Immer mehr Anleger setzen auf passive Einkommensströme, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder ihre Rente aufzupolstern. In Zeiten niedriger Zinsen gingen Anlegern die Alternativen für rentierliche Anlagen aus, inzwischen bekommt man für Geldanlagen wieder Zinsen und auch Anleihen werfen einiges ab, wobei die Inflation die Erträge wieder wegfrisst.
Als charmante Möglichkeit bietet sich an, auf dividendenstarke Aktien zu setzen, um so eine attraktive Verzinsung zu erzielen. Doch so ganz ohne Risiko ist auch dieser Weg natürlich nicht und es gibt Einiges zu beachten...
Aktienkurse schwanken
Aktien sind bekanntlich Unternehmensanteile und diese kann man über die Börse handeln. Daher entsteht der Eindruck, der Wert des Unternehmens würde sich täglich ändern. Aber das tut er nicht! Lediglich der Preis, den man für einen Anteil am Unternehmen bezahlen muss und damit der Preis des gesamten Unternehmens verändert sich mit jeder neuen Kursfeststellung. Für mittel- und langfristig orientierte Anleger sind die Kursschwankungen mithin kein Hinderungsgrund, sich Aktien zuzulegen.
Darüber hinaus sollte man auch nicht vergessen, dass die Dividenden am Tag der Ausschüttung vom Aktienkurs abgezogen werden, sog. Dividendenabschlag. Denn das Unternehmen verliert ja die gezahlten Gelder und dieses ist ein Wertverzehr. Den Rest des Jahres - bzw. Quartals bei amerikanischen Unternehmen, die zumeist Quartalsdividenden zahlen - wird die nächste Dividende wieder im Kurs "angesammelt".
Auch Dividenden schwanken
Die absolute Höhe der Dividende ist weit weniger interessant, als ihr Verhältnis zum jeweiligen Aktienkurs. Denn hieraus ergibt sich die auf das Jahr berechnete Dividendenrendite - die man dann mit dem Jahreszinssatz für Spareinlagen oder Bundesanleihen vergleichen kann. Je höher die Dividendenrendite ist, desto attraktiver ist die betreffende Aktie unter diesem Aspekt.
So muss man sich bewusst machen, dass auch die Höhe der Dividenden nicht festgeschrieben ist, sondern von der Hauptversammlung beschlossen wird. Des Weiteren sollte man unbedingt auf die Ausschüttungsquote achten, also überprüfen, wie viel des Jahresgewinns als Dividende ausgeschüttet werden. Im Regelfall sollten dies zwischen 30 % und 50 % sein. Wachstumswerte, die auf das Kapital angewiesen sind, schütten zumeist weniger bis gar nichts aus und Unternehmen, die deutlich höhere Zahlungen vornehmen, sind oftmals gesetzte Unternehmen mit einem erfolgreichen Geschäftsmodell, das wenig zusätzliche Investitionen verlangt.
Substanzverzehr als Warnsignal!
Schüttet ein Unternehmen mehr an Dividenden aus, als es verdient, zehrt es von seiner Substanz. Hier gilt es genau hinzusehen, denn dies kann ein ernsthaftes Warnsignal sein. Denn sollte dieser Substanzverzehr mehrmals vorkommen, verliert das Unternehmen an Wert und der Aktienkurs wird sich dieser negativen Entwicklung nicht dauerhaft trotzen können und deutlich fallen.
Übergangsweise kann man einen Rückgriff auf die Rücklagen zum Zweck der Dividendenzahlung allerdings auch positiv werten, um z.B. mal einmalig schwache Jahresergebnisse zu glätten und Dividendenkontinuität zu gewährleisten. Wie zum Beispiel bei Rückversicherungsunternehmen, die Jahre mit hohen Schadensquoten so ausgleichen mit Mitteln, die sie in Jahren mit höheren Prämieneinnahmen aufgrund geringer Schadensereignisse auf die Seite gelegt hatten.
»Dividendenzahlungen bieten keine absolute Sicherheit, denn sie können gekürzt oder ganz gestrichen werden und Dividenden zahlende Unternehmen können Pleite gehen.«
Hohe Dividendenrenditen sind nicht unbedingt positiv
Betrachtet man die Dividendenrenditen, sollte man auch immer berücksichtigen, dass diese ja im Verhältnis zum Aktienkurs ermittelt werden. Eine hohe Dividendenrendite bedeutet also nicht unbedingt, dass eine hohe Dividende ausgeschüttet wird, sondern sie kann auch anzeigen, dass der Aktienkurs besonders niedrig ist. Zahlt ein Unternehmen 1 Euro Dividende je Aktie, macht dies bei einem Aktienkurs von 50 Euro eine Dividendenrendite von 2 % aus. Stürzt der Kurs dramatisch ab, z.B. aufgrund einer Gewinnwarnung des Unternehmens, und notiert nur noch bei 20 Euro, läge die Dividendenrendite schlagartig bei 5 %. Das klingt viel attraktiver, ist es aber in diesem Fall nicht! Denn die überall angegebene Dividendenhöhe bezieht sich ja auf die Zukunft und ist daher eine Prognose. Vermeldet das Unternehmen eine Gewinnwarnung, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es auch eine geringere Dividende für dieses Geschäftsjahr geben wird. Wenn überhaupt noch eine gezahlt wird. Die Analysten nehmen ihre Einschätzungen aber ja nicht unverzüglich vor, sondern immer mit einigem zeitlichen Abstand, so dass die Angaben auf Börsenseiten oder in Anlegermagazinen durchaus veraltet sein können.
Lieber auf Dividendenaristokraten setzen
Niemand ist davor gefeit, dass Unternehmen Dividenden senken oder aussetzen. Man kann aber die Wahrscheinlichkeit erhöhen, stetige Dividenden zu erhalten. Und zwar, indem man auf sog. Dividendenaristokraten setzt. Hierzu gehören Unternehmen, die in den vorausgegangenen 25 Jahren in Folge ihre Ausschüttungen beibehalten oder erhöht haben. Die Kriterien für die Dividendenaristokraten sind nicht fest definiert und so gibt es durchaus unterschiedliche Variationen. Grundsätzlich geht es darum, nur die Unternehmen auszuwählen, bei denen auch künftig eine konstante oder sogar steigende Dividende zu erwarten ist und die durch unternehmerische Erfolge erwirtschaftet wurde.
Unter Deutschlands Börsenelite finden sich jedoch bisher kaum entsprechende Unternehmen, daher werden hierzulande zumeist weichere Kriterien¹ angesetzt, um dem Grundprinzip trotzdem Rechnung tragen zu können.
Die Kriterien:
- In jedem der vergangenen zehn Jahre muss eine Dividende ausgeschüttet worden sein.
- In mindestens sieben dieser Jahre muss sie stabil oder höher ausgefallen sein,
- Die Dividendenrendite muss mindestens 3 % betragen.
- Die Eigenkapitalquote muss bei mehr als 30 % liegen.
- Das Unternehmen muss einen geringen Verschuldungsgrad aufweisen.
Orientiert man sich an diesen Kriterien, hat man mit hoher Wahrscheinlichkeit eine relativ sichere Dividendenausschüttung zu erwarten. Wenn man bei der Auswahl der richtigen Unternehmen nun noch auf die günstig bewerteten setzt, also auf ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und/oder ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV), winken zusätzlich noch Kursgewinne während der Anlagezeit, die die Gesamtrendite des Investments noch steigern können. Oder mit Blick nach unten: die Wahrscheinlichkeit von Kursverlusten liegt deutlich niedriger. Die Angst vor Kursverlusten sollte bei mittel- und langfristigen Anlegern ohnehin eine untergeordnete Rolle spielen!
»Die beste Zeit für die Geldanlage ist dann, wenn man Geld hat. Die Geschichte deutet nämlich darauf hin, dass nicht der Zeitpunkt zählt, sondern die Zeit.«(Sir John Templeton)
Wer sich die selbständige Auswahl geeigneter Aktien nicht zutraut, kann auch auf kostengünstige ETFs (Exchange-Traded Fund) setzen, die genau dieser Ausrichtung entsprechen.
Meine Lese-Tipps
▶ "Börsen-Mythen enthüllt für Anleger" von Ken Fisher
▶ "Das zählt an der Börse: Investieren mit Wissen, das die anderen nicht haben" von Ken Fisher
▶ "Die Kunst der richtigen Aktienauswahl: Die Investmentphilosophie einer Börsenlegende" von Ken Fisher
▶ "Kasse statt Masse: Wie Sie mit einem konträren Investmentansatz Geld verdienen" von Ken Fisher
••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus November 2014
Hallo Michael,
AntwortenLöschenwie schätzt du dein BDCs im DividendenDepot ein? Die stark gefallen Kurse verlocken zum einsteigen. Bin mir aber unsicher.Hier wäre ein Update von dir mega spannend.
Grüße und Besten Dank für deine Arbeit
BCS sind nicht stärker gefallen als der Gesamtmarkt, daher sind sie relativ gesehen auch nicht preiswerter als andere Aktien geworden.
LöschenGenerell leidet der Finanzsektor darunter, dass die Auswirkungen des Corona-Virus auf die globale Lieferkette und die Produktion der Unternehmen noch nicht wirklich abschätzbar ist. Hier baut sich also in den Bilanzen der Banken eine potenzielle Gefahr auf hinsichtlich Kreditausfällen und/oder Risikovorsorge.
Nun sind BDCs keine Banken, aber sie vergeben Kredite an kleine und mittelgroße Unternehmen und zwar zumeist an solche, die die herkömmlichen Standards bei Banken reißen und daher bereit sind, höhere Zinsen zu zahlen für das Fremdkapital. Darüber hinaus sind BDCs nicht immer mit erstrangig besicherten Krediten am Start, sondern auch mit nachrangigen und ggf. sogar mit Eigenkapital. Beides steht höher im Risiko, wenn die Unternehmen ins Trudeln geraten (was noch nicht so ist, aber die Gefahr hierfür steigt). Es dürfte also wahrscheinlich sein, dass die BDCs in nächster Zeit ihre NAVs deutlich abwerten müssen, weil sie höhere Risiken sehen oder weil bereits das eine oder andere Unternehmen schlapp gemacht hat. Solche Nachrichten wirken sich aber immer negativ auf die Kurse aus, da ja der NAV sinkt und ggf. auch die Einnahmen.
Des Weiteren muss man sich die BDCs jeweils genau ansehen, weil sie teilweise stärker im US-Öl- und Gassektor engagiert sind und der momentan aufgrund des Ölpreisschocks ja mächtig ins Straucheln gerät. Ich gehe hier von keiner kurzen Episode aus, sondern erwarte eher niedrige Ölpreise für geraume Zeit. Das könnte für so manche Firma aus dem Bereich zum Exitus führen, da nicht wenige von denen hoch Kredit finanziert sind. Und auch wenn das direkte Exposure in der Branche seitens einer BDC gering sein mag, könnte sich regional durchaus ein zusätzlich erhöhtes Risiko ergeben. so z.B. bei MAIN die hauptsächlich im Süden aktiv sind, wo viele Unternehmen von den Einnahmen durch die Ölindustrie und ihre Arbeitnehmer abhängig sind. Bereits Anfang 2016, nach dem damaligen heftigen Ölpreiseinbruch, waren GLAD und MAIN deshalb besonders im Fokus. MAIN habe ich ein paar Wochen zu früh gekauft, GLAD um den Tiefstpunkt herum. Das sieht man auf der Beobachtungsliste auch ziemlich gut bzgl. der unterschiedlichen Rendite seitdem.
Ausblick: Neben den zu erwartenden deutlichen Einbrüchen beim NAV aufgrund von zunehmenden Kreditausfällen kann es bei einigen BDCs auch wieder zu Dividendenkürzungen kommen. Diese beiden Damoklesschwerter schweben über der ganzen Branche und ich würde da eher abwarten, bis sich eine klare Erholungstendenz abzeichnet...
Danke für den Artikel, der durchaus nachvollziehbar ist. Was ist aber mit den Versicherern? Zählen diese schon zum Dividendenadel?
AntwortenLöschenDiese haben im Zuge der Coronakrise herbe Verluste erlitten. Wobei ich es bei diesen Titeln nicht nachvollziehen kann, zumal Versicherer hier nicht haften:
http://www.finanztreff.de/news/virus-versicherung-schuetzt-unternehmen-nicht-gegen-corona-schaeden/19631300
Extrem unter Dividendengesichtpunkten sticht hier Aegon hervor. Laut deiner Bewertungskriterien müßte die Aktie extrem unterbewertet sein. Die Dividendenrendite slebst bei einer Kürzung noch attraktiv sein (derzeit knapp 15%). Aegon hat zwar zuletzt schwächere Zahlen gemeldet. Aber warum nun nochmal dieser extreme Absturz. Aegon ist hauptsächlich im Renten- und LV-Versicherungsgeschäft. Rechnet der Markt hier mit vielen Todesfällen und LV-Auszahlungen?? Grundsätzlich ist Aegon ein großer finanzstarker Konzern mit Burggraben!?
Oder wie sieht es mit der MüRü und Allianz aus? Da ist es noch unverständlicher? Vielleicht könntest Du hier eine Beitrag über dies 3 Titel machen. Falls Du anderes im Kopf hast für Deinen nächsten Artikel wenigstens hier ein paar Stichpunkte/Begründungen, was Deiner Meinung nach der Grund dafür ist bzw. Deine grobe Einschätzung. Ich denke, diese Frage werden sich mehrere stellen, da es sich hier durchaus um ValueWerte handel.
Vielen Dank
Konrad
Hallo
AntwortenLöschenIch hatte mir aegon vor ca. 1 Jahr genauer angeschaut.
Die zahlen der letzten Jahre und insbesondere die Tendenz nach unten haben mich von einem Kauf abgehalten.
Was nützen einem 7-10 % dividenrendite, wenn die Kursrendite per anno bei 0 oder im negativen liegt?! (wohlgemerkt vor dem Einbruch der letzten Wochen)
Gruss
Hallo,
AntwortenLöschenwirklich ein sehr schöner Beitrag im Bezug auf Dividenden, den hab ich direkt mal verschlungen...
Immer weiter so... super Beiträgen.
Familien Finanzen im Griff
Gruß Stefan