Zuletzt im Dezember hatte ich über den Nebenwert Scherzer & Co. berichtet, eine Beteiligungsgesellschaft, die sich auf Engagements in deutschen börsennotierten Unternehmen spezialisiert hat.
Die Eigendarstellung des Unternehmens liest sich so:
"Die Scherzer & Co. AG ist eine in Köln ansässige Beteiligungsgesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch sowohl sicherheits- als auch chancenorientierte Investments einen langfristig angelegten Vermögensaufbau zu betreiben. Dabei soll die Gesellschaft als eines der führenden notierten Beteiligungsunternehmen im Bereich Sondersituationen und Corporate Action etabliert werden. Unter sicherheitsorientierten Gesichtspunkten werden Beteiligungen in Abfindungswerte und Value-Aktien eingegangen, bei denen der Börsenkurs nach unten abgesichert erscheint. Kursstabilisierende Merkmale können hierbei ein "natürlicher Floor" bei angekündigten bzw. laufenden Strukturmaßnahmen sein oder eine exzellente Bilanz- und Ergebnisqualität im Bereich der Value Aktien.
Investiert wird ebenso in Unternehmen, die bei kalkulierbarem Risiko ein erhöhtes Chancenpotenzial aufweisen. Fokussiert wird insbesondere auf ausgewählte wachstumsstarke Gesellschaften, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell aufweisen. Analysiert wird der Markt aber auch in Bezug auf Sondersituationen, die aus unterschiedlichsten Gründen attraktive Chance/Risikoverhältnisse bieten können. Darüber hinaus nimmt die Gesellschaft gerne an aussichtsreichen Kapitalmaßnahmen oder Umplatzierungen teil."
Als ich im Dezember über Scherzer berichtete, gab es gerade Neuerungen bei einer von deren Beteiligungen, der
IBS AG, die eine Dividendenerhöhung um satte 350 Prozent angekündigt hatte, und ich
spekulierte darauf, dass dies eine interessante Perspektive für Scherzer ergeben könne, da Großaktionär Siemens auf die noch ausstehenden Anteile schielen dürfte.
Am 23. Januar gab dann Scherz bekannt, man habe den Anteil an IBS auf 15,69 Prozent erhöht und das gesamte Aktienpaket dann
mit einem "positiven Ergebnisbeitrag" an eine Siemens-Konzerntochter weiterveräußert. Darüber hinaus hatte der Deal einen positiven Effekt auf den NAV, den
Nettoinventarwert oder Net-Asset-Value der Gesellschaft. Lag dieser per 30.11.2013 noch bei 1,69 EUR,
vermeldete Scherzer & Co. nun den NAV per Ende Februar mit 1,91 EUR, ein Anstieg von 13 Prozent innerhalb von 3 Monaten.
Die Scherzer & Co. verdient also prächtig mit ihrer Strategie und hat noch viele weitere Asse im Köcher. Die zehn größten Beteiligungspositionen im Scherzer-Portfolio sind aktuell:
- Generali Deutschland Holding AG,
- GK Software AG,
- MAN SE (Stämme),
- Allerthal-Werke AG,
- Tipp24 SE,
- WMF AG (Vorzüge),
- InVision AG,
- Biotest AG (Stämme),
- Highlight Communications AG,
- MAN SE (Vorzüge)
Und zu den einzelnen Werten gab es zuletzt interessante Neuigkeiten bzw. Spekulationen. So denken die Profis von Börse Online in der aktuellen Printausgabe laut darüber nach, dass der Großaktionär der
Highlight Communications AG, die
Constantin Medien AG, wohl verstärktes Interesse habe, die beiden Unternehmen zu verschmelzen. Immerhin habe Constantin seinen Anteil auf nunmehr 56 Prozent erhöht. Als besondere Perle gilt die Highlight Tochter Team, die die Fußball Champions League vermarktet und hier zuletzt sehr positive Abschlüsse zu Vertragsrechten in England berichten konnte.
Die
Allerthal-Werke AG ist eine kleinere Version der Scherzer & Co. und betreibt das gleiche Geschäftsmodell. Scherzer & Co. halten inzwischen 24,99 Prozent an Allerthal, die kürzlich den
Wechsel in ein niedrigeres Börsensegment bekanntgaben. Was Kosten sparen wird. Da Scherzer & Co. ebenfalls 25 Prozent an der RM Rheimer Management AG halten, an der Allerthal wiederum mit 38,35 Prozent beteiligt ist, ist diese Gesellschaft de facto der Scherzer & Co. zuzurechnen. Die RM betreibt ebenfalls ein ganz ähnliches Geschäftsmodell wie die Scherzer & Co. und die Vermutung liegt nahe, dass es hier mittelfristig zu einer Konzentration der Gesellschaften kommen wird. Deutlich: dass sich die Scherzer & Co. AG die anderen Gesellschaften irgendwann einverleiben wird, zumal es bereits heute personelle Überschneidungen gibt.
Bezüglich
MAN gibt es noch nichts Neues zu vermelden, nachdem im November über
"erhebliches Nachbesserungspotenzial" im Spruchstellenverfahren zum Squeeze-out seitens VW spekuliert wurde.
In der letzten Unternehmensmeldung gab Scherzer & Co. noch folgende Aktivitäten bekannt:
"
Im Vorfeld der Hauptversammlung der FORTEC Elektronik AG hat die Scherzer & Co. AG ihren Anteilsbesitz auf unter 3% reduziert. Es konnte erneut ein erfreulicher Veräußerungsgewinn erzielt werden.
Die Scherzer & Co. AG hat ihren Bestand von Aktien der GBW AG im Nachgang der Squeeze-out-Hauptversammlung deutlich erhöht.
Im Februar wurden auf niedriger Kursbasis weitere Aktien der Puma SE erworben. Der Großaktionär Kering (ehemals PPR) hat seinen Anteil in den letzten Monaten im Schnitt mit etwa 221 Euro um 3% auf nun 86% aufgestockt."
Es bestehen gute Chancen, dass die Scherzer & Co. AG ihren erfolgreichen Kurs weitergehen und den NAV weiter deutlich steigern wird. Über die Rheimer Management AG und die Allerthal-Werke AG wird das Geschäftsmodell quasi noch gehebelt.
Bleibt ein Blick auf die Bewertung: auf Basis eines geschätzten Gewinns je Aktie von 0,14 EUR für 2014 und 0,15 EUR für 2015 erreicht das KGV rund 11,5 bzw. 10,5. Allerdings dürften die Werte eher deutlich zu konservativ sein, denn die ersten Erfolge des laufenden Jahres lassen deutlich bessere Gewinnerwartungen zu. Eine Dividende zahlt Scherzer & Co. seit Jahren nicht und hat auf absehbare Zeit auch nicht vor, dies zu ändern. Vereinnahmte Dividenden aus Beteiligungen werden
in der AG deutlich niedriger besteuert als eine Ausschüttung an die Aktionäre, bei der ja die Abgeltungssteuer anfällt.
Das wahre Highlight ist jedoch der Aktienkurs, der aktuell knapp 15 Prozent unter dem NAV notiert - und in dem noch keine Nachbesserungsansprüche aus Spruchstellenverfahren eingerechnet sind. Man kann also die Beteiligungen zu 85 Cents je Euro einkaufen, indem man sich an der Scherzer & Co. beteiligt. Dazu erhält man ein sehr erfolgreiches Management, das es hervorragend versteht, den Wert für die Aktionäre zu steigern und eine interessante Mischung aus perspektivisch lukrativen Investments, die in absehbarer Zeit deutliche Ergebnisbeiträge liefern dürften.
Die Scherzer & Co. AG bleibt für mich eine der interessantesten Depotbeimischungen, wenn man sich im Bereich deutscher Nebenwerte engagieren will. Anstatt selbst nach den schönsten Perlen in diesem Segment zu suchen, kann man dies von den Scherzer-Profis übernehmen lassen und das auch noch mit einem 15-Prozent-Rabatt.