Mittwoch, 5. März 2025

Kissigs Nebenwerte-Analyse: Bei Eckert & Ziegler gibt’s nicht nur strahlende Gesichter

Im Magazin "Der Nebenwerte Investor" von Traderfox finden sich regelmäßig Analysen von mir zu deutschen Nebenwerten. Das Magazin ist kostenpflichtig und wer dieses oder eine der weiteren Börsenzeitschriften von Traderfox bestellen möchte, gelangt ▶ hier zur Übersicht. Mehrwert für die Leser meines Blogs: Nach Erscheinen des Magazins darf ich meine Nebenwerte-Analysen dann auch hier veröffentlichen.


Artikel aus "Der Nebenwerte Investor" Ausgabe 4/2025 vom 04.03.2025

Aktien in dieser Ausgabe: Eckert & Ziegler, FRoSTA, Klöckner, Cerene, Vuzix

Bei Eckert & Ziegler gibt’s nicht nur strahlende Gesichter

Die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik SE entwickelt und produziert isotopentechnische Komponenten für die medizinische, wissenschaftliche und messtechnische Anwendung. Größte Beachtung findet die Anwendung der strahlenden Isotope im Bereich modernster und zielgenauer Krebstherapien und das Unternehmen selbst legt seinen Fokus auch immer stärker auf diesen wachstumsstarken Bereich. Durchaus mit Erfolg, wenngleich es immer wieder Schlaglöcher auf dem Erfolgspfad gibt. Zuletzt sogar durch eine Cyberattacke.

Eckert & Ziegler (EZAG) präsentiert sich heute als ein international führendes Unternehmen im Bereich der isotopentechnischen Anwendungen. Seit der Gründung im Jahr 1997 haben sich die Berliner auf die Entwicklung, Produktion und den Vertrieb von radioaktiven Komponenten für medizinische, wissenschaftliche und industrielle Zwecke spezialisiert. Der Börsengang erfolgte im Mai 1999, also kurz vor dem Platzen der Internetblase, und heute ist das Unternehmen Mitglied im SDAX sowie im TecDAX. Die Umwandlung in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) wurde im Frühjahr 2024 vollzogen.

Mit einem breiten Produktportfolio trägt Eckert & Ziegler maßgeblich zur Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen sowie zur Qualitätssicherung in verschiedenen Industriezweigen bei. Das Geschäftsmodell von Eckert & Ziegler ist dabei in zwei Hauptsegmente unterteilt.

Im Bereich Isotope Products konzentriert man sich auf die Herstellung und den Vertrieb von radioaktiven Isotopen für industrielle Anwendungen. Die Produkte werden in der Qualitätssicherung, Messtechnik und Umweltdiagnostik eingesetzt, beispielsweise zur Kalibrierung von Strahlungsdetektoren und zur Überwachung von Umweltstandards. Die Sparte Medical hat ihren Fokus bei medizinischen Anwendungen, insbesondere in der Krebstherapie und Diagnostik. Eckert & Ziegler entwickelt und produziert radioaktive Komponenten, die in der nuklearmedizinischen Diagnostik und Therapie eingesetzt werden. Dazu zählen beispielsweise Radiopharmazeutika und Geräte für die Strahlentherapie.

Spin-off von Pentixapharm

Am 3. Oktober 2024 vollendete Eckert & Ziegler die Ausgliederung ihrer Tochtergesellschaft Pentixapharm Holding AG, die sich auf die Entwicklung und Zulassung neuer Radiopharmazeutika fokussiert. Hier dreht es sich vor allem um personalisierte Therapien wie Krebserkrankungen mit hohem medizinischem Bedarf, beispielsweise schnell fortschreitende Blutkrebsarten und aggressive solide Tumore.

Es war der erste Börsengang eines Biotechunternehmens in Deutschland seit acht Jahren und erfolgte im Wege eines Spin-offs, bei dem den Eckert & Ziegler-Aktionären Aktien der Pentixapharm ins Depot gebucht wurden. Damit trennte sich die EZAG von einem hoffnungsvollen Bereich, der aber von hohen Investitionen und erhöhter Unsicherheit geprägt ist.

Eckert & Ziegler konzentriert sich seitdem auf seine Kernkompetenzen als führender Anbieter in der Isotopen-Technologie. Die Trennung der beiden Geschäftsbereiche ist daher ausdrücklich zu begrüßen.

Aktuelle Geschäftsentwicklung

Im Geschäftsjahr 2023 erzielte Eckert & Ziegler einen Konzernumsatz von 246,1 Mio. Euro, wozu das Segment "Isotope Products" mit 130,9 Mio. den größten Anteil beitrug, während das Segment "Medical" 115,2 Mio. beisteuerte.

Am 27. Januar legte man vorläufige und noch ungeprüfte Zahlen für das Geschäftsjahr 2024 vor. Danach erzielte man einen Konzernumsatz von rund 295 Mio. Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 66 Mio. Euro. Der Umsatz liegt 20 % über dem Wert des Vorjahres und das bereinigte EBIT sogar 41 %. Der Nettogewinn (aus fortgeführten und nicht fortgeführten Geschäftsbereichen) steigt auf etwa 33 Mio. Euro nach 26,3 Mio. Euro im Vorjahr.

Die Zahlen bewegen sich Rahmen der im November angehobenen Jahresprognosen oder liegen beim EBIT sogar leicht darüber. Das sollten Anleger aber nicht überbewerten, denn die Abspaltung der defizitären Pentixapharm kostete Umsatzanteile, entfernte aber auch den entsprechenden Spartenverlust aus den EZAG-Büchern.

Die Prognose für das Geschäftsjahr 2025 wird am 27. März 2025 gemeinsam mit dem vollständigen, testierten Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2024 veröffentlicht. Aber man bereits heute abschätzen, dass die EZAG auch im Kerngeschäft auf Erfolgskurs bleibt.

Eine Reihe aussichtsreicher Deals

In den letzten Wochen gab es eine Reihe interessanter Neuigkeiten. So feierte die Eckert & Ziegler Radiopharma GmbH Anfang Dezember den erfolgreichen Start der Produktion von Actinium-225 (Ac-225) und begegnet damit dem weltweiten Mangel an diesem wichtigen Radionuklid. Derzeit werden Ac-225-basierte Radiopharmazeutika für verschiedene Krebsarten klinisch untersucht, darunter Prostatatumore, Darmkrebs und Leukämie. Für das nächste Jahrzehnt wird ein erheblicher Anstieg der Nachfrage nach Ac-225 prognostiziert, der durch die zunehmenden klinischen Anwendungen und die vielversprechenden Ergebnisse laufender Studien bedingt ist. Trotz seines therapeutischen Potenzials ist Ac-225 nach wie vor nicht in ausreichender Menge verfügbar.

Zwei Tage später schon folgte der erste Liefervertrag. Mit Ariceum Therapeutics, einem privaten Biotech-Unternehmen, das radiopharmazeutische Produkte für die Diagnose und Therapie bestimmter schwer zu behandelnder Krebsarten entwickelt, wurde ein globaler Liefervertrag für die medizinischen Radionuklide Actinium-225 und Lutetium-177 geschlossen. Beide Radionuklide werden zur radioaktiven Markierung von Ariceums firmeneigenem Leit-Radiopharmakon (SS0110) Satoreotid verwendet, das auf schwer zu behandelnde Krebserkrankungen abzielt, und in klinischen Studien und anschließenden kommerziellen Phasen eingesetzt werden soll. Die Vereinbarung umfasst auch Optionen für die Ausweitung auf andere Arzneimittel sowie die Verwendung zusätzlicher Radionuklide zur Vorbereitung künftiger Vermarktungsaktivitäten.

Mitte Januar unterzeichnete Eckert & Ziegler mit Qi Kang Medical, Ltd (QKM), einem Joint-Venture der Eckert & Ziegler und der chinesischen DC Pharma, einen Lizenzvertrag über die von Eckert & Ziegler verwendete Zyklotron-Technologie zur Herstellung von Actinium-225 (Ac-225). Der Vertrag sichert Eckert & Ziegler eine Einmalzahlung von 10 Mio. Euro und zusätzliche Royalties auf verkauftes Ac-225 zu. Für Eckert & Ziegler ist der Lizenz- und Kooperationsvertrag ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den wachsenden Bedarf von Ac-225 weltweit zu decken.

Beinahe zeitgleich schloss die EZAG mit GlyTherix Ltd, einem australischen Unternehmen, das auf die Entwicklung von Antikörper-Radiopharmaka zur Behandlung von soliden Tumoren spezialisiert ist, die Erweiterung ihrer bestehenden Lutetium-177 basierten Zusammenarbeit durch eine globale Liefervereinbarung für Actinium-225 bekannt.

Bereits Mitte Dezember gab die EZAG-Tochter Eckert & Ziegler Radiopharma GmbH die Einreichung ihres GalliaPharm 68Ge/68Ga Radionuklid-Generators zur Zulassung in Japan bekannt. Dieser Schritt ebnet den Weg für einen breiteren Zugang zu modernsten Diagnoseverfahren wie 68Ga-PSMA-11 in Japan. Novartis Pharma K.K. wird für die Fachinformationen sowie den Vertrieb von GalliaPharm in Japan zuständig sein. GalliaPharm wird als hochwertiger GMP-Generator für Gallium-68 weltweit eingesetzt und unterstützt die Herstellung von Radiopharmazeutika für die Positronen-Emissions-Tomografie (PET), insbesondere in der Onkologie, wie bei der Diagnose von Prostatakrebs durch PSMA-Bildgebung. Eine Zulassung in Japan würde dem lokalen Gesundheitswesen ein zuverlässiges und leicht zugängliches Werkzeug zur Markierung von Gallium-68-Radiopharmazeutika zur Verfügung stellen, das neue Präzision in der diagnostischen Bildgebung bietet und die Früherkennung von Krankheiten sowie Patientenergebnisse verbessern kann.

Opfer einer Cyberattacke

Internetkriminalität feiert Hochkonjunktur und es häufen sich Attacken gegen Unternehmen, bei denen Daten entwendet oder verschlüsselt werden. Entweder um Geld zu erpressen oder um geistiges Eigentum zu stehlen. Oder beides.

Anfang Februar erwischte es Eckert & Ziegler mit einem Cyberangriff auf Teile seiner IT-Systeme. Die Systeme wurden vorübergehend heruntergefahren und vom Internet getrennt, um mögliche Schäden zu begrenzen. Man hat eine Taskforce eingerichtet mit Unterstützung externer Experten und arbeite anhand eines Notfallplans daran, den Normalbetrieb schnell wieder herzustellen. Die Produktion laufe weitgehend unbeeinträchtigt und der Vorstand erwarte keine wesentlichen Beeinträchtigungen des Geschäfts, hieß es damals vonseiten des Unternehmens.

Drei Wochen später konnte die EZAG weitgehend Entwarnung gegeben: alle wesentlichen Kernsysteme seien wieder in Betrieb genommen worden. Vereinzelt gebe es aufgrund der schrittweisen Wiederherstellung an der einen oder anderen Stelle noch Einschränkungen, an einigen Stellen seien Übergangslösungen implementiert worden. Vorstandschef Harald Hasselmann erklärte: "Unsere Produktion läuft weiter, und wir können unsere Kunden beliefern. Dafür haben wir in den letzten Wochen einige digitale Prozesse vorübergehend auf manuelle Prozesse umgestellt".

Eckert & Ziegler scheint mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein und erwartet keine gravierenden Auswirkungen auf das Geschäft und die Finanzlage. Aus eigener Erfahrung als Aufsichtsratschef eines mittelständischen Unternehmens würde ich hier allerdings durchaus mit einigen Unebenheiten rechnen. Denn es mussten erhebliche Ressourcen in die Aufarbeitung und Neuaufsetzung der Systeme investiert werden mit nicht unerheblichen Kosten. Und künftig werden die IT-Systeme stärker und umfangreicher überwacht, was zu dauerhaft höherem Aufwand führen wird. Das ist keinesfalls rausgeschmissenes Geld, aber die Gewinne werden dauerhaft belastet und das könnte zumindest bei den Zahlen im Geschäftsjahr 2025 für Stirnrunzeln sorgen.

Bullcase vs. Bearcase

Quelle: wallstreet-online.de
Mit ihrer Expertise in der Isotopentechnologie und einem klar fokussierten Geschäftsmodell ist die Eckert & Ziegler Strahlen- und Medizintechnik SE gut positioniert bei innovativen Lösungen für medizinische und industrielle Anwendungen. Individuelle Strahlentherapien sind ein boomender Markt, weil sich die Kosten im Rahmen halten und Nebenwirkungen minimiert werden. Man könnte es so formulieren, dass die EZAG mit ihren speziellen Isotopen hier die Schaufeln für den Goldrausch liefert – einen Goldrausch, der gerade erst Fahrt aufnimmt.

Die jüngsten Kooperationen und Liefervereinbarungen zeigen, wie hoch die Nachfrage ist und dass die EZAG mit der Produktion in einem hoch nachgefragten Markt genau richtig agiert. Wie stark sich das am Ende in Heller und Pfennig auszahlt, wird man erst künftig sehen, aber die Börse ist positiv gestimmt. Der Aktienkurs bewegt sich seit drei Jahren in einer Spannbreite zwischen 30 und 60 Euro und versucht sich gerade am einem Ausbruch aus dieser Range. Die Cyberattacke hat sich hierbei nicht als nachhaltige Belastung erwiesen.

Fazit

Mit der Aktie von Eckert & Ziegler können Anleger auf einen wachstumsstarken Spezialwert setzen. Mit einer Marktkapitalisierung von 1,2 Mrd. Euro gehört das Unternehmen nicht zu den ganz kleinen Werten und bei einem Streubesitz von rund 66 % gehen ausreichend Stücke um, so dass auch Nebenwertefonds in der Aktie aktiv sind. Die Dividendenrendite von etwas weniger als 1 % ist weniger attraktiv, dafür sollten sich die unternehmerischen Erfolge bald ordentlich auszahlen. Zumindest als spekulative Depotbeimischung können langfristig orientierte Anleger die EZAG-Aktie in Betracht ziehen.


Die 4 wichtigsten Dinge, die man über Eckert & Ziegler wissen muss

  1. Eckert & Ziegler entwickelt und produziert isotopentechnische Komponenten für medizinische, wissenschaftliche und messtechnische Anwendungen.
  2. Schwerpunkt bilden insbesondere Krebstherapien, wo man mit Actinium-225 und Lutetium-177 gleich zwei aussichtsreiche Isotope im Portfolio hat.
  3. Die Ausgliederung der Tochter Pentixapharm, die sich auf die Entwicklung und Zulassung neuer Radiopharmazeutika fokussiert, entlastet die Gewinn- und Verlustrechnung.
  4. Neue Kooperationen und Lizenzvereinbarungen schaffen die Basis für künftige Umsatz- und Gewinnsteigerungen.
Disclaimer: Habe Eckert & Ziegler auf meiner Beobachtungsliste und/oder im Depot/Wiki.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen