Erst gestern habe ich mich über den "unheimlichen Boom bei Unternehmensanleihen" ausgelassen und bereits heute wird es wirklich gruselig. Denn die Metro AG will 500 Mio. EUR mit Hilfe einer Unternehmensanleihe einsammeln, die dann im Mai 2018 zurückgezahlt werden soll.
Metro? Kennt man doch, und dazu gehören noch Real, Media Markt und Saturn. Sollte also doch eine lohnende Sache sein, oder?
Eher oder! Denn im Konzern läuft es schon länger nicht mehr rund, der Umsatz stagniert bestenfalls, die Margen erodieren, der Aktienkurs folgt den Gewinnen in den Keller. Kurz: wirtschaftlich steht die Metro mit dem Rücken zur Wand, muss Sparten abstoßen und Märkte aufgeben. Nachdem kürzlich die Gewinnprognosen gekappt wurden und der Dauerkonflikt mit Media-Saturn-Mitinhaber Erich Kellerhals die dringend nötige Neuausrichtung der Elektroniksparte lähmt, kam auch noch die Meldung hinzu, dass der Metro-Großaktionär, die Franz Haniel & Cie. GmbH, seinen Anteil auf 30,01% abbauen will, um seine eigene horrende Verschuldung zu reduzieren. Das belastet den Aktienkurs zusätzlich und auch das öffentliche Fabulieren über hohe Dividendenrenditen von Vorstandschef Koch sind eher als das berühmte Pfeifen im Wald zu werten, denn Dividendenausschüttungen, die zuvor nicht als Gewinne verdient wurden, sind immer ein schlechtes Zeichen!
In dieser prekären Lage will sich Metro nun den Boom bei Unternehmensanleihen zunutze machen und kräftig zulangen. Denn man erhofft sich eine rege Nachfrage, da Bundesanleihen momentan historisch niedrige Zinsen abwerfen und Anleger wenig(er) Alternativen haben. Und da andere Mittelstandsanleihen kürzlich weggegangen sind, wie geschnitten Brot, will Metro sich so am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen. Doch auch und gerade bei einem schlingernden Riesen wie der Metro gilt, dass die Bonität des Emittenten im Vordergrund stehen muss. Und die beiden Ratingagenturen Moody's und Standard & Poors stufen die Metro nur knapp höher als Ramsch-Niveau ein, nämlich mit "Baa3" bzw. mit "BBB-". Bei solch negativen Einstufungen sollten die Alarmglocken schrillen und ein dermaßen hohes Risiko müsste man sich schon extrem gut bezahlen, also verzinsen, lassen. Allerdings wird die Metro-Anleihe kaum zweistellige Renditen aufweisen, die vielleicht eine gewisse Verhältnismäßigkeit mit dem erheblichen Ausfallrisiko herstellen könnten.
Das Ausfallrisiko bei Unternehmensanleihen ist kein kleines, wie Anleger z.B. bei der Solar Millennium AG und anderen Unternehmen erst in den letzten Monaten erfahren mussten. Und das beste Renditeversprechen ist nichts wert, wenn die Anleihe notleidend wird und nicht zurückgezahlt wird. Denn Insolvenzquoten von 20% bedeuten, dass man einen Verlust von 80% auf das eingesetzte Kapital zu verzeichnen hat. Und dazu kommen noch die entgangenen Zinsen.
Fazit: nicht jede Unternehmensanleihe ist eine gute Anlage und es gibt solidere und überzeugendere Emittenten als gerade die wankende Metro AG.
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