Bausparen hat ein spießiges Image und zählt doch zu den beliebteren Geldanlagen der Deutschen, gerade was den Vermögensaufbau angeht. Die Aussicht auf ein (vermeintlich) zinsgüstiges Darlehen für die Renovierung war gerade in Hochzinsphasen verlockend. Hinzu kommt für weniger Einkommensstarke die Option, über Vermögenswirksame Leistungen eine Zusätzverzinsung in Form der Wohnungsbauprämie abzugreifen. Doch anhaltende Niedrigzinsen nagen auch an der Substanz der Bausparkassen.
Nicht, dass sie nicht mit niedrigen Darlehenszinsen auf Neukundenfang gingen, es sind die Bestandskunden mit den Uraltverträgen, die Probleme bereiten. Denn viele Kunden haben ihre Bausparverträge längst voll bespart und die damit erlangte Zuteilungsreife schlicht ausgesessen. Das Darlehen wollen sie nicht in Anspruch nehmen, denn da dessen Kondition bereits beim Vertragsabschluss festgeschrieben wird, sind die Konditionen vergleichsweise unattraktiv. Bei der Hausbank erhält man Baufinanzierungen aktuell wesentlich günstiger.
Reizvoll an den Altverträgen ist also nicht das Darlehen, sondern die andere Komponente: der Sparvertrag. Denn auch die Guthabenverzinsung wurde beim Vertragsabschluss festgeschrieben und bei den meisten Altverträgen werden diese Guthaben mit 3 oder 3,5 Prozent verzinst. Da kann schon länger kein Festgeld, kein Sparbuch mithalten und auch keine Bundesanleihe. Die Bausparkassen stecken in einem Dilemma, denn sie können das Geld nicht hochverzinst als Darlehen vergeben, andererseits bekommen sie selbst für die Guthaben wesentlich weniger Zinsen, wenn sie diese anlegen. Die Zinsdifferenz, von der die Bausparkasse lebt, hat sich bei den Altverträgen ins Gegenteil verkehrt, die Bausparkassen zahlen kräftig drauf. Das geht zulasten der Rücklagen oder zulasten der Neukunden, die dies dann über schlechtere Konditionen mitbezahlen müssen.
Und so ist es kein Wunder, dass die Bausparkassen diese Altverträge unbedingt loswerden wollen. Anfangs noch verschämt und still mit Neuabschlusslockangeboten, werden inzwischen rigoros Altverträge gekündigt. Das ist verständlich aus finanzieller Hinsicht, doch die Bausparkassen sägen damit auch an dem Ast, auf dem sie sitzen. Denn die so verjagten Kunden dürften sich kaum ein weiteres Mal für diese Bausparkasse entscheiden, wenn sie das Bausparen denn überhaupt noch als Anlageform wählen. Anders als die Banken hatten Bausparkassen lange ein solides, beständiges, aber eben auch seriöses und freundliches Image. Doch wenn der Bausparfuchs zum Untier wird und auf die eigenen Kunden losgeht, kann dies zu einem dauerhaften Schaden für die ganze Branche werden. Dabei sind Träger der Bausparkassen überwiegend Banken und Versicherungen, die selbst schon mit Imageschäden zu kämpfen haben - und mit dem niedrigen Zinsniveau. Die Zeiten werden (noch) rauer in der Branche und dies sollten auch Investoren im Blick behalten, wenn sie sich für Aktien der Versicherungen oder Banken interessieren. Die nächste Baustelle ist hier schon in Sicht...
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