Sonntag, 16. Mai 2021

Kissigs Kunstfehler: Ein Margin Call? Das ist ja wohl das allerletzte... Warnsignal!

Kredite aufzunehmen, um dann mit diesem Geld Aktien oder sogar noch spekulativere Finanzprodukte zu kaufen, wie Optionen, ist verlockend, denn man kann mit geringem Einsatz eigenen Geldes große Spekulationssummen bewegen. Solange die Kurse in die gewünschte Richtung laufen, wachsen die Buchgewinne schnell an. Doch wo Chancen sind, da lauern auch Risiken. Wenn nämlich die Spekulation nicht aufgeht und sich die Kurse anders als erwartet entwickeln, dann türmen sich sehr schnell große Buchverluste auf. Unter Umständen so schnell, dass sie größer sind als das ursprünglich eingesetzte Kapital. Der Hebel bei Kredit finanzierten Spekulationen wirkt in beide Richtungen. Und schon Archimedes sagte: "Gebt mir einen festen Punkt und einen genügend langen Hebel, und ich werde die Erde aus den Angeln heben". Wobei wir nicht übersehen dürfen, dass Kredite eben kein fester Punkt im Sinne der Naturgesetze sind...

Mit jeder Kreditaufnahme sind also Risiken verbunden und Verpflichtungen. Nicht nur die, Zinsen zu zahlen, sondern vor allem, die Kreditsumme am Ende restlos zu tilgen. Was wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist es manchmal aber nicht. Und zwar nicht unbedingt aufgrund böser Absicht, sondern manchmal aus reiner Not. Wenn man sich nämlich verspekuliert hat und daher keine Mittel zur Rückzahlung der Kreditverpflichtungen hat.

Der Margin Call

Der Begriff Margin Call ist ein "Aufruf zur Sicherheitsleistung" und stammt aus dem Bereich der Warentermingeschäfte, wo Broker einem Investor Kapital für dessen Spekulationen zur Verfügung stellen. Dafür muss der Investor eine Sicherheitsleistung zwischen einem Viertel und einem Prozent hinterlegen, die sog. Margin. Drohen nun Verluste aus den Handelspositionen, die die Margin überschreiten würden, erfolgt ein Aufruf zum Nachschießen. Andernfalls werden die Handelspositionen durch den Broker zwangsweise geschlossen.

Ähnlich verhält es sich mit Wertpapierkrediten, bei denen Wertpapiere als Sicherheiten für den Kreditbetrag verpfändet werden. Fallen die Kurse, so dass die Sicherheiten unter den Kreditbetrag sinken, erfolgt der Margin Call - es muss frisches Geld nachgeschossen oder Wertpapiere verkauft werden, bis mindestens die Margin wieder höher ist als der ausstehende Kreditbetrag.

Risiken der Kredit finanzierten Spekulation

Der "Margin Call" kann wie ein finanzieller Todesstoß wirken, wenn man nicht noch irgendwo anderes Geld parat hat - nur um seine Verluste aus den riskanten Wetten abdecken zu können. Denn wenn der Broker anruft und frisches Geld einfordert, dann ja gerade zu dem Zeitpunkt, wo einem finanziell das Wasser eh bis zum Hals steht.

Im günstigeren Fall hat man noch finanzielle Reserven und kann das aufgerissene Finanzloch stopfen. Dann sollte man den Margin Call als letzten Weckruf verstehen, dass man sich auf dem falschen Weg befindet. Denn die ursprünglichen Annahmen der eigenen Chance-Risiko-Analyse stimmten nicht, sonst wäre man ja nicht in diese Kreditklemme geraten. Und anstatt das Problem einfach durch das Nachschießen von Geld zu bereinigen, sollte man spätestens an diesem Punkt seinen Investmentcase und seine Strategie grundlegend überdenken. Wenn nicht zu diesem Zeitpunkt, wann dann? Denn nur, weil man einmal einen Margin Call befriedigen konnte, heißt das nicht, dass die Kurse nicht noch weiter sinken können und man ein weiteres Mal einen so unerfreuliche Zahlungsaufforderung erhält. Und wenn dann die Finanzreserven aufgebraucht sind, hat man gleich doppelt verloren.

Man muss nicht jeden (meiner) Fehler selbst machen!

Wer glaubt, das würde nur anderen passieren, der irrt. Ich habe das selbst erlebt als Anfang 2000 die Internetblase platzte und ich - auch auf Kredit - viele hochspekulative Highflyer des Neuen Marktes und der NASDAQ im Depot hatte. Die meisten dieser Unternehmen gibt es heute nicht mehr, da sie den Absturz nicht überlebt haben, der auf den großen Börsenboom folgte. Mit entsprechenden Folgen für ihren Aktienkurs und ihre Wirkung als Sicherheit für meinen Wertpapierkredit. Letztlich musste ich sukzessive viele Position glattstellen und habe dabei nicht nur die in den vorangegangenen Jahren angehäuften Buchgewinne aufgeraucht, sondern unterm Strich auch reale Verluste einstecken müssen. Und keine kleinen...

Als Ergebnis blieb mir, dass ich nach Tilgung der Kredite deutlich weniger eigenes Investmentkapital zur Verfügung hatte, als vorher. Und das weit über die eigentlichen Kursverluste hinaus. Denn gerade weil ich auch noch zusätzlich mit fremdem Geld spekuliert hatte, habe ich viel mehr Verlust eingefahren, als das sonst der Fall gewesen wäre. Nochmal zur Verdeutlichung: nicht nur, weil mehr Aktienkapital ins Minus rutschte, sondern weil mich die Kursverluste mehrmals wieder zum Glattstellen gezwungen haben. Ich war also noch nicht einmal mehr Herr über meine Positionen, sondern musste verkaufen, weil mich die Bank dazu zwang. Was ihr gutes Recht war (und auch ihre Verpflichtung gegenüber ihren eigenen Aktionären, ich mache ihr da keinen Vorwurf), es war alleine mein Fehler, meine schlechte Risikoeinschätzung. Und ich bin noch mit zwei blauen Augen aus der Nummer raus gekommen, denn im schlimmsten Fall hätte mein ganzes Investmentkapital auf diese Weise über den Jordan gehen und am Ende trotzdem noch ein Kreditbetrag offen sein können.

»Bringe Dich niemals in die Lage, Aktien verkaufen zu müssen,
wenn der Markt um 20 Prozent oder mehr gefallen ist.«
(Tom Gardner, Gründer von 'The Motley Fool')

Ich habe meine Lektion gelernt und spekuliere nicht mehr auf Kredit. Das hat mich allerdings 2009 nicht davor bewahrt, mit einer kreditfinanzierten Immobilie ebenfalls Schiffbruch zu erleiden. Als nämlich mitten in der Finanzkrise mein Kreditvertrag auslief und die Bank ihn nicht verlängern wollte (oder konnte) und ich mich bei den zu der Zeit selbst existenzgefährdeten Banken auf die Suche nach einer Anschlussfinanzierung machen musste. Was nicht klappte, so dass ich am Ende - neben dem Verkauf der Immobilie deutlich unter Wert - zur Tilgung dieses Immobilienkredits auch noch weitgehend auf meinen Wertpapierbestand zurückgreifen musste. Und jeder kann sich vorstellen, dass 2009 der denkbar schlechteste Zeitpunkt war, um Aktien zu verkaufen - genau dann, wenn man am Tiefpunkt Aktien hätte kaufen müssen. Aber das ist eine andere Geschichte...

Aus diesen Gründen hat Warren Buffetts Warnung vor Krediten für mich seit vielen Jahren eine ganz besondere Bedeutung. Sie ist zwar kein in Granit gemeißeltes Dogma, jedoch stete Erinnerung an das große Risiko, das hier schlummert. Ein Risiko, das erfahrene Anleger durchaus eingehen und beherrschen können. Aber auch nur sie. Meistens. Und ein Risiko, das man nicht leichtfertig abtun darf, denn dazu ist die Fehlertoleranz einfach viel zu gering!
»Geliehenes Geld hat keinen Platz im Investoren-Werkzeugkasten. An den Märkten kann jederzeit alles passieren. (...) Kredit ist wie Sauerstoff. Ist er vorhanden, bleibt seine Anwesenheit unbemerkt. Fehlt er, ist das alles, was bemerkt wird. (...) Wenn Du schlau bist, musst Du keinen Kredithebel für deine Investments nutzen und wenn Du dumm bist, solltest Du keinen nutzen.«
(Warren Buffett)

(Gute) Value Investoren meiden Kredit finanzierte Investments

Der beste Rat ist daher, nur Geld zu investieren, bei dem man sich den Totalverlust leisten kann. Was eine Kreditfinanzierung für die meisten Anleger schon mal ausschließt. Auch für Buy & Hold-Anleger und Value Investoren, die nicht auf das schnelle Traden aus sind.

Value Investing ist ja auf mittel- und langfristige Sicht angelegt und nicht auf das Mitnehmen kurzfristiger Kursschwankungen. Wenn man nun für eine Aktie, die man jahrelang im Depot behält, 6,5% Zinsen pro Jahr für den Kredit bezahlen muss, muss die Aktie um diese 6,5% pro Jahr steigen, nur um die Kreditzinsen zu verdienen.

Zusätzlich verliert man durch die Kreditfinanzierung seine Handlungsfreiheit, nämlich die Freiheit, nichts zu tun, Geduld zu haben, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Und dadurch im Idealfall den Zinseszinseffekt seine volle Wucht entfalten zu lassen. Das Geld arbeitet bei auf Kredit finanzierten Wertpapieren tendenziell gegen einen, das Chance-Risiko-Verhältnis ist negativ! Kaufe niemals auf Kredit ist daher eine der "goldenen Regeln des Value Investings"!

Oder frei nach Charlie Munger: Smarte Investoren haben keine Kredite nötig.

••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Juli 2015

17 Kommentare:

  1. Hallo Michael,
    Danke für diesen ganz persönlichen Einblick! Nobody is Perfect und die Versuchung auf Kredit Aktien zu kaufen ist halt hoch. Ich hoffe das ich nie dieser Versuchung unterliege. Aber Respekt das du nicht alles schön redest sondern dich auch mit deinen Fehler beschäftigst. Das gefällt mir allgemein sehr gut, dass du durchaus unverblümt immer mal wieder dich selbst hinterfragst - nur so kann man besser werden. Viele Grüße Oliver Schreib

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  2. Die hier von Dir ja auch schon probierte & dokumentierte Strategie, (in überschaubarem Rahmen) entsprechende hoch verzinste BDCs auf Wertpapierkredit zu kaufen finde ich weiter valide und ich denke gerade zu Corona-Kursen ließ sich da ein guter Schnitt machen.

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  3. Hallo Herr Kissig, Danke für Ihre offene und ehrliche Einschätzung auch gegenüber den eigenen Fehlern. Das macht Sie sympathisch.

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  4. Interessantes Thema, da ich momentan überlege, einen Kredit aufzunehmen zwecks Aktienkauf.
    Zu verlockend ist der zinseszinseffekt.
    Allerdings wäre der nicht durch Wertpapiere gesichert, sondern ein handelsüblicher Ratenkredit.
    Sprich die Tilgungen werden durch das monatliche Einkommen geleistet.
    Klar ist das Riskant - aber das ist doch jeder Kredit, auch die KFZ-oder Immokredite, welcher gefühlt jeder in meinem Umfeld abbezahlt (hat)...

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    1. Ich kann den Gedanken durchaus nachvollziehen. Meine beiden Kreditprobleme rührten auch "nur" daher, dass etwas Unvorhergesehenes passiert ist und ich auf einmal einen neuen Kredit bzw. eine Verlängerung brauchte, als kein Kredit zu bekommen war. Das plant man natürlich normalerweise nicht mit ein. Doch genau das Szenario sollte/muss man vorher durchspielen, weil es einem eben das Genick brechen kann.

      Konkret: Stell Dir vor, die Börsen crashen und Du verlierst Deinen Job. Wie bezahlst Du den Kredit dann zurück? Haste zB andere Sicherheiten, die sich zu Geld machen lassen oder Verwandte, die Dir auf jeden Fall helfen würden oder so etwas in der Art. Dann kann man ggf. das Risiko eingehen und einen Kredit für Wertpapiere aufnehmen. Wenn Du hingegen davon ausgehen musst, dass alles glatt läuft, damit Du den Kredit zurückzahlen kannst, dann sollte man es lieber lassen. Oder mit den Worten von Warren Buffett: "Wenn du Dinge kaufst, die du nicht brauchst, wirst du bald Dinge verkaufen müssen, die du brauchst". ;-)

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    2. danke für deine Gedanken.
      Meine "Sicherheiten" sind tatsächlich meine Aktien. Auch wenn die wie gesagt nicht als Sicherheit für den Kredit herangezogen würden. Aber auch privat hätte ich von verbeamteter Seite notfalls Unterstützung.
      Den kredit würde ich im übrigen nur während eines Börsencrashes oder zumindest einer Korrektur aufnehmen, um dann mit dicker Feuerkraft meine Favoriten einzusammeln. Habe es also nicht eilig, notfalls warte ich eben noch 1-3 jahre :>
      Ich hoffe bei mir läuft es besser als bei dir. Danke für deine Erfahrungen!

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    3. Blicke mal auf den Crash 2000. Den nennen alle "internetblase". Aber das war nur der erste Rutsch. Danach stabilisierten sich die Börsen wieder. Bis am 11.9.2001 die Flugzeuge ins World Trade Center rauschten. Danach gab es den zweiten, viel tieferen Rutsch.

      Wer, wie Deine Überlegung läuft, nach dem ersten Rutsch auf Kredit Aktien gekauft hat, bekam beim zweiten Rutsch ein ernstes Problem. Es ist leider nicht so, auch wenn es zumeist so läuft, dass es eine V-förmige Erholung gibt (wie 2018 oder 2020).

      Aber Du wirst schon die für Dich richtige Entscheidung treffen.

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  5. ich bin gerade dabei, einen wertpapierkredit zurückzuführen. der kredit beträgt allerdings knapp 10% vom depotvolumen. das konnte ich noch mit meinem gewissen vereinbaren.
    ich werde dafür mindestens 2 jahre benötigen

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    1. Ja, im Normalfall funktioniert das. 2000 waren auf einmal viele Aktien wertlos. Und auch solide Top-Werte verloren 80% oder 90%, wie Microsoft, Amazon, Cisco, Deutsche Telekom. Dann ist der Beleihungswert der Aktien ganz schnell aufgebraucht und man bekommt den Margin Call.

      Niemand hätte gedacht, dass 2008 so viele US-Top-Banken pleite gehen. Oder der größte Versicherungskonzern der Welt (AIG). Oder General Motors. Es war undenkbar, dass GM in die Insolvenz abrutscht. Wer die Aktien dieses Blue Chips auf Pump gekauft hatte, stand auf einmal mit wertlosen Aktien da und einem fälligen Kredit. Dass GM heute wieder an der Börse notiert ist, hat den alten Aktionären nicht geholfen. Die haben alles verloren. Heute gibt es nur "neue" Aktien. Und auch die Hypo Real Estate, als halbstaatliche Bank, ging ja über die Wupper.

      Man muss sich überlegen, was schlimmstenfalls passieren kann und wie man dann (finanziell) handlungsfähig bleibt. Erst/nur wenn das geklärt ist, kann man einen Kredit für Aktien in Erwägung ziehen. So ist jedenfalls meine leidvolle Erfahrung, weil mir zweimal das "Unvorstellbare" passiert ist.

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    2. Hallo Michael,

      ist das, was Du schreibst, nicht eigentlich ein Argument dafür, möglichst viele (allerdings so viele, dass man diese noch aktiv beobachten kann) Positionen zu haben, anstatt einen fokussierten Ansatz zu verfolgen?

      Wie Du selber schreibst, egal wie gut man ein Unternehmen heute versteht, wer weiß, was eine heftige Krise morgen bewirken würde.

      Gruß
      Konstantin

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    3. Aus meiner Sicht macht eine breiter Diversifikation mit Einzelwerten in einem Depot keinen Sinn. Man kann diese Unternehmen nämlich gar nicht alle intensiv (genug) auf dem Schirm haben, ihre Geschäftsberichte und News verfolgen und bewerten. Also kauft man Quantität, um seine schlechte Analyse(möglichkeit) auszugleichen. Und dann... kann man lieber gleich auf Fonds oder ETFs setzen.

      Wenn man nur 10 Positionen im Depot hat, trifft einen ein Totalausfall natürlich prozentual stärker, als wenn man 100 Positionen hat. Aber... hat man bei 10 Positionen den einen Tenbagger, die eine Amazon/Apple/Google, dann bestimmt diese eine Position die Gesamtperformance des Depots, während alle anderen nur vergleichsweise mickrige Beiträge beisteuern, selbst die überdurchschnittlich erfolgreichen. Und selbst zwei oder drei Totalpleiten fallen dann kaum noch ins Gewicht. In einem Depot mit 100 Werten wiederum wirkt sich der Tenbagger kaum spürbar aus.

      Ich reduziere mein Risiko, indem ich mir die besten/solidesten Aktien aussuche, nicht indem ich möglichst viel "irgendwas" kaufe.

      Charlie Munger brachte es mal so auf den Punkt: "Diversifikation ist bis zu einem gewissen Punkt sinnvoll. Wenn man nicht weiß, was man tut, ist es sinnvoll, seine Investitionen zu streuen. Bei Berkshire versuchen wir, weniger zu tun. Wir konzentrieren uns nur auf die wenigen Dinge, die wir gut kennen. (...) Das Ziel des Investierens ist, Situationen zu finden, wo es sicher ist, nicht zu diversifizieren".

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    4. Danke für Deine Antwort, Michael. Grundsätzlich stimme ich Dir zu. Ist es am Ende für Dich jedoch nicht in etwa derselbe Aufwand die Aktien Deiner Watchlist zu verfolgen, mit dem Aufwand diese tatsächlich auch zu halten? Oder verfolgst Du die Aktien der Watchlist nur sporadisch?

      Wenn man die Aktien der Watchlist systematisch verfolgt, müsste man konsequenterweise auch hierfür eine sinnvolle maximale Anzahl von Aktien festlegen.

      Beste Grüße
      Konstantin

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  6. ja, danke für die warnenden worte. werde ich mir durch den kopf gehen lassen. aber ich gebe dir insoweit recht, an der börse können dinge passieren, die absolut niemand auf dem plan hat. und dann rauscht es so richtig runter, dagegen war dann der einbruch im märz 2020 ein kindergeburtstag

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  7. Ein Wertpapierkredit ist mMn mit einem rein fundamentalanalytischen Ansatz unvereinbar. Nur wenn man Elemente der technischen Analyse beherrscht, kann man soetwas mE durchaus in betracht ziehen. Dann muss man allerdings vorher eine Strategie haben, bei der es mindestens einen Punkt gibt, an dem man klar abschneidet und einen vorher definierten Verlust in der Not einfach frisst. Das ist dann die Kehrseite der Medaille. Ein rein fundamentaler Ansatz ohne Hedging-Fähigkeiten und technische Analyse birgt ein hohes Risiko für einen Margin-Call.

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    1. Du behauptest zweimal, dass ein Wertpapierkredit bei einem rein fundamentalen Investmentansatz ungeeignet sei bzw. ein hohes Risiko berge. Aber begründet hast Du das nicht. Das würde mich aber schon interessieren. Zumal Deine Aussage, dass man sich vorher überlegen muss, an welchem Punkt bzw. welcher Verlusthöhe man die Reißleine ziehen sollte, ja "universell" gültig und sinnvoll ist.

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    2. Die Aussage verstehe ich auch nicht. Margin aufnehmen und Hedgen verstehe ich eigentlich gar nicht im Kontext TA. Beispiel: wenn ich eine Put-Option schreibe, tue ich das primär aus fundamentalen Gründen (will ich in das Unternehmen long gehen, wie hoch ist die implizite Vola) und nehme damit automatisch Margin auf. Letztlich ist die Frage für mich meist nicht, OB ich Margin aufnehme, sondern wieviel Margin ich aufnehme (z.B. hedge ich mich gerne gegen Währungsschwankungen, indem ich US-Aktien gegen einen USD-Kredit kaufe, solange die Übernachtzinsen in USD klein sind, und damit bin ich automatisch auch zu einem gewissen Grad im Margin). Und überhaupt ist Hedging doch eigentlich nur eine Frage von Fundamentalüberlegungen (z.B. im Sinne von Delta-Hedges, die man dann wieder zur Reduktion des Margins nutzen kann). Dann fallen mir noch Hedges en, wo man den Markt short und einen Einzeltitel long geht, auch die haben nichts mit TA zu tun? Kannst Du kurz erklären, wo Du einen Bezug zwischen Hedgen und TA siehst? Würde mich interessieren - mir fällt da einfach nichts ein.

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  8. Noch eine Ergänzung aus meiner Erfahrung: den Margin baut man normalerweise auf, während die Märkte steigen, der Margin Call kommt aber dann, wenn die Märkte abstürzen. Bei mir zum Beispiel im Februar 2020. Das bewirkt dann ein prozyklisches Verhalten - man verkauft, wenn alle verkaufen und hat dann kein Kapital mehr übrig, um von der irgendwann kommenden Erholung zu profitieren (bei hat das dann doch geklappt, weil ich verschiedene Depots mit unterschiedlichen Strategien habe - die Strategie, in der es zum Margin Call kam, betraf nur ein kleines Depot). Mein Probem mit dem Margin ist, dass man eigentlich immer automatisch Margin aufbaut, sobald man mit Optionen handelt oder zur Währungsabsicherung ausländische Aktien mit einem FX-Kredit finanziert. Man ist damit quasi automatisch im Margin... Besser wäre vermutlich, in Zeiten steigender Märkte zumindest teilweise in Geld umzuschichten und dann nach dem Absturz wieder in Aktien umzuschichten.

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