Unter Stock-Picking versteht man das Investieren in einzelne Aktien und es ist die Grundlage der Strategien sowohl von Value Investoren als auch von Quality Investoren.
Durch gezieltes Investieren in Aktien einer bestimmten Gesellschaft, eines bestimmten Marktes oder Sektors wird eine überdurchschnittliche Rendite erwartet. Dabei ist der Grundgedanke, dass anhand einer fundamentalen Analyse der Kennzahlen eines Unternehmens und des Marktes, in dem es sich bewegt, diejenigen herausgefiltert werden können, die sich langfristig besser entwickeln werden als der Gesamtmarkt bzw. ihr Vergleichsindex. Entweder aufgrund ihrer besonders attraktiven Bewertung oder wegen ihrer herausragenden Marktstellung, dem sog. ökonomischen Burggraben" (Engl.: "Moat"). Oder beidem.
»Die Kunst des Investierens in Aktiengesellschaften ist... einfach, zu einem vernünftigen Preis ein Unternehmen mit hervorragender Wirtschaftlichkeit und einem fähigen, ehrlichen Management zu erwerben. Danach brauchen Sie nur noch zu kontrollieren, ob diese Eigenschaften bewahrt werden.«(Charlie Munger)
Das Stock-Picking steht damit in Konfrontation zu der Erkenntnis, dass die meisten Anleger schlechter abschneiden als der Markt. Auch und vor allem die Profis! Allerdings gibt es eine Reihe von Investoren, die über lange Zeiträume bessere Ergebnisse abliefern, wie Bernard Baruch, Warren Buffett, Philip Carret, Stanley Druckenmiller, Benjamin Graham, Philip A. Fisher, Ken Fisher, Peter Lynch, Charlie Munger, Walter Schloss, George Soros oder Sir John Templeton. Es kann also als erwiesen gelten, dass Stock-Picking erfolgreich ist - wenn man es denn richtig macht...
Und das bedeutet vor allem, sich vor dem Kauf einer Aktie intensiv mit dem Unternehmen, seinem Business, seinen Geschäftszahlen zu beschäftigen und und hierauf basierend eine Bewertung vorzunehmen.
»Wenn du alle Fakten zusammen hast, kann deine Entscheidung richtig sein; wenn du nicht alle Fakten zusammen hast, kann sie nicht richtig sein.«(Bernard Baruch)
Es liegt also am jeweiligen Investor selbst, ob er mit Stock-Picking Erfolg haben kann, aber es ist keine Strategie für den Feierabend-Anleger. Otto Normalanleger sollte sich jedoch nicht vom Investieren in Aktien abschrecken lassen, sondern ggf. in ETFs oder Indexfonds investieren, die als aussichtsreich und für ihn Risiko ärmer gelten können.
»Ihr Ziel als Investor sollte es einfach sein, zu einem vernünftigen Preis einen Teil eines leicht verständlichen Geschäfts zu kaufen, dessen Gewinne in fünf, zehn und zwanzig Jahren nahezu sicher erheblich höher ausfallen werden als heute.«(Warren Buffett)
Deshalb bin ich ein Stock-Picker
Schon als Jugendlicher, seit meinem ersten Aktienkauf, hat mich die Faszination Börse gepackt und nie wieder losgelassen. Wenngleich es harte Zeiten gab, wie die Börsencrashs 1990, 2000-2003, 2008/09 und natürlich den Corona-Absturz 2020. Ich habe in meinen 35 Jahren an der Börse viele Fehler gemacht und es hat lange Zeit gedauert und mich viel Lehrgeld gekostet, bis ich meinen eigenen Investmentstil gefunden habe: Ich beherzige die Lehren Benjamin Grahams, Warren Buffets, Peter Lynchs und Philip A. Fishers - je nachdem, in welchem Segment ich mich bewege. Mal setze ich auf unterbewerte, vernachlässigte Nebenwerte, mal auf Turnaround-Spekulationen, aber überwiegend auf Quality Investments mit breitem Burggraben und Preissetzungsmacht. Und bisweilen auf relativ unbekannte Wachstumswerte.
»Jeder kann Geld mit Aktien verdienen, wenn er nur seine Hausaufgaben macht.«(Peter Lynch)
Ich hatte die Chance, mein Hobby zum Beruf zu machen und ich habe diese Chance ergriffen. Ich beschäftige mich gerne mit Aktien, mit den ihnen zugrunde liegenden Unternehmen, und dem Versuch herauszuarbeiten, wo sich besondere Chancen verbergen. Sei es durch eine deutliche Unterbewertung oder aber durch noch nicht angemessen gewürdigte Potenziale. Und weil ich diese Herausforderung mag, kommen für mich Indexfonds oder ETF-Investments nicht infrage. Wenn ich mir ein Haus kaufe, will ich nicht irgendeines haben und auch bei einem Auto ist es mir nicht egal, was ich da bekomme. Ich suche mir genau das richtige für mich aus, das eine, das meinen Anforderungen entspricht, das mir gefällt, mit dem ich mich wohlfühle. Und für das ein angemessener Preis aufgerufen wird. Ich suche und kaufe selektiv. Und das mache ich auch bei Aktien, diesen ganz besonderen Unternehmensanteilen.
»Am Fließband stehen, das ist Arbeit. Was ich mache, ist Freizeitgestaltung mit beruflichem Hintergrund.«
(Karl Lagerfeld)
Ich bin Stock-Picker, weil es das ist, was ich mag, weil es das ist, womit ich mein Geld verdiene und verdienen möchte. Und, ja, weil ich es kann... ツ
••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Dezember 2014
••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Dezember 2014
Stockpicking macht einfach mehr Spaß! Das ist einfach so!
AntwortenLöschenETF's und Fonds sind einfach sehr anonym, obwohl ich da auch mit Sparplänen aktiv bin, kaufe ich Einzelaktien bzw. baue vorhandene Positionen aus und zwar nur mit Geld, das ich länger nicht unbedingt brauche.
VG aus Bayern
Joe
Schönen Guten Tag (-;
AntwortenLöschenich verfolge deinen Blog schon eine Weile, wir mal Zeit kurz hallo und danke zu sagen für deine Beiträge, die immer sehr inspirierend und hilfreich sind. Ich freue mich immer wenn es was neues zum Lesen gibt…
Viele Grüße und weiter so!
Damian
Geht mir genauso! Vielen Dank!
LöschenHallo Michael, vielen lieben Dank für deine Gedanken. Auch ich folge Dir und Deinen Ideen schon etwas länger und bin von der Art und Wiese, wie du über den Markt und Aktien denkst sehr interessant. Ich selbst habe ETFs und Einzelaktien und fühle mich damit sehr sehr wohl. Danke für deine tolle Arbeit, aber vor allem für DEINE TRANSPARENZ!!!
AntwortenLöschenHallo Michael,
AntwortenLöschenich habe eine leicht provokative Frage: Du strebst eine langfristige Performance von 15 % p.a. an und übertriffst dieses Ziel seit Jahren dank Deiner Expertise und Arbeit, worüber ich mich natürlich sehr für Dich freue. Für jemanden wie mich, der weder über dieselbe Kompetenz noch über die Zeit verfügt, ähnlich zu agieren, stellt sich jedoch die Frage, was eine realistische Zielsetzung für die Rendite wäre.
Der DAX liefert langfristig etwa 8 % p.a., was für mich einen ersten Referenzpunkt darstellt. Wenn ich allerdings in Richtung USA blicke, sehe ich den S&P 500, der in den letzten Jahren 15 % p.a. erzielt hat – zumindest wenn man über einen ETF wie diesen hier https://extraetf.com/de/etf-profile/IE00B3XXRP09?tab=overview investiert hätte. Dabei müsste ich keine zusätzliche Zeit in die Sache investieren (!). Es scheint also, als könnte ich zumindest Dein Mindestziel von 15 % ebenfalls erreichen, obwohl ich nicht über Deine Fachkenntnisse verfüge.
Natürlich würde ich damit keinesfalls Deine Renditen von 20-30 % p.a. erreichen. Aber 15 % wären doch nicht schlecht und vermutlich sogar weniger riskant, als eine FS KKR zu halten. Oder habe ich irgendwo einen Denkfehler?
Beste Grüße
Konstantin
Ja, du machst einen Denkfehler, Konstantin. Du schreibst die außergewöhnlich starke Performance des S&P 500 in den letzten 10 Jahren (überwiegend dank der Magnificent 7) einfach auf die Zukunft fort. Ich denke nicht, dass dies funktionieren wird, weil diese außergewöhnlichen Wachstumsraten bei den BigTechs nicht endlos fortgesetzt werden können. Und wenn sich dort das Wachstum abschwächt, schwächt sich auch die Rendite des S&P 500 wieder ab - die bekannte "Rückkehr zum Mittelwert".
LöschenRichtig ist, dass man mit ETF-Investments (in die großen US-Indizes) eine überdurchschnittliche Rendite erzielen kann - wenn man es denn schafft, die ETFs nicht zu traden (was die meisten ETF-Anleger aber doch tun und deshalb unterm Strich deutlich weniger Rendite erzielen, als wenn sie den ETF einfach stur behalten hätten).
Deshalb rät Warren Buffett allen Anlegern, die keine Zeit für oder zu wenig Ahnung von Unternehmensberichten und -analysen haben, passive Indexfonds zu kaufen. Ein guter Rat, aber eben auch langweilig. ;-)
P.S.: Meine Rendite lag 2023 bei 55 % - aber das war eine absolute Ausnahme. Der Durchschnitt seit 2014 sind 19 %, nicht "20-30 % p.a.". ;-) Die 19 % sind aber durchaus vorzeigbar und toppen - jedenfalls zur Zeit - meine langfristiges Ziel von 15 %, da ist richtig. Da hat das Ausreißerjahr 2023 durchaus einen gewichtigen Anteil dran...
P.P.S.: Noch ein kleiner Denkanstoß von Buffett: 24 Millionen Dow-Punkte ;-)
"Menschen, die erwarten, in diesem Jahrhundert jährlich 10 % mit Aktien zu verdienen - wobei davon 2 % aus Dividenden und 8 % aus Kurssteigerungen stammen - implizieren damit einen Stand von etwa 24.000.000 im Dow Jones Index bis zum Jahr 2100."
(Warren Buffett, 2024)
Vielen Dank für die schnelle Antwort, Michael!
LöschenBitte entschuldige die ungenaue Darstellung Deiner Renditen der letzten 10 Jahre, insbesondere der außergewöhnlich guten Rendite im Jahr 2023.
Was wäre aus Deiner Sicht ein realistisches Renditeziel für jemanden, der zwar kein Experte ist, aber bereit ist, sich in der Freizeit mit der Materie systematisch zu beschäftigen (z. B. durch Blogs, Quartalsberichte usw.)?
Als Amateur muss man schließlich immer abwägen: Die vielen Stunden, die man mit der Materie verbringt, sind produktive Zeit („Arbeitsstunden“), die möglicherweise anderweitig gewinnbringender eingesetzt werden könnten. Andererseits könnte es sich ab einer gewissen Größenordnung des eigenen Depots lohnen, die berufliche Tätigkeit zu reduzieren, um (immer) mehr Zeit für das Stockpicking zu haben.
Beste Grüße
Konstantin
Naja, wenn man weniger als 10 % pro Jahr erzielt oder glaubt erzielen zu können, dann kann man alternativ guten Gewissens (und mit viel weniger Aufwand) einen S&P 500-ETF kaufen und ggf. mtl. besparen. Oder man setzt auf Berkshire Hathaway. Buffett selbst geht davon aus, dass er (und seine Nachfolger) in Zukunft nicht mehr deutlich besser als der S&P 500 abschneiden werden, sondern "nur leicht" besser. Für mich wäre das eine ernstzunehmende Alternative.
LöschenIch hab vor 11 Jahren mein Hobby Börse zum Beruf gemacht und lebe seitdem davon. Anfangs war das schwierig, weil ich relativ wenig Kapital zur Verfügung hatte, das dann meinen Lebensunterhalt verdienen musste. Mit der Zeit und steigendem Kapital ist das Problem aber immer kleiner geworden. Ich wusste aber genau, was ich wollte. Und einen "richtigen" Job, den ich dafür hätte aufgeben können/müssen, hatte ich auch nicht. Jedenfalls keine Tätigkeit, der ich groß hinterherweinen musste.
Grundsätzlich ist es am wichtigsten, dass man seine eigene Strategie findet, eine, die zu einem passt. Ich habe viele Jahre dafür benötigt und mir eine Reihe von Fehlgriffen geleistet, aber inzwischen fahre ich mit meiner Strategie sehr gut. Und damit meine ich nicht nur die erzielte Gesamtrendite, sondern auch dass ich kritische Börsenphasen vergleichsweise entspannt durchstehe - das war früher anders. Ich handele weniger und denke mehr nach, bevor ich kaufe oder verkaufe. Und ich kaufe ein paar Qualitätsunternehmen, bei denen ich davon ausgehe, dass sie mittel- und langfristig starke Perspektiven haben. Dann muss ich nur noch darauf achten, dass meine Einschätzung richtig ist/bleibt und... dass ich nicht die Geduld verliere und verkaufe, weil die Geschäftsentwicklung und/oder der Kurs nicht das tun, was ich erwartet habe.
So funktioniert meine Strategie, aber das heißt nicht, dass sie für jeden funktioniert. Gerade fokussiert und nicht breit gestreut zu investieren, fällt vielen Anlegern schwer. Und stets voll investiert zu sein, ebenfalls. Egal, welche guten Argumente ich bringe, ich kenne kaum jemand, der das so macht. Aber ich bin davon überzeugt und ich liege ja nicht deshalb falsch, weil (fast) alle anderen es anderes machen. ;-)