Das Price-Earnings-Growth-Ratio (PEG) soll dem traditionellen KGV Dynamik einhauchen (es wird daher auch 'Dynamisches KGV' genannt). Es setzt das KGV ins Verhältnis zum Gewinnwachstum und macht es so zum Kurs-Gewinn-Wachstum-Verhältnis. Als fairer Wert gilt ein PEG von eins, denn dann ist das KGV genauso hoch wie das durchschnittliche Ertragswachstum des Unternehmens. Je kleiner also das PEG, desto günstiger ist der Aktienkurs.
Schnell wachsende Technologiefirmen weisen meist ein deutlich höheres KGV auf als Standardwerte; sie sind daher über das PEG besser zu bewerten. Denn ähnlich wie das KGV greift auch das PEG auf den Gewinn je Aktie zurück. Allerdings nicht auf den eines bestimmten Jahres, sondern auf die Gewinn mehrerer Jahre. Meist gibt es genügend Vergangenheits- und Zukunftsdaten und je länger die gewählte Zahlenreihe ist, desto valider wird das Ergebnis - allerdings stehen die zukünftigen Ergebnisse nur als Schätzungen zur Verfügung, während die Angaben aus den vergangenen Jahren den Geschäftsberichten zu entnehmen sind. Je weiter also die geschätzten Ergebnisse in die Zukunft reichen, desto unsicherer wird die Prognose...
Dennoch soll ja nicht die Vergangenheit bewertet werden, sondern die Zukunftsaussichten. Daher bietet es sich an, mindestens die Ergebnisse der nächsten drei bis 5 Jahre in die Berechnung mit einfließen zu lassen.
PEG = KGV / Gewinnwachstumsrate
Berechnungsbeispiel:
Gewinn je Aktie
2016 = 1,00 Euro
2017e = 1,10 Euro
2018e = 1,20 Euro
2019e = 1,30 Euro
Steigerungen
2016 auf 2017e = 10%
2017 auf 2018e = 9,09%
2018e auf 2019e = 8,33%
Die Ermittlung erfolgt über das geometrische Mittel, das allerdings nur bei positiven Zahlenwerten funktioniert.
Gewinnwachstumsrate = (1,30 - 1,00) ^ (1/3) - 1 = 9,14
Hier noch die Formel für Excel: =(((A2-A1)/(A1))+1)^(1/Anzahl Jahre)-1
Dabei ist A1 der Wert des Startjahres und A2 der des Endjahres.
Bei einem aktuellen Aktienkurs von 11,00 Euro betrüge also das
KGV (2019e) = 11 / 1,30 Euro = 8,46
und das
PEG = 8,46 / 9,14 = 0,93.
Mit einem Wert von unter eins deutet das PEG somit einen Aktienkurs unterhalb des fairen Wertes und folglich weiteres Kurspotenzial an.
Wie auch das KGV sollte das PEG nicht isoliert betrachtet werden, sondern man sollte beachten, welche Aktienkategorie das Unternehmen überhaupt zuzuordnen ist. Denn ob ein Unternehmen zur Gruppe der dynamischen Wachstumsfirmen gehört oder ein zyklischer Konsumwert ist, hat entscheidende Auswirkungen auf die erwartbare Gewinndynamik und damit auf den Vergleich mit ähnlichen Unternehmen der gleichen Branche (Peergroup).
Hallo Michael
AntwortenLöschenVielen Dank für den Artikel. Frage: Inwiefern nutzt du nebst dem PEG aus die Graham-Formel? Und wo siehst du zwischen diesen beiden Varianten die Unterschiede, resp. Vor- und Nachteile in der Praxis? Bei der Graham-Formel handelt es sich schliesslich auch um eine Kombination zwischen KGV und Gewinnwachstum...
Apropos KGV: Was ist mit dem Shiller-KGV? Wie und wann nutzt du diesen? Oder ist dieser lediglich bei zyklischen Aktien sinnvoll?
Beste Grüsse
David
Hallo Michael,
AntwortenLöschenvielen Dank für den Artikel, zu dem ich aber eine kritische Anmerkung habe.
Ich finde nämlich, dass gerade das von Dir gewählte Beispiel die Grenzen der Formel gut aufzeigt, die reichlich willkürlich konstruiert ist und implizit unterstellt, dass nur ein wachsendes Unternehmen überhaupt einen Börsenwert rechtfertigt (bei Stagnation wird PEG unendlich), und die daher bei moderat wachsenden Unternehmen schlecht funktioniert.
Nehmen wir an, das fiktive Unternehmen sei nach PEG mit KGV 9,14 fair bewertet. Ich habe es mal kurz durchgerechnet: Bei einer fortgeschriebenen Gewinnentwicklung von +9,14 % p.a. benötigt das Unternehmen fast exakt 7 Jahre, um seinen kompletten Börsenwert einzuspielen, und 4 Jahre für die Hälfte.
In meinen Augen würde ein solches Unternehmen bei dieser isolierten Gewinnbetrachtung einen klaren Kauf mit deutlichem Aufwärtspotential darstellen.
Siehst Du das anders?
Gruß
Jens