Donnerstag, 8. Dezember 2022

Buffett warnt: Nur wegen eines Kurseinbruchs gute Aktien zu verkaufen, ist gar nicht clever!

Warren Buffett ist der erfolgreichste Investor aller Zeiten. Seit über 50 Jahren führt er seine Investmentholding Berkshire Hathaway und leitete bereits davor erfolgreich Investment-Partnerships. Sein durchschnittlicher Vermögenszuwachs pro Jahr beträgt fast 20 % und das machte ihn zu einem der  reichsten Menschen der Welt. Und das ist kein Zufall: Buffett ist Value-Investor. Er sucht nicht nach Aktien, die schnell steigen, sondern nach Unternehmen, deren Aktien zu niedrigeren Kursen zu kaufen sind, als sie wert sind. Auch aus diesem Grund versucht er nicht, den Markt zu timen, die Börsenkurse vorherzusagen. Er schaut nicht einmal regelmäßig nach ihnen, sondern nutzt die Börse nur als Markt, an dem er Aktien kaufen und verkaufen kann. Nach ganz klar definierten Grundsätzen und nicht aufgrund makroökonomischer Überlegungen oder Börsenstimmungen.

»Wenn jemand gute Aktien hat, wäre er verrückt, wenn er nur wegen eines Kursrückschlags verkaufen würde. Ich suche Unternehmen, die ich verstehe und von deren Zukunftsaussichten ich überzeugt bin.«
(Warren Buffett)
Und so erklärt sich auch sein gutes Verhältnis zu Marktkorrekturen, denn während andere Anleger aus dem Markt heraus strömen, beginnt Buffett mit dem Kaufen. Er investiert in solide Unternehmen mit bewährtem Geschäftsmodell und gut prognostizierbaren Umsätzen und Gewinnen. Und vor allem Cashflows. Denn Buffett liebt Cashflows, aus denen speisen sich Dividenden und Aktienrückkäufe, die Buffett für eine entscheidende Komponente hält auf dem Weg des Anlegers zu Wohlstand und finanzieller Unabhängigkeit.

Wenn nun also die Aktienkurse stark einbrechen, hat Buffett kein Angst um sein Geld, da er nicht bloß Aktien gekauft, sondern damit in Unternehmen investiert hat. Er betrachtet statt des Aktienkurses den Wert, den diese Aktien haben und entscheidet auf dieser Basis, welche Aktien er nun kauft. Denn in Kurskorrekturen kommt es regelmäßig zu panikartigen Ausverkäufen, wenn auf einmal alle Anleger gleichzeitig aus einer Aktie heraus wollen, aber nur geringe Nachfrage auf der Käuferseite vorherrscht. Der Kurs stürzt übermäßig ab und dann schlägt Buffetts Stunde: er kauft diese nun unterbewerteten Aktien. Und dabei freut er sich, dass er sie so günstig bekommt, denn er weiß, welchen Wert sie eigentlich haben und nur auf den konzentriert er sich. Nicht auf ihren Preis, ihren Kurs, nicht auf sein schon bestehendes Aktienportfolio, in dem die Kurse ja ebenfalls absinken und rechnerisch so sein Vermögen um Milliarden schmilzt. Buffett sieht nur den Wert seiner Aktien und daher kauft er, wenn andere ihm ihre Aktien geradezu aufdrängen.
»Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und sei ängstlich, wenn andere gierig sind.«
(Warren Buffett)
Dieses Verhalten nennt man konträr und die meisten Börsengurus, die mit Aktien Vermögen gemacht haben, erzielten diese durch konträres Verhalten. "Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und sei ängstlich, wenn andere gierig sind" ist ein weiterer Leitspruch Warren Buffetts und beschreibt exakt seinen Investmentstil. Dass diesem so wenige Anleger folgen, liegt in der Psyche der Menschen begründet. Wir sind Herdentiere und neigen dazu, mit dem Strom zu schwimmen. Und wir haben einen angeborenen Fluchtinstinkt, der uns ohne zu überlegen, fortlaufen lässt, wenn wir Gefahr wittern. Und erst hinterher überlegen wir, ob denn die Gefahr wirklich real war. Ein Kurseinbruch an der Börse löst diesen Fluchtinstinkt aus und nur wenige Menschen gelingt es, ihn dann zu kontrollieren und genau das Gegenteil zu tun: zu bleiben, näher ran zu gehen während sich der Bär austobt.

Wenn man nun schon nicht komplett anders handeln kann, als die Masse, dann kann man wenigstens versuchen, seinen Verstand zu gebrauchen und nicht nur seinen Instinkten zu folgen. Nur weil andere Anleger ihre Aktien auf den Markt schmeißen, hat sich ja der Wert des jeweiligen Unternehmens nicht geändert. Es produziert noch immer, es verdient noch immer und es gibt noch immer Menschen Arbeit. Und daher rät Buffett zu Gelassenheit in turbulenten Börsenphasen und dazu, sich vorher die richtigen Gedanken zu machen, bevor man überhaupt eine Aktie kauft. Denn hat man seine Hausarbeiten vor dem Kauf gewissenhaft erledigt, braucht man sich bei einem Absturz des Aktienkurses keine großen Sorgen zu machen. Im Gegenteil, man kann beherzt zugreifen und Aktien unterhalb ihres wahren Wertes einsammeln. Schnäppchenjagd im Schlaraffenland sozusagen...


Meine Lese-Tipps
▶ "Buffett. Die Geschichte eines amerikanischen Kapitalisten" von Roger Lowenstein
▶ "Das Tao des Warren Buffett" von Mary Buffett und David Clark
▶ "Die Essays von Warren Buffett: Die wichtigsten Lektionen für Investoren" von Lawrence A. Cunningham
▶ "Investieren mit Warren Buffett. Sichere Gewinne mit der Fokus-Strategie" von Robert G. Hagstrom
▶ "So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen" von Mary Buffett und David Clark
▶ "So macht es Warren Buffett: 24 einfache Anlagestrategien" von James Pardoe
▶ "Warren Buffett. Das Leben ist wie ein Schneeball" von Alice Schroeder
▶ "Warren Buffett – Der Jahrhundertkapitalist" von Gisela Baur
▶ "Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie." von Robert G. Hagstrom


••• Überarbeite Fassung eines Artikels aus Juli 2013.

6 Kommentare:

  1. „Wer die Aktien nicht hat, wenn sie fallen, der hat sie auch nicht, wenn sie steigen.“ (A. Kostolany)

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  2. »Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und sei ängstlich, wenn andere gierig sind.«
    (Warren Buffett)
    Das funktioniert ja nur, wenn man eine cash-Quote hat,
    ansonsten muss man ja immer, wenn man zuschlagen will, dafür andere Aktien verkaufen, und dann eben oft zu ungünstigen Konditionen (da ja gerade alle ängstlich sind, in diesem Moment).
    Sir Michael,
    ihre veröffentlichen Weisheiten widersprechen sich eben auch mal, es können also nicht alle "weise" sein. Sie nützen nichts, ohne eine schlüssige Gesamtstrategie.
    Ich war auch immer zu nahezu 100% investiert, bin davon aber weg gekommen.
    Gerade in volatileren Zeiten sollte man mal darüber nachdenken, wegen der o.g. Buffet-Weisheit, die nämlich genau so stimmt.

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    1. »Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und sei ängstlich, wenn andere gierig sind.«
      Das Zitat solltest du meiner Meinung nach vor allem auf einzelne Aktien anwenden.
      Wenn eine Position stark unterbewertet ist, kannst du dann entsprechend umschichten!

      Wenn man Buffetts Zitate im richtigen Kontext sieht, dann widersprechen sie sich auch nicht!

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    2. @TjerkR
      Nö, eine hohe Cashquote ist Renditekiller; ich habe dazu ja eine ausführliche Begründung verfasst (hier) und wiederhole das jetzt nicht noch mal alles. Fakt ist, dass die Theorie in der Praxis nicht funktioniert, weil die Leute im Crash ihr Cash nicht (!) investieren, sondern weiterhin auf dem Konto lassen. Und deshalb (!) funktioniert das mit der hohen Cashquote und der Schnäppchenjagd nicht.

      Es geht auch nicht darum, in einem Bärenmarkt blind alles zu kaufen (die Weltkonzerne AIG oder GM waren 2008/09 keine gute Idee und rutschten in die Insolvenz!), sondern die Top-Unternehmen zu dann vergleichsweise günstigen Preisen. Buffett kaufte Coca-Cola direkt nach dem 1987er Crash; damals war die Aktie aber nicht etwa billig, sondern das Top-Business war endlich mal halbwegs annehmbar bepreist. Der Rest ist Geschichte...

      Und wenn man einen wirklichen Bärenmarkt vor sich hat, also mit veränderten Rahmenbedingungen (so wie 2020 mit Corona oder 2022 mit der Zinswende), dann muss man seine Depotpositionen kritisch hinterfragen, ob sie auch unter diesen Bedingungen weiter gut laufen werden - also ihr Business. Und dann bleiben fast zwangsläufig Unternehmen/Aktien übrig, für die das nicht gilt und die man deshalb aussortieren sollte. Wie viele der Online-Hype-Aktien, bei denen sich ab der 2. Hälfte 2021 immer deutlicher abzeichnete, dass sie ohne Corona weniger Rückenwind haben und dass ihnen höhere Zinsen und sinkenden Liquidität zusetzen würden. Viele von denen hatten/haben kein tragfähiges Geschäftsmodell in der "neuen alten" Zeit knapperen und teureren Geldes. Der Verkauf ist dabei sinnvoll, unabhängig vom Stand des Aktienkurses, und durch das Aussortieren solcher Aktien bekommt man auch Geld in die Kasse. Das muss/sollte man dann in die Top-Firmen investieren, die man gerade günstig kaufen kann wegen des Kurseinbruchs. Was natürlich nicht heißt, dass die Aktien nicht noch länger und tiefer fallen können.

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  3. Hi Michael, wie immer ein sehr interessanter Artikel.
    Leider ist die Praxis, zumindest für mich, gegenwärtig alles andere als leicht. Konkret eine Rückfrage zu deinem letzten Kommentar:
    Würdest du z.B. die Amazon-Aktie auch zu den "Online-Hype-Aktien" zählen die nun aussortiert werden müssen? Schließlich war sie seit dem Coronatief im März 2020 bis Ende 2021 rund 100% gestiegen und steuert nun geradewegs wieder auf das Tief von 2020 zu.
    Oder wäre das eine der "Top-Firmen" die gerade günstig zu haben sind? Ich tue mich da mit der Bewertung sehr schwer. Andere Top-Firmen z.B. aus dem Bereich Basiskonsumgüter oder auch die BRK haben aktuell nicht unbedingt günstige Kaufkurse.
    100%-Quote schön und gut. Wenn man bei einer Umschichtung aber kein glückliches Händchen hat kann diese genauso zum Renditekiller werden wie eine hohe Cashquote. Wie siehst du das?

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    1. Trenne Dich von der Aktienkursbetrachtung als Bewertungmaßstab, die ist völlig irrelevant! Amazon hat ein starkes Business mit ASW (Cloud), dem Onlinegeschäft, Logistik, Advertising sowie den ganzen Business-Angeboten für die Händler (Kredite, Rechnungslegung usw). Amazon investiert aber auch immer wieder gewaltige Summen, das belastet die Gewinne - und aktuell leiden alle Händler, online und offline, unter der zunehmenden Konsumentenzurückhaltung wegen der hohen Preise samt Wirtschaftsabschwung. Das Business ist robust und skalierbar, auch wenn ich nicht glaube, dass Amazon in nächster Zeit wieder zu den großen Outperformern gehören wird.

      Andere Werte, wie zB Home24, Westwing, Global Fashion Group hatten einen Super-Corona-Lauf, aber nun zeigt sich, dass sie ohne diesen Rückenwind kaum über die Runden kommen. Ebenso Delivery Hero und die ganzen Quick-Commerce-Unternehmen. Da werden Unmengen an Geld verbrannt, aber ob sich selbst für die Dominatoren irgendwann mal ordentlich Geld verdienen lässt, steht noch nicht fest.

      Ganz anders steht es um Berkshire Hathaway oder Mondelez oder Procter & Gamble oder Microsoft oder Costco. Denen fließt auch in der Krise eine starker Cashflow aus dem operativen Geschäft zu, die fallen nicht um. Selbst wenn ihre Gewinne mal ein bisschen leiden und/oder die Bewertung etwas sportlich aussieht. Wenn bei solchen Unternehmen mit einem Top-Geschäftsmodell der Kurs mal um 20 % einbricht, dann sind das auf lange Sicht eigentlich immer Kaufkurse. Weil die Umsätze, der Cashflow und die Gewinne tendenziell immer weiter steigen. Und der Aktienkurs deshalb auch - vor allem, wenn die Unternehmen ihren Cashflow auch noch für kräftige Aktienrückkäufe nutzen und so den Gewinn je Aktie (und damit die gewinnbasierte Bewertung) ständig steigern.

      Ich habe gerade wieder Costco aufgestockt. Schon im Frühjahr bei 450 Euro, dann im Sommer bei 400 und nun bei 455 Euro. Ebenfalls finde ich Microsoft, Danaher, Thermo Fisher attraktiv und denke, dass man in 5 Jahren zurückblicken wird und denkt "das waren klare Kaufkurse". Auch Mondelez und Starbucks habe ich höher gewichtet. All diese Werte sollten eine überdurchschnittliche Gesamtrendite abwerfen (Kursentwicklung plus Dividenden).

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