Anders als die Angabe der reinen Verwaltungskosten schafft die TER eine bessere Vergleichsmöglichkeit der Kostenbelastungen verschiedener Fonds. Kritisch anzumerken bleibt jedoch, dass etwa Kosten nicht berücksichtigt werden, die aus Käufen und Verkäufen innerhalb des Fondsvermögens entstehen (Handelskosten, Courtagen und ggf. Börsenumsatzsteuern). Ebenso wenig Performancegebühren, Depotbankgebühren und andere Verwaltungskosten, die Depot führende Kreditinstitute oder Finanzverwaltungsgesellschaften in Rechnung stellen. Und bei den zunehmend beliebten Wikifolios sucht man die Angabe der TER vergeblich...
Die Total Expense Ratio legt den Finger in die Wunde, denn sie zeigt, wie viel positive Rendite der Fonds/ ETF erst einmal erwirtschaften muss, bevor der Anleger überhaupt Plus macht. Bei einer TER von 2% liegt der Anleger zum Jahresstart also schon mal 2% im Minus - bevor die Inflation zuschlägt und ggf. auch noch Steuern auf die ausgewiesenen Gewinne anfallen.
Die TER ist seit 2004 eine Pflichtangabe für alle in Deutschland zugelassenen Investmentfonds. Sie ist in den wesentlichen Anlegerinformationen unter "laufende Kosten" anzugeben, regelt das Investmentgesetz. Darüber hinaus ist sie im jährlichen Rechenschaftsbericht bzw. Jahresabschluss zu veröffentlichen und im "Factsheet" (Informationsblatt) sowie in allen nach Abschluss des Geschäftsjahres herausgegebenen oder neu aufgelegten Verkaufsunterlagen und Werbeinformationen.
Besonderheit Wikifolio
Bei Wikifolios wird keine TER ausgewiesen, sondern es gibt die separaten Angaben der jährlichen Zertifikategebühr und der Performancegebühr. Dabei ist die Zertifikategebühr unabhängig vom Kurserfolg des Wiki fällig, während die Performancegebühr immer dann anfällt, wenn das Wiki einen neuen Höchststand erreicht. Dabei wird die "High Watermark" zugrundegelegt, die den jeweiligen Höchststand im laufenden Kalenderjahr angibt; die Berechnung wird am Jahresanfang neu gestartet. Ergänzende Angaben zur Kostenbelastung finden sich im "Basisinformationsblatt" zum Wiki.Merke: je niedrige die TER, desto größer die Chance, dass auch der Anleger mit dem Produkt Gewinn macht!
Das entscheidende Kriterium ist allerdings weiterhin die Auswahl der richtigen Anlage. Wer auf den falschen ETF/ Fonds setzt, dessen Rendite rettet auch eine besonders niedrige TER nicht. Andererseits bedeutet eine besonders hohe TER nicht automatisch eine bessere Performance - das Motto "Qualität kostet" ist hier fehl am Platz. Bei der Auswahl sollte man auch nicht nur auf die letzten zwei, drei Jahre schauen, sondern lieber über einen längeren Zeitraum die Performance betrachten. Ein zu kurzer Zeitraum birgt die Gefahr, dass es sich um einen Einmaleffekt handelt und dann gibt es noch das "Phänomen", dass die Fondsmanager, die die letzten drei Jahre besonders gut waren, im Anschluss besonders schlecht abschneiden - und umgekehrt. Das wird darauf zurückgeführt, dass ihr Erfolg in der Vergangenheit zu starken Mittelzuflüssen neuer Anleger führen, die dann angelegt werden müssen. Und das geht natürlich nicht rückwirkend zu den früheren Kursen in den damals ausgewählten Wertpapieren, sondern unter "realen und aktuellen" Konditionen. Und da fällt bei einem zu großen Fondsvolumen u.U. schon mal der eine oder andere aussichtsreiche Smallcap weg, der zuvor noch auf der Kaufliste gestanden hätte. Das viele frische Geld kann also auch zu einer Anpassung der Anlagestrategie führen.
Die Auswahl des richtigen Fonds/ ETFs ist also nicht so einfach, weil frühere Erfolge sich nicht einfach in die Zukunft fortschreiben lassen. Die Kostenbelastung ist ein wichtiger, aber nicht der alleine ausschlaggebende, Faktor. Und für mich sind diese Unwägbarkeiten ein zusätzlicher Grund, weshalb ich auf Stock Picking setze, also auf ausgesuchte Einzelwerte. Das Research muss ich ohnehin machen, um die beste Investitionsmöglichkeit zu finden. Und dann bin ich doch lieber in einem Unternehmen investiert, als nur an einem Korb von Aktien...
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