Die Zahlen
Der Konzern-Gesamtumsatz wurde um 16 Prozent auf 932,7 Mio. EUR erhöht (804,0 Mio. EUR) und erreichte auf annualisierter Basis damit 2.085,5 Mio. EUR, ein Zuwachs von 28 Prozent. Er übersprang damit erstmalig die Marke von zwei Mrd. EUR.
Das Gesamt-EBITDA lag mit 108,6 Mio. EUR nahezu auf Höhe des Vorjahres (111,5 Mio. EUR), als Verkäufe von Beteiligungen über Buchwert einen EBITDA-Beitrag in Höhe von 32,0 Mio. EUR beigesteuert hatten. Doch die Erträge aus der Auflösung negativer Unterschiedsbeträge aus der Kapitalkonsolidierung ("bargain purchase") aus den im ersten Halbjahr 2015 erworbenen Unternehmen steuerten 65,4 Mio. EUR (43,6 Mio. EUR) bei, wobei die im dritten Quartal abgeschlossenen Übernahmen hierin noch nicht enthalten sind. Im Gegenzug fielen durch die Neuausrichtung der Konzernunternehmen Restrukturierungs- und Einmalaufwendungen in Höhe von 19,4 Mio. EUR (15,3 Mio. EUR) an.
Die operative Entwicklung der Konzernunternehmen verlief im ersten Halbjahr 2015 sehr erfreulich. Dies schlägt sich in einem um 22 Prozent auf 62,6 Mio. EUR höheren operativen EBITDA nieder (51,2 Mio. EUR). Hierzu trugen insbesondere die Konzerntöchter SECOP, die Berentzen-Gruppe, Scholl Footwear sowie der Spezialchemiebereich bei.
Übernahmen und Exits
Die operativen Fortschritten haben zwei Seiten: einerseits zeigen sich hier die Erfolge, wenn die Töchter "hübsch gemacht" werden für einen späteren Verkauf, bei dem hohe Gewinne warten. Immerhin Aurelius bei jedem Exit bisher durchschnittlich sein eingesetzten Kapital um den Faktor 9,3 vermehrt. Und andererseits liefern die Konzernunternehmen auf dem Weg bis zum Exit Umsätze und Gewinne im Aurelius-Konzern ab, aus dem sich laufende Erträge speisen.
Aurelius (Quelle: comdirect.de) |
Im Juni 2015 hat Aurelius zudem die verbleibenden 21,9 Prozent an der internationalen IT-Beratung Getronics von der niederländischen Royal KPN übernommen und seine Beteiligung an der internationalen IT-Beratung damit auf 100 Prozent ausgebaut.
Im laufenden dritten Quartal konnten bereits drei weitere Akquisitionen abgeschlossen werden: der Kauf des führenden britischen Wiederaufbereiters von Hartplastikmüll Regain Polymers, der Erwerb von Großbritanniens führendem Anbieter von chirurgischen und nicht-chirurgischen kosmetischen Eingriffen Transform Medical sowie die bereits im Februar angekündigte Akquisition der europäischen Handarbeitssparte der britischen Coats-Gruppe.
Die Deal-Pipeline ist weiterhin prall gefüllt, meint Aurelius-CEO Dr. Dirk Markus, sowohl auf der Kauf- wie auch auf der Verkaufsseite. Man plane mit mehreren Exits im zweiten Halbjahr und stehe hierzu gerade in Gesprächen mit mehreren Interessenten.
Net Asset Value steigt weiter an
Ende letzten Jahres hatte Aurelius damit begonnen, den Wert seiner 22 Beteiligungen zu ermitteln und zu kommunizieren und der NAV stieg per 30.06.2015 um 3,8 Prozent auf 1,193 Mrd EUR von 1,151 Mrd. EUR am 31.12.2014.
Anhebung von Basisdividende und Ausschüttung einer Gewinndividende geplant
Aufgrund der heute schon abzusehenden Rekordzahlen für das laufende Jahr, stellt Aurelius seinen Aktionären eine Anhebung der Basisdividende in Aussicht und auch die erneute Ausschüttung einer Partizipationsdividende. Die hatten für das Geschäftsjahr 2014 bei 0,80 EUR und 1,20 EUR gelegen, so dass sich die Aktionäre im Juni über eine Gesamtausschüttung von 2,00 EUR je Aktie hatten freuen können. Die Höhe der Partizipationsdividende wird allerdings erst festgelegt, wenn das Geschäftsjahr beendet ist und feststeht, wie viel am Ende unter dem Strich an Gewinnen hängen geblieben ist.
Fazit
Aurelius ist auf dem Weg zu neuen Rekorden. Der Gewinn liegt hier oft bereits im Einkauf und zwar wörtlich, denn durch die "Bargain Purchases" bekommt Aurelius bereits bei Übernahme neuer Töchter eine schöne Mitgift, die sich in den Gewinnen sofort widerspiegelt. Der zweite, größere Gewinn wird dann nach durchschnittlich 5 Jahren erzielt, wenn Aurelius die umstrukturierten und neu positionierten Töchter wieder an den Mann bringt und hier hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital einfährt. Und damit ist man seit Jahren äußerst erfolgreich.
Die Aktien von Aurelius dürften daher auch weiterhin sehr gefragt bleiben - auch bei Aurelius selbst, denn das Unternehmen kauft über sein Aktienrückkaufprogramm regelmäßig eigene Aktien zurück. Obwohl in 2015 noch keine Exits zu vermelden waren, liegt das Ergebnis bereits auf Rekordkurs - und mehrere Exits scheinen demnächst anzustehen. Vielleicht sogar bei Berentzen, wo man erfolgreich war und nun entsprechende Vorbereitungen zu treffen scheint. Aurelius befindet sich auf meiner Empfehlungsliste und bleibt der Top-Pick unter den deutschen Beteiligungsgesellschaften, wo man an schwachen Börsentagen immer wieder mal zugreifen kann. Vom vermeintlich hohen KGV sollte man sich nicht abschrecken lassen. Denn die Schätzungen der Analysten beziehen sich zum Jahresanfang stets nur auf die operativen Gewinne der Konzerntöchter und erst im Jahresverlauf werden die Gewinne aus dem Beteiligungsgeschäft Stück für Stück einbezogen - sie sind halt schwerer zu prognostizieren, solange sie nicht in trockenen Tüchern sind.
Hallo Michael,
AntwortenLöschenerstmal Gratulation für deine Webseite. Ich lese oft deine Beiträge und finde sie sehr interessant.
Ich wollte ein paar Fragen zum Aurelius AG stellen. Das Geschäftmodel gefällt mir und habe deswegen einige Finazberichte gelesen. Aber ich habe wenige Erfahrung mit „Holdings“ und dann bekomme ich das Problem, wie kann man das Geschäft richtig bewerten?
Wenn ich die „Gesamtergebnisrechnung“ richtig verstehe, machen die Tochtergeschellschaften kaum Profite. Die Profite von Konzern sind sehr Abhängig von „Erträge aus negativen Unterschiedsbeträgen“ (d.h. Fair Value von gekaufte Unternehen gegen gezahlte Preis). Ich verstehe diese eher als zukunftige Profite, die man beim Verkauf vom entschprechenden Unternehmen machen kann. Irgendwie ist das für mich in der Kapitalflussrechnung bestätigt, indem die Free Cash Flow jährlich enorm schwänkt, je nachdem wie der Ankauf/Verkauf von Unternehmen gelaufen ist. Also die Bewertung durch Profite oder FCF ist für mich extrem schwierig.
Andererseits gibt uns Aurelius ein „Net Asset Value der Konzernunternehmen“ von 1193,7 Mio. EUR der nah an der Marktkapitalisierung liegt. Aber wenn die Tochterunternehmen kaum Profite machen, wie erreichen sie dieses Wert? Wenn man diese NAV Berechnung vertraut, kann man sie als selbstberechnete „intrinsic value“ von Konzern betrachten? Oder sollte mann noch irgenwelche Vermögenswerte bzw. Verbindlichkeiten dazu addieren?. Du hast neulich selber für 36€ Aktien gekauft, und dann verstehe ich, dass du das Konzern beim diesen Preis unterbewertet findest, aber wie kommst du dazu? Wie berechnest du ein „Intrinsic Value“?. Vielen vielen Dank.
Viele Grüße,
Fabrizzio
Moin Fabrizzio,
LöschenAurelius erzielt auf mehrere Arten Gewinne. Einerseits durch Gewinnabführungen seiner Tochterunternehmen und durch Zinszahlungen derselben aufgrund gewährter Darlehen. Hieraus speist sich die Basisdividende, die Aurelius ausschüttet. Und dann durch den An- und Verkauf von Unternehmensbeteiligungen. Beim Verkauf fällt ein Gewinn an, wenn der Verkaufspreis über dem Kaufpreis liegt (inkl. ggf. in der Zwischenzeit erfolgter Investitionen durch Aurelius). Und auch beim Ankauf können Aurelius Gelder zufließen, sei es weil man weniger als den Wert bezahlt oder weil man vom Verkäufer noch eine Mitgift erhält.
Der "operative" Bereich der Töchter ist relativ konstant und verhältnismäßig einfach zu bewerten. Extrem schwankungsanfällig und weit weniger prognostizierbar ist der Bereich der Transaktionen. Wie Du schon richtig sagst, schwankt der enorm und entsprechend stark schlägt sich das im Free Cashflow nieder. Am Anfang des Jahres wird Aurelius daher von den Analysten zumeist mit einem relativ niedrigen Gewinn und entsprechend hohem KGV angesetzt. Doch sobald sich im Jahresverlauf erste Erfolge beim An- und Verkauf zeigen, passen die ihre Berechnungen dann an - und das KGV sinkt entsprechend. Aus diesem zweiten Bereich speist sich die sog. "Partizipationsdividende". Aurelius schüttet jährlich rund die Hälfte dessen aus, was die Unternehmensverkäufe (und "Bargain Purchases) eingebracht haben. Die andere Hälfte verbleibt im Unternehmen, um wieder in neue Geschäfte investiert zu werden.
Ich finde es sehr positiv, dass Aurelius nun einen NAV für seine Beteiligungen angibt. Der absolute Wert ist das eine; viel interessanter ist die Veränderung der Werte, denn in die Bewertung fließen ja nicht nur die Gewinne ein, sondern auch Markenrechte und Marktposition. Da die meisten Töchter nicht börsennotiert sind, hat man hier ansonsten wenig Möglichkeiten, sich halbwegs einen Überblick zu verschaffen.
Ich habe Aurelius-Aktien zu 36 EUR gekauft, nicht weil ich sie für ein Buchwertschnäppchen gehalten habe. Sondern weil ich an das Aurelius-Management glaube (CEO Dr. Markus ist ja auch Großaktionär) und weil Aurelius in den vergangenen Jahren einen hohen Wert für seine Aktionäre geschaffen hat. Im Schnitt haben sie aus jedem eingesetzten Euro 9 Euro gemacht. Das ist ein beeindruckender Wert und aus diesem Grund ist der gestiegene Aktienkurs auch gerechtfertigt. Inzwischen steht Aurelius ja viel mehr Kapital zur Verfügung als in den Vorjahren und daher werden auch die Zukäufe vom Volumen her größer und es bieten sich so auch viel mehr Möglichkeiten.
Ich bin weniger in Aurelius investiert weil ich glaube, dass die Aktie heute einen Wert von 44 oder 46 EUR hat und dieser damit über dem aktuellen Börsenkurs liegt. Sondern ich bin Aktionär weil ich davon überzeugt bin, dass der Wert der Aurelius-Aktien in einigen Jahren 80 oder 100 EUR wert sein wird. Und der Aktienkurs sich entsprechend entwickeln wird.
Danke Michael für die ausführliche Antwort. Ich glaube ich verstehe das ganze viel besser. Ich habe noch ein paar Kommentare zum Thema, aber ich glaube es ist besser wenn ich sie in neueren Aurelius Posts schreibe.
AntwortenLöschenGruß,
Fabrizzio