrigen heute "sicher"? Wir verändern uns schnell, schneller als die letzten 50 Jahre, da ist nichts mehr "sicher".
AntwortenLöschenEs sieht momentan nicht so aus, als würden die Märkte anders laufen. Das Leistungsbilanzdefizit verringert sich zwar gering, aber er ist immer noch zu hoch, das wir sich im Wechselkurs (TL und Dollar) wiederspiegeln. Der türkische Lira wird immer an Wert verlieren gegen über den Dollar aufgrund des Defizits, mal mehr (20 %), mahl weniger (5-6 %). Dazu sind die Anlagerenditen in Dollar über dem deutschen Durchschnitt (bei ca. 4-5 %).
Das ermutigt mich zum Kauf, ich danke Dir für deinen Beitrag! Ich finde das immer gut :-)
D