Nun hat Capvis seine Aktien an KKR übertragen, die damit im Besitz von 52,4% der Stamm- und 5% der Vorzugsaktien sind. Und es ist kaum vorstellbar, dass KKR bis zum Ablauf der Offerte am 9. Oktober weitere Vorzugsaktien angedient werden, denn der aktuelle Kurs notiert deutlich oberhalb des KKR-Angebots. Offensichtlich sehen die Aktionäre noch Potenzial in den Vorzugsaktien. Und das ist verständlich.
Schauen wir zunächst auf WMF selbst: das Unternehmen hat erfolgreiche Jahre hinter sich und 2011 erwirtschafteten die rund 6.000 Mitarbeiter 980 Mio. EUR Umsatz, ein Plus von 9% ggü. dem Vorjahr. Und im ersten Halbjahr 2012 betrug der Zuwachs beim Nachsteuergewinn satte 47% und beim Umsatz gabe es eine weitere Steigerung von 6%. Zum starken Wachstum trug vor allem der Einstieg in das Geschäft mit Kaffeemaschinen für Hotels und Gastronomie bei und KKR möchte das "erhebliche Potential des Unternehmens zur weiteren Marktdurchdringung und internationalen Expansion realisieren", wie es in der Mitteilung von KKR hierß. "Dies gilt insbesondere für Asien und den US-amerikanischen Markt", heißt es weiter, denn im Jahr 2011 erwirtschaftete WMF bereits 47,5% seines Umsatzes außerhalb Deutschlands. Und es gibt noch den bisher defizitären Bereich der Elektrokleingeräte, der in die Gewinnzone geführt werden sollte.
Bewertung
Die Bewertung des Unternehmens anhand von Kennzahlen spielt diesmal - anders als sonst - nur eine zweitrangige Rolle, so dass ich mir hierzu kurz fasse: bei einem Aktienkurs von 35,00 EUR ergbit sich ein 2013er KGV von knapp über 10 und eine Dividendenrendite von annähernd 4% (bezogen auf 1,40 EUR Ausschüttung je Aktie). Kurzum: die Bewertung ist attraktiv und alleine aus diesem Grund könnten die WMF Vorzugsaktien den Weg in die Depots von Langfristanlegern finden.
Spekulation
Aber die eigentlich interessante Spekulation bezieht sich weniger auf die Bewertungskennzahlen als vielmehr darauf, dass KKR Interesse daran haben könnte, die Vorzugsaktien in Stammaktien umzuwandeln. Nicht nur, weil die deutschen Vorzugsaktien den Amerikanern eher suspekt vorkommen, sondern weil sie auf diese eine deutlich höhere Gewinnausschüttung leisten müssen, als auf die Stammaktien - der Preis für das nicht vorhandene Stimmrecht. Geht man also davon aus, dass KKR bereit war, 47 EUR je Stammaktie zu zahlen und auf dieser Basis erhebliches Wertsteigerungspotenzial für das Unternehmen und die Aktien sieht, dann wäre für die Amerikaner das beste Geschäft, die Vorzugsaktien einzusammeln, bevor die unternehmerischen Erfolge den Unternehmenswert von WMF weiter steigen lassen.
Doch wie kommt KKR an die Vorzusaktien heran? Sie könnten über die Börse erworben werden, aber aufgrund des hohen Streubesitzes würde das langwierig sein und den Kurs treiben. Des Weiteren könnte man die Vorzugsaktien in Stammaktien umwandeln (wie es Capsis bereits angedacht hatte). Dann würde sich der Kurs der Vorzüge schnell dem der Stämme annähern, was einem Kursplus von rund 35% entspräche. Oder man macht den Vorzugsaktionären ein so attraktives Angebot, dass sie ihre Aktien freiwillig an KKR abgeben - das dürfte dann zwischen 35 und 47 EUR liegen und ebenfalls zweistellige Zuwächse ggü. dem heutigen Börsenkurs versprechen.
Die Spekulation ist also, auf KKR zu warten. Und dafür gibt es drei Optionen: ein verbessertes Übernahmeangebot, eine Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien oder die unternehmerische Fortentwicklung und die Hebung der erheblichen Potenziale, die KKR in WMF sieht. Doch egal, was KKR tut, der Inhaber der Vorzugsaktien wird davon profitieren. Und bis KKR zu einer Entscheidung gekommen ist, wird dem Vorzugsaktionär das Warten versüßt: mit einer attraktiven Dividendenrendite und der Aussicht auf relativ sichere Kurssteigerungen zwischen 20% und 35%. Und an dieser Stelle lohnt dann wieder Blick auf die Kennzahlenbewertung, um das Risiko einschätzen zu können, das mit dem Einstieg in die WMF Vorzugsaktien verbunden ist. Doch ein unterdurchschnittliches KGV von 10, eine Dividendenrendite von 4% und hervorragende Wachstumsaussichten sichern den Aktienkurs massiv nach unten ab. Es sieht so aus, als wenn Anleger mit diesem Investment gar nichts falsch machen könnten und es sollte sich lohnen, jetzt zuzugreifen.
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