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Montag, 28. Januar 2013

AdCapital: steuerfreie Rendite von 50%. Und dann?

Die Beteiligungsgesellschaft AdCapital ist schon etwas Besonderes auf deutschen Kurszetteln, denn sie wird ihrer Aktionäre am 10. Februar mit einer Sonderausschüttung in Höhe von 6,23 EUR beglücken - je Aktie und das auch noch steuerfrei!

Das ist seit längerem bekannt und die notwendigen Beschlüsse hat die Hauptversammlung längst durchgewunken. Die Gründe liegen in einem Strategiewechsel hin zu einer Beteiligungsholding, die sich auf den langfristigen Fokus orientiert und gezielt in das bestehende Beteiligungsportfolio investieren möchte, anstatt wie bisher große Mengen liquider Mittel in der Vemögensverwaltung, also kurz- und mittelfristigen Anlagen, einzusetzen. Nach Durchführung der Sonderausschüttung will AdCapital noch rund 50 Mio. EUR in der Liquiditätsreserve haben, um das Portfolio verstärken und ausbauen zu können.

Interessant wird das Ganze für Aktionäre, weil einerseits Beteiligungsgesellschaften inzwischen den seit Jahrzehnten üblichen "Konglomeratsabschlag" abgebaut haben und viele nahe am oder inzwischen über ihrem inneren Wert notieren. Beteiligungsgesellschaften sind "in", weil sich bei Veräußerungen gezeigt hat, welch enorme stille Bewertungsreserven teilweise in den Bilanzen schlummern. So hat sich etwa Aurelius mit den Verkäufen der Consinto und der Schabmüller 2012 eine goldene Nase verdient und wird die Aktionäre mit Rekorddividende und zusätzlicher Sonderausschüttung verwöhnen. Aber auch MBB Industries feiert einen Rekord nach dem anderen, sowohl bei Umsatz, als auch bei Gewinn und Aktienkurs, nachdem man die Claas Fertigungstechnik übernommen hat und den Umsatz schlicht verdoppelte und die Gewinne verdreifachte. Und die Kursverläufe von Gesco oder der Shareholder Value AG lassen die Augen der investierten Aktionäre leuchten.

Bei AdCapital wird künftig der Fokus auf die Beteiligungen im Portfolio gelegt werden mit den Schwerpunktbranchen Elektrotechnik, Metall- und Kunststoffverarbeitung, Maschinen- und Werkzeugbau sowie Automotive. Die deutsche Wirtschaft läuft weiterhin rund, der Maschinenbau prosperiert und die Aussichten auf eine Erholung der Weltwirtschaft und der südlichen europäischen Ländern verdichten sich. Die neue Ausrichtung wird daher allenthalben als aussichtsreich und folgerichtig bewertet.

Doch was passiert am 10. Februar? Die Aktie wird dramatisch einbrechen, denn die ausgeschütteten 6,23 EUR werden den Aktionären auf ihrem Konto gutgeschrieben und gleichzeitig reduziert sich der Aktienkurs um denselben Betrag, den sog. Dividendenabschlag. Die Charttechnik wird also kollabieren und das Chartbild grausam aussehen. Doch wen juckt's? AdCapital ist ein MidCap mit einer niedrigen Marktkapitalisierung (aktuell rund 180 Mio. EUR und nach der Ausschüttung rund 90 Mio. EUR) und einem Streubesitz von 15,45%. Die Handelsumsätze in der Aktie sind entsprechend gering - selbst Anhänger der Charttechnik räumen ein, dass dies keine erfolgversprechenden Voraussetzungen für Chartanalysen sind.

Der Kurseinbruch wird jedenfalls für Aufmerksamkeit sorgen, es dürften einige Artikel hierzu erscheinen. Und während Focus Money im Januar meinte, man solle auf Kursgewinne vor der Ausschüttung setzen und die Aktien dann vor dem 10. Februar verkaufen, weil im Anschluss weitere Kursabschläge drohten, sehe ich die Aussichten für den Kurs eher genau umgekehrt. Viele Aktien holen nach einer Dividendenausschüttung schnell einen Gutteil des Abschlags wieder auf. Und dabei reden wir über die üblichen 2 bis 5 Prozent, die Aktien als Dividendenrendite durchschnittlich so abwerfen. Bei AdCapital wird der Abschlag sehr viel höher sein, nämlich rund 50 Prozent. Die Aktie wird also optisch billiger werden und derartige Einbrüche führen oft dazu, dass sich der Kurs schnell wieder erholt. Der Vorteil ist hier, dass der Abschlag ja steuerfrei erfolgte und die Aktionäre genauso viel Geld haben wie zuvor. Und im Anschluss wird AdCapital als das wahrgenommen werden, was es ist: eine Industrieholding mit erfolgreichen Mittelständlern in ihrem Beteiligungsportfolio, die einiges an Reserven versprechen.

Ich denke, ein Einstieg um die 12,50 EUR sollte sich langfristig auszahlen. Und bereits im Februar sollte ein (kleiner) Teil der Kursverluste aufgrund der steuerfreien Sonderausschüttung wieder aufgeholt werden können. Und behält AdCapital eine reguläre Dividendenausschüttung von 0,50 EUR bei, würde die bezogen auf den reduzierten Aktienkurs eine Dividendenrendite von knapp 8% bedeuten.

10 Kommentare:

  1. Würde es da nicht Sinn machen, jetzt sofort einzusteigen? Man nimmt die Sonderausschüttung mit. Zwar fällt wohl der Kurs danach, aber er wird sich ja wieder verbessern.

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    1. Jedenfalls habe ich genau das getan. Ich habe mir AdCapital ins Depot gelegt und zwar mit dem doppelten Volumen, das ich eigentlich langfristig halten möchte. Denn da am 10. Februar die 6,23 EUR ausgeschüttet werden, reduziert sich meine Position ja dann auf rund die Hälfte - und die Hälfte meines Einsatzes fließt steuerfrei zurück auf mein Konto. Und da ich bei AdCapital von - mittel- und langfristig - steigenden Kursen nach der Ausschüttung ausgehe, habe ich den Wert auch auf meine Empfehlungsliste aufgenommen.

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  2. Hallo Herr Kissig,

    vor einigen Monaten befragte ich Sie nach Adcapital. Sie waren nicht ganz so opitmistisch und empfahlen eher Aurelius. Aurelius ist anschließend sehr gut gelaufen, wobei Adcapital immerhin gut lief. Daß Sie nunmehr Adcapital empfehlen, gibt mir im Nachhinein ja auch recht. Was die normale Dividende im Mai 2013 angeht, werden wir wohl bei 0,40 Euro landen, was immerhin 6 % Prozent (!) in drei Monaten zusätzlich bedeutet. Angesichts der Tatsache, daß im letzten Jahr der Adcapital-Vorstand auf der HV eher ein düsteres Szenario malte wegen der Schuldenkrise, scheint sich das Beteilgungsgeschäft jedoch auf einem guten Weg zu befinden. Nach einem Gespräch mit IR "laufe alles nach Plan". Steckt hier noch ein gewisses Maß an Überraschungspotenzial positiver Art? Was meinen Sie? Und eine weitere Frage: Was passiert nach dem Sonderdividendenabschlag mit der KGV-Berechnung und mit der KBV-Berechnung? Adcapital verdiente im 1.Halbjahr 2012 0,49 Euro/Aktie - wie sieht Ihre Berechnung des Gesamtgewinns 2012 pro Aktie aus und womit rechnen Sie im Jahr 2013?
    Für Ihre Antworten wäre ich Ihnen sehr dankbar!

    Mit freundlichen Grüßen

    Gruß Mario

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    1. Moin Mario,

      die Bewertung von AdCapital ist momentan eine Wundertüte. Die Halbjahreszahlen 2012 waren zwar ganz gut, allerdings ging das Ergebnis größtenteils auf Bewertungszuschläge bei der Vermögensverwaltung zurück. Und die wird ja aufgegeben und daraus die 6,23 EUR steuerfreie Ausschüttung vorgenommen.

      Die Perspektiven bzgl. der Euro-Schuldenkrise haben sich ja als deutlich weniger negativ herausgestellt, als zu erwarten war. Die deutschen Unternehmen kommen im Großen und Ganzen ziemlich gut mit den Unwägbarkeiten klar, das war so nicht zu erwarten. Daher dürfte es eher keine großen negativen Überraschungen seitens der Beteiligungsunternehmen der AdCapital geben.

      Zur Bewertung: AdCapital weist aktuelle eine Börsenkapitalisierung von rund 180 Mio. EUR auf, die sich nach der Sonderausschüttung auf gute 90. Mio. EUR in etwa halbieren wird. Der Kurs wird dies zunächst nachvollziehen und ungefähr um diese 6,23 EUR absacken. Dem entsprechend reduzieren sich alle Kennzahlen, die auf dem Kurs beruhen, also das Kus-Umsatz-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis und auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Es wäre jedoch falsch zu glauben, die würden sich also alle halbieren und daher die Aktie viel günstiger bewertet sein. Denn die Sonderausschüttung macht auch das Unternehmen weniger Wert, denn das Geld fließt ja aus dem Unternehmen hinaus. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis dürfte sich also nicht deutlich verändern, wohingegen das KUV und das KGV sich ja dann alleine auf die Beteiligungen konzentrieren werden.

      Das operative Ergebnis 2011 lag bei 7,3 Mio. EUR. Im ersten Halbjahr wurden 2,5 Mio. EUR erzielt, 1,9 Mio. weniger als in der Vorjahresperiode. Hier kommt das Finanzergebnis von 4,4 Mio. EUR hinzu, das auf Verkaufserlöse der Wertpapiere zurückzuführen ist. Im zweiten Halbjahr sind die Börsen ja gut gelaufen, so dass weitere Kursgewinne erzielt worden sein dürften. Allerdings auf geringerer Basis, da das Portfolio ja sukzessive abgebaut wird. Das Jahresergebnis 2012 sollte also erfreulich ausgefallen sein; es wird sich aber zeigen müssen, wie AdCapital bzw. seine Beteiligungen sich nun operativ schlagen. Aufgrund der schwachen Halbjahreszahlen erwarte ich hier keine Verbesserung ggü. den 2012er Zahlen. Und ab 2013 wird ja nur noch dieser Bereich Ergebnisse beisteuern.

      Die einzige Schätzung, die ich zu AdCapital gefunden habe, stammt von Börse Online: 0,70 EUR EPS für 2013. Liegt der Aktienkurs also nach der Sonderausschüttung unterhalb von 7,00 EUR, liegt das KGV unterhalb von 10. Im Peergroup-Vergleich ist das eher moderat, besonders wenn man sich DBAG (17,1) oder Aurelius (35,9) ansieht. "Musik" kommt rein, wenn AdCapital sich mit den mehr als 50 Mio. EUR, die sie in der Kriegskasse haben, gut und günstig verstärken. Hier muss sich das Management beweisen doch aufgrund der vergleichsweise niedrigen Bewertung sowie der psychologischen Komponente (Aufholen des starken Kursabschlags wegen der Sonderausschüttung) sollte der Kurs nach unten gut abgesichert sein und somit für langfristige Investoren sich eine interessante Perspektive bieten. Ob diese Spekulation aufgeht, hängt an den Fähigkeiten des Managements, die neue Strategie erfolgreich(er) umzusetzen.

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    2. Hallo Herr Kissig,

      danke nochmal für Ihre jeweils schnellen Antworten!
      Bei Adcapital gibt es nun ein KGV von 10 und eine Dividende von 0,40 Euro bei einem Kurs von 6,80.
      Meine Frage: Wie sehen Sie die Merkur Bank, die bei einem Kurs von 5,95 Euro eine Dividende von 0,60 Euro zahlen soll und zum Buchwert gehandelt wird und höhere Gewinne als im Vorjahr erwirtschaftet worden sein sollen. Dies erscheint mir zur Zeit attraktiver zu sein als Adcapital. Wie ist Ihre Einschätzung zur Merkur Bank?

      Danke vorab für Ihre sicherlich wieder schnelle Beantwortung!

      Gruß
      Mario

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    3. Moin Mario, die Merkur Bank habe ich nicht auf der Watchlist. Die avisierte Dividendenrendite ist zwar auf den ersten Blick attraktiv, aber Banken sind ja erheblich risikobelastet - da muss man sich das Geschäftsmodell schon sehr genau ansehen. Beid er Merkur Bank gab es im letzten jahr keine Dividende, weil es Streit mit einem Großaktionär gab. Der ist nun ausgestiegen und der Streit beendet, so dass wohl wieder eine hohe Dividende fließen wird. Wenn ich allerdings an Basel III denke und die enormen Belastungen, die auf die Banken dadurch zukommen, sehe ich mittel- und langfrisig die Renditen deutlich schwinden. Ich investiere daher gar nicht (mehr) in Banken, denn die staatliche Regulierung wird immer stärker und knebelnder. Ob die Merkur Bank nun die eine Ausnahme ist, die doch ein Investment lohnt, könnte man allenfalls nach einem intensiven Studium der Geschäftsberichte abschätzen. Allerdings halte ich da momentan eher nach anderen Branchen Ausschau (und habe heute zu deutlich unter 18 EUR meine "Lieblingsposition" in MBB Industries ein weiteres Mal aufgestockt).

      Ach so, Börse Online hat die Merkur Bank wegen der hohen Dividendenrendite gerade in ihr Basis Depot aufgenommen mit einem Kauflimit bei 5,85 EUR.

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    4. Hallo Herr Kissig,

      für Ihre Einschätzung Vielen Dank! Wie sehen Sie aktuell Adcapital nach einem Kurssturz, den Sie eigentlich als Kaufchance gewertet hatten, da Sie von steigenden Kursen ausgingen. Aktuell steht eine Dividende von über 7 % im Raum und ein einstelliges KGV.

      Gruß

      Mario

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  3. Moin Mario,

    an meiner Einschätzung zu AdCapital hat sich nichts geändert. Die aktuellen Konjunkturerwartungen bzgl. Deutschland hellen sich weiter auf, so dass gerade auch in den Bereichen/Branchen, in denen die AdCapital-Beteiligungen tätig sind, nicht mehr mit großen Verwerfungen zu rechnen sein sollte. Genaues zur Entwicklung erfahren wir erst beim nächsten Unternehmensbericht. Und dass im bisherigen Kurs 6,23 EUR Ausschüttungssumme enthalten waren, war ja bekannt. Insofern kann man durchaus darüber nachdenken, seine Position aufzustocken nach dem Kurssturz. Allerdings kann ich nicht vorhersagen, ob der Kurs nicht doch noch weiter sinkt, bevor er sich erholt.

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    1. Guten Morgen, Herr Kissig,

      Adcapital bewegt sich zur Zeit seit Wochen um die 6 Euro. In gewissen Foren wird spekuliert, daß das Ergebnis der Adcapital für 2012 weit über den Erwartungen liegen könnte. Die Beteiligungen, die besser wie erwartet zum Ergebnis beigetragen hätten und die restlichen Wertpapiere, die nun komplett zu hohen Kursen verkauft worden seien, würden die Möglichkeit geben, eine höher als bislang erwartete Dividende auszuschütten. Spekuliert wird mit 0,40 plus 0,40 Euro je Aktie, was einer Dividendenrendite von über 13 Prozent entsprechen würde. Wissen Sie da mehr?

      Gruß
      Mario

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  4. Nein, ich habe keine Fakten/Informationen, ich kenne auch nur die Spekulationen, aber mehr als das sind sie auch nicht. Sollten diese allerdings eintreffen, würde sich meine grundsätzlich positive Einschätzung zu AdCapital je eher bewahrheiten, auch wenn ich hier eine Entwicklung über einen längeren Zeitraum bevorzugen würde und nicht nur einige Monate als Basis. Eine hohe Dividendenrendite sollte allerdings nicht oberstes Ziel sein, sondern sondern einen attrakrive EK-Rendite.

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