Microsoft ist ein taumelnder Software-Riese, aber längst nicht abzuschreiben. Denn seit dem Amtsantritt des neuen CEO Satya Nadella wandelt sich der starre Klotz zu einem flexiblen und an Kundenwünschen ausgerichteten Anbieter mobiler Lösungen. Nadellas Motto "mobile first, cloud first" wird inzwischen vom Unternehmen gelebt und das bringt einen großen Wandel beim Software-Dino mit sich, der sich auch im Zahlenwerk ablesen lässt. So hatten Anleger und Analysten verschnupft auf die vorherigen Quartalszahlen reagiert, denn das Geschäftsmodell für das Erfolgsprodukt Windows wurde umgestellt. Anstelle von Verkaufserlösen soll es nun verschenkt werden, um später an Abo-Gebühren zu verdienen. Dass dieses Modell zukunfts- und gewinnträchtig ist, hat Konkurrent Adobe Systems bereits vorgemacht. Allerdings gab es auch hier eine Übergangszeit, in der zunächst die Gewinne einbrachen, bevor sie sich dann erholten und verstetigten.
Und so sieht es auch bei Microsoft aus, wie der jüngste Quartalsbericht zeigt. In den letzten drei Monaten gab es zunehmende Erfolge im Bereich Cloud, wo mehr Umsätze und Gewinne erzielt wurden, als von Analysten erwartet. Der Umsatz wurde auf 6,3 Mrd. USD mehr als verdoppelt.
Bei Windows gingen Umsätze und Erträge zurück, denn im Vorjahr war durch Beendigung des Supports für das beliebte Windows XP ein erheblicher Zulauf für die aktuellen Versionen des Betriebssystems zu verzeichnen gewesen.
Der Rückgang in der Windows-Sparte konnte durch steigende Umsätze mit Hardware-Produkten ausgeglichen worden, was auch durch die Übernahme des Handygeschäfts von Nokia begünstigt war, auch wenn hier noch Integrationskosten negativ zu Buche schlugen. Hier kletterte der Umsatz im dritten Geschäftsquartal um 6% auf 21,7 Mrd. USD. Neben den sich immer besser verkaufenden Lumia-Handys ziehen auch die Verkaufszahlen beim Tablet Surface weiter an und es scheint sich auszuzahlen, dass der noch unter Nadellas Vorgänger Steve Ballmer eingeleitete Wandel von einem reinen Softwareanbieter hin zu einem integrierten Tech-Konzern à la Apple konsequent fortgesetzt wird.
Beim Gewinn blieb unterm Strich insgesamt weniger hängen als im Vorjahr, allerdings deutlich mehr, als erwartet. Der Überschuss sank um 12% verglichen mit dem Vorjahreszeitraum auf 4,99 Mrd. USD und der Gewinn je Aktie sank auf 61 Cents (68 Cents). Damit wurden die Erwartungen der Analysten von 51 Cents deutlich vaporisiert. Negativ über alle Spaten hinweg hat sich der starke Dollar ausgewirkt.
Die neue Strategie scheint Früchte zu tragen und das miese Vorquartal könnte nur eine Delle gewesen sein. Langfristig dürfte der Software-Dino zu alter Ertragsstärke zurückfinden und durch das Erschließen neuer Geschäftsfelder sowie das flexiblere Anpassen an Marktentwicklungen und Kundennachfragen auch seinen Aktionären weiterhin und zunehmend Freude bereiten. Der Dow Jones Wert glänzt zudem mit einer vergleichsweise attraktiven Dividendenrendite und einem umfangreichen Aktienrückkaufprogramm. Stoff, aus dem Kursgewinne und Aktionärsträume gemacht sind. Anleger erfreuen sich weiterhin an diesem "verkannten Value-Investment".
Microsoft befindet sich auf meiner Empfehlungsliste.
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