Deutschland ist eher Entwicklungsland, was börsennotierte Unternehmen angeht, denn in den USA und anderen Ländern sind viel mehr Unternehmen, insbesondere auch kleiner und mittlerer Größe, an der Börse notiert und bieten so die Möglichkeit, sich an ihnen zu beteiligen. Von daher ist es schon bedauerlich, dass das First Quotation Board (FQB) der Frankfurter Börse zum 15. Dezember geschlossen und alle dortigen Listings eingestellt werden. Daher wird für gut 700 Unternehmen des wenig regulierten Open Markets am 14. Dezember der letzte Handelstag sein, ebenso für viele gelistete Bonds.
Mit höheren Anforderungen an die Unternehmen für eine Notierung in dem Segment Open Market soll dessen Qualität verbessert werden. Und das ist auch dringend nötig, denn die eigentlich gute Idee, ein Segment mit möglichst geringen Anforderungen zu etablieren, wurde sträflich missbraucht von Betrügern und dubiosen Geschäftemachern. Und die Frankfurter Börse hat zu lange tatenlos zugesehen, wie das Ansehen börsennotierter Gesellschaften durch immer perfidere Trickbetrügereien ramponiert wurde.
Damit soll nun Schluss sein und die betroffenen Unternehmen müssen entweder die verschärften Bedingungen für den neu regulierten Open Market erfüllen oder aber an andere Börsen wechseln. Einige zieht es nach Stuttgart, Düsseldorf oder nach München ins Einsteigersegment m:access. So wie u.a. die Studio Babelsberg AG. Für die Unternehmen bedeutet der Wechsel mehr Aufwand und mehr Kosten, für die Anleger hat er insofern Vorteile, als dass sie qualitativ bessere und häufigere Informationen über ihr Unternehmen erhalten. Und dass die Aktien handelbar bleiben. Und das ist keine Kleinigkeit, denn die Aktien (und Anleihen), die weder die neuen Standards in Frankfurt erfüllen noch sich eine andere Börse gesucht haben, werden ihr Börsenlisting verlieren. Das bedeutet, das die Aktien nicht mehr über die Börse ge- und verkauft werden können, was besonders für die Anleger ein erhebliches Problem darstellt, wenn sie mal an ihr Geld herankommen wollen. Für sie stellt sich ihr Investment zukünftig so dar, als wären sie an einer GmbH beteiligt. Verkauf nur möglich, wenn man einen Käufer findet oder die Gesellschaft selbst die Anteile zurücknimmt. Vermutlich kann sich jeder ausmalen, was das für den zu erzielenden Kurs bedeutet, wenn es fast keine Käufer mehr gibt.
Die Frankfurter Börse hat eine Sonderseite zur "Neusegmentierung der Aktienmärkte" eingerichtet, wo sich viele wichtige Informationen finden.
Es gibt keine Patentlösung für die Eigentümer betroffener Anteile. Auf jeden Fall sollten Sie sich informieren, ob ihre Gesellschaft an einer anderen Börse gelistet wird oder ob sie das Listing einstellt, wie z.B. Trading-House.net und Babylon Capital. Hier sollte man ggf. die Anteile noch verkaufen - allerdings ist mit erheblichen Abschlägen zu rechnen, da nur noch am 14.12. gehandelt werden kann.
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