Mittwoch, 28. März 2012

Berentzen: Plünderung durch Rekord-Dividende

Ich bin ja ein Freund davon, Aktionäre an der positiven Unternehmensentwicklung zu beteiligen und mit Dividenden zu belohnen. Aber was sich gerade bei Berentzen abspielt, ist ein eine Perversion der Gewinnausschüttungsidee sondergleichen. Denn Berentzen, eine Tochter des Beteiligungsunternehmens Aurelius AG, hat angekündigt, der Hauptversammlung am 24. Mai 2012 vorzuschlagen, aus dem Bilanzgewinn für das Geschäftsjahr 2011 die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,90 Euro je Vorzugsaktie sowie die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,84 Euro je Stammaktie für das Geschäftsjahr 2011 vorzunehmen.

Alleine schon die Formulierung "aus dem Gewinn" ist ein Hohn, denn Berentzen hat gar keinen Gewinn in dieser Höhe gemacht. Und die Dividende der Vorjahre lag zwischen 2000 und 2010 bei durchschnittlich 0,17 EUR (in drei dieser Jahre gab es gar keine Dividende) und zuletzt bei 0,13 EUR, so dass der neue Betrag fast eine Versiebenfachung darstellt. Zum Zeitpunkt der Nachricht lag der Berentzenkurs bei 4,80 EUR und schoss dann in der Spitze bis auf 6,25 EUR hoch - ein Plus von 30%. Abgesehen davon, dass eine Dividendenerhöhung um 0,77 EUR (und die ist ja auch noch zu versteuern, so dass es eigentlich sogar nur 0,58 EUR je Aktie sind), einen Sprung um 1,45 EUR kaum rechtfertigen dürfte, scheinen einige Anleger nur auf die nun optisch hohe Dividendenrendite geschaut zu haben, die mit 14,4% (bei Kurs 6,25 EUR) ja auch verlockend aussieht. Aber der Hund hat doch ein paar Flöhe, bekanntlich Überträger der todbringenden Pest.

Denn Berentzen verdient diese hohe Dividende gar nicht, was bedeutet, dass nach Dividendenabschlag und Versteuerung mit 25% beim Aktionär dessen Investment auch noch deutlich weniger Wert ist, da ja die Gewinnrücklagen deutlich abgeschmolzen werden. Eine solche Ausschüttungspolitik, die deutlich jenseits von 100% des Gewinns liegt, ist unverantwortlich für ein Unternehmen. Hier wird ausschließlich auf die Interessen des Großaktionärs Aurelius AG geschaut, der Kapital aus dem Unternehmen ziehen will - und selbst seine Dividenden nur mit 5% versteuern muss (da die Aurelius eine Kapitalgesellschaft ist), so dass die Rendite der Aurelius AG nach Steuern weit höher ausfällt, als die der normalen Aktionäre.

Es drängt sich der Eindruck auf, dass Berentzen geplündert, dass die Liquidität aus dem Unternehmen gesogen wird. Dies deutet darauf hin, dass Aurelius AG die Berentzen-Gruppe wieder veräußern will und kein Interesse an einer nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens hat. Für alle anderen Aktionäre der Berentzen-Gruppe sollten die Alarmglocken schrillen, denn ihr Investment ist in akuter Gefahr. Und die jetzt optisch hohe Dividendenrendite wird im nächsten Jahr wieder eingedampft, da man nicht mehrfach mehr ausschütten kann, als an Gewinnen reingekommen ist. Sonst ist das Unternehmen ganz schnell insolvent. Und Aurelius will Berentzen zwar aussaugen, aber nicht töten, denn dann wäre es kaum noch zu einem akzeptablen Preis zu veräußern.

7 Kommentare:

  1. Hallo Herr Kissig,

    habe Ihre Ansicht über Berentzen gelesen und bin ein wenig überrascht über Ihre Kritik, denn:

    Bewertung Berentzen:
    KBV knapp 1
    KGV unter 10
    Dividendenrendite 15% bei Kurs 6 Euro
    Gewinn wurde auch gemacht, wenn auch nicht 0,90.

    Würde mich über eine Stellungnahme freuen.

    Gruß
    Mario

    AntwortenLöschen
  2. Die Ergebnisse und Dividenden je Aktie sahen in den Vorjahren wie folgt aus:

    2000: +0,27 EUR, Div.: 0,24 EUR
    2001: +0,35 EUR, Div.: 0,24 EUR
    2002: +0,22 EUR, Div.: 0,15 EUR
    2003: +0,19 EUR, Div.: 0,15 EUR
    2004: -1,27 EUR, Div.: 0,00 EUR
    2005: +0,67 EUR, Div.: 0,26 EUR
    2006: -0,10 EUR, Div.: 0,13 EUR
    2007: -1,16 EUR, Div.: 0,00 EUR
    2008: -2,37 EUR, Div.: 0,00 EUR
    2009: +0,37 EUR, Div.: 0,39 EUR
    2010: +0,92 EUR, Div.: 0,13 EUR
    2011(e): +0,61 EUR, Div.: 0,90 EUR
    2012(e): +0,55 EUR
    2013(e): +0,60 EUR

    Das Unternehmen hat also zu keiner Zeit eine Ausschüttung von 0,90 EUR für die Vorzugsaktien und 0,84 EUR für die Stammaktien)verdient. In den vergangenen Jahren ist Berentzen wiederholt in der Krise gewesen, Verluste waren häufiger als Gewinne, die Stammaktien haben zumindest seit 2007 gar keine Dividende erhalten! Aurelius hält 75,1% der Stammaktien und inzwischen aufgrund des Angebotes an die Aktionäre zum Erwerb von Vorzugsaktien auch einen Bestand an diesen (die Größe kenne ich nicht). Die Versiebenfachung der Dividende erfolgt wohl nur, um auch auf die Stammaktien möglichst viel ausschütten zu können. Und durch die Ausschüttung auch an die Stammaktien steigt die Ausschüttungssumme ja nochmals an, da viel mehr Aktien bedient werden müssen, als wenn nur die Vorzüge eine Dividende erhielten.

    Sieht man sich die Zahlenreihe oben an, erkennt man klar, dass die Ausschüttung nicht im Interesse von Berentzen ist, sondern ausschließlich im Interesse der Aktionäre. Das Unternehmen wird einen massiven Abfluss von Finanzmitteln verkraften müssen! Als Aktionär bin ich an hohen Erträgen interessiert und diese dürfen dann auch gerne in Form von Dividenden ausgeschüttet werden. Die Ertragslage gibt bei Berentzen aber keine so hohe Ausschüttung her. Also wird das Unternehmen geschwächt und sogar geschädigt, was auf keinen Fall in meinem Interesse als Aktionär liegt!

    Der Einwand, dass Aurelius ja sogar Mehrheitseigner ist und somit kein Interesse an der Schwächung von berentzen haben kann, zieht nicht. Denn Aurelius kauft und verkauft Beteiligungen. Die haben nicht das Wohl des jeweiligen Unternehmens im Fokus, sondern ihre eigene Gewinnmaximierung. Ihren Anteil versilbern sie durch die Veräußerung an irgend einen Käufer - unter Umständen auch an ein weiteres Beteiligungsunternehmen - und die übrigen Aktionäre haben davon gar nichts.

    Wie in meinem Eingangsbeitrag bereits geschrieben, halte ich eine Ausschüttung in dieser Größenordnung für eine Plünderung. Die optisch hohe Dividendenrendite reizt mich deshalb gar nicht, weil die in den Folgejahren gar nicht aufrecht erhalten werden kann, sondern massiv sinken wird. Denn das Geld kann man nur einmal aus dem Unternehmen saugen, danach müssten die Ausschüttungen durch die Ertärge erwirtschaftet werden. Imd wie die Zahlenreihe zeigt, gelingt das dem Unternehmen nicht wirklich, jedenfalls nicht stetig.

    Ich schätze, dass aktuell die optisch hohe Dividendenrendite den Kurs hoch hält, aber nach der Ausschüttung (die ja auch noch mit 25% zu versteuern ist), dürfte der Kurs nur noch eine Richtung kennen: nach unten. Denn das Unternehmen ist danach deutlich schlechter aufgestellt als vor der Ausschüttung und wird weitere schwere Zeiten vor sich haben. Für mich ist Berentzen ganz klar KEIN lohnendes Investment.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Herr Kissig,
      erstmal Danke (!) für die sehr schnelle Antwort. Klasse! Kann Ihre Meinung nachvollziehen, aber: Gewinn 2010 über 0,90 Euro - man hätte da ja auch schon viel mehr als die 0,13 auszahlen können. Wurde auf dieses Jahr verschoben. Auch wenn die Dividende in den nächsten Jahren sinken sollte (vielleicht auf 0,30 bei Ihrem geschätzten Gewinn je Aktie von 0,60), wären das ja auch immerhin noch 5% Rendite nach 15% in diesem Jahr. Und auf die Bewertung der Aktie nach Kennzahlen sind Sie nicht eingegangen. Da Sie kürzlich in der Börse-Online Datenbank nach Aktien mit hoher DivRend und geringem KGV und niedrigem KBV gesucht haben, müßte Berentzen nach diesen Kriterien doch hochinteressant sein (unabhängig von Ihren Kritikpunkten). Nochmal besten Dank für Ihre schnelle Antwort.

      Gruß
      Mario

      Löschen
  3. Mit der Bewertung nach Kennzahlen tue ich mich bei Berentzen schwer. Wie anhand der Gewinnreihe zu sehen ist, unterliegt das Ergebnis starken Schwankungen und daher ist eine Prognose, ob in den nächsten Jahren mit Gewinne zu rechnen ist, ziemlich gewagt. Denn Berentzen hat in den letzten 10 Jahren derartige Prognosen am Fließband gerissen und nicht selten erhebliche Verluste eingefahren. Die Prognoseunsicherheit bzgl. der 2012er und noch mehr der 2013er Gewinne ist also erheblich und viel fraglicher als bei Unternehmen mit einem steigeren Geschäftsverlauf. Das rechnerische KGV ist daher hier für mich nur bedingt aussagefähig. Und zum Buchwert habe ich seit jeher ein zwiegespaltenes Verhältnis, da ich nicht glaube, dass man seriös vor Zerschlagung eine Bewertung vornehmen kann. Wer weiß schon, zu welchem Preis ich gebrauchte Abfüllanlagen wirklich verkaufen kann, wenn die Firma pleite ist? Sicherlich nicht zu den bis dahin abgeschriebenen Werten. Es sind eben keine Renditeimmobilien, sondern Spezialmaschinen. Von daher erscheint mir bei einem Unternehmen, dass in den letzten Jahren erhebliche Verluste geschrieben hat, ein KBV von 1 als zielich hoch - jedenfalls wäre dies alleine für mich kein Grund, hier Geld zu investieren.

    Die Bewertung ist schwierig, weil die Prognosen in der Vergangenheit nicht gehalten werden konnten, das Unternehmen hat schwere Krisen hinter sich und einen Großaktionär, dem (nur) die eigene Gewinnmaximierung wichtig ist. Ich denke, es gibt diverse Alternativen an aussichtsreichen Unternehmen mit attraktiveren Bewertungen und Aussichten.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Herr Kissig,

      Christian mal´ wieder; der Fairness halber´ sollte man erwähnen, dass Aurelius erst seit Ende 2008 an Bord ist, mithin (bis auf recht wenige Vorzugsaktien) noch nie eine Dividende aus dem Unternehmen erhalten hat, denn die in Gänze von Aurelius gehalten Stammaktien sollen jetzt zum erstenmal Ausschüttungen kassieren ...
      Auch die Vorzugsaktionäre sind in den letzten Jahren nicht gerade mit Geld überschüttet worden; die 0,13€ des letzten Jahres waren gerade das absolute Minimum, um die Vz. nicht in Stimmrechtsaktien umwandeln zu müssen! (Was natürlich nicht im Interesse von Aurelius gewesen wäre ...)
      Man muss festhalten, dass Aurelius insgesamt einen sehr guten Job gemacht hat; allerdings gefällt auch mir die derzeitige Ausschüttungspolitik nur sehr bedingt, die zurückgehenden Margen Ihrer Aufstellung zeigen, dass man eigentlich Geld benötigt, um die internationale Aufstellung des Konzerns zu verbessern. In dieser Situation auf die Rücklagen aus den letzten Jahren zurückzugreifen, um eine hohe Dividende finanzieren zu können, ist vor allem dann problematisch, wenn es bei der "Internationalisierung" Schwierigkeiten gibt ...

      Beste Grüße,

      Christian

      Löschen
  4. Guten Tag Herr Kissing,
    wie bewerten Sie den Hinweis, dass Berentzen eine Unternehmensanleihe zu 6,5 % über 5 Jahre herausbringen will, in der Absicht, sich auf dem "Weltmarkt" (neu) zu positionieren.
    Steht zu befürchten, dass Berentzen kein Geld mehr von den Banken bekommt ?

    AntwortenLöschen
  5. Per 31.12.2011 weist die Berentzen-Gruppe ein Eigenkapital von 63,9 Mio. EUR aus und Verbindlichkeiten von insgesamt 62,3 Mio. EUR. Rechnet man die 50 Mio. EUR der neuen Anleihe zu den Verbindlichkeiten hinzu, ergeben sich 112,3 Mio. EUR oder eine EK-Quote, die von 50% auf 36% absinkt. Das ist kein besorgniserregender Wert, aber auch kein herausragender.

    Unternehmensanleihen sind momentan en vogue, da Bundesanleihen keine attraktiven Zinsen bieten und man so bei den Anlegern punkten kann, die nicht auf Aktien setzen aber dennoch attrakive Zinssätze erzielen möchten - bei überschaubarem Risiko.

    Die Umsatzerlöse sind bei Berentzen seit Jahren rückläufig: zwischen 2008 und 2011 gingen sie um ein Viertel zurück, dafür schreibt das Unternehmen wieder schwarzen Zahlen. Wie die von mir weiter oben eingestellte Zahlenreihe jedoch zeigt, unterliegen die Ergebnisse bei Berentzen jedoch starken Schwankungen und es scheint mir nicht unwahrscheinlich, dass das Unternehmen aktuell bei Banken schlechte Karten hat für eine Finanzierung. Gerade auch bezogen auf eine Wachstumsstrategie, die ja mit nicht gerade kleinen Risiken verbunden ist. Einerseits haben die Banken selbst weniger Geld für Kredite zur Verfügung, da sie Altlasten abschreiben und höhere Eigenkapitalquoten (Stichwort Basel III) vorhalten müssen, andererseits hat sich die Commerzbank ja selbst für einige Jahre aus dem Markt der Mittelstandsfinanzierung herausgenommen.

    Wenn Unternehmen keine Bankkredite bekommen, können Sie Eigenkapital schaffen oder sich alternative Fremdmittel besorgen. Eigenkapital wäre über eine Kapitalerhöhung zu generieren, aber dann müsste Großaktionär Aurelius einspringen, sofern die ihren Anteil nicht verwässern möchten. Und es stellt sich schon die Frage, ob Berentzen attraktiv genug ist für eine KE. Aurelius selbst geht wohl eher davon aus, dass man die Braut noch deutlich hübscher machen kann (und muss), bevor man sie gewinnbringend veräußern kann. Außerdem wäre es schon sehr widersinnig, wenn Aurelius eine völlig überdimensionierte Dividendenausschüttung erzwingt und anschließend eine Kapitalerhöhung durchführt, an der sie sich selbst beteiligt. Zuletzt bleibt der Weg über eine Unternehmensanleihe. Das ist zwar teuer (6,5% ist ja schon ein vergleichsweise hoher Coupon), aber man muss ja auch so attraktive Konditionen bieten, dass man Anleger anlocken kann.

    Die Frage ist, ob Aurelius selbst auch Anleihen zeichnen wird. Das wäre dann andenkenswert, wenn sie mit ihren Mitteln selbst weniger Rendite erzielen würden und aktuell keine Übernahmekandidaten im Fokus hätten. Hierzu hat der Vorstand von Aurelius ja öffentlich verkündet, noch 2 bis 3 Übernahmen in 2012 stemmen zu wollen. Dazu benötigt man Geld. Und die Erwartung am Markt ist, dass die hohe Liquidität, die durch den Verkauf von Schabmüller in die Kassen gespült wurde, zumindest teilweise als Sonderdividende an die Aurelius-Aktionäre ausgeschüttet wird. Würde man dies unterlassen und stattdessen das Geld in der Berentzen-Anleihe "parken", würde dies mit Sicherheit kein Freude bei den Aurelius-Aktionären erzeugen. Ich glaube daher nicht, das sich Aurelius selbst mit größeren Beträgen an der Anleihe beteiligen wird. Auch spricht die kürzlich erfolgte hohe Dividendenausschüttung gegen dieses Szenario.

    Berentzen benötigt Mittel für seine Expansion und weder die Banken noch der Großaktionär scheinen aktuell bereit, diese Mittel zur Verfügung zu stellen. Eine Unternehmensanleihe ist daher die folgerichtige Option und da die EK-Quote in vertretbaren Dimensionen bleibt, auch eine gangbare. Abschätzen muss man nun noch, ob Berentzen mit seiner Expansionsstraegie mindestens eine Rendite von mehr als 6,5% einfahren kann, denn ansonsten wäre das ein schlechtes Geschäft.

    Berentzen-Finanzdaten

    AntwortenLöschen