Zum Thema Dividenden äußert sich Warren Buffett gerne und regelmäßig. Doch man könnte glatt zu der Ansicht gelangen, er würde je nach Blickwinkel unterschiedliche Ansichten vertreten. Und das gilt durchaus auch für Aktienrückkäufe.
Buffett liebt Dividenden. Eigentlich...
Buffet bevorzugt Unternehmen mit saftigen Dividenden, denn sie bringen ihm für seine Beteiligungsholding Berkshire Hathaway einen steten Zustrom frischen Geldes, das er dann wieder reinvestieren kann. Aufgrund seiner vielen Beteiligungen landet nicht alle paar Wochen mal ein Dividendenscheck im Briefkasten, sondern es gehen täglich viele Dividenden auf dem Konto von Berkshire Hathaway ein. Und die warten geradezu auf neue Anlageideen von Warren Buffett und Charlie Munger. Zwischenzeitlich hatte sich sein Cashbestand auf atemberaubende 150 Mrd. USD hochgeschraubt, doch seit Jahresbeginn investierte Buffett bereits mehr als 50 Mrd. USD für Aktienkäufe und so liegen jetzt "nur" noch rund 100 Mrd. USD in der Kasse. Die heftigen Börsenturbulenzen haben also auch ihr Gutes - für Buffett und Berkshire-Aktionäre.
Wenn jedoch die eigenen Investoren seiner Holding - Buffett betrachtet sie als Partner - die Forderung an Buffett herantragen, diese hohen Cash-Reserven auch für Dividendenzahlungen an die Berkshire-Aktionäre einzusetzen, blockt Buffett kurzerhand ab. Und dafür hat er natürlich seine Gründe. Auch Gute?!
Als Investor liebt Buffett Dividenden, weil sie ihm Cash aufs Konto spülen und damit seine Investitionsmöglichkeiten erhöhen. Doch er findet es geradezu frevlerisch, wenn Dividendenzahlungen ihm selbst Geld aus der Tasche ziehen würden. Denn er ist der Meinung, dass er das Geld viel besser anlegen kann als die Aktionäre von Berkshire Hathaway selbst. Daher will er es ihnen nicht als Dividende auszahlen und sie darauf auch noch Steuern zahlen lassen. Er will es in seiner Holding behalten, um es zu reinvestieren und so auch für seine Aktionäre den Zinseszinseffekt voll wirken zu lassen ("Compounding"). Und Buffett hat es drauf, besser als alle anderen, denn seit mehr als 50 Jahren hat er eine jährliche Durchschnittsrendite von knapp 20 % erwirtschaftet - und sich alleine durch seine Investments zu einem der reichsten Menschen der Welt emporgearbeitet.
Am Ende hat Warren Buffett Recht - mit beiden Positionen. Anleger sollten durchaus auf Dividenden achten, denn solide Dividendentitel schlagen sich erfahrungsgemäß an der Börse besser als Titel, die keine Dividenden auskehren. Und sie zahlen sich für die Anleger in regelmäßigen Geldeingängen auf dem Konto aus.
Andererseits gibt es goldene Ausnahmen und Warren Buffetts Berkshire Hathaway ist eine solche, ebenso wie Amazon. Beide verwenden "ihr" Geld lieber für eigene Zwecke: Amazon steckt es in den Ausbau seines operativen Business und Buffett kauft weitere Unternehmen auf.
Obwohl Buffett seinen Anlegern keine Dividenden zahlt, sollte die Aktie in keinem Depot fehlen, denn was das Investieren angeht, spielt Buffett in einer ganz anderen Liga. Das zeigt sich auch am Aktienkurs von Berkshire Hathaway, der seit dem Jahresstart mit 3,2 % im Plus liegt, während der Dow Jones 11,4 % verloren, hat, der S&P 500 15,6 %, die NASDAQ 24,5 % und der ARK Innovation ETF von Cathie Wood sogar 53,9 %. Das ist "relative Stärke" und auch absolut kann die Aktie überzeugen, denn sie ist mit 465.000 USD die teuerste Aktie der Welt. Als Buffett Berkshire Hathaway Mitte der 1960er Jahre übernahm, lag sie um die 50 USD und im März 2022 markierte sich ein neues Allzeithoch bei 540.000 USD. Atemberaubend!
Aktienrückkäufe bei Berkshire Hathaway
Eine andere Verwendungsmöglichkeit für einen hohen Cashflow sind Aktienrückkäufe. Auch diese liebt Buffett, jedenfalls dann, wenn sie Mehrwert für Aktionäre schaffen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn das Unternehmen eigene Aktien unterhalb des Buchwerts kaufen kann. Bei Berkshire Hathaway ist es allerdings schon lange her, dass dies möglich war. Und so hatte Buffett lange Jahre als Richtschnur vorgegeben, dass er eigene Aktien zum max. 1,2-fachen Buchwert zurückkaufen würde.
»Keine andere Maßnahme nützt Aktionären so viel wie Aktienrückkäufe. Sofern das Unternehmen über ausreichend Liquidität für das operative Geschäft verfügt und die Aktie mit einem nennenswerten Abschlag auf den inneren Wert notiert - konservativ gerechnet.«(Warren Buffett)
Doch die Zeiten haben sich geändert. In Ermangelung alternativer Investmentmöglichkeiten hat Buffett diese Regeln in den letzten Jahren gelockert und kann nun bis etwa zum 1,5-fachen des Buchwerts eigene Aktien zurückkaufen. Konkret besagt die neue Regelung, dass künftig jederzeit Aktienrückkäufe getätigt werden können, wenn Warren Buffett und sein Vize Charlie Munger der Meinung sind, dass bei konservativer Betrachtungsweise der Rückkaufkurs unterhalb des intrinsischem Wertes der Berkshire-Aktien liegt. Wobei der Cashbestand zu keiner Zeit unter 20 Mrd. USD fallen darf, weil Buffett Berkshire und seine Töchter niemals von externen Kapitalgebern abhängig machen will, egal wie schlimm die Krise auch ausfällt. Berkshire soll immer genügend Geld haben, um sich und seine Beteiligungen mit Liquidität versorgen zu können. Renditemaximierung muss hinter diesem Ziel zurückstehen.
Buffett hat nun also mehr Spielraum, auch eigene Aktien zurückzukaufen. Auf Dividendenzahlungen werden Berkshire-Aktionäre aber wohl noch länger warten müssen - ich kann mir kaum vorstellen, dass Buffet und Munger sich hierbei umentscheiden werden. Nicht zu ihren aktiven Zeiten jedenfalls. Und ich hoffe für uns alle, dass diese noch lange anhalten werden. Dafür verzichte ich auch gerne auf die Dividende...
Disclaimer: Habe Apple, Berkshire Hathaway auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.
••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Februar 2015
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