Im Investor-Update notiere ich in unregelmäßigen Abständen aktuelle Einschätzungen zu Unternehmen meiner Empfehlungsliste und wie sich diese ggf. auf mein Investment-Portfolio ausgewirkt haben. Darüber hinaus auch zu Unternehmen, die ich noch nicht hier im Blog vorgestellt habe, die sich jedoch in meinem Depot befinden.
Was für eine Woche, unglaublich!!!
So etwas habe ich in meinem Leben als Value Investor noch nicht erlebt, allenfalls in meinem früheren Leben als Mehr-oder-weniger-Trader am Neuen Markt. Die Medien sprechen vom "Bloody Monday" und was da Montagabend an der Wall Street abging, war Panik, schlichtweg nackte Panik, ein sog. "Fire Sale". Und dem entsprechend rauschten auch bei uns im Späthandel bei Tradegate die Kurse zweistellig in den Keller. Ich habe versucht, ein guter Value Investor zu sein, gierig zu sein, wenn andere Panik schieben, und dann zu kaufen, wenn alle anderen verkaufen. Wie Warren Buffett es predigt, er, der vergnügt ist, wenn die Kurse fallen, weil er dann noch mehr Aktien für weniger Geld kaufen kann. Ja, das habe ich getan, aber ich war nicht vergnügt, ich habe gelitten. Denn die massiven Kurseinbrüche der US-Aktien wurden ja noch verstärkt, weil der Euro zum Dollar auf bis zu 1,17 hochschoss und somit die Kurse der amerikanischen Aktien an den deutschen Börsen noch einmal verstärkt niederkartäschte. Also meine Ankerinvestments Blackstone und Starbucks, blutrot im Minus! Der größte Tagesverlust, den ich jemals in einen mehr als 25 Jahren an der Börse hinnehmen musste. Aber... ich habe gekauft, vier Unternehmen, deren Aktien spottbillig einzusammeln waren. Drei davon sind "alte Bekannte", nämlich meine Ankerinvestments, die habe ich jeweils um ein Viertal aufgestockt kurz vor 22 Uhr auf Tradegate: Aurelius für 37 EUR, Blackstone für 27 EUR und Starbucks für 41,50 EUR. Auf den vierten Wert gehe ich später näher ein.
Der Grund, weshalb ich meine erst kürzlich freigeschaufelte Liquidität so stark eingesetzt habe, ist einfach: die fast mit Händen greifbare Panik hat zu Ausverkaufskursen geführt und ich konnte Aktien kaufen, deren Wert ich deutlich höher ansiedele, als ihr Kurs am Montagabend aussagte. Und abgesehen von Aurelius habe ich US-Werte gekauft, denn die waren doppelt günstig. Die Kursexplosion des Euro ggü. dem Dollar rührte daher, dass am Markt auf einmal angenommen wurde, die FED könnte die eigentlich für September als sicher geltende Zinswende aufgrund der Marktturbulenzen verschieben. Klar, heben die Amis die Zinsen an und die EZB muss eher noch ihr Anleihen-Ankaufprogramm ausweiten, da die Euro-Inflation sich weiter abschwächt, dann muss der Dollar steigen und der Euro sinken. Im gegenwärtigen Euro-Dollar-Kurs ist dieses Szenario enthalten - aber... nur, weil es vielleicht ein paar Wochen später stattfindet, ist das kein Grund für einen so dramatischen Kursanstieg des Euro. Ich war mir also sicher, dass dieser Ausreißer nach oben nur von kurzer Dauer sein würde und daher bei Käufen von US-Aktien noch ein zusätzlicher Sicherheitspuffer bestünde.
Und der Abverkauf bei Aurelius war für mich überhaupt nicht nachzuvollziehen. Denn gerade erst hatte man Spitzenzahlen präsentiert und steuert auf ein weiteres Rekordjahr zu, dann hat man endlich den ersten Exit im Jahr 2015 vermelden können und schon eine weitere Partizipationsdividende - und dann wird der Kurs um 15 Prozent runtergeprügelt. Unbegreiflich, was für eine Kaufgelegenheit!
Ich habe also meine Liquidität genau dafür verwendet, wozu sie da ist: Kaufgelegenheiten nutzen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass die Märkte innerhalb kürzester Zeit wieder so massiv umdrehen und in die Höhe schießen. Ich muss zugeben, das sehe ich mit zunehmender Besorgnis. Auch die Stimmung in den Börsen-Foren ist bereits wieder im "Normalmodus", die Erleichterung geht schon fast wieder in Sorglosigkeit über. Und mich beschleicht das Gefühl, dass dies der Nährboden ist für (mindestens) eine weitere heftige Attacke nach unten. Daher habe ich gestern alle drei Positionen wieder reduziert und mit starken Kursgewinnen auf die gleiche Aktienanzahl zurückgefahren, die diese Positionen Ende letzter Woche hatten. Ich fühle mich mit mehr Liquidität einfach wohler, zumal die eigentlichen "saisonal schlimmen" Börsenwochen ja noch nicht einmal angefangen haben. Cash is King. Und so bleibt unter dem Strich nur eine Veränderung am Ende dieser ereignisreichen Woche und auch wenn es so nicht geplant war und ich auch nicht Stolz darauf sein kann, weil es kein "Verdienst" meinerseits ist, so ist am Ende diese neue Position zwar nur eine Anfangsposition, aber sie ist letztlich bezahlt mit den Kursgewinnen meiner unfreiwilligen "Kurzzeittrades" mit meinen drei Ankerinvestments.
Dabei muss ich natürlich noch anmerken, dass ja bzgl. des Aktienan- und verkaufs im Depot das Fifo-Prinzip gilt: First in first out. Ich habe also nicht genau die Aktien wieder verkauft, die ich am Montag erst gekauft habe, sondern natürlich die jeweils ältesten in meinem Depot. Mit den entsprechenden niedrigsten Einstandskursen und dem entsprechend einem hohen - zu versteuernden - Gewinn. Der andere Nebeneffekt ist, dass sich meine durchschnittlichen Einstiegskurse bei allen drei Aktien durch dieses Hin- und Her natürlich erhöht haben. Doch nun zu meinem vierten Einkauf:
+ Dow Chemical
Dow Chemical ist einer der weltgrößten Chemiekonzerne und sein Umsatz verteilt sich etwa zu jeweils einem Drittel auf die Regionen Nordamerika, Europa, Asien. Daher ist man natürlich vom Dollaranstieg negativ getroffen und der Umsatz geht leicht zurück. Der Aktienkurs war die letzten Wochen von der Spitze bei 48 EUR auf gut 40 EUR zurückgekommen, auch aufgrund wachsender Sorgen um die Weltkonjunktur, von der ein Chemiekonzern natürlich extrem abhängig ist; andererseits sind Chemiekonzerne doppelte Profiteure von niedrigen Ölpreisen, denn einerseits sind sie große Energieverbraucher und andererseits benötigen sie große Mengen an Öl als Rohstoff für ihre Produktion. Beim Verkauf wiederum erhöhen sich die Margen, sofern diese Vorteile nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden müssen. Ein auf absehbare Zeit niedriger Ölpreis ist also wie ein kleines Konjunkturpaket für Dow Chemical. Durch den Kurzrückgang näherte sich die Aktie einer Bewertung, die mir interessant erscheint. Auf Basis von 40 EUR liegt das KGV 2015 bei 13, die Dividendenrendite bei 3,8 Prozent. Daher stand Dow Chemical schon länger auf meiner Watchlist und dann kam der "Bloody Monday", die Aktie rauschte um weitere 10 Prozent in den Keller - und ich habe zugegriffen bei 34,77 EUR. Diese Gelegenheit konnte ich mir entgehen lassen. Und an diesen Aktien halte ich fest, auch wenn ich davon ausgehe, dass es mit den Börsen noch einmal deutlicher abwärts gehen dürfte. Denn unter 35 EUR sind die Aktien von Dow Chemical ein wahres Schnäppchen und somit mein erster Einstieg in diese neue Langfristposition. Sollte ich noch einmal Aktien zu tieferen Kursen bekommen, werde ich selbstverständlich zugreifen. Ansonsten werde ich bei Gelegenheit die Position weiter ausbauen. Denn auch bei 40 EUR ist das Unternehmen attraktiv bewertet.
.: Cashquote
Meine Cashquote liegt trotz des Zukaufs bei über 20 Prozent und ich warte auf die nächsten Kaufgelegenheiten, die sich vermutlich in den nächsten Wochen ergeben werden. Ein nochmaliges Hin- und Her wie in dieser Woche muss ich aber nicht haben, auch wenn es dieses Mal sehr lukrativ für mich ausgegangen ist.
Ist die Gea Group verschwunden?
AntwortenLöschenNein, von der GEA Group halte ich eine kleine Position seit Ende Juni (zu 38 EUR).
Löschenwarum du jetzt so von Dow Chemical überzeugt/begeistert bist geht aus dem Artikel aber nicht hervor. Du sprichst lediglich das geringe KGV an. Dies allein dürfte aber kaum der einzige Grund für dich gewesen sein dieses Investment einzugehen. Evtl. sagst du nochmal etwas fundamentales zu der Firma ...
AntwortenLöschenIch war auch dabei , und habe gekauft , und das mehrmals , jedoch vermute ich das dieses auch den Stop Loss Order und den elektonischen Handel geschuldet ist. Achso , schau doch mal bei einen Deutschen Chemie Unternehmen ( BASF ) nach , wer dort zu einer Mitteilungsplicht aufgerufen wird !!! ( NUR 3 Prozent ! HAHAHA Larry wirds schon richten ??? )
AntwortenLöschenDas ist die Börse , hier läuft die Herde . Und dann noch, ist den Blackstone nicht der Stein und Blackrock nicht der Felsen ???. Oder ist die Übersetzung so nicht zu verstehen ????? . Schöne Grüsse .
Guten Morgen alle miteinander,
AntwortenLöschenIch habe gestern bei N24 etwas über Blackrock gelesen und ganz ehrlich, mir ging es wohl wie den meisten Lesern, ich hatte noch nie etwas von Blackrock gehört oder gelesen!
Da ich deine Meinung und Einschätzungen sehr schätze und genau beobachte wäre es sehr interessant etwas von dir Michael dazu zu hören.
Nicht als reine Investment Bewertung (obwohl der Kurs stark zurück gekommen ist) sondern auch als gesamtes oder wie N24 meinte , welche Gefahren von Blackrock wegen Größe und Einfluss ausgehen.
Evtl. Hast du ja mal Zeit und Gelegenheit dazu bei den vielen Anfragen die du zur Zeit bekommst!?
Beste Grüße aus der Eifel
Ich habe ja den Finanzinvestor Balckstone Group L.P. auf meiner Empfehlungsliste, der ist nicht mit dem Vermögensverwalter Blackrock, um den es in dem Artikel geht, zu verwechseln. Auch wenn Blackrock-Chef Larry Fink früher einmal bei Blackstone gearbeitet hat, bevor er Blackrock gründete (vermutlich daher der "verwandte" Name).
LöschenEhrlich gesagt kann ich nichts wirklich Neues in dem Artikel entdecken. Blackrock ist der weltgrößte Vermögensverwalter und wenn man sich die Anteilseigner bei großen Unternehmen, sei es in den USA oder Deutschland, anschaut, dann ist fast überall Blackrock mit einigen Prozentpunkten dabei. Für mich ist Blackrock daher eine Art "Weltfonds des Kapitalismus" und nicht als Anlage interessant (genug). Da kann ich auch eine ETF kaufen oder einen Indexfonds.
Was die "Vorwürfe" gegen Blackrock angeht, so kamen die ja vor einigen Wochen auf, als Larry Fink und Starinvestor Carl Icahn im Fernsehen aufeinandertrafen und Icahn Blackrock unterstellte, "die gefährlichste Firma der Welt zu sein". Das hat jetzt jede Postille aufgegriffen und treibt diese Sau durchs Sommerloch, dankbar, dass es mal einen Aufreger zu berichten gibt.
Icahn bezog sich in seiner Kritik vor allem auf die Anleihen-ETFs von Blackrock. Er meinte, dass diese ETFs Anlegern jederzeitige Liquidität vorgaukelten, während sie in Wahrheit gar nicht so liquide seien. Denn wenn zu viele Leute gleichzeitig aus den ETFs aussteigen wollten (z.B. weil die US-Zinswende Wirklichkeit wird und die Kurse der börsennotierten Anleihen deshalb ins Rutschen kommen), dann hätten diese ETFs gar nicht genügend Liquidität, um die Anleger auszuzahlen. Denn da ETFs ja 1:1 einen Index abbilden, habe sie, anders als z.B. Investmentfonds, qua Definition wenig bis keine Barmittel rumliegen. Wollen viele Anleger gleichzeitig ihre ETFs verkaufen (also nicht über die Börse, sondern sie geben sie an den Emittenten zurück; Blackrocks ETFs firmieren unter "iShares"), dann muss Blackrock massenhaft Anleihen verkaufen, um seine Anleger auszahlen zu können. Was die Kurse der Anleihen und damit der ETFs zusätzlich in den Keller treiben würde. Extreme Ausschläge können die Folge seine, wie man bei den sog. "Flashcrashs" ja gesehen hat.
Grundsätzlich gilt die Kritik bzgl. der Anleihen-ETFs natürlich auch für Aktien-ETFs oder Rohstoff-ETFs.
Die Frage ist doch aber, ob es nun besonders "schlimm" ist, dass diese Fonds/ETFs alle von Blackrock verwaltet/aufgelegt wurden. Und hier sage ich ganz klar Nein! Denn ob Anleger in Panik ihre Blackrock-ETFs verschleudern oder ihre Deka-Investmentfonds hat unter dem Strich die gleiche Wirkung: viel mehr Angebot und daher sinkende Kurse. Das bleibt sich also gleich.
"Systemrelevant" ist Blackrock natürlich schon, denn deren Einfluss (auf Unternehmen und Regierungen) aufgrund ihrer Beteiligungen ist enorm stark, das ist bei J.P. Morgan aber auch nie anders gewesen. Oder bei Rockefeller. Oder bei Buffetts Berkshire Hathaway. Blackrock ist noch größer, noch gewaltiger, aber ansonsten sind hier keine Besonderheiten auszumachen.
LöschenWas Blackrock (und auch die Finanzinvestoren KKR, Blackstone, Fortress usw.) von Banken unterscheidet ist, dass sie kein Bankgeschäft (Einlagengeschäft, also Spareinlagen, Termingelder usw.) betreiben und somit nicht unter die strenge staatliche Bankenregulierung fallen. Das gibt ihnen erheblich mehr Spielraum bei ihren Geschäften, lässt höhere Risiken zu und deutlich größere Chancen. Und das entfacht natürlich Sorgen, ob sich diese "Schattenbanken" nicht zu einem solchen großen Risiko entwickeln, wie es die Banken vor 2008/2009 waren. Der Unterschied ist allerdings, dass der Ausfall der Deutschen Bank bedeuten würde, dass die Sparer um ihr Geld gebracht wären und die Bank als Zahlungsverklehrsabwickler ausfiele. Bei Blackrock wären "nur" die vermögenden Anleger/Investoren betroffen, jedenfalls auf den ersten Blick. Wenn die ihr Geld verlieren, kann dies als Folge natürlich auch Auswirkungen auf die Realwirtschaft haben, weil sie weniger konsumieren oder andere Assets verkaufen müssen (Yachten, Immobilien, Gold, Schmuck, Firmenbeteiligungen). Und das dann auf deren Preise drückt. Insofern glaube ich, dass die Regierungen und Regulierungsbehörden auf diese "Schattenbanken" künftig einen stärkeren Fokus richten werden.
http://mobil.n-tv.de/wirtschaft/Wie-gefaehrlich-ist-der-Finanzriese-Blackrock-article15814626.html
AntwortenLöschenEntschuldigung es war ntv