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Sonntag, 18. Juli 2021

Buy & Hold: Geh den Weg des Warren Buffett und investiere erfolgreich(er)

Warren Buffett liebt und lebt das Prinzip des Buy & Hold, des Kaufens und Behaltens. Seine bevorzugte Anlagedauer sei für immer, hat er öffentlich verkündet. Und wenn man sich die größten Positionen in dem Portfolio seiner Investmentholding Berkshire Hathaway ansieht, so sind sie teilweise seit Jahren und Jahrzehnten unverändert: Wells Fargo, American Express, Coca Cola. Auch seine im lukrativen Duracell-Deal eingetauschten Procter & Gamble-Aktien hielt er weit mehr als zehn Jahre - sie resultierten aus seinem Einstieg bei Gillette, die dann später von P&G übernommen wurden.

Seine Einstellung zum langfristigen Investieren legt Buffett auch immer wieder in seinen Jahresberichten dar, die er den Berkshire-Aktionären und Anlegern weltweit zur Verfügung stellt. Zwei besonders bemerkenswerte Passagen aus Jahresberichten von Mitte der 1990er Jahre möchte ich heute mal aufgreifen und in Erinnerung rufen.

»Inaktivität erscheint uns als intelligentes Verhalten. Weder wir noch die meisten Business-Manager würden hoch profitable Tochtergesellschaften fieberhaft handeln, nur weil ein kleiner Schritt beim Zinssatz durch die Federal Reserve vorhergesagt wurde, oder weil irgendein Wall-Street-Experte seine Ansichten zum Markt geändert hätte. Warum also sollten wir uns anders verhalten bei unseren Minderheitsbeteiligungen an wunderbaren Unternehmen?«
(Warren Buffett)
Diese Sicht auf die Börse sollte sich jeder Anleger noch einmal vergegenwärtigen. Nur weil man Aktien jederzeit handeln kann, heißt das nicht, dass man das auch tun muss oder soll. Man sollte sich darauf besinnen, dass man sich an einem Unternehmen beteiligt, eine Partnerschaft mit den anderen Eigentümern eingeht, nicht bloß ein Lotterielos namens Aktie für ein Casino namens Börse kauft. Als würde man in eine GmbH einsteigen, dort Anteile erwerben. Die kann man nicht tagesaktuell kaufen oder verkaufen.

Da Aktienmärkte tendenziell steigen, trotz aller Schwankungen und zwischenzeitlicher Crashs, läuft man beim Markttiming Gefahr, die besten Tage zu verpassen und damit seine Jahresperformance erheblich zu verringern.
»Am wichtigsten ist, dass man die richtigen Aktien hat, wenn der Markt steigt. Der größte Teil der Investmenterträge fällt in kurzen Zeiträumen an und es ist so gut wie unmöglich, diese vorherzusagen und Aktienkäufe danach auszurichten.«
Betrachtet man den Dow Jones Index über 20 Jahre von 1996 bis 2016, so legte er in dieser Zeit um 338 Prozent zu. Verpasste man in dieser Zeit allerdings die 10 besten Tage, betrug die Performance nur noch 93 Prozent und war man an den 20 besten Tagen nicht investiert, erzielte man sogar nur 8 Prozent. Eine dramatisch niedrigere Wertentwicklung! Und beim S&P 500 Index ergeben sich keine grundsätzlich anderen Tendenzen. Anstelle von 440 Prozent hätte man ohne die besten 10 Tage 170 Prozent und ohne die besten 20 Tage 68 Prozent erzielt, hat die Privatbank Bellerive ermittelt.

Und schaut man sich die 20-Jahres-Performance von 338 bzw. 440 Prozent an, sollte einleuchten, dass der Versuch, die schlechtesten 10 oder gar 20 Tage zu vermeiden, keine erfolgversprechende Strategie gewesen wäre. Die Gefahr, die besten Tage zu verpassen, wäre einfach zu groß gewesen. Und daher sollte man lieber gleich die Finger vom Markttiming lassen.
»Die Kunst der erfolgreichen Investitionen in öffentliche Unternehmen ist kaum unterschiedlich zu der Kunst des erfolgreichen Erwerbs von Tochtergesellschaften. In beiden Fällen möchte man einfach zu einem vernünftigen Preis ein Unternehmen in ausgezeichneter wirtschaftlicher Verfassung und einem ehrlichen Management erwerben. Danach muss man nur überwachen, ob diese Eigenschaften beibehalten werden.«
(Warren Buffett)
Solange sich also die Rahmenbedingungen für das Unternehmen nicht fundamental verändern und eine Neueinschätzung des Investments nötig machen, solange verändert Buffet auch seine Haltung gegenüber dieser Position nicht. Seiner Auffassung nach ist dafür das Management zuständig. Das soll das Unternehmen immer wieder an neue gesetzliche Regelungen und wirtschaftliche Herausforderungen anpassen und neu aufstellen. Das ist nicht die Aufgabe eines Aktionärs. Hier unterscheidet Buffett rigoros und deshalb ist ihm ein erfahrenes, kompetentes und ehrliches Management auch so wichtig.

Buffetts Qualitätskriterien

Er investiert daher in Unternehmen mit einem hervorragenden Business, das gegenüber seinen Konkurrenten unbezwingbare Wettbewerbsvorteile und damit eine Preissetzungsmacht hat. Beim Quality Investing wird neben der eigentlichen Bewertung anhand der Kennzahlen, wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Verschuldungsgrad, Eigenkapitalrendite oder Cashflow-Betrachtungen besonders auf die Stellung des Unternehmens im Markt geachtet, also ob es über einen Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Mitbewerbern verfügt ("Moat"). Und wenn diese Voraussetzungen vorliegen, dann fällt es einem Investor auch wesentlich leichter, sich zurückzulehnen und dem Management die Zügel zu überlassen, sich in Geduld zu üben, während sich das Unternehmen entwickelt. Und mit ihm der Aktienkurs. Wie uns schon Benjamin Graham, der Urvater der Fundamentalanalyse und Lehrer sowie Mentor Warren Buffetts lehrte: "Geduld ist die oberste Tugend des Investors".

In diesem Sinne wünsche ich uns allen mehr Geduld bei unseren Investments und mehr Gelassenheit beim Umgang mit dem täglichen "Blätterrauschen" der Börsenblättchen, Newsletter und Hot-Stock-Empfehlungen.


Meine Lese-Tipps
▶ "Buffett. Die Geschichte eines amerikanischen Kapitalisten" von Roger Lowenstein
▶ "Das Tao des Warren Buffett" von Mary Buffett und David Clark
▶ "Die Essays von Warren Buffett: Die wichtigsten Lektionen für Investoren" von Lawrence A. Cunningham
▶ "Investieren mit Warren Buffett. Sichere Gewinne mit der Fokus-Strategie" von Robert G. Hagstrom
▶ "So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen" von Mary Buffett und David Clark
▶ "So macht es Warren Buffett: 24 einfache Anlagestrategien" von James Pardoe
▶ "Warren Buffett. Das Leben ist wie ein Schneeball" von Alice Schroeder
▶ "Warren Buffett – Der Jahrhundertkapitalist" von Gisela Baur
▶ "Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie." von Robert G. Hagstrom

2 Kommentare:

  1. Ich habe nie getimed und bin immer dem Buffet-Ansatz gefolgt, erfolgreich.
    Aber mittlerweile sind meine Aktien so teuer geworden, dass ich aufgehört habe, diese weiter aufzustocken. Ich will nicht weiter zukaufen. Es ist überall Utopia-Szenario eingepreist, und das teils über Jahrzehnte. Die Dividendenrenditen sind auch nicht mehr attraktiv bei meinen Werten. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass diese historischen Überbewertungen abgebaut wurden. Ich setze nun mein Geld darauf, dass es auch dieses Mal passiert, und zwar bald. Dieses Jahr noch. Und wenn es nur eine kleine und schnelle Korrektur ist. Wenn nicht, hätte ich tatsächlich Kursgewinne verpasst. Ändert aber nichts daran, dass Aktien noch nie so hoch bewertet waren. Und die Renditen so gering.
    ich versuche mich jetzt erstmalig im market-timing, wünsch mir Glück :>

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  2. Ich erinnere an Buffetts PetroChina-Deal, in den er sich 2003 durch Munger und dessen Affinität zum "China Hype Train" hat drängen lassen und aus dem er 2007 mit der Begründung "Aktie ist zu stark gestiegen" verabschiedet hat. Keine Änderung des Managements, keine Änderung der Aussichten (Öl war von 30 auf 70USD gestiegen und stieg nach dem Verkauf weiter bis 120), nichts was irgendwie für einen Verkauf nach seinem buy+hold Prinzip gesprochen hätte. Das war - im Gegensatz etwa zu dem BYD-Investment - eine reine Spekulationsgeschichte.

    Was das time vs timing angeht: Zum einen spricht dagegen, dass wenn man das Prinzip umdreht und nur die 10 schlechtesten Tage "verpasst" hat, die Performance doppelt so hoch ist wie beim buy+hold forever. Zum anderen scheint mir, hat der Ersteller der Statistik einfach die Tage mit den 10 höchsten Anstiegen genommen und aufaddiert. Das ist insofern falsch, als es danach in mehreren Fällen noch Crashs gab, die diese Gewinne vollständig aufgefressen haben.
    Z.B. der grösste prozentuale Tagesanstieg beim DJIA innerhalb dieses Zeitraums, der 13.10.08 mit +11% (und einem Endstand von ~9400) war 2 Tage später beim größten Verlusttag (15.10.08 -8% auf ~8600) schon wieder komplett egalisiert. Ebenso beim 2.platzierten Plustag (28.10.08, +11% auf ~9050) -> 01.12.08 -8% auf ~8150.

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