Die Aktien von Cisco Systems standen am 30. März 2000 bei über 77 USD und damit war das Unternehmen mit 555 Mrd. USD das teuerste der Welt. Der eine oder andere von den Älteren wird sich noch erinnern, denn Cisco war eines der Unternehmen, die "man haben musste", denn es baute die Produkte, die für das rasante Wachstum des Internets nötig waren. Selbst Harald Schmidt ließ sich damals in seiner Late-Night-Show über die Kursentwicklung von Cisco aus. Fast unnötig zu erwähnen, dass Cisco damals erheblich weniger Umsatz machte als heute, und noch viel weniger Gewinn erwirtschaftete. Aber es war die Hochphase der "New Economy", als den Anlegern erzählt wurde, die alten Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaftslehre würden nicht mehr zählen und Umsatz sei wichtiger als Gewinn. Jaja, Groupon ick hör dir trapsen...
Es folgte, was folgen musste: ein starker Absturz von den einstigen Höhen und eine zehn Jahre anhaltende Seitwärtsbewegung, wenn auch sehr volatil, zwischen etwa 10 und 25 EUR.
Und nun? Cisco Systems ist noch immer der weltweit führende Entwickler und Hersteller von High-Performance-Multimedia- und Multiprotokoll-Internetworking-Produkten für Computernetzwerke.
Die Produkte, insbesondere Router und Switches, decken eine große Bandbreite an End-to-End Netzwerk-Hardware, -Software und -Services ab und die Hauptkunden sind Telefongesellschaften, Internet-Service-Anbieter, Energieversorger, der Staat und kleine bis mittelständische Unternehmen.
Daher wirkt sich die aktuelle globale Konjunkturschwäche natürlich auch auf die Geschäfte von Cisco Systems aus, denn die Unternehmen achten genauer auf ihre Investitionen. Cisco hat reagiert und sich ein striktes Abspeckprogramm auferlegt: so wurden 11.500 Mitarbeiter entlassen - oder rund 14% der Belegschaft - und Randbereiche wurden abgestoßen bzw. aufgegeben. Des Weiteren hat Cisco soeben angekündigt, weitere 1.300 Stellen abzubauen.
Doch es gibt auch positive Nachrichten, denn Cisco stärkt weiter seine Position in Kerngeschäft und dies nicht nur durch eigene innovative Produkte, sondern auch durch gezielte Übernahmen. So gab heute die EU-Kommission grünes Licht zu der von Cisco bereits im März angekündigten Übernahme von NDS, eines israelischen Spezialisten für Software für Betreiber von Pay-TV-Angeboten, dessen Produkte u.a. auch vom deutschen Pay-TV-Sender Sky genutzt werden.
Cisco Systems ist also ein Unternehmen, dessen Produkte gebraucht werden und das sich seit vielen Jahren in einem Wachstumsmarkt behauptet und diesen sogar beherrscht. Seit 2004 hat Cisco fast jedes Jahr den Umsatz gesteigert und Cashflow sowie Gewinn liegen auf hohem Niveau.
Im Mai hatte Cisco seine Zahlen präsentiert: die anhaltend hohe Nachfrage nach Netzwerk-Technik hatte im dritten Geschäftsquartal (bis Ende April) zu einem Umsatzanstieg von 7% geführt und der Gewinn legte dank eingedämmter Kosten sogar um 20% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu. Allerdings gab Cisco-Chef John Chambers bereits damals einen verhaltenen Ausblick auf das aktuelle Quartal, woraufhin der Aktienkurs deutlich nachgab. Und heute gab es einen weiteren Rücksetzer um gut 5%, weil dem Markt die Zahlen des Konkurrenten Texas Industries so gar nicht schmecken wollten.
Kurs: 12,60 EUR
Marktkapitalisierung: 68,48 Mrd. EUR
Streubesitz: 75,70%
Aktienanzahl: 5,44 Mrd.
Cashflow je Aktie: 1,81 / KCV: 6,96
Buchwert je Aktie: 7,00 EUR / KBV: 1,8
EPS 2012e: 1,53 EUR / KGV 2012: 8,24
EPS 2013e: 1,59 EUR / KGV: 2013: 7,92
Dividende 2012e: 0,19 EUR / Div.Rendite: 1,5%
Cisco Systems ist eines der innovativsten Tech-Unternehmen mit hohen Wachstumsraten in einer sehr starken Marktposition und einen sehr fähigen Management. Und wird aktuell mit einem sensationell günstigen 13er KGV von unter 8 bewertet - der heutige Kursrücksetzer macht's möglich.
Mag sein, dass der Kurs noch etwas nachgeben wird, vor allem weil wir ja auf den Herbst zusteuern, die generell tristeste Börsenzeit. Aber auf mittel- und langfristige Sicht ist Cisco ein Basisinvestment für jeden, der das Internet, Cloud
-Computing
und mobile Kommunikation nicht für Eintagsfliegen hält. Daher ist für mich Cisco Systems auf diesem Niveau ein Value Investment wert.
Cisco ist kein schlechtes Unternehmen, nur es fehlt an Fantasie. Was mich auch beunruhigt, dass anscheinend keiner eine Ahnung hat wohin man mit dem ganzen Cash soll.
AntwortenLöschenBörse lebt einfach von Fantasie. Was aber nicht heißt, dass eine Cisco zu günstigen Kursen auf dauer kein gutes Investment ist ;) .
Cisco gehört wie Google, Apple, Microsoft zu den Tech-Unternehmen, die hohe Cash-flows erwirtschaften und auf hohen Geldmitteln sitzen. Das bedeutet einerseits, dass sie (vielleicht) nicht wissen, was sie damit anstellen sollen, andererseits sichert ein hoher Cashbestand den Aktienkurs nach unten ab. Früher nannte man so etwas "Kriegskasse" und Cisco gehört zu den Unternehmen, die ihre Martstellung (auch) dadurch sichern und ausbauen, dass sie kleine Wettbewerber und Innovationsführer aufkaufen. Das halte ich für konsequent und lebensnotwendig für ein Unternehmen, dass die Infrastruktur bereitstellt und nicht die Endprodukte für den Konsumenten.
AntwortenLöschenAndererseits müssen Zukäufe auch sinn machen und nicht nur getätigt werden, weil man das Geld über hat und/oder das Übernahmeobjekt von keinem anderen aufgekauft werden sollte. Wie man Microsoft gesehen hat, die ihren ersten Quartalsverlust seit 1986 ausweisen mussten aufgrnd einer unsinnigen und unnötigen Übernahme aus vergangenen Zeiten (und der nun nötigen Abwertung des in der Bilanz noch hoch angesetzten Firmenwerts).
Und wenn man keine Unternehmen aufkaufen kann oder möchte, bieten sich ja auch andere Möglichkeiten, die Aktionäre an zu viel Geld zu beteiligen: Aktienrückkauf (und anschließendes Einziehen der Aktien), Dividendenausschüttungen oder Sonderzahlungen. Entscheidend ist, dass das nur Unternehmen machen können, die (zu) viel Geld haben und bei denen perspektivisch weiterhin viel Geld in die Kasse kommt. Cisco war so ein Unternehmen und ist es immer noch. Und auf absehbare Sicht wird es wohl auch so bleiben. Ich freue mich jedenfalls über die attraktive Bewertung und beteilige mich gerne an so einem Erfolgsunternehmen. Und wenn die Aktien steigen sollten, hätte ich auch nichts dagegen. ;-)