Veränderungen im 2. Quartal 2015: Kabel hui, Öl pfui
Im zweiten Quartal gab es nur wenige Veränderungen an Buffetts Positionen. Auch deshalb ist das "Ergebnis aus Aktiengeschäften" von Berkshire Hathaway im 2. Quartal auf 123 Mio. USD zusammengeschrumpft, nachdem es im entsprechenden Vorjahreszeitraum noch stolze 2,06 Mrd. USD betragen hatte.
Auffällig ist, dass er seine bereits schon zuvor stark reduzierte Positionen im Öl-Sektor weiter abgebaut hat, indem er sich vollständig von National Oliwell Varco und Phillips 66 trennte. Im Gegenzug hat er weiter massiv bei John Malones Kabelnetzbetreiber Charter Communications aufgestockt, indem er seine Position um über 40% erhöhte. Charter übernimmt gerade Time Warner für 56 Mrd. USD in bar und Aktien und inkl. Schulden hat die Transaktion ein Volumen von fast 79 Mrd. USD.
Ganz neu im Portfolio ist eine 20-Mio-Aktien-Beteiligung am US-Autolackierer Axalta Coating Systems, den Buffett kürzlich für rund 660 Mio. USD von Carlyle Group kaufte. Des Weiteren hatte Berkshire in der vergangenen Woche verkündet, eine 3,09 Mrd. USD schwere Beteiligung an einem nicht genannten Unternehmen eingegangen zu sein. Hier darf man auf die Enthüllung gespannt sein.
Bei Buffetts 12 größten Positionen Wells Fargo, Coca Cola, IBM, American Express, Walmart Stores, Procter & Gamble, US Bancorp, Davita Healthcare Partners, DirecTV, Moody's, Goldman Sachs sowie Deere & Co. gab es keinerlei Veränderungen. Procter & Gamble wird allerdings demnächst komplett aus dem Portfolio verschwinden, da Buffett diese gegen Duracell eintauschen wird.
Wichtigste Käufe | Marktwert 30.06. | Anzahl 30.06. | Anzahl 31.03. | Veränderung |
US Bancorp | 3.691.742.000 $ | 85.063.167 | 83.773.390 | + 1.289.777 |
Charter Communications | 1.458.139.000 $ | 8.514.678 | 5.979.136 | + 2.535.542 |
Wichtigste Verkäufe | Marktwert 30.06. | Anzahl 30.06. | Anzahl 31.03. | Veränderung |
Phillips 66 | 0 | 0 | 7.499.450 | - 7.499.450 |
Viacom | 365.004.000 $ | 5.646,721 | 8.265.079 | - 2.618.358 |
Chicago Bridge & Iron | 466.719.000 $ | 9.326.921 | 10.701.110 | - 1.374.189 |
Wabco Holdings | 467.315.000 $ | 3.777.195 | 3.863.195 | - 86.000 |
National Oliwell Varco | 0 | 0 | 1.978.895 | - 1.978.895 |
Buffett ist kein Freund des Diversifizierens
Bemerkenswert ist die Konzentration Buffetts auf einige wenige große Beteiligungen. So macht seine größte Position Wells Fargo alleine schon fast 25 Prozent und zusammen mit den zweit- und drittplatzierten Coca Cola und IBM rund 51 Prozent seines Börsen-Portfolios aus.
Was das 13F-Formular nicht zeigt...
In Buffetts Portfolio befinden sich ja auch eine Menge an nicht-börsennotierten Unternehmen und es enthält darüber hinaus sog. "Preferred Stocks" (nicht mit den deutschen Vorzugsaktien zu verwechseln). Diese Aktien enthalten Sonderrechte, die über die der allgemeinen Aktien hinausgehen, und werden daher eher als Hybrid Instrumente angesehen, denn als Aktien.
An Preferred Stocks hält Buffett einige große Pakete, die wahre Schätze verbergen.
- Bank of America (BoA)
2011 stieg Buffett ein und zwar durch eine in zwei Teile strukturierte Transaktion. Für 5 Mrd. USD kaufte er "Cumulative Perpetual Preferred Stocks", die keine Laufzeitbeschränkung haben und jährlich 6% an Zinsen abwerfen. Sie können nicht in "Common Stocks" (Stammaktien) getauscht werden. Aber Warren Buffett wäre nicht Warren Buffett, gäbe es nicht den zweiten Part. Denn zusätzlich erhielt er "Warrants" (Wandeloptionen), die es ihm erlauben, bis September 2021 für 5 Mrd. USD BoA-Aktien zu kaufen und zwar zu einem festgelegten Preis von 7,14 USD je Aktie. Bei Ausübung dieser Option würde Buffett 6,5% an BoA übernehmen.
Am 30.06. notierten die BoA-Aktien bei 17,02 USD, Buffetts Buchgewinn bei Ausübung der Optionen läge also bei 4,94 Mrd. USD. Und in der Zwischenzeit erhielt er zusätzlich noch 300 Mio. USD jährlich an Zinsen, also bisher 1,2 Mrd. USD.
In seinem 2014er Geschäftsbericht schrieb Buffett, er wolle die Optionen kurz vor Ende der Laufzeit wandeln und daher sei BoA objektiv betrachtet die viertgrößte Position in Berkshires Portfolio.
- Dow Chemical
2008 stellte Buffett Dow Chemical 3 Mrd. USD für die Übernahme der Spezialchemiefirma Rohm & Haas Co. zur Verfügung und erhielt im Gegenzug Preferred Stocks, die eine jährliche Dividende von 8,5% ausschütten, oder 255 Mio. USD. Dabei hat Dow Chemical das Recht, die Preferred Stcokks in ganz normale Aktien umzuwandeln, wenn ihr Aktienpreis für 20 Tage innerhalb einer Periode von 30 Tagen oberhalb von 53,72 USD schließt. Dabei würde Buffett 62,6 Mio. Stammaktien erhalten zu einem festgelegten Bezugspreis von 41,32 USD. Was ihn zu einem der größten Aktionäre von Dow Chemical machen würde.
- Goldman Sachs
2008 bereits griff Buffett Goldman Sachs unter die Arme durch eine ebensolche in zwei Teile strukturierte Transaktion, die später auch als Blaupause für den BoA-Deal diente. Für 5 Mrd. USD kaufte er "Cumulative Perpetual Preferred Stocks" und "Warrants", die es ihm erlaubten, für 5 Mrd. USD Goldman Sachs-Aktien zu kaufen und zwar zu einem festgelegten Preis von 115 USD je Aktie.
Doch fünf Jahre später stand die Aktie bereits bei 160 USD und beide Seiten einigten sich auf eine Lösung, die die Aktienzahl nicht zu sehr in die Höhe treiben und somit die Anteile der übrigen Aktionäre zu stark verwässern würde. Anstatt dass Buffett 43,5 Mio. Aktien zu 115 USD kaufte, übertrug ihm Goldman Sachs 13,1 Mio. Aktien - und zwar unentgeltlich. Netto lief das damals auf dasselbe Ergebnis hinaus.
Die inzwischen auf rund 12.6 Mio. Aktien reduzierte Position in Buffetts Portfolio hat ihn also unter dem Strich keinen Penny gekostet!
Und dann ist da natürlich noch sein Paket an Heinz Ketchup, das über 11 Mrd. USD wert war, als Buffet zusammen mit dem brasilianischen Finanzinvestor 3G das Unternehmen schluckte und von der Börse nahm. Nach Vollzug der Übernahme von Kraft Foods und der Verschmelzung der beiden zur neuen "The Kraft Heinz Co." wird dieses neue börsennotierte Unternehmen dann allerdings in der Auflistung des 13F-Formulars auftauchen.
Was nach Quartalsende noch geschah...
Im dritten Quartal gab es bereits zwei nennenswerte Veränderungen. So hat Buffett jüngst die vollständige Übernahme des Raum- und Luftfahrtzulieferers Precision Castparts für 37,2 Mrd. USD verkündet und seine Aktien der Symetra-Versicherung verkauft und das Geld eingestrichen, das der japanische Lebensversicherer Sumitomo Life dafür auf den Tisch legt.
Einschätzung
Berkshire Hathaway befindet sich auf meiner Empfehlungsliste. Allerdings seit einiger Zeit nur noch als Halteposition, weil die starke Abhängigkeit vom Versicherungsgeschäft meines Erachtens immer größere Risiken birgt. Und über diese Sparte sagte Buffet kürzlich selbst, dass sie in den nächsten Zehn Jahren "nicht mehr so gut laufen werde wie in den letzten 30 Jahren". Die soeben vorgelegten Zahlen zum 2. Quartal geben hierzu einen ersten Vorgeschmack. Ich bewerte es daher positiv, dass Buffett sein Exposure in diesem Bereich reduziert.
Berkshire Hathaways Portfolio (Quelle: http://warrenbuffettstockportfolio.com) |
Außerdem hat Berkshire noch Wandeloptionen (Warrants) auf Bank of America bei Kurs USD 7. Wenn er die wandelt (das wird er wahrscheinlich erst kurz vor Auslaufen, glaube 2020 - wegen der Zinsen), dann hat er Bank of America Aktien im Wert von 11 Mrd. - also etwa so wie die American Express Position.
AntwortenLöschenEine Riesenposition, die oft übersehen wird, weil sie nicht im Aktienportfolio, sondern unter 'other investments' aufscheint.
Gruß
Tom
Danke für den interessanten Hinweis, Tom!
LöschenIch habe in dem Artikel einen Absatz ergänzt, wo ich kurz auf diese "Preferred Stocks" eingehe und auf Buffets nicht aufgeführte Pakete an Bank of America, Dow Chemical und Heinz Ketchup.
Danke für die Ergänzung, Michael! Das sind ja wirklich interessante Informationen, die alten Deals von Großmeister Warren mit BAC, DOW und GS hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung. Da zeigt sich, was der Mann für einen Weitblick hat mit seinen Investments, unglaublich. Vermutlich auch unerreichbar für Normalsterbliche!
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