Value Investoren können weitgehend ohne komplizierte mathematische Formeln auskommen, indem die Anhänger des Wert orientierten Investierens einfach auf den gesunden Menschenverstand setzen. Und auf Geduld.
Je einfacher und langweiliger das Geschäftsmodell ist, desto interessanter ist es grundsätzlich für Value Investoren. Man kauft Anteile an soliden Unternehmen, die von ehrlichen und fähigen Leuten geführt werden und das zu einem Kurs, der unterhalb des fairen Wertes liegt, also das Gewinnpotenzial des Unternehmens (noch) nicht widerspiegelt...
»Mach es einfach, nicht kompliziert: suche Unternehmen mit nachvollziehbaren Geschäftsmodellen aus, die Bestand haben werden.«(Warren Buffett)
Warren Buffett ist der Überzeugung, dass man sich weder mit Marktprognosen noch mit Charts aufhalten sollte, sondern vor allem mit dem Lesen der Geschäftsberichte der Unternehmen. Da steht alles drin, was ein Value Investor über das Unternehmen wissen muss und dort findet er die Zahlen und Daten, die er für die Bewertung des Unternehmens und die Ermittlung von dessen fairen Wert benötigt. Und er rät, Geld nur in Unternehmen zu investieren, deren Geschäft man auch versteht.
»Man sollte sein Geld in Unternehmen stecken, die auch ein absoluter Vollidiot leiten könnte. Denn irgendwann wird unweigerlich genau das passieren.«
Mach es wie Warren Buffett, mach es nicht unnötig kompliziert. Intelligentes Investieren ist keine Wissenschaft, es ist solides Handwerk anhand einiger weniger, aber wichtiger Regeln. Man muss nicht zaubern können, um langfristig an der Börse Geld zu verdienen.
»Wenn Sie in eine Firma investieren wollen, sollten Sie in der Lage sein zu erklären, warum. Und zwar in einer einfachen Sprache, die ein Fünftklässler verstehen könnte, und schnell genug, damit der Fünftklässler sich nicht langweilt.«
Peter Lynch rät, das zu kaufen, was man kennt. Und das in doppeltem Sinne: nicht nur Marken oder Produkte aus dem eigenen Umfeld, sondern Unternehmen, die man kennt, die man verstanden hat, die man erklären kann. Nicht in jedem Detail, aber doch so gut, das man schnell und auf den Punkt erläutern kann, was das Unternehmen tut und wie es sein Geld verdient. Und was das Besondere daran ist im Vergleich zu seinen wichtigsten Wettbewerbern.
»Wenn ein Unternehmen gut läuft, wird die Aktie letztendlich folgen.«(Warren Buffett)
Auf lange Sicht steigen die Börsenkurse immer
Dabei sollte man sich (auch) nicht mit der Suche nach dem perfekten Timing beschäftigen, dem besten Zeitpunkt für einen Einstieg. Denn langfristig macht es kaum einen Unterschied, zu welchem Zeitpunkt man in Aktien investiert hat, langfristig steigen die Kurse schier unaufhaltsam an. Der ökonomische Fortschritt, das Wachstum der Weltbevölkerung und der (auch deshalb) global zunehmende Wohlstand, schlagen sich in der Kursentwicklung nieder.
»Langfristig werden die Aktienmärkte für gute Nachrichten sorgen. Im 20. Jahrhundert durchlebten die USA zwei Weltkriege und weitere traumatische und teure militärische Konflikte, eine Depression, mehrere Rezessionen, Börsenpaniken, Ölschocks, Virenpandemie und den Rücktritt eines Präsidenten. Dennoch stieg der Dow Jones von 66 auf 11.497.«(Warren Buffett)
Wall of Worry. Oder: War da was?
Quelle: Börse Online |
Dabei schlagen Aktien auf lange Sicht alle anderen Anlageformen bei weitem. Die Grafik zeigt die ENtwicklung bis Ende 2018 an, als die kurse mal wieder heftig in die Knie gingen. Was dann folgte, wissen wir. 2019 boomten die Börsen, 2020 brachte den "Corona-Flash-Crash" mit anschließender V-förmiger Erholung, 2021 zogen die Börsen weiter an, während sich im Technologiesektor bereits die Spreu vom Weizen trennte. Und seit Mitte November 2021 rasselt es kräftig an den Börsen und seit Mitte Februar hat der Ukraine-Krieg die Kurse nochmals merklich unter Druck gesetzt. Und dennoch zeigen sich die Börsen robust, trotz Zinswende, trotz Energiepreisschock und all den anderen Ziegelsteinen in der "Wall of Worry". An dieser klettern die Börsenkurse seit Jahrhunderten nach oben, über alle kurzen und langen, schweren und eingebildeten Krisen hinweg.
Aus dieser Entwicklung können wir lernen, dass für den nachhaltigen Börsenerfolg das Market-Timing einen geradezu zu vernachlässigenden Faktor darstellt, während eine andere Charaktereigenschaft ganz wesentlich zum Erfolg beiträgt: Geduld, die nach Benjamin Graham "oberste Tugend des Investors". Legt man den S&P 500 zugrunde, reduziert sich statistisch das Risiko, mit Aktien Geld zu verlieren, auf Null, wenn man mindestens 12 Jahre durchhält und seine Aktien nicht verkauft. Ganz klar: Geduld wird belohnt!
»Die beste Zeit für die Geldanlage ist dann, wenn man Geld hat. Die Geschichte deutet nämlich darauf hin, dass nicht der Zeitpunkt zählt, sondern die Zeit.«
Anleger sollten also auf die einfachen, unkomplizierten Unternehmen setzen und dann die nötige Muße aufbringen, bis diese sich positiv entwickeln. Den Fortschritten im operativen Geschäft werden die Aktienkurse fast unweigerlich folgen.
Meine Lese-Tipps
▶ "Buffett. Die Geschichte eines amerikanischen Kapitalisten" von Roger Lowenstein
▶ "Das Tao des Warren Buffett" von Mary Buffett und David Clark
▶ "Die Essays von Warren Buffett: Die wichtigsten Lektionen für Investoren" von Lawrence A. Cunningham
▶ "Investieren mit Warren Buffett. Sichere Gewinne mit der Fokus-Strategie" von Robert G. Hagstrom
▶ "So liest Warren Buffett Unternehmenszahlen" von Mary Buffett und David Clark
▶ "So macht es Warren Buffett: 24 einfache Anlagestrategien" von James Pardoe
▶ "Warren Buffett. Das Leben ist wie ein Schneeball" von Alice Schroeder
▶ "Warren Buffett – Der Jahrhundertkapitalist" von Gisela Baur
▶ "Warren Buffett: Sein Weg. Seine Methode. Seine Strategie." von Robert G. Hagstrom
Was man beim Hinweis auf ewig steigende Kurse meistens zu erwähnen vergisst, ist die Tatsache, dass es sich beim Chartbild um einen Index handelt, und nicht um einzelne Aktien. Welche der heute im S&P500 vertretenen Aktien waren denn, um bei Deinem Graphen zu bleiben, schon 1801 im S&P500 oder um 1900 im Dow Jones vertreten?
AntwortenLöschenMan kann die Aussage der ewig steigenden Aktien so nicht pauschal stehen lassen. Es sind die Indizes, welche ewig steigen.