Sonntag, 15. August 2021

Warren Buffetts goldene Regeln des Value Investings

"Good business, good management, good price", das sind die Kernelemente einer guten Investition. Damit hat es Warren Buffett schon treffend auf den Punkt gebracht, denn mehr ist es im Grunde nicht.

Investiere langfristig

Der Anlagehorizont sollte mindestens fünf Jahre betragen. Das erfordert Disziplin und Geduld, die Benjamin Graham als die oberste Tugend eines Investors bezeichnet. Warren Buffetts bevorzugte Anlagedauer ist "für immer" und so hält er seine großen Positionen American Express, Coca Cola oder Wells Fargo schon seit Jahrzehnten, durch alle Börsenturbulenzen hindurch. Er meint, "wer nicht bereit ist, eine Aktie zehn Jahre zu halten, sollte sie keine zehn Minuten besitzen". Und Charlie Munger, Buffetts Partner bei Berkshire Hathaway, bemerkt: "Du machst kein Geld, wenn du Aktien kaufst. Du machst kein Geld, wenn du Aktien verkaufst. Du verdienst Geld, wenn du abwartest. (...) Investieren ist, wenn du einige großartige Unternehmen findest und dann auf deinem Hintern sitzt".

Wähle gezielt aus

Investiere nur in hervorragende Unternehmen, die von einem herausragenden Management geführt werden. Buffett formuliert es so: "Es ist besser, ein hervorragendes Unternehmen zu einem guten Preis zu kaufen, als ein gutes Unternehmen zu einem hervorragenden Preis". Es geht also nicht darum, den günstigsten Einstiegskurs zu erwischen oder die Aktie mit dem höchsten Kurssteigerungspotenzial, sondern solide, stetig wachsende Unternehmen, die in einem gefestigten Markt tätig sind.
»Es ist möglich Geld - und zwar beträchtliche Summen - an der Börse zu verdienen. Aber nicht durch Käufe und Verkäufe, die man aufs Geratewohl startet. Die mächtigen Gewinne gehen dem intelligenten, sorgfältigen und geduldigen Investor zu. Kaufen Sie, wenn die Aktienpreise tief sind, und geben Sie die Papiere nicht aus der Hand. Eine große Schar von Menschen scheint diesen einfachen Grundsatz nicht zu erfassen. Sie fürchten sich vor Kaufgelegenheiten. Sie kaufen erst, wenn sie meinen, jedes Risiko vermieden zu haben. Meistens kaufen sie zu spät.«

Konzentriere Deine Investments

Das Depot sollte nicht viel mehr als 10 Werte umfassen, sonst verliert man schnell den Überblick. Buffetts humoriger Rat zu diesem sog. Focus Investing: "Konzentrieren Sie Ihre Investments. Wenn Sie über einen Harem mit vierzig Frauen verfügen, lernen Sie keine richtig kennen".

Buffett meint, man müsse so viel Mut und Überzeugung aufbringen, wenigstens 10 Prozent seines Kapitals in eine Geldanlage stecken zu können. Ansonsten sollte man lieber gleich die Finger davon lassen. Und zum allseits beliebten Thema Diversifikation meint er, die wäre nur nötig, wenn Investoren ihr Handwerk nicht verstehen würden.
»Die Disziplin eines Value Investors liegt darin, ein hervorragendes Unternehmen mit einem fähigen Management und guten Perspektiven zu finden - und auf den richtigen Einstiegskurs warten zu können.«
(Warren Buffett)

Vermeide Panik - nutze sie!

"Der größte Fehler, den Anleger machen können liegt darin, Kauf- oder Verkaufsentscheidungen von den aktuellen Schlagzeilen abhängig zu machen", sagt Buffett. Dabei liegt es in der Natur des Menschen, mit der Herde laufen zu wollen. An der Börse ist dieses Verhalten jedoch teuer!
»Große Anlagemöglichkeiten kommen immer dann, wenn hervorragende Unternehmen vorübergehend in schwieriges Fahrwasser geraten und deshalb unterbewertet werden.«
(Warren Buffett)

Und Buffett lebt diesen Rat vor: so stieg er bei American Express oder der Washington Post ein, als diese in der größten Krise ihrer Unternehmensgeschichte waren. Buffett war überzeugt, dass das Management das Unternehmen durch diese Krise führen und zu neuer Größe führen würde. Die anderen Anleger warfen die Aktien körbeweise auf den Markt, Buffett kaufte in großen Mengen. Und wurde so Milliardär. Auch bei Wells Fargo stieg er in einer Krisensituation ein oder bei Goldman Sachs während der Bankenkrise 2008 und der Bank of America, als diese 2011 ins Straucheln geriet.

»Ich kaufe gern, wenn die Kurse fallen. Und je stärker sie fallen, umso mehr kaufe ich.«
(Warren Buffett)

Gegen den Strom, gegen die Panik kaufen, das rät Buffett. Und beim Kauf von Tomaten wird jede Hausfrau zustimmen. Aber bei Aktien? Die Herde kauft gerne, wenn die Aktien hoch gestiegen sind, nicht wenn es sie zu Ausverkaufskursen günstig einzusammeln gibt. Doch hierin liegt der Schlüssel zum Börsenerfolg: im antizyklischen Investieren, gegen den Strom der Börse zu schwimmen, sich der Psychologie der Massen, diesem Herdentrieb der Lemminge, zu widersetzen.

Diese goldenen Regeln des Value Investings zu kennen, ist wichtig, Sie zu befolgen, ist allerdings gar nicht immer so leicht. Denn sie widersprechen der menschlichen Natur und erfordern daher ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Oder wie Buffett es ausdrückte: "Value Investing ist simpel, aber nicht einfach"...


••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus November 2014

2 Kommentare:

  1. Der alte Market-Timer, der Buffett :>
    Immer auf den richtigen Einstiegskurs warten - und dann beim richtigen Kurs trotzdem nicht zuschlagen, wie während des Corona-Crashs. Also entweder hält er sich nicht an seine eigenen Regeln, oder die Preise waren nicht billig genug, was ich mal stark bezweifle.

    Buffett, in den letzten Jahren nach wie vor ein Vorbild? Ich weiß nicht...

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    1. Es gibt ja aktuell eine Debatte über moralisches Verhalten von Unternehmen in der Corona-Krise. So hat Daimler mehr als 700 Mio. Euro an Kurzarbeitergeld eingestrichen vom Staat, aber eine fette Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet. Die haben also die Steuerzahler bezahlt.

      Buffett wiederum hat in der Coronakrise wenig Aktien gekauft, weil sein Anspruch war, dass Berkshire keinesfalls staatliche Hilfen in Anspruch nehmen solle. Und dem entsprechend musste Berkshire als Holding/Mutter sicherstellen, dass ausreichend Finanzmittel für die ganzen Töchter bereitstehen. Zumal Buffett davon ausgehen konnte und musste, dass der Staat genau hierauf pochen würde und den BH-Töchtern nicht helfen würde, weil BH selbst ja zur Stelle sein würde/könnte.

      Ähnliche Argumentation bzgl. seiner Airline-Verkäufe. Alle Welt kritisiert ihn dafür, die Airlines zu Tiefstkursen aus dem Depot geworfen zu haben - weil ja dank staatlicher Hilfen die Fluglinien nicht Pleite gegangen sind und sich die Unternehmen, vor allem aber die Kurse, so schön wieder erholt haben. Aber... Buffett weist zurecht daraufhin, dass es gar nicht so wahrscheinlich war, dass die Airlines staatliche Hilfen bekommen hätten, wenn Berkshire weiterhin Großaktionär geblieben wäre (mit jeweils rund 10% der Anteile). Der Staat hätte auch sagen können, die Finanzspritzen holt ihr euch bei Buffett, nicht bei uns. Mit anderen Worten: die Airlines haben vermutlich/wahrscheinlich nur deshalb Staatshilfen bekommen, weil Buffett kein Aktionär mehr war. Und spinnt man diesen Gedanken weiter, wie Buffett es getan hat, dann hätte die zusätzliche Stützung von vier Airlines Berkshires Möglichkeiten übersteigen und das gesamte Unternehmen gefährden können. Die Airlines zu verkaufen, auch mit Verlust, war daher aus Buffetts Sicht als Unternehmer die einzig richtige Entscheidung.

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