Freitag, 31. Juli 2015

ALNO als aussichtsreiche Turnaround-Spekulation?

Ab und zu erreichen mich Leserfragen zu einzelnen Aktien und ich habe mich entschieden, sie sporadisch auch hier im Blog abzuarbeiten. Heute geht es um den kriselnden Küchenhersteller ALNO.

Profil

Die ALNO AG ist ein deutsches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von Küchenmöbeln spezialisiert hat. Der Konzern gilt als einer der größten Hersteller von Einbauküchen und vertreibt neben daneben auch ergänzende Elektrogeräte und Zubehör. Zu den ALNO-Kunden gehören in erster Linie Wiederverkäufer aus den Bereichen Mitnahme- und Selbstbedienungsmärkte, Einrichtungshäuser, Küchenspezialisten sowie Immobilienprojektentwickler. Neben fertig geplanten Küchen bietet der Konzern auch die Planung individueller Küchen, die speziell auf die Bedürfnisse und Wünsche der Endkunden zugeschnitten sind. Unter den Marken ALNO, Wellmann, Impuls, Pino sowie Piatti und ALNOINOX werden Küchen in verschiedenen Preissegmenten angeboten. Bei der Entwicklung und Fertigung seiner Küchen arbeitet der Konzern eng mit Tochtergesellschaften in Großbritannien, Belgien und den Niederlanden zusammen.
(Quelle: finanzent.net)

Leserfrage von A.J.

Hallo Herr Kissig,
ich schätze Ihren Blog sehr. Ab und zu ist da ja auch mal ein Turnaround-Kandidat dabei. Mich würde interessieren was Sie von Alno halten. Ich halte seit geraume Zeit eine Position im Minus und bin bislang nicht gewillt zu verkaufen, da ich nach wie vor Potential sehe. Es scheint ja wieder aufwärts zu gehen. Der Kurs spiegelt das allerdings noch so gar nicht wieder. (...)
Schönen Gruß
A.J.

Meine Einschätzung

Moin moin,
ALNO habe ich vor anderthalb Jahren mal auf der Watchlist gehabt, da stand der Kurs so um die 1 EUR. Damals war der Max Müller noch recht frisch dabei und es gab einige Hoffnungen, dass operativ der Turnaround gelingen könnte durch Rationalisierungen Veränderungen in den Finanzierungsstrukturen. Whirlpool als Großaktionär hatte meiner Erinnerung nach auf Forderungen/Darlehen verzichtet bzw. Müller hat die selbst übernommen (hierzu ein älterer kritischer Bericht aus dem Handelsblatt).

 ALNO (Quelle: comdirect.de) 
Was mir damals nicht gefiel, war die Vertragsgestaltung mit Max Müller. Der bekam vor allem über einen hoch dotierten Beratervertrag Geld. Das war für mich kein wirkliches Bekenntnis zum Unternehmen. Und die Tatsache, dass ALNO es in einer Boombranche im Prinzip seit dem Börsengang nicht verstanden hat, profitabel zu wirtschaften. Obwohl andere, wie Rational, das können.

Nun hat man in einem Quartal mal ein positives EBITDA ausweisen können, also vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Allerdings ist ALNO hoch verschuldet und daher reicht der Blick auf dieses operative Ergebnis natürlich nicht aus, sondern gesund ist das Unternehmen erst, wenn auch dann etwas übrig bleibt, wenn alle Kosten bezahlt sind. Insbesondere die Zinsen. Daher führt der ALNO-Vorstand ja auch gerade Verhandlungen mit den Gewerkschaften über einen weiteren massiven Stellenabbau. Auch Griechenland hatte unlängst behauptet, man weise einen "Primärüberschuss" im Haushalt aus und sei eigentlich gesund. Am nächsten Tag schlossen dann die Banken.

Mir ist natürlich klar, dass dies eine arge Verkürzung der Geschehnisse ist und der Vergleich etwas hinkt... Doch unterm Strich bleibt festzustellen, dass ALNO eine Dauerbaustelle ist, wo es immer wieder an neuen Enden brennt, wenn gerade mal eines der Feuer gelöscht wurde. Seit 20 Jahren, mindestens dem Börsengang 1995, geht das nun schon so. Und ich habe keine großen Hoffnungen, dass hier ein nachhaltiger Turnaround gelingen wird.

"Sobald bei einem schwierigen Unternehmen ein Problem gelöst ist, taucht
das nächste auf. In der Küche ist niemals nur eine Küchenschabe."
(Warren Buffett)

Turnarounds finde ich immer dann spannend, wenn eigentlich grundsolide Firmen in vorübergehende Schwierigkeiten kommen und straucheln. Auf dieser Basis kann man aufbauen und ggf. günstig einsteigen. Aber Firmen, die sich seit Jahren knapp über Wasser halten und schon mit Tricks und Kniffen ihr Überleben sichern müssen, da lasse ich lieber die Finger davon.

Mit freundlichen Grüßen
Michael C. Kissig

2 Kommentare:

  1. Ich hab meine Küche bei Alno gekauft und bin sehr zufrieden. Aber die Aktien würde ich mir deshalb nicht gleich kaufen. Wenn man sich den Langfristchart ansieht, spricht eigentlich nichts für die Aktie und bevor ich in so ein Unternehmen Geld stecken würde, müssten die erst einmal einige zeitlang ordentliche Geschäftszahlen vorlegen. Und es würde mich nicht im Mindesten stören, wenn der Aktienkurs dann schon eine kleine Rallye hinter sich hat, wenn ich bereit bin, auch welche zu kaufen. Dafür bin ich dann auf der sicheren Seite und kaufe ein funktionierendes Geschäft. Das bietet dann noch ausreichend Steigerungsmöglichkeiten für den Kurs. Solange die noch herumfuhrwerken und keine Erfolge sichtbar sind, solange muss ich mich da auch nicht beteiligen.

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    1. Apple ist ein tolles Beispiel für eine erfolgreiche Turnaround-Spekulation. Mitte der 1990er Jahre standen die ja kurz vor der Pleite und erst als Steve Jobs zurückgeholt wurde (Apple hat für sehr teures Geld seine neue Firma, den Computerhersteller NeXT, übernommen und Steve Jobs so gleich mit) und er den iMac erfand, drehte sich das Blatt wieder. Schaut man sich die Aktienkurse von damals an, stellt man fest, dass man Apple nicht zum Tiefstpunkt kaufen musste, um sagenhafte Renditen einzufahren. Es hätte völlig genügt, Apple-Aktien zu kaufen, als die ersten Erfolge durch Steve Jobs auch in den Unternehmenszahlen sichtbar wurden. Erst ab diesem Zeitpunkt wäre es für Value-Investoren eine interessante Turnaround-Story geworden, weil es eben weniger mit Hoffnungen zu tun hatte, als mit operativen Verbesserungen und nackten Ergebnissen.

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