"Risiko ist die Bugwelle des Erfolgs."
(Carl Amery)
Hohe Zinsen zahlen die Unternehmen jedoch nicht, weil sie Mitleid mit gebeutelten Anlegern haben, sondern weil sie es müssen. Denn die optisch hohen Zinscoupons sind der Preis für das nicht unerhebliche Risiko, das man bei einer Investition in Unternehmensanleihen eingeht.
Anleihen stellen aus Sicht des Unternehmens Fremdkapital dar, das gegen Zinsaufwendungen für eine festgeschriebene Zeit zur Verfügung gestellt wird und am Ende an den Anleihegläubiger zurückgezahlt werden muss. Dieser wird also nicht Anteilseigner des Unternehmens, wie ein Aktionär, trägt aber ebenfalls das Risiko eines Teil- oder Totalausfalls, wenn die Geschäfte des Unternehmens schlecht laufen. Im Insolvenzfall ist der Anleihegläubiger vor einem Aktionär an der Insolvenzmasse zu beteiligen, was aber in der Praxis jedoch nur das zweitschlechteste Ergebnis ist. Denn wenn ein Unternehmen Insolvenz anmelden muss, steht ein Totalverlust für den Anleger ins Haus und dann ist es unerheblich, ob als Rendite 8,9 oder 12 Prozent versprochen worden sind.
"Regel Nummer eins lautet: nie Geld verlieren. Regel
Nummer zwei lautet: vergiss nie Regel Nummer eins."
(Warren Buffett)
Wichtigster Faktor ist also das Einschätzen des Verlustrisikos. Je höher dieses ist, desto höher muss auch die Rendite sein, mit der man sich dieses Risiko bezahlen lässt. Dabei sollte man sich nicht auf große und bekannte Namen verlassen, denn auch "Blue Chips" können straucheln, wie man z.B. an den US-Investmentbanken oder den US-amerikanischen Automobilherstellern sehen konnte. Um eine genaue Prüfung der Geschäftszahlen des Unternehmens kommt man also nicht herum und es kann auch nicht schaden, jenseits des Emissionsprospekts nach Researchmaterial umzusehen.
Cultures Online |
Die Gamigo AG betreibt und vermarktet online Spiele, sog. Massively Multiplayer Online Games, und tummelt sich dabei in einem rasant wachsenden, aber auch hart umkämpften und sehr kurzlebigen Markt. Gegründet wurde die Gamigo AG im Jahr 2000 als “Gamesweb.de AG”, 2007 stiegen die Axel Springer AG die börsennotierte bmp AG als Investoren ein, bis 2009 dann Axel Springer alle Anteile übernahm. Im Oktober 2012 übernahm die Samarion SE dann diese Anteile. Diese wiederum gehört zu 90 Prozent dem heutigen Chef der Gamigo AG, Remco Westermann. Westermann selbst ist in der Branche kein Unbekannter, war er doch lange Jahre Miteigentümer und Vorstandsvorsitzender der Bob Mobile AG, die heute unter Cliq Digital AG firmiert.
Dino Storm |
Das Geschäftsmodell ist relativ simpel: Gamigo erwirbt Lizenzen für Online-Spiele, die für die Spieler grundsätzlich kostenlos sind. Allerdings besteht die Möglichkeit, zusätzliche Goodies zu erwerben gegen Zahlung mit einer virtuellen Währung - die muss natürlich selbst gegen "echtes Geld" eintauschen.
Je mehr Spieler also Gefallen an dem Spiel finden und je länger sie in diese virtuelle Welt abtauchen, desto höher sind die Einnahmemöglichkeiten für die Gamigo AG. Das Risiko besteht also darin, dass die Games nicht genügend Interessenten finden oder aber zu schnell durch vermeintlich interessantere Spiele abgelöst werden. Dann sinken die Einnahmen rapide ab. Der wohl bekannteste Player in diesem Markt, die inzwischen auch börsennotierte Zynga, muss gerade 520 Mitarbeiter entlassen, weil immer weniger Leute "Mafia Wars" oder "Farmville" spielen und entsprechend für zusätzliche Features bezahlen. Nicht jedes Spiel ist so lange so erfolgreich wie World of Warcraft. Die Gamigo AG hat momentan 10 Spiele im Angebot, wie das Strategie Browser Game Cultures Online, das 3D Browser Game Dino Storm oder den Clan-Klassiker King of Kings III.
King of Kings III |
Die Anleihe soll ein Volumen von 15 Mio. EUR aufweisen, das auf bis zu 25 Mio. EUR aufgestockt werden kann - was schon deutlich mehr als dem Jahresumsatz des Unternehmens entspräche. Mit den neuen Mitteln sollen (neben den Kosten der Emission) Altverbindlichkeiten abgelöst, aber auch Investitionen in die Zukunft getätigt werden, sowohl für organisches Wachstum als auch für Übernahmen. Die Verzinsung von 8,5% pro Jahr wird jeweils nachträglich gezahlt, die Laufzeit beträgt 5 Jahre und die Mindeststückelung liegt bei EUR 1.000. Die Anleihe soll nach der Emission im Entry Standard an der Frankfurter Börse gehandelt werden, was einen börsentäglichen Handel gewährleistet. Sie kann dort im Zeitraum vom 05.bis 18.06.2013 gezeichnet werden; der eigentliche Emissionstermin ist dann der 20.06.2013. Der rechtlich maßgebliche Wertpapierprospekt ist kostenfrei erhältlich über www.gamigo-anleihe.de oder über die gamigo AG, Behringstraße 16b, 22765 Hamburg.
Ich finde es relativ schwierig, den Markt für Onlinespiele einzuschätzen und auch das Potenzial, das sich hier ggf. in Umsätzen und bestenfalls Gewinnen niederschlagen kann. Einen entsprechenden Versuch haben die Analysten von GBC unternommen, die eine Research-Studie eigens für die Emission dieser Anleihe verfasst haben, und ich lege sie jedem Interessierten ans Herz. Hier sind alle relevanten Informationen zu Historie, Geschäftsverlauf und eine Einschätzung für die Entwicklung der nächsten drei Jahre zu finden - es dürfte nicht überraschen, dass das Urteil der Analysten "überdurchschnittlich attraktiv" lautet.
Fazit
Die Anleihe weist eine attraktive Verzinsung auf, jedenfalls verglichen mit Festgeld oder Bundesanleihen. Das Geschäftsfeld, in dem sich die Gamigo AG tummelt, ist sehr schnelllebig und Trends wechseln in kurzen Abständen. Das Ziel, lange und profitable Kundenbeziehungen herzustellen, ist ambitioniert und nur durch ständige Innovationen in einem hart umkämpften Markt zu erreichen. Ob dies gelingen wird, ist schwer einzuschätzen, so dass die im Verhältnis dann doch lange Laufzeit von 5 Jahren nicht ohne Risiken ist. Vergleicht man hingegen die angebotene Rendite, so liegt sie nicht deutlich höher als Anleihen von Unternehmen, die schon seit Jahren erfolgreich am Markt tätig sind und deren Geschäftsmodell daher zielsicherer einzuschätzen ist. Um sich in der Gamigo Anleihe zu engagieren muss der Anleger also eine erhöhte Risikoaffinität mitbringen; für konservative Anleger oder als sog. "Witwen- und Waisen-Investment" dürfte die Anleihe nicht geeignet sein. Persönlich bevorzuge ich sowieso Direktinvestitionen in Unternehmen und werde mich bevorzugt an Aktien halten. Anleihen können eine attraktive Beimischung im Depot sein, sollten das Risiko des Depots jedoch tendenziell eher senken als erhöhen.
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Mittelstandsanleihen locken natürlich sehr stark durch die hohe Rendite. Doch die hohe Rendite ist mit einem hohen Risiko verbunden, dass von vielen unterschätzt wird. Von einer Insolvenz ist kein Unternehmen ausgeschlossen. Genau dieses Problem haben konnten wir in letzter Zeit zu häufig beobachten. Ich verfolge dieses Thema der Mittelstandsanleihe mit viel Interesse und finde gute Artikel wies diesen oft bei Finance Magazin. Für Interessenten hinterlasse ich hier mal ein Link: http://www.finance-magazin.de/themen/mittelstandsanleihen/
AntwortenLöschenWir haben inzwischen 17 Emittenten die Insolvenz angemeldet haben. Es ist wichtig, sich dem Risiko bewusst zu sein und vor der Anlage eine gute Recherche durchzuführen. Sonst ist es reine Spekulation und damit kommt man auf langfristig nicht weit.
Gruß
Deutsche Anleger sind oft zu sorglos was die Risikobetrachtung angeht und lassen sich von Traumrenditeversprechen blenden. Die Kehrseite der Medaille ist, dass sie ansonsten auf magerverzinste Sparbücher und Tagesgelder setzen, die nich einmal die Inflationsrate ausgleichen. Den "goldenen Mittelweg", nämlich attraktiv bewertete Aktien von gesunden Unternehmen mit solider Dividendenrendite zu kaufen, den beschreiten viel zu wenige. Leider! Denn so geht die stetige Steigerung des Volksvermögens an den meisten Deutschen vorbei - und auch werden die wenigen Reichen imm reicher, denn die setzen auf die richtigen Pferde, nicht auf Sparanlagen.
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